Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 37,17-24 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Leuchter
Die Öllampen – Licht durch den Heiligen GeistDie Öllampen – Licht durch den Heiligen Geist
Wir nehmen die Bedeutung der Lampen, die uns eigentlich erst später beschäftigen würden, etwas vorweg und suchen ihre Bedeutung in der Schrift, um zu sehen, in welcher Verbindung sie zu dem sie tragenden Leuchter stehen.
Öl gehörte zu den nützlichsten Erzeugnissen des Landes Israel – für den häuslichen wie für den gottesdienstlichen Gebrauch. Es hatte drei Hauptverwendungen: zur Speise, für Licht und zur Salbung. So hatte die Witwe von Zarpat nichts außer „einer Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug“ (1Kön 17,12). Die tüchtige Frau hatte einen guten Vorrat von Öl – „bei Nacht geht ihr Licht nicht aus“ (Spr 31,18). David wusch und salbte sich nach dem Tod seines Kindes (2Sam 12,20). Das sind Beispiele für den häuslichen Gebrauch von Öl, und die gottesdienstliche Verwendung war ähnlich. So wurde das Speisopfer, wenn es ein Ofengebäck war, aus Feinmehl „gemengt mit Öl“ oder „gesalbt mit Öl“ zubereitet (3Mo 2,4). Den Gebrauch des Öls zum Licht betrachten wir gerade in den Lampen des Heiligtums. Und es wurde stets zur Salbung und Weihung von Menschen, Orten und Gegenständen verwendet. So wurden Priester gesalbt (2Mo 28,41) und auch die Stiftshütte samt all ihren Einrichtungsgegenständen (2Mo 40,9). David sowie alle Könige Judas wurden gesalbt (2Sam 2,7; 1Kön 1,34). Der Prophet Elisa musste gesalbt werden (1Kön 19,16). Ein bemerkenswerter Fall ist die Salbung des Denkmals in Bethel durch Jakob (1Mo 28,18; 31,13), wobei er den Ort als das „Haus Gottes“ aussonderte, ein gewisser Vorgriff auf die Stiftshütte. Wie wohl bekannt ist, bedeutet Messias „Gesalbter“. Die Bezeichnung „der Gesalbte des Herrn“ wurde stets auf Könige angewandt und war der anerkannte Titel unseres Herrn. „Christus“ ist bloß die griechische Entsprechung für Messias, den „Gesalbten“ (Ps 2,2; 18,51; 84,10; Dan 9,25.26).
Im gottesdienstlichen Gebrauch scheint das Salben die hauptsächliche Verwendung des Öls gewesen zu sein, und vielleicht können wir sagen: Es ist auch der abschließende Gedanke. Dass Jakob in Bethel das Denkmal salbte, ist die erste Erwähnung der Verwendung von Öl überhaupt in der Schrift, und es wird dort der Gedanke des Heiligens oder Beiseitesetzens für Gott geweckt, der – wie alle Gedanken Gottes – seine volle Bedeutung in seinem geliebten Sohn, dem Gesalbten, erhält. Die Bedeutung des Öls unter diesem Gesichtspunkt ist klar, und einige Schriftstellen zeigen sie uns: „Siehe, die Himmel wurden ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen“ (Mt 3,16). Wir haben einen inspirierten Kommentar dazu in der Rede des Petrus an die Schar im Haus des Kornelius, wo er, ausgehend von der Taufe Jesu, zeigt, „wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm“ (Apg 10,38). Derselbe Geist gab an Pfingsten in den Jüngern dem auferstandenen und verherrlichten Christus Zeugnis. Die Salbung Davids durch Samuel verbindet seine Beiseitesetzung zum König aufs engste mit der Kraft des Geistes, die für diese erhobene Stellung nötig ist (1Sam 16,13).
Die Beiseitesetzung durch Salbung geschah somit vor allem zum Dienst und zu göttlichen Aufgaben, sowohl bei Stiftshütte, Priestern und Propheten als auch bei Königen. Diese Ausstattung zum Dienst geschah in zweifacher Hinsicht – für die unmittelbare Anbetung Gottes und für Regierung und Zeugnis gegenüber Menschen. Es ist Letztgenanntes, das wir besonders mit dem Dienst unseres Herrn verbinden. Und kommen wir an dieser Stelle nicht zu dem zusätzlichen Gedanken des Lichts? „Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und die Kunde über ihn ging aus durch die ganze Gegend. Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen“ (Lk 4,14.15). Derselbe Evangelist fährt direkt fort mit dem Bericht seines Besuchs in Nazareth, wo Er aus dem Propheten Jesaja las: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen“ (Lk 4,16-22). Hier haben wir den Schein der Lampe des Zeugnisses in der Kraft des Heiligen Geistes. Dasselbe können wir von der Offenbarung des Geistes am Pfingsttag sagen: „Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen“ (Apg 2,3). Die Gedanken von Licht und Zeugnis scheinen hier miteinander verbunden zu sein, wie es auch in einem anderen Abschnitt ist, wo zwar von dem Geist nicht die Rede ist, wohl aber von Zeugnis: „unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens“ (Phil 2,15.16).
Wenn wir zum Alten Testament zurückkehren, so finden wir die Gedanken der Salbung und einer Lampe miteinander verbunden: „Dort will ich das Horn Davids wachsen lassen, habe eine Leuchte für meinen Gesalbten zugerichtet“ (Ps 132,17). „Damit mein Knecht David alle Tage eine Leuchte vor mir habe“ (1Kön 11,36). David selbst wurde „die Leuchte Israels“ genannt (2Sam 21,17), und in weit höherem Sinn bezeichnet unser Herr Jesus selbst sich als „das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Wir sehen also, dass Öl ein Bild des Heiligen Geistes ist. Die Salbung geschieht durch Ihn und gibt Kraft zum Licht und Zeugnis.
Als Nächstes kommen wir dazu, wie die Schrift selbst die Bedeutung der Lampen, die in der Gegenwart Gottes stehen, auslegt: „Und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, die die sieben Geister Gottes sind“ (Off 4,5). Die Ähnlichkeit zum goldenen Leuchter mit seinen sieben Lampen ist so deutlich, dass man die Auslegung darauf wohl ebenso anwenden kann wie auf das Symbol in der Offenbarung, deren Szene mit Thron und Räucheraltar uns an Stiftshütte und Tempel erinnert.