Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 36,20-24; 30,11-16; 38,25-27 - Vorträge über die Stiftshütte - Die Zapfen und Bretter
Zusammengebaute Bretter – die Versammlung als Haus GottesZusammengebaute Bretter – die Versammlung als Haus Gottes
Gehen wir jetzt von dem, was von dem einzelnen Gläubigen und der Vollkommenheit seiner Stellung in Christus spricht, zu seinen gemeinschaftlichen Beziehungen über. Jedes einzelne Brett hatte eine vollkommen sichere Grundlage, unabhängig von seiner Verbindung zu den anderen Brettern, so wie die Sicherheit des einzelnen Gläubigen nicht von seinen Mitchristen abhängt, sondern allein vom Werk Christi. Darin liegt jedoch noch nichts von einer Wohnung für Gott. Es ist aber Gottes Absicht, sie zu seiner Wohnstätte zusammenzubauen.
Genau an diesem Punkt begegnen wir in unseren Herzen einem Egoismus, der ein deutlicher Beweis für unsere gefallene Natur ist. Wir denken eher an unsere eigene Errettung und Sicherheit als an Gottes Herrlichkeit und seine Wohnstätte, weshalb es oft wenig Übung in Bezug auf seine Wohnung auf der Erde gibt. Aber dieselbe Schrift, die uns sagt, dass wir auf einer Grundlage aufgebaut sind, erklärt auch, dass wir „wohl zusammengefügt“ zu einer Behausung Gottes im Geist mitaufgebaut werden (Eph 2,20-22). Die Tatsache, dass jedes Brett mit einem bestimmten Zweck für seinen Platz im Bauwerk zubereitet wurde, zeigt, dass Gott durch den Geist eine bestimmte Absicht hatte, jeden Gläubigen an den Platz zu stellen, wo er im Haus Gottes hingehört. Dies bezieht sich nicht nur auf die volle Entfaltung in der Herrlichkeit, sondern auf die heutige Zeit, in der Er uns in der Wüste gelassen hat.
Das lernen wir anhand der Ringe, von denen es wahrscheinlich (wie wir bereits gesehen haben) an jedem Brett drei gab. Durch sie wurden die Riegel gesteckt, die die Bretter so miteinander vereinten. Kein Brett war vollständig, bevor es diese Ringe aufwies, die deutlich proklamierten, dass kein Brett für sich da war, sondern mit allen anderen in Verbindung stand. Vielleicht erinnern uns die Ringe (ein vollständiger Kreis) an die ewige Verbindung des Gläubigen mit Christus: Wenn die Riegel durch die Ringe gesteckt waren, konnten sie unter keinen Umständen mehr von ihnen gelöst werden. „Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus?“ (Röm 8,35). Das Gold dieser Ringe spricht von dem göttlichen Charakter dieser Verbindung: „Sie sind nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren“ (Joh 1,13). Die drei Ringe sprächen dann von der vollen Offenbarung Gottes in dieser gesegneten Verbindung. Die drei Personen der Gottheit sind aktiv miteinbezogen und verpflichtet: Der Vater hat seinen Sohn gesandt, hat sein Werk angenommen und rechtfertigt jetzt den Gläubigen vollumfänglich. Der Sohn hat die Erlösung in vollkommener Weise vollbracht und der Geist hat nicht nur jeden Gläubigen wiedergezeugt, sondern auch als Gott gehörend auf den Tag der Erlösung versiegelt (Eph 1,13; 4,30). Weiter zeigt sich das Wirken des Geistes, indem Er alle Gläubigen zu einem Leib tauft (1Kor 12,13). So erklären die Ringe deutlich, dass jeder Gläubige für immer und durch ein göttliches Werk mit seinem wunderbaren Retter und Herrn und dadurch auch mit allen seinen Mitgläubigen verbunden ist.
Die Bedeutung der Riegel ist bereits angeklungen. Ihr Material (Akazienholz mit Gold überzogen) zeigt uns die göttliche und menschliche Natur unseres Herrn. Dass es fünf Riegel waren, kann ein Hinweis auf den menschgewordenen Sohn sein und erinnert uns daran, dass Er in allem der vollen Verantwortlichkeit Gott gegenüber entsprochen hat. Fünf setzt sich aus vier und eins zusammen. Diese Zahlen sprechen von der Schöpfung verbunden mit dem Einen (dem Schöpfer). Der mittlere Riegel, der von einem Ende zum anderen durchlief, deutet auf die Gottheit unseres Herrn hin, während uns die vier anderen an seine Menschheit erinnern mögen. So werden uns diese wertvollen Wahrheiten immer wieder vor Augen geführt.
So vereinigt Christus in der Fülle seiner Person sein Volk. Die Bretter wurden Seite an Seite in einer Reihe auf ihre Füße gesetzt. Anschließend war es ein Leichtes, die Riegel durch die Ringe zu führen und eine vollständige Wand für das Haus Gottes zu bilden. Nach Gottes Gedanken und Ratschluss werden die Gläubigen „wohl zusammengefügt … mitaufgebaut“ und „an dem Leib gesetzt“ (vgl. Eph 2,20.21; 1Kor 12,18), so dass ihre Einheit mit Christus auch die Einheit untereinander bedeutet. So war es an Pfingsten. Eines Tages wird sie in ihrer ganzen Vollkommenheit dargestellt werden. Der Glaube soll diese Einheit in praktischer Weise darstellen, und das beinhaltet Übung und Verantwortlichkeit. Leider sind die Folgen des Versagens hierin selbst für das Auge der Welt nur allzu deutlich sichtbar.
Wenn also das Gebet unseres Herrn um Einheit hier gesehen werden kann, muss es der gedanklichen Linie folgen, die uns das, was wir gelernt haben, nahelegt. Jeder Gläubige ist ein göttlich zubereitetes Brett, das auf dem vollbrachten Werk Christi ruht. Er muss seine Einheit mit seinem Herrn und Retter so vollständig begreifen, dass nichts mehr seinen Willen und Weg hindert, in ihm erfüllt zu werden. Dies wird ihn in Übereinstimmung mit allen bringen, die ebenso Christus unterworfen sind, und ein „Zelt des Zeugnisses“ (vgl. z.B. 4Mo 9,15) wird das Ergebnis sein: ein Zeugnis vor der Welt, damit, wie unser Herr sagte, „die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21). Meinen wir nicht, in diesen Versen die goldenen Ringe sehen zu können? „Wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien.“
Wie viele Irrtümer im Blick auf das Haus Gottes werden durch diese heiligen Wahrheiten zurechtgerückt und wie viel „Beschämung des Angesichts“ (Dan 9,8) sollten sie in uns hervorrufen. Wie sehr sollten sie unser Herz und Gewissen üben. Wir hören von solchen, die „der Kirche beitreten“. An dieser Stelle werden wir zuerst daran erinnert, dass es keinen Platz für ein leeres Bekenntnis gibt, denn es durften ausschließlich mit Gold überzogene Bretter sein, die auf silbernem Fundament ruhten. Niemand außer solchen, die wiedergeboren, das heißt „in Christus“ sind, was durch ihr Ruhen in seinem kostbaren Blut, unserer Erlösung, dargestellt wird, kann in diesem Bau Gottes Platz finden. Selbst wahre Christen sprechen von „der Gemeinde ihrer Wahl“ und davon, sich ihr anzuschließen – nicht wissend, dass es nur eine gibt, eine Behausung Gottes, sein Bau, dem Er sich anschließt. Nichts bleibt dem Willen des Menschen überlassen. Gottes Wort hat bereits vorgesorgt. Die goldenen Ringe verkünden, dass alles entsprechend der göttlichen Ordnung sein muss, wie sie in seinem Wort offenbart wird.
Könnten wir uns vorstellen, dass sich Mose einige Bretter aussuchte und an einem bestimmten Ort eine kleine Stiftshütte errichtete, dass Aaron an einem anderen Ort dasselbe täte und dass Eleasar, Ithamar, Josua und Kaleb dies ihrerseits wiederholten? Welch ein Zerrbild von Gottes Plan wäre jede einzelne gewesen! Was hätte es für eine Rolle gespielt, wenn jeder für seine eigene kleine Stiftshütte lautstark besondere Anerkennung eingefordert hätte? Nein, stattdessen hätte jeder dieser Männer Gottes gesagt: „Wer sind wir, dass ihr das Haus Gottes auseinanderreißen solltet, um für uns einen Platz einzurichten?“ So tadelte Gott den Gedanken von Petrus, drei Hütten zu machen, „dir eine und Mose eine und Elia eine“ (Mt 17,4). Es gab nur Einen, den sie auf diese Weise ehren sollten. Er allein ist der Mittelpunkt seines Volkes: „Dieser ist mein geliebter Sohn, … ihn hört.“ Falls jemand es für unmöglich hält, dass irgendein Mensch auf diese Weise dort zu einem Mittelpunkt der Spaltung gemacht wird, wo Gott Einheit möchte, genügt ein Blick auf 1. Korinther 1: „Jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus“, worauf der Apostel entgegnet: „Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?“ (1Kor 1,12.13).
Verteidigen wir also nicht das traurige Versagen der gesamten Versammlung Gottes, das viele Spaltungen bewirkt hat. Verteidigen wir diese nicht als gut und richtig. Wenn doch, wo bleibt das Zeugnis über die Einheit des Hauses Gottes? Was denkt eigentlich die Welt über all das?
Aber lasst uns noch einen Schritt weiter gehen und nicht beim äußeren Zeugnis stehenbleiben. Welcher Herzenszustand hat eigentlich all diese Spaltungen überhaupt erst ermöglicht? Hat das bloße Bekenntnis nicht einen Platz erhalten, das zu einer Vermischung des Wahren und Falschen geführt hat? Gibt es nicht viele, die behaupten, „Bretter“ zu sein, aber keine entsprechenden gottgewirkten Kennzeichen tragen? Die keine „Ringe“, keine feste Grundlage aufweisen? Und wie viel Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes gibt es auch auf Seiten wahrer Gläubiger. Wie wenig wird dem Herrn sein wahrer Platz der Herrschaft in Herz und Praxis eingeräumt! Es mag vielleicht manche Lehre geben, die schriftgemäß und wahr ist, der aber ein unangemessener Stellenwert gegeben wird, so dass die „Einfalt gegenüber dem Christus“ verdunkelt wird (2Kor 11,3). Vielleicht sind in guter Absicht menschliche Einrichtungen eingeführt worden, die die Ordnung, den Dienst usw. betreffen. Oder es hat die scheinbar harmlose Annahme eines konfessionellen Namens den einzigen Namen verdrängt, den wir bekennen sollten und zu dem hin sich sein Volk versammeln soll (Mt 18,20).
Und diese Dinge sind keine Kleinigkeiten. Als diese Dinge nur in ihrem Keim bestanden, fragte der Apostel bereits: „Seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“ (1Kor 3,3), das heißt als Menschen dieser Welt. Wie schade, dass ein solcher Hinweis das Gewissen der Masse derer, die bekannt hat, „als eine keusche Jungfrau dem Christus“ (2Kor 11,2) verlobt zu sein, kaum berührt. Einer Seele, die Ihm wirklich treu ist, von seiner Liebe gedrängt wird (2Kor 5,14) und seiner Furcht entspricht (Ps 119,38), würde solch eine Frage allerdings die Schamesröte ins Gesicht treiben. „Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16), sagt der Heilige und Treue. Kann es dann in seinen Augen eine Kleinigkeit sein, wenn die Seinen als Menschen dieser Welt leben?
Oh, dass unsere Herzen über den Ruin trauerten, der durch unsere eigene Torheit entstanden ist! Es geziemt uns kein anderer Platz als den der wahren Demütigung vor Ihm. Noch immer sieht Er den Niedrigen (Ps 138,6) – und wird ihn auch in Zukunft immer sehen. Dann wird Er, mögen die Bretter auch in der Wüste zerstreut sein, ein Wort für das elende und geringe Volk haben (vgl. Zeph 3,12), ja, selbst eins in Bezug auf sein Zeugnis, das trösten wird, ohne dem Stolz zu dienen.
Kehren wir jedoch vom Bekenntnis unseres gemeinsamen Versagens zum Plan und Ratschluss Gottes zurück und betrachten wir die Stelle etwas genauer, die bereits teilweise aus 1. Korinther 12 zitiert wurde: „Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1Kor 12,12.13). Hier wird die Eigenständigkeit jedes einzelnen Gläubigen gewahrt („viele Glieder“), dennoch ist es nur „ein Leib“. Im Norden und Süden gab es auf jeder Seite zwanzig Bretter, dazu sechs an der Westseite sowie eins an jeder Ecke, so dass es insgesamt achtundvierzig Bretter waren. Diese stellen die vielen Glieder des einen Leibes Christi dar. Die Faktoren von achtundvierzig sind 6 ∙ 8, wobei sechs die Zahl der Begrenzung des Bösen und des Sieges darüber ist, und acht (7 + 1) die bekannte Zahl der neuen Schöpfung. Gott hat durch das Kreuz der Welt und dem Tag des Menschen eine Grenze gesetzt. Sie gehen zu Ende – so sehr der Reichtum der göttlichen Langmut ihnen gegenüber auch erwiesen wird (vgl. Röm 2,4). Aber in unendlicher Liebe, losgelöst von menschlicher Gerechtigkeit, hat Gott in dem Kreuz, das das Gericht über diese Welt verkündet hat, den Sieg über das Böse errungen: „Als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe“, das heißt durch das Kreuz, „über sie einen Triumph hielt“ (Kol 2,15). Dieser Sieg ist in vollkommener Gnade zum Heil „jedem Glaubenden“ (Röm 1,16), so dass Er nun auf den Trümmern der alten Schöpfung und völlig unabhängig davon die neue Schöpfung eingeführt hat: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2Kor 5,17). Und das ist der andere Faktor, der Begleiter des Sieges über das Böse. Beide zusammen ergeben „den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24). All das wird in seiner Vollkommenheit in Christus allein gesehen – bis zu dem Tag, an dem Er seine Erlösten darstellen wird in der Herrlichkeit, die Er ihnen gegeben hat. Bis dahin ist der Glaube stets mit Ihm und niemals mit sich selbst beschäftigt. Nur über „einen Menschen in Christus“ können wir uns rühmen, über uns selbst nicht (2Kor 12,2.5). Die goldenen Bretter sprechen immer von Ihm – doch durch göttliche Gnade sind die Seinen „in ihm“ und so Gottes Gerechtigkeit geworden.
Vergessen wir nicht, dass für die vollständige Darstellung dieses Sieges über das Böse in der neuen Schöpfung jedes Brett benötigt wird. Siebenundvierzig Bretter würden uns davon nichts erkennen lassen. So hat es unser Gott ausgeschlossen, dass vor Ihm auch nur eins fehlen könnte. Beachten wir, wie der Apostel von dem einen Leib spricht und anfügt: „so auch der Christus“ (1Kor 12,12). Er sagt nicht: „so auch der Leib des Christus“. Da kommen wieder die goldenen Bretter zum Vorschein. Als Saulus von Tarsus die Heiligen verfolgte, fragte unser Herr von der Herrlichkeit aus: „Warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4). Saulus verfolgte Christus – so vollständig macht Er sich eins mit seinem Volk. Das also ist „der Christus“: sein Volk in Ihm und Er das Haupt. Dies ist nicht durch menschliche Tätigkeit bewirkt worden, sondern durch den Heiligen Geist, der alle Gläubigen zu einem Leib, dieser Behausung Gottes, getauft hat.
Wir können das Wirken des Geistes, als Er die Gläubigen mit Christus und untereinander vereinte (angedeutet in den Ringen und Riegeln), in der [praktisch verwirklichten] Einheit und Gemeinschaft der Gläubigen zu Pfingsten erkennen. Mochten die Heiligen verfolgt und gefangen genommen werden, „als sie aber freigelassen waren, kamen sie zu den Ihren“ (Apg 4,23). „Ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben“ (1Thes 4,9). „Festhaltend das Haupt, aus dem der ganze Leib, durch die Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst“ (Kol 2,19). Diese und viele andere kostbare Stellen werfen Licht auf die praktische Einheit und Gemeinschaft der Gläubigen, deren einziger Maßstab der vollkommene Wille Gottes ist, der sich in dem zeigt, womit wir uns in aller Schwachheit beschäftigt haben.