Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 30,22-33 - Vorträge über die Stiftshütte - Das Salböl
Kassia – vollkommene TreueKassia – vollkommene Treue
Das Wort Kassia wird an nur noch einer weiteren Stelle verwendet, und auch dort steht es neben dem Würzrohr (Hes 27,19). Es zählt dort zu den Dingen, mit denen Aram (Syrien) Tauschhandel betreibt: Die Welt möchte mit den Vortrefflichkeiten Christi Handel betreiben, und Satan, ihr Fürst, sucht den Herrn dessen zu berauben, was Ihm allein gehört. In Psalm 45,9 wird ein anderes Wort ebenfalls mit „Kassia“ übersetzt. Dort sind die Kleider unseres Herrn benetzt mit Myrrhe, Aloe und Kassia. Das Wort dort ist von dem Wortstamm „kratzen/schaben“ abgeleitet, weil so die Rinde der Kassie entfernt wird. Das Wort für die Kassia im Salböl stammt, so nimmt man an, von einer Wortwurzel, die „teilen/spalten“ bedeutet und so auf die Spaltung der aufgerollten Rinde hinweist.60 Sie ähnelt wohl dem Zimt. Sie gehört zur selben Pflanzenfamilie, ist aber von geringerer Würze. Die Septuaginta übersetzt das Wort hier mit „Schwertlilie“. Sie schmeckt wohl strenger als Zimt und wächst an Orten, die für sonstige Vegetation ungeeignet sind. Sie wurde zur Würzung und als Arznei verwendet. Von einer verwandten Art wird Senna gewonnen (eine bekannte Arznei).
Gewisse geistliche Eigenschaften finden wir angedeutet, aber sie weisen nicht so klar auf die Vollkommenheiten unseres Herrn hin. Weil Kassia eine Art Zimt war, deutet es wohl auch auf Ähnliches hin: auf den Eifer der Liebe Christi zu Gott, der Ihn bis in den Tod führte – eine Liebe, die sich zum Segen und Heil selbst zu sündigen Menschen ausstreckt. Kassia duftet nicht so stark, schmeckt dafür aber kräftiger. Das erinnert uns ein wenig an das Galban. Vielleicht zeigt es die Entschlossenheit seines Eifers für Gott, in dem das Feuer seiner Liebe sich in kompromisslosem Tadel von Bösem und von Halbherzigkeit ausdrückte. Sein vernichtender Tadel eines bloßen Formalismus, sein kompromissloses Dringen auf göttliche Wahrheit, durch das Er die ganze Falschheit einer nur äußerlichen Religion zur Schau stellte, in der die Seele nicht wiedergeboren wurde – diese und ähnliche Kennzeichen können wir mit der Kassia verbinden. Sie ist eine bittere und demütigende Medizin, aber eine, deren „abführende“ Wirkung denen, die sie einnehmen, zur Heilung ist.
Das bedeutet nicht, dass damit ein fremdes Element in das hineinkommt, was den vollen Duft unseres Herrn für seinen Vater ausmacht. Das gefühlsselige Fleisch erschrickt bei solchen Erprobungen des Herzens, aber Treue zu Gott duldet keine Halbherzigkeit. Wie die Kassia dort gedieh, wo andere Pflanzen nicht wachsen konnten, so ist es Golgatha, wo die Vollkommenheit seiner Treue ganz gesehen wird. An jenem Ort des Todes, als ein Opfer für die Sünde, ergab sich ein solcher Duft, dass alles andere im Vergleich dazu nichts ist.
60Alternativ wird das Wort auf eine Wurzel zurückgeführt, die „niederbeugen“ oder „anbeten“ bedeutet. Diese Wurzel würde zur geistlichen Bedeutung besser passen als die zumeist angeführte. Unser Herr war stets ein Anbeter Gottes und Gottes allein. Nur vor Ihm beugte Er sich nieder. Jeden anderen Anspruch wies Er als offenbar satanischen Ursprungs zurück, auch wenn Ihm als Anreiz alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit geboten wurden (Mt 4,8-10).