Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 36,20-24; 30,11-16; 38,25-27 - Vorträge über die Stiftshütte - Die Zapfen und Bretter
Das einzelne Brett –der einzelne GläubigeDas einzelne Brett –der einzelne Gläubige
Das führt uns direkt zur Bedeutung der auf ihren Füßen ruhenden Bretter. Denn alles, was auf dem Fundament ruht, muss sich in irgendeiner Weise auf den Gläubigen beziehen. Unser Herr brauchte keine Errettung, sondern stand in der Vollkommenheit seiner eigenen Person und seines Wesens vor Gott. Diese Bretter sprechen deshalb von seinem Volk, das die Wohnung Gottes in dieser Welt bildet. Lasst uns sie etwas näher betrachten.
Die 10 Ellen Höhe sprechen, wie wir bereits bei den 10 Gera des Sühngelds sahen, von voller Verantwortlichkeit, und wie schön passen diese beiden zusammen: einerseits ein Preis der Erlösung, der den vollen Anforderungen des vollkommenen, doch von uns gebrochenen Gesetzes Gottes entsprach, und andererseits eine Annahme und Stellung in Christus, die gleichermaßen vollkommen ist. Diese Bretter stehen aufrecht. Für den Sünder geziemt es sich, sich vor Gott in Abscheu vor sich selbst mit den Worten „Unrein, unrein!“ niederzuwerfen (3Mo 13,45; Mt 8,2). „O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ (Lk 18,13) ist alles, was er vorbringen kann. Doch welch ein Wechsel für den Gläubigen. Sein Aussatz ist gereinigt, seine Sünden sind vergeben und er steht nun auf dem festen Fundament, für das Gott selbst gesorgt hat, und bekennt, dass alles der Verdienst Christi ist. In Ihm kann er jetzt stehen24. So rühmen wir uns nun nicht unserer selbst, sondern allein in Christus (Röm 5,2.11; 2Kor 10,17).
Dies macht vollkommen klar, was sonst eine unüberwindbare Schwierigkeit wäre. Wie bereits betrachtet, sprechen die Materialien der Bretter von den zwei Naturen unseres Herrn (seiner Menschheit und seiner Gottheit), die in seiner Person vereint sind. Vielleicht wendet jemand ein, dass es doch völlig unschriftgemäß und blasphemisch sei, davon zu reden, dass wir in der Gottheit Christi sind, was durch das Gold vorgeschattet wird. Wäre es nur das Akazienholz, könnte es wohl das Volk Gottes darstellen. Aber wie kann gesagt werden, dass es in der Gottheit sei?
Das wäre in der Tat Blasphemie. Erinnern wir uns aber daran, dass die Verbindung mit uns in seiner menschlichen Natur besteht (durch seinen Tod), Er jedoch eine Person ist und dass Er alles, was Er ist, für sein Volk ist. Der letzte Adam ist auch der Sohn Gottes, und alle, die Teilhaber des Lebens in Ihm sind, sind in Ihm entsprechend dem vollen Wert dessen, was Er ist.
Ein Abschnitt aus Kolosser 2 wirft Licht auf diese Frage: „Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm … Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist“ (Kol 2,6-10). In Ihm, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, sind wir vollendet bzw. zur Fülle gebracht.25 Niemand, der Gott kennt, könnte für einen Augenblick daran denken, dass das Geschöpf, wenn es in Ihm ist, an der Gottheit teilhat. Aber der Wert der Person, mit der wir vereint sind, ist göttlich, und auch hier zeigt sich wieder der erstaunliche Charakter jener Gnade, die sich so tief erniedrigte, um armselige Widersacher aus ihrem verlorenen Zustand zu erheben und sie zu „Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,17) zu machen. Auch in 2. Korinther 5,21 heißt es, dass Gott den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht hat, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden. Ein göttliches Stehen in Gerechtigkeit ist unser Teil, die wir glauben. Die göttliche Gerechtigkeit ist in Christus so vollkommen verherrlicht worden, dass sie im Hinblick auf unsere Annahme nichts Unpassendes finden kann.
Wenn der Apostel Johannes von der Beziehung in der Familie Gottes durch das göttliche Leben spricht, sagt er, „dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt“ (1Joh 4,17). Und so wie Er sind auch wir „begnadigt {angenehm gemacht} in dem Geliebten“ (Eph 1,6). „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20). Wie wunderbar ist das alles! Gewiss konnte dies nur durch den Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus werden, doch „dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“, und alles, was Er ist, verleiht seinem Volk den Wert, den Er hat. Deshalb hat es Gott bei der bildlichen Vorschattung der Stellung seines Volkes gefallen, sich nicht auf das Akazienholz zu beschränken, sondern Er sieht sie in Ihm, der beides war – Akazienholz und Gold. Somit haben wir eine vollkommene Grundlage, eine vollkommene Erlösung und eine vollkommene Stellung – Christus.
Vielleicht sagt eine ängstliche Seele: „Ich weiß, dass sowohl das Werk als auch die Person Christi vollkommen sind, aber wenn ich nur sicher sein könnte, selbst daran teilzuhaben!“ Die göttliche Antwort darauf finden wir wieder in den Brettern. Es gab nicht nureinen, sondern zwei Zapfen an jedem Brett, die in ihrem jeweiligen Fuß verankert waren. Das Wort für „Zapfen“ ist eigentlich „Hand“, was darauf hindeutet, dass die Hand des Glaubens auf das vollbrachte Werk Christi gelegt wird – so wie die Zapfen einen sicheren Halt in ihren Füßen fanden, die aus dem Silber des Sühngeldes hergestellt wurden.
24Das Wort für „stehen“ kommt sowohl im Alten als auch im Neuen Testament häufig vor. Seine Bedeutung ist offensichtlich: „aufrecht stehen“ oder auch „bleiben“. Es wird verwendet, um die Haltung einer Person zu beschreiben, die Zugang zu Gott hat, vor Ihm steht (1Mo 19,27; 1Sam 6,20; Lk 1,19; etc.). Es wird auch benutzt, um Standhaftigkeit vor dem Feind auszudrücken (Jos 23,9). Das Wort vermittelt ebenso Beständigkeit und Dauerhaftigkeit (Ps 119,89.91; Spr 19,21).
Im Neuen Testament bedeutet das Wort auch ein Stehen vor Gott bzw. die Aufrechterhaltung einer bleibenden christlichen Stellung. Es passt deshalb gut, dass gerade von den Brettern gesagt wird, dass sie standen. „Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der Herr vermag ihn aufrecht zu halten“ (Röm 14,4).
↩︎ 25Anm. d. Übers.: Siehe die Anmerkung in der Elberfelder, Edition CSV.