Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 30,22-33 - Vorträge über die Stiftshütte - Das Salböl
Das Öl als Trägersubstanz – der Herr wirkte alles in der Kraft des Heiligen GeistesDas Öl als Trägersubstanz – der Herr wirkte alles in der Kraft des Heiligen Geistes
Als Nächstes müssen wir die Proportionen betrachten, in denen diese vier Zutaten vermengt wurden. Aber vorher werden wir erinnert, dass ihre „Trägersubstanz“ das Olivenöl war, über das wir ja schon gesprochen haben. Wir haben gesehen, dass es ein Bild des Heiligen Geistes ist, mit dem unser Herr gesalbt war und in dessen Kraft Er Wunder wirkte und von Gott zeugte. Wir werden also erinnert, dass jede wahre Entfaltung der Vortrefflichkeiten Christi in und durch den Heiligen Geist erfolgen muss. Jeder Umgang mit diesen heiligen Dingen ohne den Geist wäre eine rein intellektuelle Anstrengung, die bestenfalls nutzlos wäre und ebenso trocken wie eine Verwendung der Gewürze ohne das Öl. Um der Salbung zu dienen, müssen sie durch den Geist zu einer heiligen Mischung geformt werden, „ein Werk des Salbenmischers“. Das will nicht nur heißen, dass der Geist uns in die Wahrheit einführt, sondern dass Er sie in Gemeinschaft mit der Seele darreicht.
Aber wir müssen einen Schritt zurückgehen, um in vollerem Umfang die Bedeutung des Öls zu erkennen. Die Zutaten darin sprechen von den verschiedenen Eigenschaften, die unseren Herrn kennzeichneten. Es gab nichts in Ihm, das nicht in vollem Einklang mit dem Heiligen Geist war. Tatsächlich war es nicht nur so, dass Er mit Geist gesalbt war, sondern auch, dass seine menschliche Natur von dem Geist war: „Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35). Wir finden das im Vorbild in den Ofengebäcken aus Feinmehl, die mit Öl sowohl gemengt als auch gesalbt wurden. Das ist in der Tat ein heiliges Geheimnis. Es ruft uns zur Anbetung auf, wenn wir an den Heiligen denken, dessen ganze Gegenwart als Mensch durch den Heiligen Geist und in dessen Kraft war. Die Belehrung der Schrift verbindet auf diese Weise den Heiligen Geist mit der Person des Herrn. Der Geist stellt uns immer Christus vor: Er nimmt von den Dingen Christi, um sie uns zu zeigen. Wenn Er dem bangen Sünder Frieden gibt, dann nicht dadurch, dass Er den Sünder damit beschäftigt, wie Er – der Geist – in seinem Herzen wirkt, sondern indem Er Christus und dessen Werk für den Sünder vorstellt. Gleichermaßen wird in dem Glaubenden keine Heiligkeit hervorgebracht, indem er sein Ich kultiviert, sondern indem er die Herrlichkeit des Herrn anschaut und in dasselbe Bild verwandelt wird (2Kor 3,18).
Als unser Herr von Johannes im Jordan getauft wurde und der Heilige Geist in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf Ihn herabkam, da lag in der Form, die der Geist annahm – so können wir es wohl sagen –, ein Hinweis auf Wesen und Amt unseres Herrn Jesus. Die Taube ist der Vogel des Himmels: Ebenso ist Er „vom Himmel herabgekommen“ (Joh 6,38). Die Taube ist auch der Vogel, der liebt und trauert: So kam Er in Liebe und war der „Mann der Schmerzen“ (Jes 53,3). Die Taube ist der Vogel der Milde: Er war sanftmütig und von Herzen demütig. Die Taube war ausdrücklich ein „reiner“ Vogel, wodurch sie als Opfertier in Frage kam: So war unser Herr ohne Flecken und opferte sich als solcher „durch den ewigen Geist“ Gott (Heb 9,14). Damit ist die Taube sowohl ein Hinweis auf den Herrn als auch auf den Heiligen Geist, der in dieser Gestalt kam.
Das Öl war damit ein passender Träger für diese wohlriechenden „Hauptgewürze“. Ein „Hin“ sollte davon genommen werden. Die Bezeichnung dieser Maßeinheit ist ungewisser Herkunft, vielleicht stammt sie von einem Wort, das „reich sein, voll sein, genügend sein“ bedeutet. Das würde auf ein Vollmaß hinweisen: „Gott gibt den Geist nicht nach Maß“ (Joh 3,34). So lesen wir: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück“ (Lk 4,1).
Das Hin war das Maß, das in Verbindung mit den Trankopfern und dem Öl des Speisopfers verwendet wurde (2Mo 29,40) (Man beachte auch die speziellen Bestimmungen für die abgestuften Opfer in 4. Mose 15,4-10, die auf verschiedene Aspekte des Opfers unseres Herrn hinweisen und vielleicht auch auf verschiedene Verständnisgrade auf Seiten des Anbeters.). So wie die Elle für Längen, das Epha für Schüttgüter und das Sekel für Gewichte, so scheint das Hin die gebräuchliche Einheit für Flüssigmaße gewesen zu sein. So wird mit „eines Menschen Maß“, mit dem, was ein Mensch begreifen kann, durch den Geist dasjenige verständlich gemacht, was „die Erkenntnis übersteigt“ – „der unergründliche Reichtum des Christus“ (Eph 3,8.19).