Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 3 -Jahrgang 1915
2Sam 24,1 1Chr 21,1 - Wie ist der augenscheinliche Widerspruch zwischen diesen Stellen zu erklären, und worin bestand die Sünde Davids, indem er das Volk zählen ließ?2Sam 24,1 1Chr 21,1 - Wie ist der augenscheinliche Widerspruch zwischen diesen Stellen zu erklären, und worin bestand die Sünde Davids, indem er das Volk zählen ließ?
Frage 28: Wie ist der augenscheinliche Widerspruch zwischen 2Sam 24,1 und 1Chr 21,1 zu erklären, und worin bestand die Sünde Davids, indem er das Volkzählen ließ?
Antwort A:
Nicht Gott Selbst reizte David, da „Er niemanden versucht“ (Jak 1,13), sondern Er ließ dem Satan freie Hand, dies zu tun, da es im Einklang zu Seinen Regierungswegen stand (2Sam 24,1a). Wider Seinen Willen konnte Satan Ihn in keiner Weise antasten (vergl. Mt 10,29.30)!. Ein ähnliches Beispiel haben wir in Hiobs Versuchungen durch Satan unter Zulassung Gottes (Hiob 1,12; 2,6).
Der Grund, warum David sich beim Zählen des Volkes Israel versündigte, ist nicht angegeben. Wahrscheinlich lag sowohl „Hochmut des Lebens“ (1Joh 2,16) als Ungehorsam vor; indem er das göttliche Gebot, daß jeder Gemusterte von 20 Jahren und darüber ein Hebopfer als Sühngeld geben sollte (2. Mose 30,11-16), nicht beachtete.
K. Hch.
Antwort B:
Der Schwerpunkt liegt bei David. David bekriegte alle die äußeren Feinde Israels, er erwarb sich einen großen Namen als Kriegsmann, er schlug, schon ehe er König ward, den Riesen Goliath, und auch 1Chr 20,5-8 sind weitere Siege von ihm berichtet. Wohl zu beachten ist, daß David, als er Goliath erschlug, Gott die Ehre gab (1Sam 17,45) und die Streiter Israels Schlachtreihen Jehovas nennt. Wenn nun David seine großen Erfolge als Kriegsheld ansah, dazu noch seine Augen auf die große Schar seiner Helden richtete (1Chr 23), wie nahe lag es dann, daß sein Herz sich erhob und daß er alle die Erfolge sich und seinem tapferen Heere zuschrieb! „Arglistig ist das Herz, wer kann es ergründen?“ Nur Gott, der Allsehende, sieht hinein in die Tiefen des Menschenherzens. Und Gott sah in Davids und des Volkes Herz; denn auch das Volk war nicht frei von der Sache: das Volk sah auf David. - Aber außer Gott gab noch einer acht auf David, das war Satan (vgl. Hiob 1,8 u. 2,3); und der gibt heute noch acht auf die Menschen. David gibt nach, unterliegt der Versuchung, und läßt trotz Warnung von seiten Joabs das Volk zählen. Satans Fall war der Hochmut (Hes 28,17; siehe Frage 10! Der Herausg). - und auch das Herz Davids erhob sich ob seiner Erfolge, Hochmut war die Sünde Davids, wie überhaupt nach 1. Mose 3,5 des Menschengeschlechtes Fall. - Als Jehova Israel schlägt (1Chr 21,7), beugt sich David vor Gott, bekennt seine Schuld, ja, nimmt alle Schuld auf sich (V. 17)!. „Wer zu stehen sich dünkt, sehe wohl zu, daß er nicht falle.“ (1Kor 10,12).
F. B.
Anmerkung des Herausgebers:
Wenn man als „von Gott belehrt“ die Stellen betrachtet, erleuchtet durch den Heiligen Geist und „ohne zweifelnde Überlegungen“, so sieht man, daß die beiden Stellen zwei verschiedene Seiten derselben Tatsache beschreiben. - In Antwort B ist gesagt, daß „der Schwerpunkt bei David lag“, und beide Antworten oben zeigen, daß es Davids Selbstüberhebung gewesen sei, die Gottes Gericht nach sich gezogen habe. In 1Sam 24 ist Jehova als der gezeigt, der David zurechtbringt; zu diesem Zweck aber mußte erst das, was in den Herzen war, offenbar werden. Darum tritt hier Jehova auch als der auf, durch dessen Führung David dazu kam, das Volk zu zählen, womit und wodurch er sein Herz offenbarte. In 1Chr 21 aber ist dargestellt, welcher Mittelsperson Gott Sich bisweilen bedient, wenn Er „das Verborgene der Herzen“ hienieden offenbar machen will. Ganz ähnlich ist, wie ja obige Antworten auch dartun, das Verhalten Gottes in der Geschichte Hiobs. Hiermit vergleichen kann man Gottes Handeln in der Geschichte des Paulus in 2Kor 9, wo die Erzieherweisheit Gottes sich Satans bediente, um Paulus demütig zu erhalten. - Ob Satan bei vorliegender Geschichte Davids sich ebenso darüber klar gewesen ist, Gottes Werkzeug zu sein wie in Hiobs Geschichte, lassen wir dahingestellt. Sicher ist die Erlaubnis oder Zulassung Gottes (an ihn), David zu versuchen, für ihn hier ebenso wie in Hiobs Geschichte ein Grund zu hämischer Freude gewesen daran, daß einer von Gottes Auserwählten in Sünde und Verleugnung Gottes durch ihn kommen würde, wodurch er ein Anrecht an den Betreffenden geltend machen zu dürfen hoffen konnte (mit Urecht natürlich, denn Satan kennt Gott nicht wirklich noch Seine Treue, vgl. Röm 8,31-39, besonders V. 33)!. Seine hauptsächlichste Tätigkeit nach seinem eigenen, durch Selbstüberhebung zustandegekommenen Fall, der von ewiger Wirkung ist, ist die des Verklagens und des Sichtens der Gläubigen (siehe Lk 22,31 und Off 12,10). Aber Gott ist größer und hat Gedanken des Friedens, auch wenn Er letzten Endes hinter dem Unglück und dem Wirken Satans steht (vgl. Jes 45,1-7)!.
Diese Geschichte von Davids Sünde des Zählens hat uns gewiß grundsätzlich manches zu sagen für heute, wo die Macht der Zahl und eigenen Kraft die Menschen so sehr beherrscht. Möchte unser geliebtes, von Gott bisher so reich gesegnetes deutsches Volk mit seinen Verbündeten noch viel mehr als bislang schon dessen sich bewußt werden und bleiben, daß im letzten Grunde „der Sieg des Herrnist“! (Spr 21,31). Möchten wir Gläubigen auch Gnade haben, die uns umgebenden Menschen vor Selbstüberhebung zu warnen, auf welchem Gebiete es auch sei, gilt doch stets das Wort: „Hoffart geht dem Sturze, und Hochmut dem Falle voraus!“ (Spr 16,18).
Aber von diesen und ähnlichen grundsätzlichen Anwendungen unserer Geschichte für uns heute abgesehen, glauben wir dieselbe nicht etwa als ein Verbot von Zählungen heutzutage ansehen zu dürfen. Die Wissenschaft der „Statistik“, welche die Aufgabe hat, die auf Grund von Zählungen gewonnenen Erfahrungen des Lebens in Staat und Gesellschaft zu vergleichen und so zu bearbeiten, daß sie praktisch verwertet werden können, ist als Nachweis in den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens der Völker außerordentlich nützlich. Diese statistischen Zählungen und Untersuchungen geschehen nicht aus dem Grunde, weswegen David zählte (also zur Selbstverherrlichung), sondern sie dienen wichtigen Zwecken verschiedenster Art, z. B. der Volkswohlfahrt. - Vor allem aber ist Davids Tun und Gottes Urteil darüber deshalb nicht auf unsere Zeit anwendbar, weil die erste Voraussetzung dafür heute fehlt: die (biblische) Gottesherrschaft (Theokratie). In Israel war Gott König, und so hätte es bleiben sollen, und nur, weil das Volk nicht auf dieser Höhe des Glaubens und der Abhängigkeit von Gott blieb, erlaubte ihm Gott, sich, wie die Nationen, einen irdischen König zu wählen (1Sam 8), der aber nur als Stellvertretender und Beauftragter Jehovas über das Volk herrschen sollte, denn „Gottes Berufungen sind unbereubar“. Gott blieb, was Er war: Israels König, und offenbarte dies in der Sendung des Messias, und an einem späteren Tage wird Israel diesen König anerkennen. David wandelte auch im Bewußtsein dessen, Gottes Beauftragter zu sein, und seine Sünde der Volkszählung bestand im tiefsten Grunde darin, daß er sich zuschrieb, was Jehova zukam, womit er seinerseits, wie das Volk damals, bevor es den ersten König bekam (1Sam 8,7), Jehova, seinen König verwarf (nur für kurze Zeit freilich, dann tat er Buße).
Diese Gottesherrschaft bestand allein für die Juden und wird wieder für sie bestehen im Tausendjährigen Reich. - Sie besteht nicht heute in den verschiedenen Reichen der Erde, wenn es auch je und dann fromme, gläubige Herrscher gibt und gegeben hat, die ihre Regierungen so auffassen wollten; aber nach Gottes Wort ist es nicht so, und darum können wir, wenn wir dies verstehen, die göttlichen Grundsätze der biblischen Theokratie (Gottesherrschaft) auch nicht auf die heutige Zeit und die heutigen Regierungsformen anwenden (vgl. z. B. von vielen Stellen nur 5. Mose 17,14-20). - Nichtsdestoweniger behalten Worte wie Ps 47,7.8; 96,10; Jer 10,7.10u. a., insbesondere Lk 20,25, dann Röm 13,1ff. und 1. Petrus 2,13ff. heute und stets für uns Gläubige ihren vollen
Wert; doch hat dies nichts zu tun mit der biblischen Theokratie, die allein dem Volke Gottes gehört.
Erstellt: 20.03.2024 14:03, bearbeitet: 31.10.2024 20:45
Quelle: www.clv.de.