Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 36,20-34 - Vorträge über die Stiftshütte - Die Bretter der Stiftshütte
Der Akazienbaum – Christus als der Baum in der WüsteDer Akazienbaum – Christus als der Baum in der Wüste
Kommen wir jetzt zu der geistlichen Bedeutung der verwendeten Materialien, indem wir versuchen, das zusammenzutragen, was ihre Erwähnungen in der Schrift uns zeigen.
Die Bretter bestanden aus Akazienholz (oder Sittim).19 Abgesehen von der Stiftshütte gibt es nur noch eine Stelle, die sich direkt auf dieses Holz bezieht, in der wir allerdings einen Hinweis auf seine geistliche Bedeutung finden können. „Ich werde Zedern in die Wüste setzen, Akazien und Myrten und Olivenbäume, werde in die Steppe pflanzen Zypressen, Platanen und Buchsbäume miteinander; damit sie sehen und erkennen und zu Herzen nehmen und verstehen allesamt, dass die Hand des HERRN dies getan und der Heilige Israels es geschaffen hat“ (Jes 41,19.20). An einem zukünftigen Tag, an dem Israel gesegnet werden wird, wird Gott die Wüste und Einöde zu einem Ort der Freude machen. Das Volk konnte mit einer moralischen Wüste verglichen werden, in der nichts für Gott wuchs, und das wird so lange der Fall sein, bis die Zeit der Segnung kommt, wo durch Gottes Gnade selbst die Wüste in einen Freudequell verwandelt wird. Dann wird die hohe und wohlriechende Zeder, die wunderschöne Akazie, die immergrüne Myrte, die fruchtbare Olive gedeihen und die Wüste wie die Rose erblühen. Der Baum erinnert an die Lebenskraft inmitten all dessen, was momentan tot und unfruchtbar ist.
Die Wahl des Akazienholzes für die Bretter der Stiftshütte ist besonders stimmig und passt besser hierher als Zedern- oder Olivenholz. Die beiden Letzten wurden bei der Errichtung des salomonischen Tempels (1Kön 6,15.31-33) benutzt und weisen auf die Herrlichkeit und Wohnung Gottes im Tausendjährigen Reich hin, auf die sich der Abschnitt in 1. Könige bezieht. Vielleicht steht die Myrte, die in Verbindung mit dem Laubhüttenfest erwähnt wird (Neh 8,15), in besonderer Weise für Wohlgeruch und grünes Laubwerk. Die Akazie oder Sittim ist dagegen der einzige Baum, der in der Wüste wächst und damit für den beabsichtigten Zweck praktisch verfügbar war, das heißt, um eine Wohnung in der Wüste zu errichten, die aus Holz bestand.
Wenn wir uns an die geistliche Bedeutung erinnern und daran, dass Christus der Schlüssel zu allem ist, erhalten diese Anweisungen eine besondere Schönheit. Wie bereits erwähnt, glich Israel einer moralischen Wüste, was umso mehr der Fall war, nachdem sie aus ihrer Gefangenschaft zurückgekehrt waren und unser Herr zu ihnen kam. Es stimmt zwar, dass der Götzendienst äußerlich aufgehört hatte zu bestehen und Gräber gebaut worden waren, um die Propheten zu ehren, die aufgrund ihres treuen Zeugnisses für Gott und gegen die Sünde erschlagen worden waren. Aber all das konnte die Augen des Heiligen nicht täuschen, der die Herzen erforscht. Was die äußere Religion betraf, gab es viel gewissenhaftes Fasten, der Zehnte wurde gegeben und die heiligen Festtage eingehalten. Doch in allen diesen Dingen war nichts für Gott, keine Frucht des göttlichen Lebens. Nicht ohne Grund werden die Pharisäer, die religiösen und orthodoxen Führer, „übertünchte Gräber“ (Mt 23,27) und „verborgene Grüfte“ (Lk 11,44) genannt. Sie glichen Todesstätten, die wie Körper waren, aus denen der Geist entwichen war. Es ist wahr, dass es einen kleinen Überrest gab, der durch Gnade den Samen einer neuen Nation bildete und sich durch das Bekenntnis seiner Sünden und Fruchtlosigkeit auszeichnete.
Als unser Herr kam, war Er wie ein Spross aus dürrem Erdreich (Jes 53,2). Sie fanden nichts Begehrenswertes an Ihm. Aber wie unterschiedlich ist das Auge Gottes! Hier gab es dieses Reis, das inmitten von Kargheit und Trostlosigkeit aufwuchs. In der Szene des Todes zeigte sich in Ihm Leben und Kraft.
Wenn Gott also den wahren Zustand des Menschen beschreibt, zeigt Er nicht nur auf, dass er Sünden begangen und das Gericht verdient hat, was vollkommen wahr ist, noch, dass er Hilfe braucht, um das zu tun, was richtig ist, sondern er wird für tot erklärt – tot Gott gegenüber. Und für diesen Zustand ist er verantwortlich, weil sein Wille gegen Gott und seine Gnade steht. Die Pelagianer behaupteten, dass der Mensch einfach nur einen Leitfaden bräuchte, um für Gott zu leben. Die moderaten Pelagianer sahen ein, dass er krank war und Hilfe brauchte, um Gott zu gefallen, während diejenigen, die die Wahrheit kannten, erklärten, dass der Zustand des Menschen tot gegenüber Gott war und der Mensch die lebensspendende Gnade Gottes in Christus nötig hatte.
So gestaltete sich also die Welt, in der diese wunderbare Pflanze „vor ihm“ aufwuchs: Sie war in die Wüste gepflanzt, denn das Wort wurde Fleisch (Joh 1,14), und da die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch Er in gleicher Weise daran teilgenommen (Heb 2,14). Doch diese Wurzel hatte Leben in sich selbst und von seiner Geburt an sah das Auge Gottes nichts anderes als Vollkommenheit in Ihm. So, wie das Reis an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen zunahm (Lk 2,52), brachte es alles hervor, was für seine Lebenssituation angemessen war. Hätte dieses Leben für den Menschen keine Auswirkungen gehabt, hätte es Gott doch vollkommen verherrlicht und erfrischt.
19 Das Wort für Brett, keresh, bedeutet ursprünglich „schneiden“ oder „in Stücke schneiden“, was andeutet, dass sie aus einem Sittimbaum geschnitten worden waren. Mit einer Ausnahme in Hesekiel 27,6, wo es mit „Verdeck“ wiedergegeben wird, wird dieses Wort ausschließlich bei der Beschreibung der Stiftshütte benutzt und bedeutet Schnittholz. Das andere grundsätzliche Wort für Brett ist Tisch oder Tablett, was wegen seiner Geschmeidigkeit so genannt wird und bei der Beschreibung des kupfernen Altars Verwendung findet. An unserer Stelle deutet das benutzte Wort ein bearbeitetes Brett an, das entweder komplett aus dem Baumstamm herausgeschnitten wurde oder auch zusammengefügt werden konnte. Vielleicht können wir so die Bretter an den Ecken besser verstehen. Der Gedanke der Zubereitung erinnert uns an die Worte in Bezug auf die Menschheit des Herrn in Hebräer 10,5: „Einen Leib aber hast du mir bereitet“ – eigens und vollkommen passend für Ihn. Wie wir noch sehen werden, beziehen sich die Bretter in erster Linie auf das erlöste Volk Gottes, das passend gemacht und durch seine Gnade dazu geformt wird, seine Wohnung zu bilden. Das Zuschneiden und Zubereiten der Bretter entspricht daher dem Aushauen der Steine des Tempels und weist in beiden Fällen auf die lebendigen Steine des wahren Tempels Gottes hin (1Pet 2,5).↩︎