Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 37,10-16 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Tisch
Vier MerkmaleVier Merkmale
Der Tisch hatte vier Merkmale, aus deren Bedeutung sich uns im Wesentlichen der Sinn des Ganzen erschließt: Sie betreffen die Materialien, aus denen er hergestellt wurde; seine Maße; seine Form und seine Verwendung.
Das Material war Akazienholz, das mit reinem Gold überzogen wurde.
Die Maße waren 2 Ellen in der Länge, 1 Elle in der Breite und 1½ Ellen in der Höhe: Die Höhe war somit dieselbe wie die der Lade, deren weitere Maße den Tisch allerdings um ½ Elle überragten.
Der Tisch hatte einen Kranz aus Gold ringsherum. Daran grenzte eine handbreite Leiste oder ein Versatz und dann ein weiterer Kranz aus Gold. Es gab also zwei Kränze, die durch eine Leiste getrennt waren. Es gab außerdem vier Ringe aus Gold an den „vier Ecken, die an seinen Füßen {Beinen?} waren. Dicht bei der Leiste waren die Ringe.“ Dort hinein wurden die zwei goldüberzogenen Stäbe aus Akazienholz gelegt, um den Tisch damit durch die Wüste zu tragen.
Den Zweck dieses Tisches erfahren wir in Verbindung mit den Anweisungen zur wöchentlichen Bereitung der „Schaubrote“, die daraufgelegt werden sollten (3Mo 24,5-9). Zwölf Brote, die je aus zwei Zehntel Feinmehl gebacken wurden, sollten in zwei Reihen auf den mit reinem Gold überzogenen „reinen Tisch“ gelegt werden. Reiner Weihrauch sollte darauf getan werden, und diese Darstellung musste Woche für Woche erneuert werden. Es war dieser Brauch, der dem Tisch seinen Namen gab: Es war der „Tisch der Schaubrote“ (4Mo 4,7).
In Verbindung mit dem Tisch, nämlich für den Gebrauch daran, standen auch die verschiedenen Gefäße aus reinem Gold: „seine Schüsseln und seine Schalen und seine Spendschalen und die Kannen, womit das Trankopfer ausgegossen wird“. Die Schüsseln mögen Behältnisse für die Brote gewesen sein; die Schalen enthielten wohl den Weihrauch (wie er bei der Einweihung des Altars dargebracht wurde, s. 4Mo 7,14-89). Die Spendschalen sollten vielleicht die Trankopfer aufnehmen, die aus den Kannen gegossen wurden. Wir schauen sie uns später noch an.
Das Material – Gottheit und Menschheit des Brotes des Lebens
Die Bedeutung der Materialien, aus denen der Tisch hergestellt wurde – des Akazienholzes und seines Goldüberzugs –, haben bereits vor uns gestanden, als wir uns mit der Lade und den Brettern beschäftigt haben, aber wir werden sie in Verbindung mit der Verwendung des Tisches noch einmal kurz betrachten. Bei einem Tisch denkt man natürlicherweise an einen Platz für die Bereitstellung von Speisen und an die Speise selbst. „Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde“ (Ps 23,5). Wir finden den Gedanken der Nahrung in Verbindung mit der Person unseres Herrn in Johannes 6: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt“ (Joh 6,32.33). „Der aus dem Himmel herabkommt“: Das lässt uns an die Gottheit unseres Herrn denken. Das ist das reine Gold. „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt. Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst“ (Joh 6,51-53). Offenbar spricht unser Herr hier von seinem Tod. Aber sein Tod setzt seine Menschwerdung voraus. Er musste Mensch werden, um sterben zu können. Auf diese Weise wird die zweifache Wahrheit der Gottheit und der Menschheit unseres Herrn in diesem Kapitel, das Ihn als das Brot des Lebens vorstellt, miteinander verbunden dargestellt. Wir finden hier also beide Bestandteile des Tisches: Gold und Akazienholz.
Die Maße – Gemeinschaft gemäß dem Sühndeckel
Bezüglich der Maße des Tisches: Seine Höhe betrug 1½ Ellen – genau wie die Bundeslade. Das weist uns darauf hin, dass das Brot der Gemeinschaft dasselbe Niveau hat wie der Sühndeckel. Gemeinschaft mit Gott ist mit Christus und muss folglich mit dem Wert seiner Erlösung auf einer Ebene liegen.
Aber was für ein Gedanke ist das! Gott ist in der Person seines Sohnes herabgekommen, „die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2Kor 5,19). Um das zu dieser Versöhnung nötige Werk völlig zu bewirken, kam unser gelobter Herr als das Brot vom Himmel herab. Und sein Weg führte Ihn tiefer hinab als zu der Krippe in Bethlehem – obwohl das schon eine unermessliche Distanz war; tiefer als in das bescheidene Heim in Nazareth oder auf den heimatlosen Pfad, auf dem Er keinen Ort hatte, sein Haupt hinzulegen; tiefer als an den Ort, wo sie Ihn als Samariter verachteten oder als einen von einem Dämon Besessenen (Joh 8,48); selbst tiefer als einen menschlichen Verbrecher; denn Er stieg an den Ort der Entfernung von Gott herab, Er wurde von Ihm verlassen – Er, der Sünde nicht kannte, wurde für uns zur Sünde gemacht (2Kor 5,21).
Die Tiefen aller deiner Leiden kein Menschenherz erfassen kann!49
Aber die Antwort des allmächtigen Gottes auf dies alles war, dass Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihm Herrlichkeit gab (1Pet 1,21). Ja, Er hat seinen Platz „zur Rechten der Majestät in der Höhe“ eingenommen (Heb 1,3). Das entspricht dem Ort über dem Sühndeckel, dem Thron Gottes, wo auch das Zeugnis vom Blut des ewigen Bundes ist.
Aber an diesem erhöhten Ort ist Er nicht für sich selbst: Er ist dort als der Stellvertreter seines Volkes. Auf solch eine Höhe der Wohlannehmlichkeit hat Er sein bluterkauftes Volk emporgehoben. Es steht vor Gott im ganzen Wert Christi und seines vollbrachten Werkes. Der Apostel sagt über diese Annahme in Christus: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet – und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,4-6). Der Tisch unserer Annehmlichkeit hat dieselbe Höhe wie die Lade. Solch eine Grundlage hat unsere Gemeinschaft.
So vollkommen ist dieses Werk. Wir sehen es an der Stellung unseres gepriesenen Herrn und daran, wie Gottes Gnade Seelen lebendig macht. Mögen wir praktischerweise befähigt werden, durch Glauben in Gottes Gedanken einzudringen und auf seiner Ebene die Gemeinschaft „mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ zu genießen (1Joh 1,3). Das bedeutet allerdings, dass wir „nicht auf Fleisch vertrauen“ dürfen. Die praktischen Kennzeichen der Gemeinschaft werden wir genauer betrachten, nachdem wir noch weitere Lehren aus dem Tisch gezogen haben.
Wir haben schon darauf hingewiesen, dass die Maßangaben nicht nur einzeln betrachten werden können, sondern auch in ihren Verhältnissen zueinander. Einzeln betrachtet zeugen die 2 Ellen Länge von Gemeinschaft und die eine Elle Breite von der Einheit, die das Kennzeichen aller wahren Gemeinschaft ist – göttliche Einheit in der Wahrheit. Damit werden alle falschen Vorstellungen von Gemeinschaft im Keim erstickt.
Wenn wir aber die Längenverhältnisse des Tisches anschauen, so finden wir folgende Angabe: 2 ∙ 1 ∙ 1,5 oder, in größerem Maßstab, 4 ∙ 2 ∙ 3. So haben wir die Faktoren 2 in der Breite, 3 in der Höhe und 4 in der Länge. Die Zahl Zwei spricht, wie wir schon gesehen haben, von Gemeinschaft: „Gehen wohl zwei miteinander, außer wenn sie übereingekommen sind?“ (Amos 3,3). Drei ist die Zahl göttlicher Fülle und Offenbarung und hat gewiss ihren rechten Platz an dem Tisch, wo Gott in Christus offenbart ist, in dem „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ wohnt (Kol 2,9). „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,13): Hier haben wir die Dreieinheit Gottes in Verbindung mit dem Gedanken der Gemeinschaft. Vier ist die Zahl des Geschöpfes und erinnert daran, dass der Mensch Jesus Christus die Grundlage der Gemeinschaft ist. Die Zahl Vier spricht auch von dieser Welt, von der Wüste mit ihren Prüfungen und Leiden, die so oft die Schwachheit und das Versagen der Heiligen zutage bringen. Aber selbst hier in der Wüste bereitet Gott uns einen Tisch. So spricht die Zwei von Gemeinschaft; die Drei von den Personen, mit denen wir Gemeinschaft haben; und die Vier von dem Ort, an dem (äußerlich gesehen) diese Gemeinschaft stattfindet.
49 Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „On That Same Night, Lord Jesus“ von George West Fraser (1840–1896): The depth of all Thy suffering | no heart could eʼer conceive.↩︎