Schriften von Samuel Ridout
Vorträge über die Stiftshütte (1-20)
Kein Götzenbild, sondern ein Manifest des unsichtbaren GottesKein Götzenbild, sondern ein Manifest des unsichtbaren Gottes
Man erzählt sich, dass die Nationen etwas hatten, was der Lade und dem Sühndeckel mit seinen Cherubim ähnelte – allerdings von bizarrem und abstoßendem Charakter war. Es ist sehr bezeichnend, dass auf dem Deckel solcher heidnischer Laden ein Götzenbild stand, auf dem die anbetenden Blicke der Cherubim ruhten. „Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden“ (Ps 115,4). Es hatte Hände, Augen, Lippen, war aber ohne Kraft, ohne Kenntnis und konnte kein Wort reden – ein elendes Menschengebilde. Wie unwürdig gegenüber dem wahren Gott, dem Schöpfer und Herrn des Weltalls! Bei Ihm sind Kraft, Kenntnis und Weisheit. Und: „Der das Ohr gepflanzt hat, sollte er nicht hören? Der das Auge gebildet hat, sollte er nicht sehen?“ (Ps 94,9).
Aber auf dem Sühndeckel war keine Darstellung Gottes. „Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24). In welch göttlicher Übereinstimmung mit seiner ganzen Wahrheit ist es, dass Gott in jenen Tagen bruchstückhafter Offenbarung, in den Tagen der Vorbilder und Schatten mit großem Eifer über die menschlichen Auffassungen seines unendlich herrlichen Wesens wachte und keine Ähnlichkeit zu den allgemein unter den Heiden so verbreiteten Darstellungen zuließ.
Man sagt, dass Israel nur eine Stufe in der natürlichen Aufwärtsentwicklung der menschlichen Rasse sei. Aber wo lernten die Israeliten, alle Götzen wegzutun? Wie hätten sie oder wie hätte Mose von selbst auf den Gedanken kommen können, dass Gott unendlich groß und allmächtig, aber nicht greifbar ist? Es gibt nur eine wahre Antwort: Es hat Gott gefallen, sich zu offenbaren. Und wie geduldig und sorgfältig wiederholte Er diese Lektion stets.
Man sagt, dass Jahwe (HERR) bloß die Bezeichnung für eine der vielen Stammesgottheiten war, von denen jede Nation mindestens eine hatte. Aber wie ist das in Einklang zu bringen mit Worten wie diesen: „Siehe, des HERRN, deines Gottes, sind die Himmel und die Himmel der Himmel, die Erde und alles, was in ihr ist“ (5Mo 10,14)? Das lässt überhaupt keinen Raum für irgendeinen anderen Gott – wohl aber für Dämonen, die unter Satans Führung in der Verehrung der heidnischen Gottheiten an vorderster Stelle stehen: Was die Nationen opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott (1Kor 10,20).
Wo hätte ein Mensch oder ein Volk, umgeben vom Götzendienst Ägyptens, Unterweisungen wie die folgenden empfangen können? „So hütet eure Seelen sehr – denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tag, als der HERR am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch redete –, dass ihr euch nicht verderbt und euch ein geschnitztes Bild macht, das Gleichnis irgendeines Bildes, das Abbild eines männlichen oder eines weiblichen Wesens, das Abbild irgendeines Tieres, das auf der Erde ist, das Abbild irgendeines geflügelten Vogels, der am Himmel fliegt, das Abbild von irgendetwas, das sich auf dem Erdboden regt, das Abbild irgendeines Fisches, der im Wasser unter der Erde ist; und dass du deine Augen nicht zum Himmel erhebst und die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, siehst und verleitet wirst und dich vor ihnen niederwirfst und ihnen dienst, die der HERR, dein Gott, allen Völkern unter dem ganzen Himmel zugeteilt hat“ (5Mo 4,15-19).
Die letzten Worte dieses Abschnitts hat man mit der historisch-kritischen Methode zu der Aussage verkehrt, Mose habe gedacht, dass Gott das Himmelsheer den Nationen als Gottheiten gegeben habe, während man ohne solch verkehrten Sinn sogleich versteht, dass die Himmelskörper als Lichtträger das gemeinsame Teil aller Menschen sind. Als Teil von Gottes Schöpfung zeugen sie von seiner Macht und Fürsorge für die ganze Menschheit. Welche Blindheit, da etwas anderes zu sehen!
Die Lade war daher mit dem Sühndeckel und den zugehörigen Cherubim kein Götzenbild, sondern betonte die geistliche Natur jenes unendlich herrlichen Wesens, das Himmel und Erde erfüllt und doch kam, um inmitten seines Volkes zu wohnen und sich ihm überall dort zu offenbaren, wo es den Glauben gab, der Es erfassen konnte.