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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 21 - Jahrgang 1936
Eph 2,12.19; 3,6; Gal 3,29 - a) Wann ist der „Leib Christi“, die Gemeinde, in das „Das“ eingetreten? Zu Pfingsten? Oder sind die Heiligen im Alten Bund auch dazu zu zählen? b) Warum wird in Eph 2,12 Israel erwähnt als „entfremdet dem Bürgerrecht Israels“ usw., wenn doch erst durch Paulus das Geheimnis der Gemeinde geoffenbart wurde? c) Welche „Heiligen“ sind in Eph 2,19 gemeint? Mitbürger der Heiligen des Alten Bundes? d) Mit wem sind die aus den Nationen in Eph 3,6 „Miterben“, „Miteinverleibte“ und „Mitteilhaber“? e) In Gal 3,29 werden die Gläubigen als Abrahams Same gerechnet. Ist nun Abraham auch zur Gemeinde zu zählen? Dann würde die Gemeindelinie im Alten Bund zu sehen sein, oder ist Abraham auf eine andere Linie zu stellen?Eph 2,12.19; 3,6; Gal 3,29 - a) Wann ist der „Leib Christi“, die Gemeinde, in das „Das“ eingetreten? Zu Pfingsten? Oder sind die Heiligen im Alten Bund auch dazu zu zählen? b) Warum wird in Eph 2,12 Israel erwähnt als „entfremdet dem Bürgerrecht Israels“ usw., wenn doch erst durch Paulus das Geheimnis der Gemeinde geoffenbart wurde? c) Welche „Heiligen“ sind in Eph 2,19 gemeint? Mitbürger der Heiligen des Alten Bundes? d) Mit wem sind die aus den Nationen in Eph 3,6 „Miterben“, „Miteinverleibte“ und „Mitteilhaber“? e) In Gal 3,29 werden die Gläubigen als Abrahams Same gerechnet. Ist nun Abraham auch zur Gemeinde zu zählen? Dann würde die Gemeindelinie im Alten Bund zu sehen sein, oder ist Abraham auf eine andere Linie zu stellen?
Frage 4: a) Wann ist der „Leib Christi“, die Gemeinde, in das „Das“ eingetreten? Zu Pfingsten? Oder sind die Heiligen im Alten Bund auch dazu zu zählen?
b) Warum wird in Eph 2,12 Israel erwähnt als „entfremdet dem Bürgerrecht Israels“ usw., wenn doch erst durch Paulus das Geheimnis der Gemeinde geoffenbart wurde?
c) Welche „Heiligen“ sind in Eph 2,19 gemeint? Mitbürger der Heiligen des Alten Bundes?
d) Mit wem sind die aus den Nationen in Eph 3,6 „Miterben“, „Miteinverleibte“ und „Mitteilhaber“?
e) In Gal 3,29 werden die Gläubigen als Abrahams Same gerechnet. Ist nun Abraham auch zur Gemeinde zu zählen? Dann würde die Gemeindelinie im Alten Bund zu sehen sein, oder ist Abraham auf eine andere Linie zu stellen?
Antwort:
Zu a:
In den „Handreichungen“, Bd. 6 (1918/19), S. 104ff., ist die Frage beantwortet: „Welche Stellung nehmen die alttestamentlichen Gläubigen zur Gemeinde Gottes ein; gehören sie dazu, oder nicht ...?“ Dazu lesen wir in Antwort A: „... Es gibt Segnungen, die für alle Heiligen (Alten und Neuen Testamentes) gemeinsam sind: Alle sind auf dem Grunde des Glaubens errettet, die Schuld aller ist gesühnt durch Sein Blut, und alle werden der Auferstehung des Lebens teilhaftig ... Eine andere Frage ist die der Stellung und des Segensloses oder Segenskreises. Da belehrt uns das Wort Gottes deutlich, daß es verschiedene Familien- und Segenkreise gibt. Ein ganz besonderer Segenskreis ist durch die Unumschränktheit Gottes Seiner Gemeinde zugeteilt. Die verschiedenen Segenskreise finden wir z. B. in Stellen wie Eph 3,15, da wird von den verschiedenen Familienkreisen gesprochen; in Heb 12,23 spricht der Heilige Geist von der Versammlung der Erstgeborenen, worunter ohne Zweifel die entschlafenen Heiligen der Gemeinde zu verstehen sind, wogegen der Ausdruck ‚die Geister der vollendeten Gerechten‘ Bezug hat auf die alttestamentlichen Heiligen, so daß wir genaue Unterschiede zwischen den alt- und den neutestamentlichen Heiligen finden.“ Und in Antwort B lesen wir: „Die alttestamentlichen Heiligen gehören nicht zur Gemeinde Gottes, denn diese Gemeinde, ‚die da ist Sein (Christi) Leib‘ (Eph 1,23), ist erst am Pfingsttage gegründet, wie aus vielen Stellen, wie z. B. auch aus 1Kor 12,13, hervorgeht, während die Belehrung darüber, aus wem diese Gemeinde gebildet ist, erst dem Apostel Paulus zur Verwaltung anvertraut war. (Vgl. Eph 2 und 3)!“ Diese Ausführungen entsprachen nach unserer Überzeugung der Heiligen Schrift und geben uns zu a) unserer Frage die klare Antwort: Der „Leib Christi“ (die Gemeinde) ist zu Pfingsten ins Dasein getreten. Die alttestamentlichen Heiligen gehören nicht dazu. - Das zeigen uns auch noch andere Stellen, z. B. die Worte des Herrn Jesus Mt 16,18: „... auf diesen Felsen will Ich Meine Versammlung (Gemeinde) bauen.“ Der Herr spricht von Seiner Gemeinde als etwas Zukünftigem; sie war noch nicht vorhanden. Oder Eph 2,20, wo in bezug auf den „Bau“, der - wie wir wissen - die Gemeinde Gottes ist, gesagt ist: „... aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten“, woraus sich ebenfalls klar ergibt, daß die Gemeinde unter dem Alten Bunde nicht bestand, sondern erst mit den Aposteln und (neutestamentlichen) Propheten ihren Anfang nahm. Diese Tatsache schließt zugleich die andere in sich, daß die alttestamentlichen Heiligen nicht zu dem „Leibe Christi“, der Gemeinde, gehören.
Zu b:
Zu dieser und zur nächsten Frage (c) finden wir in Band 12 der „Handreichungen“ (1927) wertvolle Ausführungen6. Zu beachten ist zu den Eph 2 und 3 berührenden Punkten der Frage, daß von Kap. 2,11 bis Kap. 3,11 der Apostel die herrliche Tatsache ans Licht stellt, daß die Gemeinde aus dem Volke Israel und aus den Nationen heraus gebildet ist. Von diesem Gesichtspunkte aus ist alles in diesen Versen Gesagte zu betrachten. Er redet in diesem Abschnitt ausschließlich zu den Gläubigen aus den Nationen - „... ihr, einst die Nationen im Fleische ...“ (V. 11) - und zeigt ihnen, nachdem er vorher festgestellt hat, daß alles nur durch die Gnade und nur Gottes Gabe ist und niemand sich rühmen kann, was diese Gnade an und mit ihnen getan und in welche Stellung sie sie gebracht hat, indem er - unter Gegenüberstellung zu Israel - sie zunächst an ihr hoffnungsloses „Einst“ erinnert (V. 12) und dann ihnen ihr gesegnetes „Jetzt“, zusammen mit denen aus Israel, vorstellt. - Nun zu der Frage, warum Eph 2,12 Israel erwähnt wird:
Da müssen wir erst einmal zu verstehen suchen, was „Bürgerrecht Israels“ bedeutet. Das mit „Bürgerrecht“ übersetzte Wort des griechischen Textes finden wir nur noch einmal im Neuen Testament: Apg 22,28 (Nicht Eph 2,19 und nicht 1Pet 2,11. In diesen beiden Stellen steht ein Wort, welches einen Menschen bezeichnet, der nicht Glied des Volkes ist, unter dem er sich befindet, also nicht die Rechte eines Bürgers besitzt, sondern nur das ist, was wir im Alten Testament mit „Beisasse“ bezeichnet finden, wie 1Mo 23,4: „Ich bin ein Fremdling und Beisasse bei euch“; 2Mo 12,45: „Ein Beisasse und ein Mietling soll nicht davon essen“ u. a. m). Apg 22,24-29 sehen wir, daß der festgenommene Paulus mit Geißelhieben ausgeforscht werden sollte, aber durch seinen Hinweis darauf, daß er ein Römer sei, davor bewahrt blieb. „Ein Römer“ bedeutete hier, daß Paulus das römische Bürgerrecht besaß, und als römischer Bürger hatte er gewisse Vorrechte: Er durfte nicht ohne Untersuchung gefesselt werden, durfte nicht gegeißelt werden, war vor schimpflicher Todesstrafe geschützt, hatte das Recht, in seiner Streitsache den Kaiser anzurufen (was er auch später getan hat: Apg 25,11. Siehe auch Apg 16,37.387). An diesem Beispiel sehen wir etwas von der Bedeutung des Wortes „Bürgerrecht“. Es bedeutet: Zugehörigkeit zu einer Volksgemeinschaft, Gliedschaft in einem Volkskörper, mit den dem Zugehörigen zustehenden Rechten. Das römische Bürgerrecht - und wohl auch manches andere - konnte durch Geld oder andere Leistungen erworben werden; das „Bürgerrecht Israels“ aber war nicht so zu erwerben; Israel war das Volk Gottes, und das „Bürgerrecht“ desselben im Sinne unseres Schriftwortes setzte wirkliche Zugehörigkeit zum Volke Gottes voraus. - Hieran schließt sich der Gedanke an die „Bündnisse der Verheißung“. Diese sind ebenfalls Israel gegeben. - Wenn nun auch Israel gefehlt und dadurch jedes aus den ihm gegebenen Verheißungen herzuleitende Recht Gott gegenüber verloren hat und es ebenso wie die Nationen allein auf die Gnade Gottes angewiesen ist, so sagt doch Gottes Wort, daß „die Gnadengaben und die Berufung Gottes unbereubar“ sind (Röm 11,29) und lehrt uns, daß Er Sich an Seine Verheißungen gebunden hält und sie erfüllen wird, wenn Israel zu Ihm umkehren wird (Röm 11,23.25-32). Es war und ist von dem Volke Israel immer ein „Überrest“ da, und es wird ein solcher bis zum Ende immer da sein (Röm 9,25-29; 11,5), und für diesen bleiben das „Bürgerrecht“ und die „Bündnisse der Verheißung“ immerfort bestehen (für die jetzige Zeit der Gemeinde in himmlischer bzw. geistlicher Beziehung). Die Nationen aber hatten das nicht, wußten nichts davon; sie waren diesem „Bürgerrecht Israels“ entfremdet und „Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung“. Das gehört mit zu dem hoffnungslosen „Einst“ derer aus den Nationen - dem traurigen Zustand vor ihrer Bekehrung -, bezieht sich also auf die Zeit, zu welcher sie noch nicht zu der Gemeinde gehörten, so daß das dem Apostel Paulus geoffenbarte Geheimnis der Gemeinde durch die Eph 2,12 erfolgte gegenüberstellende Erwähnung Israels überhaupt nicht berührt wird.
Zu c:
Der Apostel sagt: „Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und Beisassen (solche, die kein Bürgerrecht besitzen), sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen.“ Sie teilten also nun das Bürgerrecht der anderen Heiligen, d. h. - um im Bilde des unter b) hierzu Gesagten zu reden - waren nun Bürger des Gemeinwesens, Glieder des Volkes geworden, welches die Heiligen bilden. Wir wissen, daß es sich hierbei nicht um ein geographisch oder rassisch abgegrenztes Volk auf der Erde, sondern um ein geistliches Volk handelt, und glauben, daß der Apostel im Einklang mit dem ihn hier beschäftigenden Gegenstand dabei das Volk Gottes im Auge hat, welches die aus Juden und Heiden gebildete Gemeinde ist und dessen Bürgertum nach Phil 3,20 „in den Himmeln“ ist. Wenn dem so ist - wie wir glauben -, sind die Eph 2,198 erwähnten „Heiligen“ die zur Gemeinde gehörenden Gläubigen aus Israel. Auch hier, wie vorher und nachher, ist es die Gegenüberstellung von denen aus Israel und denen aus den Nationen.
Zu d:
Diese Frage hat eigentlich in obigem ihre Beantwortung mit gefunden, da die Verse bis Kap. 3,11 den von Kap. 2,11 an behandelten Gedanken weiter entwickeln. Die Antwort ist also: Mit denen aus Israel. Das ergibt der ganze Zusammenhang, wie schon oben gesagt, von Kap. 2,11 an. Die Gemeinde ist gebildet aus Juden und Heiden heraus - das ist die herrliche Tatsache, das Geheimnis, welches dem Apostel durch Offenbarung kundgetan worden war (3,3). Die Juden waren „die Nahen“, die aus den Nationen „die Fernen“ (2,13.17). Die „Zwischenwand der Umzäunung“ und die „Feindschaft“, „das Gesetz der Gebote in Satzungen“, hat Er hinweggetan durch Seinen Tod am Kreuze; Er hat aus beiden eins gemacht und sie in Sich Selbst zu einem neuen Menschen geschaffen (2,14.15). „Durch Ihn haben beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ usw. (2,18ff)., und „die aus den Nationen“ sind nun „Miterben“, „Miteinverleibte“ (wörtlich „Mitleib“) und „Mitteilhaber Seiner Verheißung in Christo Jesu“ (3,6). Wir wissen, daß Israel das auserwählte irdische Volk Gottes ist und ihm in erster Linie „die Verheißung in Christo Jesu“ gegeben war. Darum sagte auch der Herr Jesus: „Ich bin nicht gekommen, als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 15,24), und darum wurde das Evangelium im Anfang immer zuerst den Juden verkündet: „... allen Nationen, anfangend von Jerusalem“ (Lk 24,47); Apg 1,8b; 2,14; 13,46; Röm 1,16; 2,10. Daher sind die aus Israel ohne Zweifel in erster Linie die „Erben“, die, aus denen der „Leib“ zuerst gebildet wurde (Apg 2,1-4), und „Teilhaber seiner Verheißung in Christo Jesu“; und die aus den Nationen sind ihnen in allem gleichgemacht - sind „Miterben“, „Mitleib“ und „Mitteilhaber seiner Verheißung in Christo Jesu“. Gepriesen sei Er dafür9!
Zu e:
Wenn wir Gal 3,29 als „Abrahams Same“ bezeichnet werden, bedingt das nicht, daß Abraham zur Gemeinde zu zählen sei, was nach unserer Feststellung gleich zu Anfang (daß die alttestamentlichen Heiligen nicht zu der Gemeinde gehören) nicht der Fall ist, sondern besagt nur, daß wir als solche, die „Christum angezogen“ haben und infolgedessen in Ihm gesehen werden, Der nach Vers 16 Abrahams verheißener Same ist, Dem die Verheißungen zugesagt waren - daß wir also als solche als „Abrahams Same“ gerechnet werden und „nach Verheißung Erben“ sind. (Wie Abraham Röm 4,16 „unser aller Vater“ genannt wird, weil wir des Glaubens Abrahams sind).
In Abraham finden wir nicht die Gemeindelinie, sondern die Glaubenslinie, welche sich durch die ganze Heilige Schrift hindurchzieht und auf der alle Erlösten stehen. - Wie herrlich ist diese schriftgemäße Tatsache! -
Th. K.
6 Diese (Frage 3 jenes 12. Jahrbuchs) ist wunderbarerweise in dieser Liefg. an anderer Stelle und in anderem und doch ähnlichem Zusammenhang mitabgedruckt.
Der Schriftl. F. K.↩︎
7 Hierzu vgl. man Jahrb. 20, S. 196/197!F. K.↩︎
8 Wenn die Schrift will, daß in diesem Zusammenhang unter den „Heiligen“ die gesehen werden sollen, die unser geliebter treuer Mitarbeiter darin zu sehen glaubt, so doch nicht etwa in den meisten anderen Stellen, wo von den Heiligen die Rede ist, wie unter vielen z. B. in 1Kor 6,1; Phil 1,1; 4,21.22; Kol 1,2.4.12.26; 3,12; 1Thes 3,13; 2Thes 1,10 usw. Gleichwohl gibt es auch Stellen, wo, wenn vielleicht nicht allein, so doch ganz vornehmlich Gläubige aus Israel unter dem Wort „die Heiligen“ gemeint sind, so in Röm 15,31 oder in 2Kor 8,4 u. 9,12! Man kann aus allem lernen, die Heilige Schrift ist so reichhaltig. Dank sei Gott! Der Schriftl. F. K.↩︎
9 Im Blick besonders auf diesen Unterteil der Frage verweise ich auf Frage 11 in Jahrb. 19! Dieser Gegenstand ist besonders wichtig, und das Wort Gottes gibt uns so klare Aufschlüsse, daß ein Irren fast unmöglich wird, wenn wir allein dem Worte zu folgen bereit sind. Ps 119,105; 2Tim 3,16.17. Der Schriftl. F. K.↩︎
Erstellt: 23.05.2024 21:55, bearbeitet: 23.10.2024 18:10