Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 38,1-7 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Brandopferaltar
Akazienholz– die Menschwerdung des Herrn als Voraussetzung für das OpferAkazienholz– die Menschwerdung des Herrn als Voraussetzung für das Opfer
Das Akazienholz, aus dem er gefertigt war, muss uns nicht mehr lange beschäftigen. Seine Bedeutung haben wir schon gelernt. Es spricht von der unverderblichen, sündlosen Menschheit unseres Herrn, die aus diesem Grund dem Tod nicht unterworfen war. Wie passend daher, wenn es mit dem beständigen Zeugen des Todes verbunden ist – dem Altar. Unser Herr musste nicht sterben und deshalb konnte Er sein Leben lassen. Alle anderen waren dem Gericht verfallen. Niemand konnte daher für sich selbst Sühnung bewirken, geschweige denn für andere. Wir sehen unseren Herrn hier als den „Altar, der die Gabe heiligt“ (Mt 23,19).
Aber wie notwendig war diese Menschheit, wenn es Sühnung geben sollte. Schon das Wort für „Altar“ steht mit „schlachten“ – mit Blutvergießen – in Verbindung. Deshalb musste derjenige, der der wahre Altar war, zu sterben fähig sein und zugleich jemand, auf den der Tod keinen Anspruch hatte. Das war die vollkommene, sündlose Menschheit unseres Herrn, wie wir sie im Zusammenhang mit dem Akazienholz wiederholt gesehen haben. Hier wird die Betonung besonders auf seinen Opfertod gelegt, und wir brauchen wohl nicht zu sagen, wie deutlich dieser mit seiner Menschheit in Verbindung steht. Wenn „der Lohn der Sünde“ (Röm 6,23) – der Tod mit dem darauffolgenden Gericht – jemals vom Menschen genommen werden sollte, so musste dies auf der gerechten Grundlage geschehen, die Gott selbst geschaffen und angenommen hat. Es musste ein Opfer von unendlichem Wert und von fleckenloser Reinheit gebracht werden. Daher war die Menschwerdung nötig: „Das Wort wurde Fleisch“ (Joh 1,14).
Die Schrift legt immer wieder Zeugnis ab von dieser gesegneten und grundlegenden Wahrheit: vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung – in Bildern, Geschichten, Psalmen und Weissagungen, dazu in den Berichten der Evangelien, in der Predigt der Zeugen Christi und durch die Entfaltung der Lehre in den Briefen. Wir werden auf einige Stellen eingehen und es darüber hinaus dem Leser überlassen, persönlich dieses gesegnete Thema zu erforschen.
Die großartige Wahrheit der Menschwerdung zum Zweck des Opfers und der Erlösung ist schon in der Verheißung des Samens der Frau zu sehen (1Mo 3,15), der zermalmt werden und dabei Satan zermalmen sollte. Weiter ist das in allen Opfern dargestellt worden. Niemals floss das Blut eines Opfertieres ohne die göttliche Absicht, darin den sühnenden Tod des Lammes Gottes zu zeigen, das „zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen“ (1Pet 1,20). So wurde das Passalamm nicht zufällig genommen, sondern am zehnten Tag ausgewählt und bis zum vierzehnten Tag verwahrt (2Mo 12,3.6), um zu zeigen, wie Christus persönlich als Mensch völlig der Verantwortung und den Anforderungen vor Gottes Auge entsprach, ehe Er in seinem öffentlichen Dienst offenbar wurde.
In der Geschichte der Vorbilder finden wir immer wieder diese Hinweise auf unseren Herrn und sein Erlösungswerk: Joseph in seinem tadellosen Leben und als der besondere Gegenstand der Liebe des Vaters; Isaak als Sohn der Verheißung, der im Vorbild als Opfer dargebracht wurde. Der ganze Bericht von Israels Erlösung ist voll von solchen Vorbildern. Und gerade für die Dinge, die wir momentan betrachten, liegt darin der wahre Grund ihrer Bedeutsamkeit. In der weiteren Geschichte Israels sehen wir in den Führern, Richtern und Königen, dass Gott an einen Befreier denkt, wobei oftmals – wie bei Mose und David – eine Zeit der Verwerfung vorausging. Aus den Psalmen schallt von allen Seiten das Lob des Anführers und Vollenders des Glaubens (Ps 16), der aber hinabstieg in die Grube des Verderbens, um Gottes Willen zu tun, indem Er seinen Leib bis zum Tod opferte (Ps 40). Die Psalmen geben uns tatsächlich einen umfassenden Eindruck der vollkommenen Menschheit des Herrn und seines Opfertodes.
Das Licht dieser großartigen Wahrheit leuchtet in den Propheten noch intensiver, wo der Sohn der Jungfrau und der Knecht Gottes verheißen wird (Jes 7,14; 42,1) und wir überaus deutliche Voraussagen auf das Kreuz finden (Jes 53). Jeremia spricht von dem gerechten Spross aus dem Haus Davids (Jer 23,5.6) und Sacharja davon, dass der Hirte geschlagen wird (Sach 13,7). Aber neben den direkten Weissagungen und Hinweisen auf diese großartige Wahrheit finden wir sie unter der Oberfläche wie die Goldadern im Erdboden.
Das Neue Testament ist natürlich voll davon. Dort ist der menschgewordene und gekreuzigte Christus das große Thema. Wer diese göttliche Tatsache aus dem Wort Gottes herausnimmt, dem bleibt nichts mehr übrig. Sie ist die Essenz der Schriften. Könnte man diese Wahrheit beseitigen, wäre die Bibel zerstört.
Aber das Zeugnis der Schriften über die Gottheit unseres Herrn ist ebenso voll und deutlich wie das über seine menschliche Natur, die im Akazienholz vorgeschattet wird. Wir haben bereits gesehen, wie seine Gottheit im Gold zu sehen ist, und dieselbe Wahrheit wird zweifellos auch im Kupfer dargestellt. Wenn wir das besehen, wollen wir auch nach dem Grund fragen, warum nun ein anderes Metall verwendet wird.