Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 38,8 - Vorträge über die Stiftshütte - Das Becken
Das MaterialDas Material
Bei der Betrachtung der geistlichen Bedeutung des Beckens wollen wir in der schon vorgeschlagenen Reihenfolge vorgehen: als Erstes sein Material, das Kupfer.
Kupfer – Prüfung und Gericht durch den Herrn
Es steht, wie wir bereits gesehen haben, symbolisch für die Eigenschaft Gottes, die seinen unnachgiebigen Charakter im Gericht und im Prüfen aller Dinge durch seine Heiligkeit darstellt. Es ist außerordentlich passend, dass im Vorhof, vor der Wohnung, Kupfer das hauptsächliche Metall ist, während es innerhalb der Wohnung Gold ist. Wie wir bereits gesehen haben, stellt Gold die göttliche Gerechtigkeit, offenbart in Herrlichkeit dar, weshalb sich seine völlige Darstellung im Heiligtum findet, wo sich Gott offenbart. Der Himmel ist der Bereich, in dem die Herrlichkeit der göttlichen Gerechtigkeit vollkommen dargestellt werden wird. Aber hier in der Welt ist es nur allzu passend, dass Kupfer das Metall sein sollte, das den Charakter Gottes in Bezug auf seine Geschöpfe zeigt. Es ist Gottes unnachgiebige Heiligkeit und Gerechtigkeit im Gericht, offenbart in seinem Handeln mit seinen Geschöpfen. Es bedeutet, dass Er mit ihnen im Gericht handeln muss, wenn sie sündige Geschöpfe sind, bzw. wenn nicht mit ihnen, dann doch mit Einem, den das Gericht an ihrer Stelle trifft. Und dorthin hat seine Gnade unseren gelobten Herrn gestellt, der sich unter die Ausführung von Gottes gerechtem Handeln mit dem Menschen aufgrund der Sünde beugte.
In dem Becken werden wir an diese unnachgiebige Gerechtigkeit und Rechtsprechung erinnert, in Ihm, der Gott in seinem wahren Charakter offenbart hat: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Ich zitiere diesen Abschnitt in Verbindung mit dem Becken, weil es absolut angemessen ist, dass das lebendige, persönliche Wort die Verkörperung genau der Eigenschaften Gottes sein sollte, die sich in dem geschriebenen Wort zeigen, das das Becken darstellt. Das Becken, gefüllt mit Wasser, ist also, wie wir später noch sehen werden, ein Bild vom Wort Gottes. Christus selbst ist das lebendige Wort, und durch Ihn ist uns das Wort Gottes gegeben. Die Tätigkeit des Geistes ist natürlich nicht ausgeschlossen, aber wenn Gott es nicht für gut befunden hätte, zu uns über das persönliche Wort zu sprechen, hätte Er uns nicht das geschriebene Wort gegeben. In Verbindung mit Johannes 1,1, das uns Christus als das Wort zeigt, haben wir in Johannes 5,22-27 das Gericht, das dem Sohn gegeben wird. Alle sollen den Sohn, das lebendige Wort, ehren, wie sie den Vater ehren. So werden die göttlichen Eigenschaften der Gerechtigkeit und des Gerichts mit dem Sohn verbunden, dem für die Ausführung des Gerichts entsprechend dem unveränderlichen Charakter Gottes alle Autorität verliehen wird.
Wenn wir zu 2. Korinther 5,10.11 gehen, sehen wir, dass die Zeit kommen wird, wo dieses Gericht, das dem Sohn gegeben ist, von Ihm ausgeführt wird. Das „Wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“ spricht in erster Linie von der Zeit, wenn die Werke des Gläubigen beurteilt werden und der Herr offenbar macht, was die Gnade für uns getan hat. Er wird zeigen, was wir von Natur und in der Praxis waren. Er wird zeigen, wie seine Gnade uns führte, wie Er uns trug, wie Er uns aus manchem Fallstrick errettete. Er wird auch zeigen, wo der Eigenwille tätig wurde, und die damit verbundenen bitteren Früchte. Alles am Richterstuhl des Christus für die Seinen wird dazu dienen, die Herrlichkeit seiner Gnade in Verbindung mit den Wegen der Seinen vorzustellen.
Später muss, wie wir wissen, auch der Ungläubige vor diesem Richterstuhl stehen (Off 20,11-15), jedoch zu einer anderen Zeit und in einem völlig anderen Charakter.
Wenn wir an den Richterstuhl des Christus denken, an den Ernst und die Heiligkeit der Szene, an die Majestät dessen, der dort sitzt, füllen sicher feierliche Ehrfurcht und Ehrerbietung das Herz – aber keine sklavische Angst oder der Ruf zu den Bergen und Hügeln, uns zu bedecken (Off 6,16). Nein, Gott sei Dank, auch nicht der Wunsch, aus dieser Gegenwart zu fliehen. Aber wenn der Richterstuhl des Christus für den Gläubigen ein ernster Ort ist, was wird er für Ungläubige sein? „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen“, sagt der Apostel (2Kor 5,11). Der bloße Gedanke an den Richterstuhl sollte unsere Ernsthaftigkeit verdoppeln, Sünder zu ermahnen, „dem kommenden Zorn zu entfliehen“ (Mt 3,7), von dem die Schrift als „dem Zorn des Lammes“ spricht (Off 6,16).
Der Herr inmitten der Leuchter, die seine Versammlungen auf der Erde darstellen (Off 2-3), blickt mit Augen wie eine Feuerflamme und mit herzerforschenden Worten unter denen umher, die in der Stellung eines verantwortlichen Zeugnisses für Ihn sind. Das ist eine ernste und erforschende Szene! Während Er alles hervorhebt, was Er anerkennen kann, hebt Er genauso alles hervor, was Er verurteilen und verdammen muss. Er führt das Gericht inmitten der Versammlungen aus. Diese Schriftstellen genügen, um zu zeigen, wie angemessen das Kupfer in Verbindung mit dem Becken ist. Es ist nicht die Ausführung des Gerichts an unserem Stellvertreter noch ist es die Verhängung des Gerichts über uns, sondern das Prüfen und Erproben unserer Wege durch den Sohn Gottes gemäß der Autorität, die Ihm gegeben ist, um unter seinem Volk zu richten, bevor Er an einem späteren Tag die ganze Welt richtet.
Die Spiegel – von menschlicher Eitelkeit zu göttlichem Urteil
Das Material des Beckens war Kupfer, aber von den Spiegeln, die die Frauen brachten. Es ist ein wunderbarer Hinweis auf das, was das Empfinden der Güte Gottes im Herzen hervorbringen wird. Hingezogen sein zu Ihm bringt immer Heiligkeit hervor. Es ist der einzige Weg, auf dem Heiligkeit hervorgebracht wird. Der Spiegel mag von der Eitelkeit und Beschäftigung mit uns selbst sprechen, die Stolz zur Folge haben. In Jesaja 3,23 finden wir, dass in einer Aufzählung von Gegenständen, durch die die Töchter Israels ihren Stolz nährten, „Handspiegel“ erwähnt werden. Was für eine Frucht göttlicher Gnade ist es, bereitwillig das zu opfern, was natürlicherweise dem Stolz dient, um zu erhalten, was uns passend macht für die Gemeinschaft mit Gott. Nur Gottes Gnade kann dies tun – den Spiegel in ein Becken verwandeln.
Eine bemerkenswerte Illustration der natürlichen Verwendung des Spiegels finden wir in dem Mann aus Lukas 18. Den Handspiegel vor sich haltend, betrachtet er seine Vorzüge und Schönheiten: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Übrigen der Menschen“ (Lk 18,11). Er schaut noch einmal hinein und sagt: „Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe“ (Lk 18,12). Wie zufrieden war er mit sich selbst! Und das ist es, was wir von Natur aus tun.
Schaut euch den Kontrast dazu an. Seht nun eine, der der Herr den göttlichen Spiegel vorhält – die samaritische Frau in Johannes 4. Der Herr selbst zeigt sich ihr, gibt ihr die Erkenntnis des Heils und durch sie der Stadt, in der sie lebt. Er hält ihr den Spiegel vor. Sie sieht ihren wahren Zustand, aber sie sieht auch Ihn selbst, den Gesandten, den Messias. Was ist die Wirkung? Sie lässt ihren Wasserkrug stehen, geht in die Stadt und sagt: „Kommt und seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe!Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ Der Spiegel des menschlichen Stolzes wird gegen den Spiegel göttlicher Betrachtung getauscht – es ist das Wort Gottes, das uns zeigt, was wir sind und wer Christus ist. Wo immer man Christus erlaubt, so den Spiegel vor unsere Augen zu halten, schließt sich der Pharisäer dem Zöllner an, indem er sagt: „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ (Lk 18,13).
Schaut euch noch eine andere Illustration des Spiegels an. In Philipper 3,4-7 teilt uns Paulus mit, wie er früher in den Spiegel geschaut hatte: „Beschnitten am achten Tag, vom Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, Hebräer von Hebräern; was das Gesetz betrifft, ein Pharisäer“, usw. Wie es ihn gefreut hatte, jedes Merkmal zu betrachten und sich seiner Vorzüglichkeit zu rühmen! Aber ein Anblick Christi in Herrlichkeit brach ihn in Stücke, und die Dinge, die ihm Gewinn waren, achtete er dann als Verlust um Christi willen. So verwarf er den Spiegel der Selbstgefälligkeit.
Doch in Römer 7 hebt er ihn sozusagen wieder auf, aber jetzt nicht, um seine Gerechtigkeit zu beweisen, sondern im Streben nach Heiligkeit. Er nimmt das Gesetz Gottes und sagt: „Wenn ich den Gedanken Gottes über die Heiligkeit entsprechen soll, muss ich sicher dieses Gesetz halten.“ So wendet er sich dem Gesetz zu, das ihn früher als Sünder verdammt hatte. Doch jetzt wendet er sich ihm als Gläubiger zu, um Heiligkeit zu erlangen. Er fängt wieder an, bei sich selbst nach Früchten der Heiligkeit zu suchen. Beachtet, wie der Geist Gottes das Gesetz benutzt. Er erhält einen Blick in sein eigenes Herz, und vierzigmal sagt er in jenem Kapitel „ich“, „mir“, „mein“ – alles dreht sich um ihn selbst; und was ist das Ergebnis des Ganzen? „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ (Röm 7,24).
Der Apostel Jakobus benutzt ebenfalls dieses Bild des Spiegels, wie wir es getan haben – jedoch in einer etwas anderen Beziehung. Ein Mensch, der das Wort hört, ohne dass es in seine Seele dringt, ist wie einer, der zwar in einen Spiegel schaut, sich aber nicht daran erinnert, was ihm dort gezeigt wird (Jak 1,23.24). Auf der anderen Seite schaut derjenige, der hört und sich unter das Wort beugt und ihm erlaubt, zu wirken, in das Gesetz der Freiheit – nicht in das Gesetz zur Errettung, auch nicht, um Heiligkeit hervorzubringen, sondern in „das Gesetz der Freiheit“, das Wort Gottes, das uns frei gemacht hat. Er schaut dort hinein und bleibt darin und ist glückselig in seinem Tun (Jak 1,25). Der Gebrauch des Spiegels ist dabei sehr eng verbunden mit dem, was wir als Anwendung des Beckens herausarbeiten werden.