Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 36,8-13 - Vorträge über die Stiftshütte - Die Teppiche aus gezwirntem Byssus und ihre Farben
Blauer Purpur – der HimmlischeBlauer Purpur – der Himmlische
Wir kommen nun zu den vermutlich auf das weiße Leinen gestickten farbigen Garnen. Als erste Farbe haben wir Blau3. Wir wollen uns für die Bedeutung dieser Farbe verschiedenen Schriftstellen zuwenden. In 2. Mose 24,9.10 bekommen wir eine Vorstellung von Blau. Gott hatte sich am Sinai offenbart, soweit Er konnte, denn „niemand hat Gott jemals gesehen“ (Joh 1,18). Aber Er offenbart etwas von seinem Wesen und tut dies auf die symbolische Art, die der Zeit der Vorbilder und Schatten angemessen ist. Die Ältesten von Israel steigen auf den Berg und sehen unter den Füßen des Gottes Israels „ein Werk von Saphirplatten und wie der Himmel selbst an Klarheit“ (2Mo 24,10). Das intensive Blau des Saphirs redet demnach vom Himmel.
Dieses Wort „Saphir“ stammt von der gleichen Wurzel, die „sprechen“ oder „verkünden“ bedeutet und auch „Buch“. Daher liest es sich in Psalm 19 („Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes“) auf Hebräisch: „Die Himmel saphiren die Herrlichkeit Gottes.“ Blau ist die Farbe der Wahrheit und in Gott allein ist Wahrheit; „Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm“ (1Joh 1,5). Aber der letzte Teil des gleichen Psalms spricht von diesem „Gesetz des Herrn“, das vollkommen ist. Hier findet sich ebenfalls Saphir im Buch – das Wort, das das Wesen des Gottes des Himmels ganz und gar widerspiegelt.
Wenn wir zu Beispielen oder Darstellungen der Bedeutung von Blau kommen, werden wir an die blaue Quaste und an die blaue Schnur erinnert, von denen Gott anordnete, dass sie am Saum der Kleidung seines Volkes sein sollten (4Mo 15,38-40). Sie mussten an dem Teil der Kleidung, der dem Boden am nächsten war, die Farbe des Himmels tragen, um sie an die Vollkommenheit des Gesetzes zu erinnern – das, wie wir soeben gesehen haben, der Ausdruck von Gottes Wahrheit war –, damit sie seinen Willen tun würden. Sie würden sich daran erinnern, dass sie das Volk Gottes waren.
Wenn wir dies auf uns selber anwenden, wie wunderschön passend ist es, dass wir daran erinnert werden sollen, dass wir ein himmlisches Volk sind, vereint durch den Heiligen Geist mit unserem Herrn im Himmel, und dass unsere Kleider – die „Gewohnheiten“ des Lebens, wie das Wort meint – vom Himmel sprechen sollten, sogar im niedrigsten Teil, der in direktesten Kontakt mit der Erde kommt. Aber wer hat jemals dieses Wesen gezeigt, außer Einem? Nur wenn sein Bild in uns vom Heiligen Geist durch Glauben erzeugt wird, können wir in irgendeiner Weise auf seine Gedanken über uns antworten.
Die Farbe des Himmels war von Anfang an auf unserem Herrn. Wie freudig hätten die Engel, die seine Geburt verkündigten, Ihn auf seinem ganzen Weg begleitet und Ihm als ihrem Herrn willig gedient. Er war aus dem Himmel, und das ganze Heer der Himmel war entzückt, Ihn zu ehren. In Gethsemane, der Stunde seiner tiefsten Erniedrigung – abgesehen von Golgatha –, stand Ihm der ganze Himmel zur Verfügung. So konnte Er sagen: „Oder meinst du, dass ich nicht meinen Vater bitten könnte und er mir jetzt mehr als zwölf Legionen Engel stellen würde?“ (Mt 26,53).
Die Farbe Blau im Johannesevangelium
Nun, gibt es ein Evangelium, das unseren Herrn besonders in dieser Weise vorstellt? Viele können umgehend antworten: Das Johannesevangelium ist dadurch gekennzeichnet. Vom allerersten Vers dieses Evangeliums bis zu seinem Ende haben wir Ihn als den Himmlischen vor uns: „Das Wort war bei Gott, … das Wort wurde Fleisch“ (Joh 1,1.14). Im dritten Kapitel sagt Er zu Nikodemus: „Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr glaubt nicht“ – die Notwendigkeit der Wiedergeburt, um in das Königreich einzugehen –, „wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage? Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh 3,12.13), nicht nur der Sohn des Menschen, der vor seiner Menschwerdung im Himmel war; auch nicht der Sohn des Menschen, der im Himmel sein wird, wenn Er zum Vater zurückkehrt; sondern der, dessen ganzes Leben hier die Luft des Himmels atmet. Wir nennen es manchmal das Evangelium der Gottheit, aber zeichnet es sich nicht auch als das Evangelium des Himmlischen aus? Folge Ihm durch dieses wundersame Evangelium und das Blau ist dir überall ersichtlich. Ihn verlangt – können wir dies nicht andachtsvoll sagen? – nach seinem Vater, obwohl Er hier immer und ausschließlich seinen Willen sucht, sogar bis zur Hingabe seines Lebens. Aber der, der Ihn gesandt hatte, ist immer vor seinem Herzen und auf seinen Lippen: „Der lebendige Vater hat mich gesandt und ich lebe des Vaters wegen“ (Joh 6,57). Was für eine vollkommene Abhängigkeit und Unterwerfung! Der einzige Grund für sein Leben hier war sein Vater, in dem Er als vollkommener Mensch blieb. „Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,58). Beachte, dass das Brot der Sohn des Menschen ist, der sein Fleisch und Blut gab; doch Er spricht davon als von dem Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Die Theologie könnte sagen, dass wir die zwei Naturen nicht verwechseln sollen, den Sohn Gottes und den Sohn des Menschen. Das „Brot“ ist Letzteres. Daher wurden wir fälschlicherweise beschuldigt, wir würden lehren, dass die Menschheit unseres Herrn etwas Himmlisches in dem Sinne sei, dass es aus dem Himmel herabkam. Es ist richtig, eifrig auf der Hut vor Irrlehren zu sein, besonders betreffs der Person unseres heiligsten Herrn; doch wir sind hier in der Gegenwart einer äußerst kostbaren Wahrheit. Beabsichtigte unser Herr zu sagen, dass sein Fleisch nicht auf der Erde geboren wurde? Sicherlich nicht; sondern dass Er so mit seiner Menschheit identifiziert war, dass alles vom himmlischen Wesen seiner ganzen Person sprach. Alles war himmlisch, weil Er aus dem Himmel herabgekommen war: Das Brot selbst ist unsere geistliche Nahrung und sein Blut das Leben – ewiges Leben. Er ist die himmlische Speise: „Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6,58). Durch die gesamte Ewigkeit hindurch werden wir uns von diesem „Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist“, ernähren.
Also sehen wir das Blau, eingewoben in „Kunstweberarbeit“, in göttlicher Fähigkeit und Weisheit, wo der Glaube die Schönheit sehen und anbeten kann, während er nicht in die „höheren Geheimnisse“ eindringt, die niemand als der gesegnete Gott wissen kann.
Wir finden das Blau bemerkenswert herausgehoben in Verbindung mit dem Leinen in Johannes 13. Dort lesen wir, dass unser Herr sich mit einem Tuch umgürtete (oder, wie es in der Version von J.N.D. steht, mit einem leinenen Tuch) und die Füße der Jünger wusch und sie mit dem leinenen Tuch trocknete, mit dem er umgürtet war. Er wendete die fleckenlose Reinheit seines eigenen Lebens auf sie an, um ihre Wege praktisch rein zu machen – indem Er sowohl das Wort als auch seinen eigenen Dienst benutzte, um sie für die Gemeinschaft mit sich selbst passend zu machen. Im dritten Vers sehen wir das Blau: „Jesus, wissend, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe, steht … auf“ (Joh 13,3.4). Der, der sich selbst mit dem leinenen Tuch umgürtete, ist der, der von Gott kam und zu Ihm zurückkehrte: der Himmlische.
Nochmals: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater“ (Joh 16,28). Wir könnten sagen, dass es der Mensch ist, der spricht – „dieser Jesus“ –, aber Er unterscheidet nicht zwischen seiner Gottheit und Menschheit. Er sagt nicht: „Meine Gottheit ist vom Vater ausgegangen und meine Menschheit und Gottheit werden zum Vater zurückkehren.“ Nein, es ist die Person, der ganze Christus. Er ist vom Vater ausgegangen und sein ganzes Leben hindurch kennzeichnete Ihn dieses himmlische Wesen. Bei seinem Tod übergab Er seinen Geist dem Vater. Somit geht Er dahin zurück, wo sein Herz immer war: zu seinem Vater im Himmel. Er sagte zu seinen Jüngern: „Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe“ (Joh 14,28). Er ging dorthin, wo Er sein wollte; sein Leben hier war eine Zeit der Verbannung für Ihn. Er sprach immer von seinem Vater, sehnte sich danach, bei Ihm zu sein – sein ganzes Leben war voll davon Wir sehen das Blau durchweg auf das Weiß gewoben.
Wenn wir uns daran erinnern, was wir über das Wort Saphir und seine Verbindung mit dem Buch gelernt haben: Wie vollkommen zeigte unser Herr, dass sein himmlisches Wesen in völliger Übereinstimmung mit dem geschriebenen Wort war. Obwohl Er aus dem und von dem Himmel war, fand Er nichts in der Schrift, was nicht Gott offenbarte. Für Ihn war alle Schrift durch die Inspiration Gottes gegeben; ihre Quelle war himmlisch, nicht irdisch. Deshalb war ihr Autor Gott und nicht der Mensch. Es war diese absolute Unterwerfung unter und die Identifikation mit dem geschriebenen Wort, das Ihn als himmlisch kennzeichnete. Er lebte von dem himmlischen Buch. Für Ihn war es: „In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln“ (Ps 119,89). Er, das lebendige Wort, lebte als Mensch vom geschriebenen Wort. Was für eine hinlängliche Antwort an den Unglauben, der dadurch, dass er der Schrift eine menschliche Herkunft von Inhalt oder Struktur zuschreibt, sie vom Himmel zur fehlbaren und gefallenen Erde erniedrigen möchte.
3 Das hebräische Wort für Blau ist tekhelet, wörtlich eine „Muschel“, das ein Färbemittel von sattem Violettblau liefert. Es war also ein Anteil von Rot darin enthalten, während das Blau überwog. Es ist ebenfalls bemerkenswert, dass es aus tierischem Leben gewonnen wurde. Es wurde für prächtige Kleidung für Personen von Rang verwendet (Hes 23,6; 27,7.24).↩︎