Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 37,25-29 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Räucheraltar
Die Verbindung zwischen Brandopferaltar und RäucheraltarDie Verbindung zwischen Brandopferaltar und Räucheraltar
Dass alle Dinge des Altars, des Räucherwerks und des Salböls so innig mit dem Priestertum verbunden sind, hat eine offenkundige Bedeutung: Alle wahre Anbetung muss im Namen des Priesters und durch den Priester geschehen. Jede volle und mit Einsicht gepaarte Anbetung muss durch Ihn geschehen, der in das Heiligtum eingegangen ist, als Er eine ewige Erlösung erfunden hat (Heb 9,12). Das betont die Tatsache, dass alle Anbetung gegründet sein muss auf das vollbrachte Opfer unseres Herrn Jesus. Gott muss gerechterweise die Sünde richten. Aber in seiner Liebe hat Er es an der Person seines geliebten Sohnes getan, der als der Sündenträger ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,1). Die Antwort auf diese Frage des heiligen Leidenden gibt Er selbst: „Doch du bist heilig, der du wohnst bei den Lobgesängen Israels“ (Ps 22,4). Es ist aufgrund der Heiligkeit Gottes, dass die Sünde gerichtet werden muss – eine überaus ernste, aber auch überaus gesegnete Tatsache. Welche Ruhe könnte es für die Schöpfung geben, wenn ihr Urheber und Erhalter nicht völlig heilig und gerecht wäre? Aber – Gott sei gepriesen – das Gericht ist durch den göttlichen Stellvertreter getragen worden und wird daher niemals an seinem Volk heimgesucht werden. Nun, aus diesem Grund kann Gott in dessen Mitte wohnen und kann deren Lob hervorfließen. Aber sie könnten Ihm nicht nahe sein, wenn nicht der Heilige von Gott verlassen gewesen wäre. Ihre Loblieder könnten nicht zu Ihm aufsteigen, hätte nicht die Qual Christi die schreckliche und doch gesegnete Tatsache deutlich gemacht, dass Gott dort auf Ihn den Zorn ergoss, den wir verdient hatten. Später werden wir sehen, wie diese ganze Wahrheit im Brandopferaltar hervorstrahlt, mit dem der Räucheraltar untrennbar verbunden war. Die Kohlen vom Brandopferaltar, wo das sühnende Opfer zum lieblichen Geruch zu Gott aufgestiegen war, wurden verwendet, um am goldenen Altar das Räucherwerk zu entzünden.
Das entnehmen wir der Tatsache, dass auf dem kupfernen Altar stets das Feuer brannte (3Mo 6,12.13). Es gab eine klare Warnung vor „fremdem Feuer“. Das eine Feuer war dasjenige auf diesem kupfernen Altar, und es war das Vorbild jener göttlichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, die auf dem Kreuz das vollkommene Opfer, Christus, verzehrte. Alles andere ist „fremdes Feuer“ (3Mo 10,1). Dieses Feuer auf dem kupfernen Altar ging von dem HERRN aus und verzehrte das Opfer (3Mo 9,24). Das deckt die Blasphemie Nadabs und Abihus auf, die in engster Verbindung mit dieser Offenbarung das heilige Feuer verachteten und ihr selbstentzündetes verwandten, um Räucherwerk darzubringen. Deshalb ging das missachtete Feuer nochmals aus – nicht, um das Opfer zu verzehren, was bereits geschehen war, sondern um im Gericht diejenigen abzuschneiden, die es ablehnten, sich vor Gottes offenbarten Willen zu beugen, der sich in vollkommener Gnade bekundet hatte.
Die zwei Altäre dürfen daher nicht voneinander getrennt werden: Lob muss sich immer auf das Opfer Christi gründen. Es kann anders nicht geschehen, ohne das Wesen Gottes und seine Wahrheit zu leugnen. Das Lob des Himmels rings um den goldenen Altar gehört „dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Off 1,5.6).
Treffenderweise verweist der Psalmist daher, wenn er von dem Haus für den einsamen Sperling und dem Nest für die rastlose Schwalbe spricht, auf diese zwei Altäre: „Sogar der Sperling hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ein Nest für sich, wohin sie ihre Jungen legt – deine Altäre, HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott!“ (Ps 84,4). Beide Altäre sind so miteinander verbunden und bilden die feste und bleibende Grundlage für die arme und bedürftige Seele.
So war auch Jesaja, als er die Herrlichkeit des HERRN im Tempel sah und wie die anbetenden Seraphim mit verhüllten Angesichtern die Erhabenheit des dreimal heiligen, dreieinen Gottes priesen, überwältigt vom Gefühl seiner eigenen und Israels Unreinheit, bis einer dieser „Brennenden“ (was vielleicht auf das Feuer Gottes hindeutet, wie es in den Vollstreckern des Gerichts zu sehen ist) mit einer glühenden Kohle, die er von dem Altar genommen hatte, zu ihm flog und seine Lippen berührte, wobei er sprach: „Siehe, dies hat deine Lippen berührt; und so ist deine Ungerechtigkeit gewichen und deine Sünde gesühnt“ (Jes 6,7). Die Kohle göttlicher Heiligkeit hatte bereits das Opfer verzehrt, und es verzehrte auch das wohlriechende Räucherwerk. So wurden in dieser symbolhaften Handlung die Lippen des Propheten gereinigt, und das gemäß Gottes Wertschätzung des Opfers und der Person unseres Herrn.
Wenn wir uns einer anderen ernsten Gerichtsszene zuwenden, erhalten wir einen weiteren Blick auf diese so wichtige Wahrheit, die hier umso gewichtiger erscheint, als sie mit dem wahren und wirksamen Gebrauch des Räucherwerks in Verbindung steht. Korah und seine Rotte hatten Aaron als den Priester Gottes abgelehnt, indem sie dieselbe Heiligkeit und Nähe für ganz Israel forderten: „Lasst es genug sein; denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der HERR ist in ihrer Mitte! Und warum erhebt ihr euch über die Versammlung des HERRN?“ (4Mo 16,3). Beanspruchten sie mit dieser Darbietung von Frömmigkeit nicht bloß dieselben priesterlichen Vorrechte für alle und war das nicht völlig richtig? Aber es erfüllte Mose mit solchem Schrecken, dass er auf sein Angesicht fiel. Er erkannte, dass es nicht nur eine Ablehnung Aarons bedeutete (4Mo 16,11), sondern auch der Tatsache, dass sie als ein sündiges Volk nicht anders vor Gott stehen konnten als durch den Priester, der das Opfer darbrachte. Mit anderen Worten: Dieser „Widerspruch Korahs“ (Jud 11) beinhaltete die Ablehnung der Person Christi und seines Opferwerks. Es war in diesem Sinn eine symbolische Form des Unitarismus.
Sehr schnell wird die Gotteslästerung dieser „Männer, die gegen ihre Seele gesündigt haben“ (4Mo 17,3) vor allen erkennbar. Sie nehmen kupferne Räucherpfannen (bedeutsamerweise sind sie nicht aus Gold, sondern aus dem, was von Gericht spricht) und bringen Räucherwerk dar: „Und Feuer ging von dem HERRN aus und fraß die 250 Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten“ (4Mo 16,35). Wie wiederholt all das die ewige Wahrheit: Niemand als Christus allein!
Aber Gott ist nicht nur ein Gott des Gerichts, sondern auch der Gnade, und so heißt es an Aaron, den wahren Priester, am nächsten Tag, als das Volk wegen seines Murrens die Plage trifft: „Nimm die Räucherpfanne und tu Feuer vom Altar darauf und lege Räucherwerk auf, und bring es schnell zu der Gemeinde und tu Sühnung für sie“ (4Mo 17,11). Aaron tut es und steht mit seiner Räucherpfanne „zwischen den Toten und den Lebenden“ (4Mo 17,13). Der Glaube erkennt hierin den großen Hohenpriester, der unendlich weit über uns steht und mit dem Wohlgeruch seiner Person und dem Gedächtnis seines Opfers für sein Volk eintritt.
Bedeutsam ist auch, dass das für das Verbrennen des Brandopfers gebrauchte Wort („räuchern“) übereinstimmt mit dem für das Verbrennen des Räucherwerks. Es kommt von einem Wort, das „aufsteigen“ bedeutet, und unterscheidet sich von dem Wort, das für das Verbrennen des Sündopfers außerhalb des Lagers verwendet wird, das „verzehrt“ wurde. So werden wir erinnert, dass es nicht nur das verzehrende Gericht Gottes war, das sich in dem sühnenden Tod unseres Herrn offenbarte, sondern dass sein Tod wirklich „kostbar“ war für Gott. Doch wenn Er ganz speziell mit Sünde als Sünde verfährt, muss Er deutlich machen, was ihr einziger Verdienst ist.
Das soll in diesem Zusammenhang genügen, um die Bedeutung des Räucheraltars und der damit verbundenen Dinge aufzuzeigen. Wir schließen diesen Teil unseres Themas mit einigen praktischen Gedanken.