Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 30,22-33 - Vorträge über die Stiftshütte - Das Salböl
Die Gewichtsproportionen der Gewürze – Vollmaß und AusgewogenheitDie Gewichtsproportionen der Gewürze – Vollmaß und Ausgewogenheit
Die Gewürze wurden nach Gewicht abgemessen, die Einheit dafür war „das Sekel des Heiligtums“. Das Wort hat eine Wurzel, die „wiegen“ und ursprünglich vielleicht „balancieren“ bedeutet. Mit dem Sekel wird der wahre Wert einer Sache bestimmt. Das Sekel des Heiligtums (oder das geheiligte Sekel) war vielleicht schwerer als das gewöhnliche. Es stimme vielleicht mit dem Sekel des Königs überein (2Sam 14,26). Eines wissen wir jedenfalls: Das Sekel des Königs der Könige ist gerecht und unveränderlich, denn „zweierlei Gewichtssteine, zweierlei Epha, sie alle beide sind dem HERRN ein Gräuel“ (Spr 20,10). Das Sekel wurde in 20 Gera unterteilt und ½ Sekel oder 10 Gera waren das Sühngeld für die Männer Israels (2Mo 30,11-16). Dessen Bedeutung haben wir schon betrachtet.
Gott ist ein Gott des Wissens, und von Ihm werden die Handlungen gewogen (1Sam 2,3). Der stolze König Babylons wurde gewogen und zu leicht befunden (Dan 5,27). Und „alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23). Das alttestamentliche Wort für „Herrlichkeit“ ist „Gewicht“. Es leitet sich von einem Wort ab, das „schwer sein“ bedeutet. So erreicht nach Gottes Maßstab keiner das volle Gewicht, das allein Ihn verherrlichen kann. Es gibt daher nur Einen, in dem sich in der Prüfung das volle und wahre Gewicht zeigt. Er konnte sagen: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte“ (Joh 17,4). Und nicht nur zeigte sich in Ihm das volle Gewicht dessen, was Gott verherrlichte – es war auch alles im rechten Verhältnis.
Hier tritt die Zahl Fünf deutlich hervor. Das haben wir schon bei anderen Maßangaben für die Stiftshütte gefunden. Es ist die Zahl, die ein Vollmaß von Fähigkeit und Verantwortung ausdrückt. Verwirklicht wurde sie allein in dem, der Gott und Mensch war: Eins ist die Zahl der Gottheit und Vier die Zahl der Schöpfung (1 + 4 = 5).
Von der Myrrhe wurden 500 Sekel genommen und genauso viel Kassia. Vom würzigen Zimt und vom Würzrohr war es je halb so viel, 250 Sekel. Myrrhe spricht, wie wir gesehen haben, vom Duft der Hingabe und Liebe des Herrn zu Gott bis in den Tod. Die Faktoren der Zahl 500 sind 5 ∙ 5 ∙ 5 ∙ 2 ∙ 2: eine Verantwortlichkeit, der in Liebe auf eine göttliche vollkommene Weise bis zum Tod entsprochen wird. Niemand außer Gott kann die Liebe und dieses Leid ermessen, und Er hat es mit göttlicher Wahrheit wertgeschätzt.
Die zuletzt erwähnte Kassia war von demselben Gewicht. Die scharfe und herzerforschende Aufdeckung und Ablehnung des Bösen war genauso kompromisslos wie seine Hingabe in Liebe bis zum Tod. Sie war im gleichen Maß vorhanden wie die wohlriechende Myrrhe und auf vollkommene Weise damit vermengt.
Der würzige Zimt, der von dem glühenden Eifer spricht, der Ihn verzehrte, stand im passenden Verhältnis zu den anderen zwei Bestandteilen. Es wurde halb so viel davon genommen. Die Faktoren reden jedoch eher von einem Zeugnis (2) erfüllter Verantwortung. Sein Eifer führte Ihn niemals über den Willen Gottes hinaus oder abseits des Laufs der Wege Gottes. Er rief niemals Feuer vom Himmel, um die zu verzehren, die Ihn nicht annehmen wollten.
Das Würzrohr wurde im selben Verhältnis verwendet. Passend verband es den würzigen Duft mit der Wärme des Zimtes. Bei seiner persönlichen, absoluten Gerechtigkeit, die aus dem Schmutz der Erde aufwuchs, verbreitete Er rundherum nichts als Wohlgeruch – einen Wohlgeruch, der, vermengt mit seinen moralischen Eigenschaften, den Geliebten zu einem „kostbaren Salböl“ machte: die völlige Freude seines Vaters.
Und so war in Ihm alles vollkommen harmonisch miteinander vermengt. Das Ergebnis war absolut einzigartig. Jedes Merkmal war so von den anderen durchdrungen, dass in jedem der Duft von allen zu finden war. Er handelte auch nicht einmal gemäß diesem und dann gemäß jenem Wesenszug. Seine Liebe zeigte ebensolchen Eifer, die Sünde zu tadeln, wie seine Aufrichtigkeit absolut darin war, die zu trösten, die gebrochenen Herzens waren. Er legte diese Wesenszüge nicht an und ab. Am Tisch des Pharisäers hatte der Wohlgeruch seiner Wege und Worte alle Eigenschaften von Zärtlichkeit, Treue, Heiligkeit und Sündenhass, während Er den selbstgerechten Menschen tadelte und an die Sünderin ein Wort des Friedens richtete (Lk 7,36-50). Aber ach! Des Menschen Herz will es nicht annehmen und deshalb trifft ihn das Gericht. Aber der Glaube freut sich, und noch mehr freut sich Gott, diese Wohlgerüche zu erkennen – jeden in allem und alle in jedem.61
61Manche stellen sich vielleicht die Frage, wie mit diesen Zutaten ein Salböl hergestellt werden konnte, wenn nur 1 Hin Olivenöl verwendet wurde (vielleicht 6,5 Liter) bei vielleicht 18 Kilogramm Feststoffen. Diese Schwierigkeit bestünde aber nur, wenn die Gewürze wirklich in Trockenform vorlagen. Aber die Myrrhe wird „frei fließend“ genannt, was andeutet, dass sie flüssig war, und das „würzig“ beim würzigen Zimt und beim Würzrohr bedeutet eigentlich „Balsam“, was wohl andeutet, dass diese Gewürze ebenfalls in flüssiger Form zubereitet wurden. Tatsächlich sollte die Mischung ein „Werk des Salbenmischers“ sein – ein Hinweis, dass die Bestandteile als Extrakte vorlagen, ehe sie im Öl vermengt wurden. Wir können sicher sein, dass für alles in göttlicher Weisheit gesorgt war und deshalb alles auf wunderbare Weise von dem zeugte, was Gott in diesen Materialien und in dem Salböl darstellen wollte.