Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
Die Farben des Scheidevorhangs – der Herr, wie Er hier auf der Erdeoffenbart wurdeDie Farben des Scheidevorhangs – der Herr, wie Er hier auf der Erdeoffenbart wurde
Da wir in den vorherigen Kapiteln bereits ausführlich über die Materialien gesprochen haben, wollen wir uns an dieser Stelle nur kurz an die Hauptpunkte erinnern:
Blau ist die Farbe des Himmels und spricht von dem himmlischen Charakter unseres Herrn: „Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch vom Himmel“ (1Kor 15,47). Schon in seinem ungefallenen Zustand war der Aufenthaltsort des Menschen die Erde – er kannte nichts anderes. Nach dem Sündenfall lautete das Urteil über den Menschen in seiner moralischen Entfernung von Gott: „Staub bist du und zum Staub wirst du zurückkehren!“ (1Mo 3,19). Im Gegensatz dazu gehörte unser Herr von Ewigkeit her zum Himmel: Er war allezeit und in vollkommener Weise im Einklang mit dem Wesen des Himmels. Die Tatsache, dass Er vom Himmel herabkam, bestätigt, dass Er absolut dorthin gehört. Obwohl Er als vollkommener Mensch auf dieser Erde geboren wurde, trug seine Menschheit stets den Stempel seiner himmlischen Natur und seiner himmlischen Bestimmung. Dieses Blau, das von dem himmlischen Charakter unseres Herrn Jesus spricht, wird uns im Johannesevangelium gezeigt.
Purpur ist die Farbe der Könige und spricht von dem Herrn Jesus als König Israels. Er war der wahre Sohn Davids, der auf seinem Thron sitzen sollte. Er war der Messias, der König, der mit dem „heiligen Öl“ (Ps 89,21), dem Heiligen Geist, gesalbt war. Damit war Er für den Thron bestimmt – zur Ehre Gottes und zum Segen für sein Volk. Sie haben seinen Königstitel als Aufschrift an dem Kreuz angebracht, an dem sie Ihn kreuzigten: „Es war aber geschrieben: Jesus, der Nazaräer, der König der Juden“ (Joh 19,19). „Wir haben keinen König als nur den Kaiser“ (Joh 19,15), schrien die Juden. Seitdem spüren sie, wie sie unter der Ferse des Kaisers zertreten werden. Den durch den Purpur vorgebildeten Charakter finden wir im Matthäusevangelium, dem Evangelium des Königreichs.
Karmesin spricht von einer größeren Herrlichkeit als der Purpur eine Herrlichkeit, die sich über die ganze Welt erstreckt, wenn alle Völker der Erde dem unterworfen sein werden, der König der Könige und Herr der Herren ist (Off 19,16). Aber die rote Farbe des Karmesins erinnert uns auch daran, dass diese weltumspannende Herrlichkeit um den Preis seines kostbaren Blutes gewonnen wurde. Jede Herrlichkeit und jeder Segen, der der Welt zuteilwerden wird, wird als Frucht seines Erlösungswerkes erkannt werden. Den Charakter des Karmesins finden wir im Markusevangelium.
Das Weiß des gezwirnten Byssus spricht von der vollkommenen Reinheit „des Menschen Christus Jesus“ (1Tim 2,5), der Sündlosigkeit in seinem ganzen Leben, seinen Gedanken und seinem Willen. Das Auge Gottes, der Licht ist, konnte auf dem Heiligen ruhen und jeden Zug seines heiligen und vollkommenen Wesens in dem in Niedrigkeit wandelnden Sohn des Menschen wiederfinden. Das Lukasevangelium hebt dies in wunderschöner Weise hervor.
Diese vier Farben wurden in Kunstweberarbeit verarbeitet und sprechen von dem vierfachen Charakter unseres heiligen Herrn, wie er uns in den vier Evangelien offenbart wird. Dort webt sie der Heilige Geist gewissermaßen kunstvoll ineinander. Es gibt eine Schriftstelle, die jeden Zweifel bezüglich der Bedeutung des Vorhangs mit seinen Farben ausräumt: „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch“ (Heb 10,19.20). Diese Stelle macht unmissverständlich klar, was der Vorhang ist: Der Vorhang ist sein Fleisch: der menschgewordene Christus, wie Er hier auf der Erde im Fleisch offenbart ist.