Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 38,8 - Vorträge über die Stiftshütte - Das Becken
Die Bedeutung der WaschungenDie Bedeutung der Waschungen
Lasst uns aus dem Alten und Neuen Testament Stellen sammeln, die uns die geistliche Bedeutung dieser Waschungen zeigen werden.
Waschungen im Alten Testament
Es gibt vier Wörter im Alten Testament, die mit „waschen“ übersetzt werden; zwei davon werden nur einige wenige Male verwendet.
Quah (wegtun) wird zweimal in Bezug auf die Reinigung des Opfers verwendet (2Chr 4,6; Hes 40,38). Seine einzige weitere Verwendung für Reinigung ist in Jesaja 4,4.
Shataph bedeutet in erster Linie „ergießen“, „überfließen“ und „spülen“, indem man das Wasser über die Sache fließen lässt wie etwa über die Hände. In diesem Sinn wird es in 3. Mose 15,11.12; 6,21 verwendet. Es kommt auch in Hesekiel 16,9 vor. Alle diese Stellen weisen auf das gründliche Entfernen oder Wegfegen von Verunreinigung hin wie durch einen fließenden Strom. Der Wagen Ahabs wurde gewaschen – abgespült – am Teich von Samaria, wo die Hunde sein Blut leckten.
Rahatz (eins der beiden verbleibenden Wörter für „waschen“) kommt in demselben Vers vor: „Sie wuschen seine Waffen“67(1Kön 22,38). Es bedeutet in erster Linie „baden“ und ist das am häufigsten verwendete Wort. Mit dieser einen Ausnahme68 wird das Wort für das Baden der Person oder des Opfers verwendet. Wir wollen uns einige typische Abschnitte ansehen. „Aaron und seine Söhne sollst du herzutreten lassen an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft und sie mit Wasser waschen“ (2Mo 29,4; 40,12). Da diese Anweisung direkt auf die Salbung des Beckens folgt, kann man entnehmen, dass sie aus eben diesem Gefäß gewaschen wurden. „Mose und Aaron und seine Söhne wuschen daraus ihre Hände und ihre Füße“ (2Mo 40,31). Der gereinigte Aussätzige badete sich, bevor er seinen Platz im Lager einnehmen konnte (3Mo 14,8.9). Wer aus verschiedenen Gründen unrein war, musste sich baden (3Mo 15,5.6 u.a.). Am Sühnungstag war Aaron verpflichtet, sich zweimal zu baden: bevor und nachdem er Sühnung tat (3Mo 16,4.24).
Ebenso musste sich auch derjenige baden, der den Bock für Asasel wegführte; ebenso derjenige, der das Sündopfer außerhalb des Lagers verbrannte (3Mo 16,26.28). Dasselbe galt beim Zubereiten der Asche der roten jungen Kuh (4Mo 19,7). Naaman sollte sich siebenmal im Jordan baden (2Kön 5,10).
Es wurde auch in Verbindung mit einzelnen Körperteilen verwendet, wie etwa das Waschen der Füße (1Mo 43,24), des Gesichts (1Mo 43,31), der Hände und Füße (2Mo 40,31.32).
Beim Opfer wurde dasselbe Wort verwendet. Die Teile wurden gebadet, so dass sie völlig rein waren (3Mo 1,9 u.a.). Wir können also die offensichtliche Einheitlichkeit der Verwendung dieses Wortes erkennen. Es wurde verwendet, um die Reinigung einer Person im Ganzen oder in Teilen auszudrücken. Das Opfer fällt hier in dieselbe Kategorie, da es ein Stellvertreter für die Person ist und auch ein Bild von dem Einen, der keine Reinigung nötig hatte, der sich aber jeder Prüfung unterwarf und dessen Heiligkeit dadurch vollkommen offenbart wurde.
Kabas ist das letzte Wort für „waschen“, dessen Verwendung ebenso markant ist wie die des gerade untersuchten. Das Wort bedeutet „treten“ und so „durch Treten waschen“. Es wird ausschließlich auf das Waschen von Kleidung und anderen Gegenständen angewendet oder bei der Beschreibung des geistlichen Effekts der Reinigung wie in Psalm 51,4.9; Jeremia 2,22; 4,14. Wir finden diese beiden Wörter einige Male unmittelbar nebeneinander im selben Vers; das eine immer auf die Person bezogen, das andere auf die Kleidung (3Mo 15,7 u.a.). In einem Abschnitt finden wir drei Wörter jeweils in ihrer typischen Weise verwendet: die Hände abspülen, die Kleider waschen und die Person baden (3Mo 15,11). Diese drei Wörter stellen uns drei Sichtweisen der Reinigung vor: die Reinigung der Person oder ihrer Glieder die durch das Waschen erreichte Wirkung, wie bei den Kleidern – den Gewohnheiten die Unreinheit wird abgewaschen, entfernt
Waschungen im Neuen Testament
Lasst uns nun über die Abschnitte im Neuen Testament nachdenken und mit ihrem Licht bezüglich der geistlichen Bedeutung zum Alten Testament zurückkehren, um ihre Tragweite dort zu verstehen.
Es ist bezeichnend, dass in dem Buch, in dem die Sache selbst den Platz des Schattens einnimmt, die Häufigkeit der Wörter für „waschen“ stark reduziert ist. So kommt das Wort rahatz in 3. Mose fast genauso häufig vor wie alle Wörter für „waschen“ im Neuen Testament zusammengenommen, während nun die Wörter, die von dem göttlichen Werk der Gnade sprechen, wie „Heiligkeit“, „Frieden“, „Liebe“ usw., reichlich vorhanden sind.
Die verschiedenen Wörter für „waschen“ im Neuen Testament sind: luo: „Als sie sie aber gewaschen hatten“ (Apg 9,37) „den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (Heb 10,22) „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat“ (Off 1,5) „Wusch ihnen die Striemen ab“ (Apg 16,33) „die gewaschene Sau“ (2Pet 2,22) apoluo: „Steh auf, lass … deine Sünden abwaschen“ (Apg 22,16) „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt“ (1Kor 6,11) brecho: „Fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen69“ (Lk 7,38.44) nipto: „Wasche dir das Gesicht“ (Mt 6,17) „Sie waschen ihre Hände nicht“ (Mt 15,2) „Wenn sie sich nicht … die Hände gewaschen haben“ (Mk 7,3) „Geh hin, wasche dich im Teich Siloam“ (Joh 9,7; auch Joh 9,11.15) „Fing an, den Jüngern die Füße zu waschen“ (Joh 13,5; auch Joh 13,6.8.10.12.14) „Wenn sie der Heiligen Füße gewaschen … hat“ (1Tim 5,10) aponipto: „Wusch sich die Hände“ (Mt 27,24) pluno: „Sie haben ihre Gewänder gewaschen“ (Off 7,14; auch Off 22,14) apopluno: „Wuschen die Netze“ (Lk 5,2)
Das Wort brecho hat in der einzigen Stelle, wo es mit „waschen“ übersetzt wird,70 eine besondere und zarte Bedeutung. Wörtlich bedeutet es „regnen“. Die Tränen der Bußfertigen sind mehr als ein übliches Waschen; sie waren wie ein erfrischender Regenguss, wahre Tropfen vom Himmel.
Die regelmäßig verwendeten Wörter luo und apoluo beziehen sich auf das allgemeine Waschen der Person.
Nipto und aponipto beziehen sich auf das Waschen eines Körperteils, wie Hände, Gesicht, Füße.
Pluno und apopluno beziehen sich auf das Waschen von Gegenständen, wie Kleidung.
Die Verwendung von luo und nipto werden im selben Vers illustriert: „Wer gebadet {von luo} ist, hat nicht nötig, sich zu waschen {von nipto}, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ (Joh 13,10). Diese beiden Ausdrücke deuten offensichtlich auf zwei unterschiedliche geistliche Reinigungen hin.
Das Wasser und die Neugeburt
Lasst uns nun die Bedeutung von „Wasser“ als das für diese Reinigung verwendete Mittel betrachten: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5). Der Ausdruck „aus Wasser geboren“ in Verbindung mit der Neugeburt wird von Ritualisten als Beleg für die Wiedergeburt durch die Taufe verwendet, so dass nach der Taufe eines Kindes dafür gedankt wird, dass es wiedergeboren worden ist und dadurch „zu einem Glied Christi und einem Erben des Reiches der Himmel gemacht“. Wasser kann das aber nicht tun. Der Täufer sagt: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße“, aber der Größere, als Johannes kam, „wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Das ist die Realität. „Aus Wasser geboren“ in Johannes 3 bedeutet genauso wenig die Wiedergeburt durch Taufe, wie das Essen des Fleisches Christi und Trinken seines Blutes in Johannes 6 die Transsubstantiation71 beim Mahl des Herrn bedeutet.
Was heißt „Wasser“? In Titus 3,4.5 lesen wir: „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung {Becken ist das Wort} der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes.“ Es steht im Gegensatz zur alten Natur, von der der Herr in Johannes 3 spricht: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch.“ Der Abschnitt in Johannes spricht von der Neugeburt und genauso der in Titus. In 1. Petrus 1,22.23 wird das bei der Neugeburt verwendete Mittel erwähnt: „Die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem,durch das lebendige und bleibende Wort Gottes .“ Das Wort Gottes ist also das Mittel, das bei der Neugeburt verwendet wird. Es überführt den Sünder und weist ihn auf Christus hin. „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Gottes“ (Röm 10,17).
In Jakobus 1,18 finden wir dieselbe Wahrheit wiederholt: „Nach seinem eigenen Willen hat Er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.“ Der souveräne Wille Gottes hat bei unserer Neugeburt gewirkt. Aber wie? Durch „das Wort der Wahrheit“.
Reinigung mit Wasser finden in 1. Korinther 6,9-11, wo eine schreckliche Aufzählung von Sünden genannt wird – ein schreckliches Bild davon, was der Mensch ist. Nach dieser Aufzählung fährt er mit den Worten fort: „Und solches sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Diese ehemals schmutzigen Korinther waren von neuem geboren worden. Es hatte eine zweifache Handlung stattgefunden, deren beide Seiten in diesem Vers erwähnt werden: „Ihr seid abgewaschen, … ihr seid geheiligt … durch den Geist unseres Gottes.“ Diese werden bei der Wiedergeburt, bei der eine reine Natur gegeben wird, durch den Heiligen Geist hervorgebracht, indem er das Wort Gottes benutzt. Um zu zeigen, dass diese beiden Dinge nicht voneinander getrennt sind, heißt es dann: „Aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Heiligung bzw. Reinigung wird so untrennbar mit der Rechtfertigung verbunden, die in dem Namen unseres Herrn Jesus ist.
Diese Stellen bereiten uns darauf vor, uns das anzusehen, was keinen Zweifel darüber lassen sollte, was das Wasser in dem Becken bedeutet. Wir finden es in Epheser 5,25-27. Große Wahrheiten werden oft in scheinbar gewöhnlichen und dennoch wichtigen Verbindungen gezeigt. In Verbindung mit der Liebe der Männer zu ihren Frauen wird ein wunderbares Geheimnis beschrieben: Christus gibt sich selbst für die Versammlung, damit Er sie reinigte. Beachtet, wie Er es tut. Es geht hier nicht um die Reinigung durch das Blut, die dazu befähigt, vor Gott zu stehen, indem sie alle Schuld zwischen dem Gewissen und Gott wegnimmt – sondern die Reinigung, von der hier gesprochen wird, ist die innere Reinigung: „damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. Er liebte die Versammlung; Er gab sich selbst für sie hin, um sie nun zu heiligen und zu reinigen durch die Waschung mit Wasser durch das Wort. Wasser ist also das Wort, das der Herr als Mittel benutzt.
Wenn wir diese einzelnen Stellen zusammennehmen, finden wir in Johannes 3, dass die Neugeburt eine Notwendigkeit ist. in Titus 3, dass diese Neugeburt durch „die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes“ geschieht. in 1. Petrus 1, dass die Neugeburt durch das Wort Gottes als das Mittel geschieht. in Jakobus 1, dass dieselbe Wahrheit in Verbindung mit dem souveränen Willen Gottes wiederholt wird. in 1. Korinther 6, dass diejenigen, die einst beschmutzt und verdorben waren, abgewaschen und geheiligt wurden durch den Geist Gottes in Verbindung mit der Rechtfertigung in dem Namen Jesu. letztens, dass unser wunderbarer Heiland gerade zu diesem Zweck gestorben ist, seine Versammlung zu heiligen und zu reinigen „durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ (Eph 5,26).
Deshalb spricht das Becken ohne Frage von Christus als dem, der sein Volk durch sein Wort reinigt, das (wiederum) von seinem Geist benutzt wird.
Es gab eine zweifache Verwendung des Beckens: erstens in Verbindung mit der Waschung bei der Heiligung der Priester – ein vollständiges Waschen, ein für alle Mal (2Mo 29,4), das der Neugeburt entspricht, über die wir gesprochen haben; zweitens in Verbindung mit der täglichen Reinigung der Priester bei ihrem Dienst im Heiligtum und am Altar.
Hebräer 10,19-22 verknüpft deutlich die Reinigung durch das Blut und das Waschen mit Wasser. Zuerst wird das Gewissen durch das Blut gereinigt. Dann fügt er hinzu: „den Leib gewaschen mit reinem Wasser“, das heißt ganz gewaschen wie die Priester (bildlich: wiedergeboren durch das Wort Gottes). Nachdem der ganze Mensch gereinigt und ihm eine neue Natur gegeben wurde, können wir Gott mit der Freimütigkeit von Kindern nahen.
Die tägliche Reinigung
Wir haben das Becken in Verbindung mit der Neugeburt betrachtet. Lasst uns nun die tägliche Reinigung ansehen, die für die Gemeinschaft nötig ist. Es ist das Vorrecht des Gläubigen, nicht zu sündigen, wie 1. Johannes 2,1 lehrt. Welche Wiederherstellung gibt es jedoch für den Gläubigen, wenn er durch Unachtsamkeit oder Selbstüberschätzung in Sünde gefallen ist? Er hat nicht nötig, von neuem geboren zu werden. Neugeburt geschieht nur einmal und wird nie wiederholt. Aber „wenn jemand sündigt“ – beachtet den Anlass –, „wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten“. In Ihm ist keine Sünde, Er ist gerecht. Außerdem ist Er „bei dem Vater“, wo Er diese gesegnete Beziehung zu unseren Gunsten aufrechterhält. Wir mögen seine Korrektur nötig haben, doch Gott sei Dank erhält Er unseren Platz als Kinder beim Vater.
Ein Vergleich mit Johannes 13
Eine wunderschöne Darstellung dieser Tätigkeit des Waschens – Waschen durch das Wort – haben wir in Johannes 13, wo unser Herr die Füße seiner Jünger wäscht. Wenn Er in Johannes 15 zu seinen Jüngern spricht, sagt Er: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“ – sie waren gereinigt worden, indem sie sein Wort aufgenommen hatten. Dann betet Er in Johannes 17,17: „Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit.“ Dieses Heiligen von dem Bösen, das in dieser Welt ist, geschieht durch den Geist Gottes, indem Er das Wort auf uns anwendet und uns tagtäglich bewahrt.
Beim letzten Abendessen mit seinen Jüngern, legt unser Herr sein Obergewand ab, genauso wie Er seine Herrlichkeit ablegte, um seinem Volk zu dienen, um sie mit sich selbst in Gemeinschaft zu erhalten, die uns in dem Tisch vorgestellt wird. Dann gürtet Er sich mit dem leinenen Tuch, nimmt das Waschbecken mit Wasser und geht zu jedem der Jünger, um dessen Füße zu waschen. Was für eine demütige Handlung der Gnade!
Dieses Waschen der Füße dient der Reinigung von jeder Verunreinigung, die wir auf dem Weg durch diese Welt aufnehmen. Es mag kein äußerlich sichtbares Versagen geben, es mag nur innerlich sein oder auch nur der Mangel an geistlicher Kraft, die uns im Geist von der Welt unbefleckt erhält. Dem Priester wurde nicht unterstellt, versagt zu haben, wenn er seine Hände und Füße wusch, bevor er die Opfer darbrachte oder ins Heiligtum hineinging. Aber es erinnerte ihn daran, dass er sich in einer Umgebung befand, in der Staub und Schmutz unbemerkt aufgenommen wurde, und deshalb musste er das Wasser ständig anwenden. So bedeutet die Szene in Johannes 13 kein eklatantes Versagen – Schlamm, wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf –, sondern das, was sich einschleicht und die volle Gemeinschaft mit unserem Herrn verhindert. So wie die Sorgen dieser Welt, der Betrug des Reichtums oder die Begierde nach den übrigen Dingen das Wort ersticken können (Mk 4,19), so können in dem Gläubigen Haushaltssorgen, tägliche Pflichten, geschäftliche Angelegenheiten, ja sogar christlicher Dienst praktischerweise die Gemeinschaft mit dem Herrn behindern. Mögen wir uns hüten zu erwarten, dass die Gemeinschaft ungestört bleibt, ohne dass wir uns dieser Handlung unseres Herrn unterwerfen, das heißt ständig unsere Füße waschen. Jemand mag das Evangelium verkündigt oder seinen Geschwistern gedient haben, aber wenn er nicht zum Herrn geht für die praktische Reinigung – etwa von Stolz, Selbstvertrauen, Selbstgefälligkeit usw. –, wird er irgendeine Ungerechtigkeit mit seinen heiligen Dingen verbunden finden (vgl. 2Mo 28,38), ja dass er sich sogar im christlichen Dienst Verunreinigung zugezogen hat.
Was für eine Welt ist das, in der wir uns sogar im Dienst Verunreinigung zuziehen können. Oder sollten wir es nicht vielmehr so sagen: Was für Herzen haben wir, dass sie diese Anwendung des heiligen Wortes sogar in Verbindung mit dem Dienst des Herrn nötig haben! Petrus kannte diese Notwendigkeit nicht. Er hielt sich seinem Herrn für besonders hingegeben, obwohl er im Begriff stand, Ihn zu verleugnen. „Herr“, sagt er (und er denkt an die Würde des Herrn, den er liebte), „du wäschst mir die Füße?“ – Jemand wie Du sollte den Platz eines Dieners einnehmen und meine Füße waschen? Der Herr sagt: „Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen.“ Wie wahr, in vielerlei Hinsicht, sind die Worte: „Du wirst es nachher verstehen.“ Auf Petrus’ Einwand antwortet der Herr: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir“ – nicht, kein Teil an der Errettung, sondern an der Gemeinschaft.
In das andere Extrem verfallend, antwortet Petrus: „Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt“ – als wenn er eine vollständige Reinigung nötig hätte. Die Antwort unseres Herrn ist äußerst bedeutsam: „Wer gebadet ist (so wie der Priester am Tag seiner Weihe ganz gewaschen wurde, was der Neugeburt entspricht), hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ – ganz rein durch die Neugeburt und passend für die Gegenwart Gottes. Aber die Füße, die mit der Erde in Berührung kommen, brauchen eine tägliche Reinigung. Und diese Reinigung wird nach der Auferstehung fortgesetzt, wie wir im letzten Kapitel des Johannesevangeliums sehen, als der Herr dreimal die Erinnerung an Petrus’ Verleugnung anspricht, um ihn gründlich von seinem leeren Rühmen zu befreien: „Wenn alle Anstoß nehmen, ich aber nicht“ (Mk 14,29). Der Herr reinigt ihn von all dem Stolz und der Selbstsicherheit, und Petrus, nun ein gereinigter Mann, wirft sich auf den Herrn mit diesen Worten: „Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe“, und Jesus sagt zu ihm: „Weide meine Schafe.“
Wer kann den Heiligen dienen, wer kann die Füße seines Bruders waschen, dienen, wie Christus gedient hat? Es ist derjenige, der die Wirkung des Wortes in der praktischen Reinigung seiner selbst kennt, wie der Herr zu Petrus sagt: „Und du, bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder.“
Es gibt einen Unterschied zwischen der Reinigung am Waschbecken und der Handlung in Johannes 13. Die Priester mussten am Waschbecken sowohl ihre Hände als auch ihre Füße waschen, aber unser Herr wusch nur die Füße der Jünger. Die Hände sind ein Hinweis auf Werke, wie sie die Forderung des Gesetzes waren. Aber unsere Stellung als Christen ist „nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten“ (Tit 3,5). Es sind die Füße, unsere Wege, die ständig durch das Wort Gottes gereinigt werden müssen durch die Fürsprache Christi, unseres Herrn, und den Dienst des Heiligen Geistes. Aber der Wandel schließt das gesamte irdische Leben des Gläubigen ein. Wir dürfen keine Unterscheidung machen zwischen unserem Dienst und unserem Weg. Das ist vollkommen klar. Der einzige Gedanke ist, vor jeder Idee des gesetzlichen Gehorsams zu bewahren, der durch die Waschung der Hände angedeutet würde. Das ganze Leben, sogar die Gedanken und Wünsche, muss unter die Reinigung des Wortes kommen.
Weitere Stellen
In 1. Korinther 11,28 lesen wir: „Ein jeder prüfe (oder richte) sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch.“ Und später sagt er: „Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden“ (1Kor 11,31.32). Das heißt, wenn wir in der rechten Weise am Mahl des Herrn teilnehmen wollen, muss es im Selbstgericht geschehen. Wir müssen das Licht seines Wortes unsere Wege prüfen und reinigen lassen. Wie beständig sollten wir vor dem Herrn sein, damit Er uns prüfen möge, damit nichts Verunreinigendes an uns haftet, wenn wir zu seinem Tisch kommen, noch etwas dergleichen sein Gefallen an unserem täglichen Leben und seinen Segen hindert.
In Galater 6,1 wird das auf unsere gegenseitigen Beziehungen angewendet: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest.“ Hier geht es um unser Miteinander in brüderlicher Liebe und Fürsorge. Unsere Aufgabe besteht nicht darin, mit anderen über den Fehltritt des Bruders zu sprechen oder in Selbstzufriedenheit Gott zu danken, dass wir nicht darin gefallen sind. Vielmehr geht es darum, dass wir im Geist der Demut, wobei wir uns bewusst sind, dass auch wir versucht werden könnten und an seiner Stelle vielleicht dasselbe getan hätten, gehen und versuchen, ihn in seiner Beziehung zu seinem Herrn wiederherzustellen – damit alles zwischen seiner Seele und dem Herrn ausgeräumt ist. Dann können wir sicher sein, dass die Gemeinschaft wiederhergestellt ist. Das ist wahre, gegenseitige Fußwaschung.
Im Jakobusbrief gibt es ein schönes Beispiel für dieses Waschen der Füße der Heiligen. In Kapitel 5 sagt er: „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“ (Jak 5,16). Es geht nicht darum, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen oder sich um Dinge zu kümmern, die uns nichts angehen, sondern um ein göttliches Interesse, die Gemeinschaft mit dem Herrn für sein Volk sicherzustellen. Es geht nicht darum, wie der Priester ein Bekenntnis zu fordern, das andere ihm bringen müssen, sondern in brüderlichem und gegenseitigem Vertrauen einander die Fehltritte zu bekennen und füreinander zu beten, „damit ihr geheilt werdet“.
67 Anm. d. Übers.: Die Elberfelder Übersetzung, Edition CSV, liest hier: „wo die Huren badeten“. In einigen englischen Übersetzungen wird dies übersetzt mit: „Sie wuschen seine Waffen.“ Siehe auch die Anmerkung zu der Ausnahme.↩︎
68 Dies ist eigentlich keine Ausnahme, denn das Wort, das hier mit „Waffen“ wiedergegeben wird, wird sonst immer mit „Hure“ übersetzt. Die Stelle müsste also wohl eigentlich lauten: „wo die Huren badeten“ – was die Verwendung des Wortes bestätigt. Die zweifache Verachtung von „Hunden“ und „Huren“ wurde in seinem Tod über Ahab gebracht.↩︎
69 Anm. d. Übers.: In der Elberfelder, Edition CSV, wird das Wort in Lukas 7,38 mit „benetzen“ wiedergegeben, während im Englischen „waschen“ verwendet wird.↩︎
70 Anm. d. Übers.: In der Elberfelder Übersetzung, Edition CSV, wird das Wort in Lukas 7,38 mit „benetzen“ wiedergegeben, während im Englischen „waschen“ verwendet wird.↩︎
71Anm. d. Übers.: Eine falsche Lehre, bei der behauptet wird, dass Brot und Wein buchstäblich zu Körper und Blut des Herrn Jesus verwandelt würden.