Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
2Mo 37,25-29 - Vorträge über die Stiftshütte - Der Räucheraltar
Praktische GedankenPraktische Gedanken
Durch das kostbare Blut Christi und durch göttliche Gnade ist heute jeder aus Gottes Volk zum Priester gemacht: „Werdet auch ihr selbst aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1Pet 2,5). Aaron musste auf dem goldenen Altar Räucherwerk darbringen, wenn er morgens die Lampen zurichtete und abends anzündete (2Mo 30,7.8). Alles wird hier als das Werk Aarons dargestellt, denn die Ausstattung und Befähigung der Heiligen, sei es zum Zeugnis oder zur Anbetung, ist das Werk unseres großen Hohenpriesters. Die Auswirkungen davon zeigen sich in den Heiligen. Unsere Anbetung wird durch seine Gnade hervorgebracht, begleitet von dem so nötigen Werk der Zurechtbringung, das in dem Zurichten der Lampen angedeutet wird.
Alles Lob muss „durch ihn“ geschehen (Heb 13,15). Das Räucherwerk sollte allein auf dem goldenen Altar sein. Daher ist es keine bloße Formsache, wenn wir den Namen unseres Herrn Jesus mit jedem unserer Gebete und jeder Danksagung verknüpfen, sondern eine Wirklichkeit und Notwendigkeit. Könnte es auch nur ein Körnchen Lob oder ein einziges Gott angenehmes Gebet geben, das nicht „durch ihn“ geschieht? Dieses Opfer des Lobes soll beständig sein, in Zeiten der Finsternis gleichwie in Zeiten des Lichts. Es ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Christus ist der Altar, die Grundlage unseres Lobes, und Er ist auch das Räucherwerk, die Substanz unseres Lobes. Nichts ist so lieblich für Gott wie der Name Christi, wie ein Lob, das seinen Wohlgeruch in Wahrheit Gott darbringt durch das Bekenntnis dessen, was Er getan hat und was Er ist. Lob bedeutet nicht, dass wir unsere Gefühle oder unseren Zustand vor Gott bringen, wenngleich Freude und Fröhlichkeit damit einhergehen werden, sondern es bedeutet, Christus zu bekennen. Und Er bewirkt Freude im Herzen des wahren Anbeters, des durch Gnade geretteten Sünders.
Diesem allen fügt Christus den Wohlgeruch seiner eigenen gepriesenen Person hinzu. Schwach und kalt ist das Lob für sich genommen, aber der Hohepriester hat „viel Räucherwerk“, um es damit darzubringen, und es steigt zu Gott in der ganzen Kraft und der vollkommenen Wohlannehmlichkeit Christi empor (Off 8,3.4). Er selbst sagt: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen“ (Heb 2,12). Wir sehen den Priester hier in Begleitung der priesterlichen Familie, und Er schämt sich nicht, die, die ihr angehören, Brüder zu nennen, wenn Er ihr Lob zu Gott hinauflenkt. Welche Würde und Erhabenheit verleiht das aller wahren Anbetung. Es ist das Lob Christi. Ebenso wird von David gesagt, dass er Gott lobpries „durch“ die Begleitung der Leviten, die in der Stiftshütte Lob darbrachten (2Chr 7,6).
In Verbindung mit diesen Opfern des Lobes steht auch die mehr praktische Ausdrucksform dessen: „Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“ (Heb 13,16). Eine Illustration dazu haben wir in der Art und Weise, wie der Apostel über den zeitlichen Dienst der Philipper an seinen Bedürfnissen spricht: Er mag gering gewesen sein, wenn man ihn mit dem Maßstab der Welt bemisst, aber er war von unermesslichem Wert für Gott, weil der Geist Christi ihn hervorgebracht hatte: „ein duftender Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig“ (Phil 4,18). Nichts kann für Gott von geringem oder unbedeutendem Wert sein, wenn es den Wohlgeruch Christi trägt. Die „zwei Scherflein“ der Witwe haben jeden Ort durchdrungen, an dem der Wohlgeruch seines Namens verkündet wird (Lk 21,2-4). Und so steht nicht nur das Geben, sondern jeder wahre Dienst am Volk Christi mit dem goldenen Altar in Verbindung. Können wir nicht sagen, um es menschlich auszudrücken, dass Gottes Aufmerksamkeit überall dort hängenbleibt, wo Er eine noch so schwache Spur des Wohlgeruchs seines Sohnes bemerkt, den seine Gnade hervorgebracht hat?
Auf sehr ernste Weise wird in 2. Korinther 2,14-17 auf diesen Geruch des Namens Christi Bezug genommen. In der Kühnheit und Freiheit des Glaubens spricht der Apostel über seine Reisen von einem Ort zum nächsten mit der frohen Botschaft Christi als von den Zügen eines siegreichen Soldaten, der selbst durch Gnade ein Gefangener Christi war und nun im Triumphzug dieses siegreichen Anführers umhergeführt wird. Er verbreitete überall die Herrlichkeit dieses Triumphes, indem er den Wohlgeruch Christi an jedem Ort offenbar machte, sowohl gegenüber denen, die gerettet werden, als auch gegenüber denen, die verlorengehen.
Man erzählt, dass bei den Triumphzügen römischer Generäle wohlriechende Gewürze verbrannt wurden. Wenn sie – gefolgt von der Menge der Gefangenen – in die Stadt einzogen, lag im Verbrennen dieser Düfte ein Geruch des Lebens für die Teilnehmer des Triumphzugs.
Aber für die Gefangenen, die den Löwen vorgeworfen wurden, war dieser Duft ein Geruch des Todes. Die Düfte waren somit ein Vorgeschmack entweder des Lebens oder des Todes. So ist es auch mit der Vortrefflichkeit Christi: Uns, die wir durch Gnade vor Ihm uns beugen und Vergebung und Leben empfangen, ist der Wohlgeruch seines Lobes der Vorgeschmack eines Lebens in ewiger Fülle und Freude. Aber denen, die im Stolz seine Gnade ablehnen, spricht dasselbe Lob von Gericht in ewiger Trennung von Licht, Liebe und Himmelsfreude.