Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
Die Decke aus Seekuhfellen – Reinheit inmitten einer feindlichen UmgebungDie Decke aus Seekuhfellen – Reinheit inmitten einer feindlichen Umgebung
Wir kommen nun zur Decke aus Dachs- oder Seekuhfellen. Hier finden wir noch weniger Einzelheiten, obwohl die Bedeutung zweifellos deutlich wird, wenn wir den gottgegebenen Schlüssel benutzen. Es ist etwas fraglich, ob das Wort mit „Seekuhfell“ zu übersetzen ist, aber die Bibelforscher sind sich einig, dass es sich um die Haut eines Tieres handelt, das im Wasser lebte. Es wird uns gesagt, dass es an den Ufern des Roten Meeres Seekühe im Überfluss gab, so dass sich, was die geographischen Gegebenheiten betraf, keine Schwierigkeiten ergaben.
Abgesehen von dieser Decke der Stiftshütte und den Decken auf den verschiedenen Geräten der Stiftshütte während der Reise (4Mo 4) werden Seekuhfelle, wie wir sie nennen wollen, nur ein einziges weiteres Mal erwähnt. Wir finden sie in Hesekiel 16, wo Gott seine Gnade und Fürsorge für Israel, seine Braut, schildert. Er hatte sie in ihrem Blut liegend gefunden und ihr das Leben geschenkt; und Er hatte sie mit einer Schönheit bekleidet, die nicht ihre eigene war: mit Buntgewirktem und Juwelen und einer wunderschönen Krone auf ihrem Haupt. In Verbindung mit all diesem Schmuck hatte Er sie mit Seekuhfellen beschuht (Hes 16,10). Leider missbrauchte Israel all diese Liebe und nutzte die Schönheit, die ihr geschenkt worden war, auf schändliche Weise aus. Doch die Bedeutung scheint klar zu sein: Schuhe aus Seekuhfell waren eine angemessene und wirksame Bedeckung für die Füße einer Braut, charakteristisch für die umfassende Versorgung Israels auf allen seinen Reisen. Wir erinnern uns, dass auch der verlorene Sohn nicht nur mit dem besten Gewand bekleidet wurde, sondern auch einen Ring bekam (ein Unterpfand der ewigen Liebe) und „Sandalen an seine Füße“ (eine gute Ausstattung für den Weg; Lk 15,22).
Um noch einmal auf die Seekuh zurückzukommen: Sie ist ein amphibisches Tier, das eigentlich auf das Land gehört, jedoch im Wasser lebt. Ihre Haut ist undurchlässig für das Element, in dem sie lebt. Ihre Hülle schützt sie also inmitten einer unnatürlichen Umgebung.
Wenn wir daran denken, wie unser Herr aus dem Licht, der Freude und der Seligkeit seiner himmlischen Heimat in diese Welt herabkam, wie fremdartig muss es für Ihn gewesen sein, darin zu leben! Doch aufgrund seiner absolut heiligen Natur hielt unser wunderbarer Herr alles, was zur Welt Satans gehört, von seinem Herzen fern. Nichts davon reizte Ihn. Der Fürst dieser Welt konnte alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit vor Ihm ausbreiten, seine Verlockungen fanden in diesem Heiligtum Gottes, seinem heiligen Herzen, keinerlei Anklang.
Dies ist also der erste Gedanke, den wir in dem Seekuhfell sehen: vollkommener Schutz in einer feindlichen Umgebung. Und auch hier ist es gut, sich daran zu erinnern, dass das Leben aufgegeben werden musste, um die Felle zu liefern. So reichte diese Absonderung bis in den Tod. „Ihr habt noch nicht, gegen die Sünde ankämpfend, bis aufs Blut widerstanden“ (Heb 12,4) – Er schon.
Der nächste Gedanke in Bezug auf das Seekuhfell steht in engem Zusammenhang mit dem, was wir gerade gesehen haben, und fußt auf der Verwendung des Seekuhfells aus dem Abschnitt in Hesekiel. Schuhe sollen die Füße vor Verletzungen und Verunreinigungen schützen. Die Füße sind unser Berührungspunkt mit der Erde. Und wie wichtig ist es, dass sie sowohl vor ihren Dornen als auch vor ihrem Schmutz geschützt werden. Die Schuhe wurden in der Gegenwart Gottes ausgezogen, denn der Boden war heilig. Der Boden darf in dieser heiligen Gegenwart nicht verunreinigen und in dieser Gegenwart lebte unser Herr jeden Augenblick: Das war die Bereitschaft, mit der Er beschuht war.
Betrachten wir Ihn, wie Er wandelte. Wie waren seine Füße beschuht? „Lieblich“ waren sie in der Tat, indem sie die frohe Botschaft brachten und Frieden verkündeten (Jes 52,7), denn Er tat einen Dienst der Versöhnung, indem Er den Menschen ihre Schuld nicht anrechnete (vgl. 2Kor 5,19). Seine Füße trugen Ihn auf vielen Wegen der Liebe und Barmherzigkeit: zum Brunnen von Sichar und zu den Ufern von Tyrus und Sidon, nach Cäsarea-Philippi und nach Jerusalem. Überall, wo Er hinging, „lehrte er in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches“ (Mt 4,23).
Kein Opfer mit dem geringsten Makel oder Fehl konnte Gott geopfert werden. Ein Ochse konnte als Opfer untauglich werden, wenn er mit dem Fuß gegen einen Stein stieß und so zerschrammt wurde. Nehmen wir an, es wäre möglich gewesen, dass unser Herr versucht gewesen wäre, über die Prüfungen und Entbehrungen des Weges zu murren, weil Er keinen Ort hatte, wo Er sein Haupt hinlegen konnte, oder dass Er die Kontrolle über sich verloren hätte, als Er zwischen den hartherzigen Menschen, von denen Er umgeben war, ein und aus ging. Ein solches Stoßen seines Fußes gegen einen Stein hätte eine Prellung hervorgerufen, wäre eine Unvollkommenheit gewesen, es wäre ein verunstaltetes Opfer gewesen, untauglich für Gott. Mit Recht sagen wir: „Wenn das möglich gewesen wäre“, denn es war unmöglich. Gerade die Gelegenheiten, bei denen die Steine am dichtesten um Ihn herumlagen, bei denen alles darauf ausgelegt war, den Geist durch die Herzenshärte, den Neid und den Unglauben derer, die Ihn „in seiner Rede in eine Falle locken“ wollten, zu höchstem Zorn zu reizen, dienten nur dazu, die vollkommene Ausgeglichenheit seiner Seele zu zeigen (siehe Lk 11,53.54).
Stets treu unter Ungläubigen, inmitten Finsternis stets Licht, bekennst Du des Vaters Namen, erfüllst Du des Vaters Willen. 18
Wohl gab es Trauer über die Sünde und die Härte des Herzens, auch heilige Empörung und vernichtenden Tadel – aber nie ein einziges Wort, das verunreinigt hätte, nie einen Augenblick, der seine ungetrübte Gemeinschaft mit dem Vater beeinträchtigt hätte. Lasst uns „ihn betrachten, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat“ (Heb 12,3), und diesen unbefleckten Wandel mit dem der hingegebensten Gläubigen in dieser Welt vergleichen: Können wir uns einen vorstellen, der über diese Erde geht, ohne mit einem einzigen Körnchen Schmutz in Berührung zu kommen? Wir sammeln den Staub der Welt auf unseren Füßen, wenn wir unseren notwendigen Geschäften nachgehen, wenn wir die Verantwortlichkeiten und Pflichten des Lebens erfüllen. Wir entschuldigen uns nicht dafür. Wir wissen, dass es an der Schwachheit unseres Glaubens und dem Mangel an geistlicher Energie liegt. Aber bei unserem heiligen Herrn war alles vollkommen. Gab es an seinen heiligen Füßen am Ende der Reise auch nur ein Staubkörnchen? Er wich nie auch nur um eine Haaresbreite vom Pfad des vollkommenen Gehorsams gegenüber Gott ab. Und als seine Füße, die umhergingen, „wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren“ (Apg 10,38), ans Kreuz genagelt wurden, war darauf kein einziger Fleck.
18Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „O Lord, when we the path retrace“ von James George Deck (1802–1884): Faithful amidst unfaithfulness, | ’mid darkness only light, | Thou didst Thy Father’s name confess, | and in His will delight.