Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
3Mo 16,1-22 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Weg, um Gott zu nahen
Der Mensch fern von GottDer Mensch fern von Gott
Es gibt drei Eingänge, die den Gedanken der Ausgrenzung des Menschen zu betonen scheinen: das Tor des Vorhofs (2Mo 40,33), der „Eingangsvorhang zur Wohnung“ (2Mo 40,5) und der „Scheidevorhang“ innerhalb der Stiftshütte (2Mo 40,21). Als die Sünde in die Welt gekommen war, wurden unsere ersten Eltern aus der Gegenwart Gottes ausgeschlossen. Sobald sie seine Stimme im Garten hörten, konnte nichts in Eden sie in die Lage versetzen, in Gottes Gegenwart zu bestehen. Ihre ganze Umgebung, die von seiner Güte sprach, konnte unsere schuldigen Eltern nicht davon abhalten, sich vor seiner Gegenwart zu verstecken. Obwohl sie sich bemüht hatten, sich zu bekleiden, bemerkten sie augenblicklich, dass ihre Schuld sie unpassend machte, vor Gott zu stehen. Und von diesem Tag an war der Mensch von Gott getrennt. Warum können die Menschen frei über die Welt, ihre Geschäfte und materiellen Fortschritt reden? Sie können sogar über moralische Dinge, Reformfragen etc. reden und zögern nicht, ihre Meinung darüber zu äußern. Aber in dem Moment, in dem man von Gott oder Christus redet, in dem Moment, in dem die Wahrheit und die Heiligkeit Gottes direkt vorgestellt wird, gibt es – wenn die Seele von Gott entfremdet ist – plötzlich einen Rückzug in die Stille. Und diese Stille deutet auf einen Seelenzustand hin, der zu Gott sagt: „Weiche von uns! Und nach der Erkenntnis deiner Wege verlangen wir nicht!“ (Hiob 21,14). Und selbst da, wo die Seele erweckt wurde, hat man das Gefühl, dass sie Ihm nicht nahen kann. Als unser Herr eine Handlung der Gnade durch den wunderbaren Fischfang an Petrus und seinen Gefährten getan hatte, fiel Petrus, nachdem sie die Schiffe an Land gebracht hatten, zu den Füßen Jesu nieder und sagte: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr“ (Lk 5,8b).
Um den sündigen Zustand des Menschen zu erkennen, brauchen wir nicht zu wissen, wie sein Leben verlaufen ist. Der Beweis für die Sünde im Menschen ist, dass er außerhalb der Gegenwart Gottes zu Hause ist und dass er dort völlig unglücklich ist – ein Beweis, der alle Menschen einschließt. Wir müssen dem Menschen keine spezifischen Übertretungen vorwerfen. Nur Gott, der Herzenskenner (Apg 15,8), kann dies tun, und Er weiß, dass es im Leben eines jeden Menschen vieles gibt, was, wenn die Aufzeichnungen geöffnet werden, ganz konkrete Übertretungen zeigen wird. Aber dass der Mensch von Gott entfernt ist, kann niemand bestreiten: Allein die Erinnerung an Gott macht ihn unruhig, wie der Psalmist sagt (Ps 77,4). Wenn Gott den Menschen irgendwo antreffen muss, dann dort. Auch der Apostel Paulus spricht in dieser Weise. Den Heiligen in der Versammlung in Ephesus, die Heiden gewesen waren, schreibt er: Ihr wart „Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Hoffnung in der Welt“ (Eph 2,12). Wie wurde das Geschöpf gegenüber dem Schöpfer ein Fremdling? Es kann nur eine Antwort geben: Die Sünde kam und brachte Entfremdung und Distanzierung zu dem Gott der Güte und Liebe. Doch beginnt, Gott sei Dank, genau dort seine Gnade.