Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
Vorträge über die Stiftshütte - Bei wem wohnt Gott? 1-20
Ein zum Gehorsam geheiligtes VolkEin zum Gehorsam geheiligtes Volk
2Mo 20,1-3: 1 Und Gott redete alle diese Worte und sprach: 2 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft. 3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Wir gehen weiter zum nächsten Punkt, den wir recht sorgfältig betrachten müssen, der Wahrheit, die in 2. Mose 20,1-3 vor uns kommt. Das Volk befindet sich am Berg Sinai, wo sich Gott in seiner Ehrfurcht gebietenden Majestät und Heiligkeit offenbart. Keinem ist es erlaubt, den Berg auch nur zu berühren. Der Herr steht im Begriff, das Gesetz zu geben (d.h. seine Anforderungen an den Menschen), und es wird die ernste Tatsache betont, dass der Mensch diese Anforderungen nicht erfüllen kann. In den ersten vier Geboten finden wir die Anforderungen des Gesetzes im Hinblick auf Gott, in den letzten sechs die Anforderungen in Bezug auf die Mitmenschen. Dies wurde zusammengefasst und so von unserem Herrn zitiert: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lk 10,27). Solch eine Forderung kann der gefallene Mensch ebenso wenig erfüllen, wie er eine Welt erschaffen kann.
Unter diesen Umständen ist das Gesetz weit davon entfernt, Leben zu geben; es kann nur den Tod bringen. Anstatt den Menschen in die Gegenwart Gottes zu bringen, errichtet es Barrieren rund um den unzugänglichen Berg seiner Herrlichkeit und Heiligkeit. „Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Röm 3,20).
Es gibt zwei Übungen, die das Gesetz bewirkt und die zu dem passen, was die Gnade im Passah und im Roten Meer hervorbringt:
Wird es als Grundlage zur Rechtfertigung genommen, zeigt das Gesetz dem Menschen die Größe seiner Schuld und die Tatsache, dass er nicht für Gott passend ist. Man wird die Schrift vergeblich nach einem Beispiel durchsuchen, in dem die Wirkung des Gesetzes Gottes auf den Menschen anders ausfällt.
Manchmal wird uns gesagt, dass das Gesetz zwar nicht die Grundlage unserer Rechtfertigung, wohl aber unsere Lebensregel sei. Es ist in der Tat ein Ausdruck des vollkommenen Willens Gottes für sein Volk, das nach diesen zehn Geboten leben soll. Allerdings ist es Tatsache, dass der Mensch das Gesetz als Lebensregel ebenso wenig halten kann, wie es als Mittel zu seiner Rechtfertigung taugt. Durch das Gesetz kommt nur Erkenntnis der Sünde (Röm 3,20). Denken wir auch an die bemerkenswerte Stelle in 1. Korinther 15,56, die uns sagt, dass „die Kraft der Sünde aber das Gesetz“ ist – es bindet die Sündenschuld auf das Gewissen.
Was ist das Geheimnis des Kampfes in Römer 7? Wir begegnen dort einem Kind Gottes, das sich das Gesetz als Lebensregel nimmt, um so Heiligkeit zu erlangen. Der Gläubige muss jedoch erkennen, dass sich ihm das, was zum Leben gegeben war, zum Tod erweist. Das, was „heilig, gerecht und gut“ ist (Röm 7,12), bringt in ihm nur Verdammnis hervor, und die Verbote wecken nur den unbezwingbaren Wunsch, genau dieses Verbotene zu tun.
Wann immer du jemand siehst, der versucht, das Gesetz als Forderung Gottes an ihn zu halten, wirst du ihn entweder schuldig und elend vorfinden oder – was weitaus schlimmer ist – selbstgerecht und einer Selbsttäuschung verfallen. Ist er ein Kind Gottes, wird er völlig unglücklich und ruft aus: „Ich elender Mensch!“ Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, welchen Zweck das Gesetz dann überhaupt erfüllt. Gottes Antwort darauf lautet, dass es den Mund der Menschen verschließt und ihn zur vollkommenen Erlösung durch Christus führt, um sowohl von aller Schuld als auch von der Macht der Sünde befreit zu werden. Das Gesetz hat seine heilige Aufgabe erfüllt, wenn es die ernste, herzerforschende Wahrheit vermittelt hat, „dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Röm 7,18). Wenn es das bewirkt hat, weist es den Weg zu Christus. „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2).
Nachdem wir uns mit den großen Fragen in Verbindung mit dem Gesetz beschäftigt haben, können wir auf eine andere große Wahrheit zu sprechen kommen, die durch das Gesetz angedeutet wird. In seinem ersten Brief schreibt Petrus an ein Volk von Pilgern – ähnlich dem Volk Israel, als es durch die Wüste zog. Er redet sie an als „auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, durch Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi“ (1Pet 1,2). Sie waren nicht nur ein auserwähltes und wiedergeborenes Volk, das durch das gesprengte Blut geschützt war, sondern es war auch zu praktischem Gehorsam berufen. Wir können es vielleicht so sagen: Das kostbare Blut wurde nicht nur zum Schutz auf ihre Türen gestrichen, sondern auch auf den Weg des erlösten Volkes Gottes gesprengt, um sicherzustellen, dass ihr Wandel für Ihn ist.
Wie groß ist der Gedanke, dass unser ganzer Weg ein blutbesprengter Weg ist, das heißt ein Weg der Heiligkeit. Es ist ein Weg der Erlösung für ein erlöstes Volk (Jes 35,8-10). Genauso wirklich, wie wir von Schuld und Sünde befreit sind, sind wir jetzt zum Gehorsam Gott gegenüber bestimmt. Und dies dürfen wir bildlich durch das Gesetz vorgeschattet sehen. Es ist ein Gehorsam, den es nicht bewirken konnte, den Gott jedoch bei seinem Volk sehen wollte. Das finden wir in Römer 8: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln“ (Röm 8,3.4). Für diejenigen, die vom Gesetz befreit worden sind, wird das Gesetz zum Beweis gerade des Gehorsams, den es selbst nicht hervorbringen konnte. So erinnert uns diese fünfte Stelle daran, dass Gott unter einem gehorsamen Volk wohnt.