verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Inhaltsverzeichnis
verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 2 -Jahrgang 1914
Heb 7,9.10.14 - Wie ist die Stelle zu verstehen und wie verhalten sich diese beiden Verse 7 & 9 zu V. 14?Heb 7,9.10.14 - Wie ist die Stelle zu verstehen und wie verhalten sich diese beiden Verse 7 & 9 zu V. 14?
Frage 40: Wie ist die Stelle zu verstehen: Heb 7,9.10 , und wie verhalten sichdiese beiden Verse zu V. 14?
Antwort A:
Der Brief an die Hebräer offenbart die Vollkommenheiten Christi von jüdischem Standpunkt aus gesehen. Um unsere Stelle zu verstehen, müssen wir die Bedeutung des Zehnten begreifen. Wir lesen in 1. Mose 14, daß Melchisedek Abram segnete (V. 19) und dieser jenem dann den Zehnten von allem gab (V. 20). Der Zehnte war also ein freiwilliges Zeugnis der empfangenen Segnung, ebenso wie die Gaben in 1Chr 29,5.9.12.14; wenn er dem Volke Israel gesetzlich vorgeschrieben wurde, so geschah es, um die Tatsache zum Ausdruck zu bringen, daß es ein gesegnetes und segnendes Volk war; hätte Israel jene Vorschriften durch Glauben beobachtet, so wäre es auch der Fall gewesen. Die Segnungen Israels und durch Israel sollten darin bestehen, daß Gott Seine Wohnung bei dem Volke hatte, dessen Priester Levi (und seine Nachkommen) war. Da derselbe also Vermittler der Segnung war, erhielt er den Zehnten von seinen Brüdern (Heb 7,5.9). Aber als Same, als er noch in der Lende Abrahams war, wurde er teilhaftig der Segnungen und deshalb auch gezehnt, d. h. mußte den Zehnten zahlen. Daher ist nicht Levi der Urheber der Segnungen, sondern ein Besserer (V. 7), Melchisedek, d. h. im Vorbild Christus Selbst (V. 3.6). Es ist ein schlagender Beweis, daß alle Segnungen, welche die Juden durch das levitische Priestertum zu erlangen meinten, ihre Quelle von Anfang an in Christo hatten. Wenn man nun die Quelle erreicht hat, wozu dann noch einen Kanal zum Schöpfens des Wassers? Nein, dieser fällt weg, denn er ist nutzlos und sogar schädlich für die Kühle und die Reinheit des Wassers.
Da nun das Gesetz und das levitische Priestertum nur Schatten waren, so ist es klar, daß der Körper, Christus, nicht in demselben zu finden ist, also nicht in der Nachkommenschaft Levis. In 1. Mose, 14,18 sehen wir, daß der Segnende, Melchisedek, gleichzeitig König und Priester war bezw. sein soll. Um diese Bedingung zu erfüllen, mußte also dieser aus dem Stamme kommen, der die bestimmte Verheißung des Königs hatte, aus Juda (1. Mose 49,10). Heb 7,14 ist demnach ein anderer schlagender Beweis dafür, daß „unser HErr“ „Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks“ ist. Wenn Israel Jesum, den Nazarener, als König und Priester anerkannt haben wird, wird auch der Zehnte nicht mehr eine tote Form oder eine Nahrung für die Selbstgerechtigkeit (Lk 18,12) sein, sondern das dankbare Zeugnis von der ewigen Güte Gottes (Ps 110,3).
Lieber Bruder, Christus ist die Quelle! Sein Tod und Sein Leben sind für uns die Ursachen aller Segnungen (vgl. 1. Mose 14,18; Mt 26,26-29; 1Kor 10,16). Er hat uns auch unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht (Off 1,5.6). Ja, Ihm sei die Herrlichkeit in die Zeitalter der Zeitalter! Amen. (Heb 13,21).
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers:
Der Gegenstand ist ziemlich schwierig, leider ist auch nur vorstehende Antwort eingegangen, doch denken wir, daß sie genügen wird, um dem aufmerksamen Schriftforscher Licht zu geben. In vorliegender Frage liegt verborgen die, wie wir uns zum Geben des Zehnten zu stellen haben. Dazu einige Worte!
Den Zehnten zu geben oder für das Werk des Herrnzurückzulegen, weil im Gesetz (also dem Volk Israel) dies geboten war, ist unter allen Umständen schriftwidrig, selbst wenn man sagt: Was das alttestamentliche Volk Gottes tat, muß das neutestamentliche, das größerer Segnungen teilhaftig geworden ist als jenes, erst recht tun! Nein, und abermals nein! Wir sind nicht unter Gesetz! (Gal 5,18;
3,2; 4,5.6). Aber nun berufen sich manche teure Kinder Gottes darauf, daß das Verzehnten schon vor dem sinaitischen Gesetz dagewesen sei, und sie weisen hin auf die Tatsache, daß Abraham dem Melchisedek, der doch ein Vorbild auf Christus sei, den Zehnten gegeben habe. Wenn solche Geschwister 1. Mose 14für sich so auffassen, wollen wir sie nicht schelten; aber nie sollte man sagen, aus diesem Kapitel gehe hervor, daß die Gläubigen heute den Zehnten zu geben verpflichtet seien. Wenn Verpflichtung da ist, dann ist Gesetz da! Wenn das, was einige tun, darum andere auch tun sollten, dann wird eine menschliche Satzung aufgerichtet, und das ist vom Übel (Kol 2,20ff).
Aus dieser wunderschönen Geschichte in 1. Mose 14 geht hervor, daß Melchisedek von Abraham den Zehnten nicht gefordert hat! Freiwillig gab Abraham den Zehnten. Gewiß sind wir Gläubigen von heute Abrahams Same (Gal 3,6.7.29). Aber wenn wir nun deswegen auch den Zehnten geben wollten, so würden wir gerade den Charakter des Gebens Abrahams, den Charakter der Freiwilligkeit, zerstören und ein Gesetz für uns aus dem machen, was Abraham für sich tat. Er setzte sich gleichsam im Herzen vor, als Gesegneter zu geben, wie es ihm gut schien; er gab den zehnten Teil, womit er - was die Zahl 10 bedeutet - das Bewußtsein seiner menschlichen Verantwortlichkeit Gott gegenüber andeutete (Vergl. über die Zahlen S. 36-38 in Band I). Wollen wir es machen gerade wie er? Keiner hätte das Recht, es uns zu verbieten, wenn die Beweggründe ganz von selbst die Abrahams und keine gesetzlichen wären. Aber es kommt nicht auf die Zahl 10 an, sondern darauf, den Charakter des Gebens Abrahams zu wahren! Dazu geben uns 1Kor 16,2 und 2Kor 9,6.7 (8)! wichtige Fingerzeige. Handeln wir nach ihnen als solche, die gesegnet sind, um zu segnen, dann wird der Zehnte oft genug weit überschritten werden, (vergl. z. B. die Geschichte vom Scherflein der Witwe! Mk 12,41-44). Und dann - gibt es eine Grenze für den, der da weiß: „Was wir leben, das leben wir Dem, der für uns gestorben ist und ist auferweckt worden“ (2Kor 5,15)? Und das ist nach Heb 7, unserem vorliegenden Kapitel, Christus, der da ein unveränderliches Priestertum hat, weil Er in Ewigkeit bleibt (23,24).
Erstellt: 20.03.2024 14:01, bearbeitet: 31.10.2024 21:31