Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 38,1-7 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Brandopferaltar
Das Gitter – das Gericht Gottes wurde im Innersten der Seele getragenDas Gitter – das Gericht Gottes wurde im Innersten der Seele getragen
Als Nächstes kommen wir zu dem Gitter aus Kupfer mit seinen vier Ringen und seiner Anbringung unterhalb der Einfassung (oder dem Rand) des Altars „bis zu seiner Hälfte“. Wir haben gesehen, dass es wahrscheinlich bedeutet, dass das Gitter unterhalb des Randes angebracht war, und zwar genau mittig im Altar. Seine Bestimmung war, das Opfer zu tragen sowie das Feuer, von dem es verzehrt wurde. Wenn wir mit diesem Gedanken richtigliegen, haben wir hierin ein Vorbild der Natur der Leiden unseres Herrn. Das sollte uns seine Gnade großmachen und das Herz mit Lob erfüllen.
Das Feuer in der Schrift
Feuer ist stets der Inbegriff von Zorn und Gericht, und zwar nicht willkürlichen Charakters, sondern des unbedingt notwendigen und erforderlichen. Alles Leben beruht auf Wärme und jede Wärme ist in letzter Konsequenz eine Form von Feuer. „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Heb 12,29). Feuer spricht von intensiver Energie, deren Quelle Gott allein ist. Es muss alles verbrennen, was der Feuerprobe nicht standhält. So muss Gott im Gericht alles verzehren, was seinem gerechten und vollkommenen Willen entgegensteht. Das ewige Zeugnis dessen wird der „Feuersee“ sein, in dem sein Zorn gegen solche brennen muss, die es selbst bewirkt haben, dass der Zorn sich so erweisen muss.
Aber ohne Wärme oder Hitze könnte es kein Leben geben. Und ebenso kann es kein moralisches oder geistliches Leben geben ohne das Gericht Gottes. Wenn manche dafür einstehen, diesen Charakterzug Gottes beiseitezutun, stürzen sie letztlich die ganze Schöpfung in den Tod. So kann und wird es nicht sein. Das Feuer muss sein Werk tun, und selbst im Gericht wird es nicht nur Gottes Gerechtigkeit, sondern auch seine Güte zeigen. Aber wir wollen uns einige Schriftstellen über das Feuer anschauen.
Das meist für Feuer gebrauchte Wort bildet seinen eigenen Wortstamm. Das ist nicht verwunderlich, denn Feuer hat man schon immer gebraucht. Wir finden ähnliche Wörter in anderen Sprachen. Es zählte in der Antike zu den Elementen und wurde häufig als Gottheit verehrt. Wir sehen darin, wie Satan die Gaben Gottes, in denen wir seine Güte und Macht sehen, als Mittel benutzt, die Menschen Ihm gegenüber zu verblenden. Und wenn irgendetwas die Stelle Gottes einnimmt, wird es ein Götze. Es wird von seiner eigentlich nutzvollen Verwendung herabgesetzt zu etwas, was Gott in ein falsches Licht rückt und den Menschen verdirbt. So wirkt das Böse im steten Kreislauf – in einer abfallenden Spirale, die ohne die bewahrende Gnade Gottes fortschreitet, bis die einsetzende Ewigkeit ihm ein Ende im Feuersee bereitet.
Aber jeder Irrtum ist ein Zerrbild der Wahrheit oder eine missbräuchliche Anwendung derselben. Und so können wir sicher sein, dass das Feuer von Gott spricht. Es wird uns sein Wesen darin sichtbar, wenn wir nur das Wort Gottes befragen, um belehrt zu werden. Feuer für sich genommen ist, wie alles in Gottes Schöpfung, nur eine Entfaltung seiner Macht und Weisheit. Davon ausgehend wird es in geistlicher Hinsicht zum Symbol seiner Kraft.
Auf Sodom und Gomorra regnete es Feuer und Schwefel von dem Herrn aus dem Himmel (1Mo 19,24). Ob Gott sich natürlicher Mittel bediente, um dieses Gericht herbeizuführen, soll uns nicht kümmern. Es genügt uns, zu wissen, dass Er es tat. Das zukünftige Schicksal der Bösen beschreibt Gott auf ähnliche Weise: „Er wird Schlingen auf die Gottlosen regnen lassen; Feuer und Schwefel und Glutwind wird das Teil ihres Bechers sein“ (Ps 11,6; siehe auch Ps 21,10; Jes 30,33; 66,15.16). Diese und viele weitere ernste Stellen bezeugen das unausweichliche Verderben der Gottlosen.
Wenn jemand einwenden sollte, dass diese Abschnitte alle aus dem Alten Testament seien und deswegen bildlich aufgefasst werden müssten, genügt es, die ersten Seiten des Neuen Testaments aufzuschlagen, um dasselbe Zeugnis auf den Lippen unseres Heilands selbst zu finden: „wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“ (Mk 9,48; Lk 16,23.24). Und das abschließende Buch des Wortes Gottes ist voller Hinweise auf das schreckliche Feuergericht. Am Ende heißt es: „Dies ist der zweite Tod, der Feuersee“ (Off 20,14.15). Wer diese ernste und unausweichliche Wahrheit leugnet, leugnet Christus und sein Wort.
Feuer ist also ein Symbol für das Gericht Gottes. Aber wir haben reichliche Anspielungen darauf in anderen Schriftstellen, die uns vielfältige und doch verwandte Sichtweisen vorstellen. Der Engel des Herrn erschien Mose „in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusch“ (2Mo 3,2). Die Gegenwart Gottes war damit auf eine Weise sichtbar, die einerseits die Not andeutete, durch die sein Volk (der Dornbusch) in Ägypten gehen musste, und andererseits, dass Er diese Not zuließ und benutzte. Seine Gegenwart war der Grund, dass der Dornbusch nicht verzehrt wurde. Auf der anderen Seite fuhr das Feuer in der Plage, die über die Ägypter kam, in zerstörerischer Kraft zur Erde (2Mo 9,23). Als das Volk unter dem Schutz des Blutes seine letzte Nacht in Ägypten verbrachte, musste es von dem Lamm, „gebraten am Feuer“, essen (2Mo 12,8). Und jede Nacht seiner Wüstenreise wurde durch die „Feuersäule“ erleuchtet (2Mo 13,21). Als Gott ihnen das Gesetz gab, stieg Er auf den Sinai herab im Feuer (2Mo 19,18). Als Nadab und Abihu sündigten, indem sie „fremdes Feuer“ darbrachten, traf das Gericht sie in Form von Feuer (3Mo 10,2). Der Prophet Hesekiel sah die Herrlichkeit des HERRN in Verbindung mit Feuer (Hes 1,4.27). „Der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer“ (5Mo 4,24).
Das Feuer steht daher typologisch für Gottes Gericht, das jede Sünde heimsuchen muss. Es zeigt zudem seine wesenseigene Heiligkeit und Gerechtigkeit, sowohl gegenüber seinen Feinden als auch gegenüber seinem eigenen Volk. Die Feinde müssen, wenn sie nicht Buße tun, jenen unaussprechlichen, ewig währenden Zorn ertragen. Die Menschen aus seinem Volk müssen durch das Feuer von aller Schlacke befreit werden, und am Richterstuhl Christi müssen alle ihre Werke der Erprobung dieser beurteilenden Heiligkeit standhalten. Wir wenden diese Gedanken nun auf das Feuer des Brandopferaltars an.
Gnade und Wahrheit
Die Stiftshütte spricht von der Offenbarung Gottes in Gnade. Daher ist, wie wir gesehen haben, jedes Einzelstück auf die eine oder andere Weise ein Vorbild dessen, durch den „Gnade und Wahrheit“ geworden ist (Joh 1,17). Es ist nicht Gnade ohne die Wahrheit – denn das wäre überhaupt keine Gnade –, sondern Gnade und Wahrheit: Gnade, offenbart in und durch Wahrheit. Gott ist absolute Wahrheit, und das charakterisiert seine Selbstoffenbarung. Außerhalb von Ihm ist alles finstere Nacht des Irrtums und der Lüge Satans. Der Einzige, der Ihn vollkommen offenbaren konnte, war deshalb der, der sagen konnte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Joh 14,6).
In Form und Gestaltung des Altars sind uns diese Wahrheiten in Verbindung mit dem tatsächlichen Zustand des Menschen vorgestellt worden. Eine fleckenlose und unverderbliche Menschheit verbunden mit absoluter Gottheit (Akazienholz und Kupfer) – so drückt sich die Person Christi aus. Das Kupfer erinnert, wie wir gesehen haben, an das unnachgiebige, unveränderliche Wesen Gottes, das bleiben und bestehen muss, was immer es umgibt. Angesichts von Ungehorsam und Sünde bedeutet es unbeugsames und ewiges Gericht. Wir können sagen, dass uns das Kupfer mit seinem feuerähnlichen Glanz hinlenkt auf das darauf brennende Feuer. Tatsächlich finden wir beides miteinander verbunden, wenn der Herr inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelnd gesehen wird: „seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen“ (Off 1,15).
Die Gnade kann sich daher schuldigen Menschen gegenüber nur in Übereinstimmung mit der „Wahrheit“ der unwandelbaren Natur Gottes erweisen. Den Forderungen seiner Natur, so unnachgiebig wie Kupfer, muss Genüge getan werden. Deshalb ist der erste Gegenstand, dem wir begegnen, wenn wir Gott nahen, ein Altar, ein Ort des Opfers, wo Leben hingegeben wird – wir können sagen: Leben für Leben – und wo das Feuer der Heiligkeit Gottes das Opfer verzehrt.
Das Feuer auf dem Gitter
Letztendlich war der Altar somit der Ort, wo das Feuer brennen konnte. Und das geschah auf dem Gitter aus Kupfer. An diesem Ort allein konnte, bildlich gesprochen, das Feuer der Heiligkeit und des Gerichts Gottes brennen, ohne denen, die es eigentlich getroffen hätte, ewiges Verderben zu bringen. „Die Berge erbebten“ und „zerschmolzen wie Wachs“ (Jes 63,19; Ps 97,5). Wenn Er sich schlussendlich die Schöpfung vornimmt, um sie seinem Wesen gemäß zu reinigen, dann werden „die Himmel vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden“ (2Pet 3,10). Das ist natürlich im notwendigen Gericht der „Geist des Gerichts“ und der „Geist des Vertilgens {engl. Verbrennens}“ (Jes 4,4), ein vorbereitendes und vorweggreifendes Gericht kurz vor dem Tausendjährigen Reich, das wörtlich und vollständig an dessen Ende verhängt wird vor dem Eintritt in den ewigen Zustand.
Wer könnte an diesem schrecklichen Tag des Zornes Gottes auch nur für einen Augenblick bestehen? Es gab eine Person und nur einen Ort, wo dieses Feuer brennen konnte und nur Beständigkeit vorfand, weil alles Gottes heiliger Natur entsprach. Das Gitter, worauf das Feuer göttlichen Gerichts brennen konnte, war das Innerste des Sohnes Gottes. Da war Einer, der auf gerechte Weise der Stellvertreter schuldiger Sünder sein konnte. Seine heilige Person machte Ihn fähig, Zornesträger zu sein. Das Feuer des dreimal heiligen Gottes konnte dort brennen. Und es brannte dort und nichts wurde verzehrt als nur die Sünden, die unser Herr in Gnade auf sich nahm – so große und so viele Sünden, dass die ganze Menschheit auf ein und dasselbe Verderben wartete. Das Kreuz! Hier wurden Sünden gerichtet und hinweggetan, hier wurde Satans Macht zerstört, die Welt gekreuzigt, und hier fand göttliche Gerechtigkeit eine ewige Grundlage des Segens für diese Schöpfung. Unbeugsame Gerechtigkeit zeigte sich verbunden mit göttlicher Liebe.
Wir sehen, wie geeignet das Gitter aus Kupfer ist, das Wesen des Sühnungswerkes unseres Herrn darzustellen. Und die Gedanken, die uns beschäftigt haben, scheinen die Auffassung zu bestätigen, dass das Gitter im Inneren, gerade in der Mitte des Altars angebracht war. Denn unser Herr ertrug das Feuer göttlichen Gerichts nicht auf eine äußerliche, oberflächliche Weise. Es ist nur ein schwacher und einseitiger Blick auf jene Leiden, der allein auf die Verfolgungen gottloser Menschen oder auch auf die Bosheit Satans, der sie antrieb, fokussiert ist. Damit können wohl die körperlichen Qualen erklärt werden, denen sich unser heiliger Herr freiwillig unterwarf. Aber das Feuer göttlicher Heiligkeit, dieses herzerforschende Gericht gegen die Sünde, drang ein in das unmittelbare Zentrum seines Wesens. Mit Ehrfurcht betreten wir solch heiligen Boden. Die Sünde ist keine Äußerlichkeit, auch wenn sie dem äußeren Menschen Schaden zufügt. Ihre Quelle ist das Herz, der Mittelpunkt des menschlichen Seins. Daher drang im sündlosen Stellvertreter die Flamme bis in seine heilige Seele ein. Das sühnende Leiden war – wie die Sünde des Menschen – im Herzen. Das Durchdringen der Nägel, die Dornenkrone, der Hohn des Volkes, der Speerstoß – all das ist nicht Ausdruck des tiefsten Wesens seiner Leiden. Gott allein, der das Herz erforscht, weiß, was es bedeutete. Der Sohn, der dieses Gericht trug, weiß um die Intensität dieses Feuers, durch das Er sich selbst ohne Flecken Gott opferte, und weiß, was diese Leiden bedeuten. Was uns betrifft, so dürfen wir uns mit gedämpfter Stimme und bewundernden Herzen erinnern.
Die Tiefen aller deiner Leiden kein Menschenherz erfassen kann!64
Wie erbärmlich erscheint auf diesem Hintergrund die Auffassung, bei den Leiden unseres Herrn habe es sich um eine abgemilderte Strafe gehandelt, wie manche es haben wollen, von geringerem Maße als das, was ein Sünder einmal tragen müsse. Die Schrift ist völlig klar darin, dass unser Herr die volle Sündenstrafe trug – den Zorn, das Verlassensein von Gott in „äußerster Finsternis“ (als Gott sich zurückgezogen hatte im Gericht des Verlassenwerdens; vgl. Mt 8,12; 22,13; Mk 25,30) und den Tod. Wenn jemand fragen sollte, ob das Kreuz mit dem ewigen Feuersee gleichzusetzen sei und, falls nicht, ob der Herr dann überhaupt dieselbe Strafe getragen habe, die der Sünder einmal tragen muss – so antworten wir: Der Kern des Gerichts liegt im Zorn und im Verlassensein von Gott. Das Gericht verändert nicht das Herz des Sünders, der, da er Gottes Gnade verachtet, lieber sonst wo sein möchte als im Licht seiner unendlichen Heiligkeit. Das Verderben des Sünders ist deshalb ewig, weil der Charakter des Sünders sich nicht ändert. Es bleibt bestehen: Es ist „eine große Kluft befestigt“ (Lk 16,26). Und: „Wer unrecht tut, tue noch unrecht“ (Off 22,11). Es fehlt jedes
Verlangen für Gott oder den Himmel. Aber wie war es bei unserem Herrn? Sein Herz blieb auch im Verlassensein am Kreuz so gerecht, so rein, so wahrhaftig, wie es war, als Er sich mit dem Vater beriet, ehe die Welten gemacht wurden, oder als Er im unbefleckten Licht des „heiligen Berges“ erschien (2Pet 1,18). Sein einziges Ziel dort war der Wille des Vaters, sein einziges Motiv, Ihn zu verherrlichen und seine Liebe in Gerechtigkeit zu offenbaren. Das Zerschlagen- und Verlassenwerden und die Finsternis bewirkten keine Veränderung in diesem Fleckenlosen und Heiligen – sein Name sei ewig gepriesen!
Es war daher nicht möglich, dass Er vom Tod festgehalten wurde (Apg 2,24), denn Er hatte alle Forderungen der Gerechtigkeit erfüllt. Es gab nur eine mögliche Antwort auf solch ein Werk und solche Frömmigkeit – dass Er auferweckt wurde aus den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters und erhöht auf den himmlischen Thron. Es ist wohl wahr, dass seine Person von ewigem Wert ist, aber dass sein Herz so wahrhaft und völlig Gott ergeben blieb, als das volle Gericht Ihn traf – darauf konnte die gerechte Antwort nur sein, die Heimsuchung zu beenden. Aber ach! Das Herz des Menschen bleibt auch im Gericht unverändert. Nichts als göttliche Gnade kann eine Veränderung bewirken. Und wenn ein Mensch die Gnade nicht will, so muss er ins Gericht kommen.
In gewisser Hinsicht können wir in dem Altar ein vollständiges Bild des Sühnungswerkes unseres Herrn sehen, auch wenn wir das „außerhalb des Lagers“ verbrannte Sündopfer außer Acht lassen (3Mo 16,27; Heb 13,11.12). In Letzterem sehen wir die Auswirkung des Zorntragens, des Verlassenseins und des Gerichts vonseiten Gottes. Aber haben wir nicht im Feuer den Wesenskern all dessen? Dabei enthält es, wie wir sehen werden, noch viel mehr. So war das Brandopfer das Opfer schlechthin. Es war namensgebend für den Altar, weil es die wesentlichen Elemente aller Opfer enthielt.
Es ist richtigerweise darauf hingewiesen worden, dass das Wort für das „Verbrennen“ außerhalb des Lagers nicht nur „brennen“, sondern ein völliges „Verzehren“ bezeichnet (ähnlich dem Wort „Seraphim“ in Jesaja 6,2.6), wohingegen das Wort für das Räuchern des Fettes beim Sündopfer dasselbe ist, das auch beim Räucherwerk Anwendung findet (3Mo 16,25.27). Aber zeigt nicht gerade die Tatsache, dass das Fett dieses Opfers, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde, zu einem Wohlgeruch auf dem kupfernen Altar geräuchert wurde, dass diese zwei Gedanken wohl unterschieden, nicht aber voneinander getrennt werden sollten? Andernfalls würde der Brandopferaltar und würde auch sein Opfer keine vollständige Sühnung andeuten.
Das Gitter inmitten des Altars lehrt uns daher, dass unser Herr Jesus in seinem Sühnungswerk das gerechte Gericht Gottes im Innersten seiner Seele tragen musste. Wir dürfen deshalb erwarten, im Buch der Erfahrungen – in den Psalmen – Aussprüche unseres Herrn zu finden, die Ausdruck der inneren Erfahrungen sind, durch die Er ging, als Er am Kreuz war. „Wie Wachs ist geworden mein Herz, es ist zerschmolzen inmitten meiner Eingeweide“ (Ps 22,15). „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen“ (Ps 40,13). „Der Hohn hat mein Herz zerbrochen, und ich bin ganz elend … Denn den du geschlagen hast, haben sie verfolgt“ (Ps 69,21.27). „Denn wie Rauch entschwinden meine Tage, und meine Gebeine glühen wie ein Brand. Wie Kraut ist versengt und verdorrt mein Herz, dass ich vergessen habe, mein Brot zu essen. Denn Asche esse ich wie Brot, und meinen Trank vermische ich mit Tränen vor deinem Zorn und deinem Grimm“ (Ps 102,4.5.10.11).
Diese und ähnliche Ausdrücke drücken das innere Wesen der Qualen aus, die unser heiliger Herr in Liebe für uns ertrug. So erkennen wir, worauf uns das „Gitter“ hinweist. Können wir uns ein Herz vorstellen wie das seine, das in völliger Unterwürfigkeit Gott entspricht, göttlich vollkommen ist und das Feuer dieser Heiligkeit erträgt? Das Gitter musste aus Kupfer sein, andernfalls konnte es dem darauf gelegten Feuer nicht standhalten.
64 Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „On That Same Night, Lord Jesus“ von George West Fraser (1840–1896): The depth of all Thy suffering | no heart could eʼer conceive.↩︎