Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 1 -Jahrgang 1913
Mt 8,5.6 Lk 7,2.3 - Wie sind dies Verse zusammenzubringen? Es ist doch ein und dieselbe Geschichte. Matthäus berichtet nun, dass der Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.Mt 8,5.6 Lk 7,2.3 - Wie sind dies Verse zusammenzubringen? Es ist doch ein und dieselbe Geschichte. Matthäus berichtet nun, dass der Hauptmann selbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.
Frage 16: Wie ist Mt 8,5.6 und Lk 7,2 .3ff. zusammenzubringen? Es ist doch einund dieselbe Geschichte. Matthäus berichtet nun, daß der Hauptmannselbst zu Jesus kam, während Lukas schreibt, er habe Älteste gesandt.
Antwort A:
Matth. läßt die Sendung der Ältesten weg und gibt nur die Hauptsache, weil es kürzer sein soll. Für den Leser der Geschichte, dem ja nur das Wunder wichtig sein sollte, konnte es einerlei sein, ob der Hauptmann persönlich kam oder durch die Ältesten. Letztere vertraten die Stelle des Hauptmanns, so daß es doch als ein Herantreten des Hauptmanns zu denken ist, wie es auch Lk 7,3 heißt: „Er sandte Älteste zu Ihm - und bat Ihn.“
Bei Matth. heißt es nun: „Ich will kommen und ihm helfen.“ Bei Luk.: „Jesus aber ging mit ihnen.“ Da ergänzt man einfach: „indem Er sprach: Ich will kommen und ihm helfen“. Während ferner bei Matth (V. 8). der Hauptmann sogleich persönliche Einsprache gegen das Eintreten Jesu in sein Haus erhebt, tut er dies nach Luk. erst, als sie nicht fern vom Hause waren, und wieder nicht persönlich, sondern durch Freunde. Die Ältesten konnten Lk 7,7 nicht statt des Hauptmanns sagen; denn sie dachten sich keinesfalls eine Hilfe, wenn nicht Jesus persönlich käme. Als aber der Hauptmann hörte, daß Jesus persönlich komme, wehrt er das durch die zweite Sendung der Freunde ab, weil er sich als Heide dessen unwürdig fühlt. Aus diesem Grunde ist er wohl auch nicht persönlich zu Jesus gekommen, sondern hat von vornherein andere zu Ihm gesandt. Diese Demut machte ihn fähig zu dem starken Glauben: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“
Chr. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Kleine Verschiedenheiten in den Berichten ein und derselben Geschichte, wie sie in den Evangelien sehr häufig vorkommen, sind kein Grund, an der wörtlichen Inspiration dieser Berichte zu zweifeln. Stets haben diese Verschiedenheiten, die niemals einander ausschließende Gegensätze enthalten, besondere Ursachen und Zwecke; einerseits vervollständigen oder ergänzen sich die verschiedenen Darstellungen; andererseits werden in der einen Darstellung andere Punkte in den Vordergrund der Betrachtung gerückt als in der anderen, so daß gerade durch die Unterschiede die Schönheit der Geschichte oft aufs Lieblichste zum Ausdruck kommt. Ferner scheint uns noch ein Grundsatz zu berücksichtigen zu sein, nämlich der, daß jedes Evangelium die Aufgabe hat, den Herrn von einer bestimmten Seite aus zu betrachten. So sieht unseres Erachtens Matthäus in Jesus mehr den Sohn Abrahams und Davids in Verbindung mit dem Königreich, während Lukas Ihn in erster Linie als den echten Sohn Adams, als den „Menschen“ ansieht. Gerade in letzterer Hinsicht zeigt uns das Lukas-Evangelium manche Züge an dem Herrn, die keiner der Evangelisten besonders zu beachten die Aufgabe hat. So z. B. Sein menschliches Mitgefühl. (Man vergleiche einmal die Geschichte von Jairi Töchterlein in den verschiedenen Berichten; nur bei Lukas finden wir die ein menschliches Herz rührende Bemerkung: „er hatte eine eingeborene Töchter“ (Lk 8,42). Manche rührenden Begebenheiten sind nur bei Lukas zu finden! (Z. B. die Geschichte vom Jüngling zu Nain u. a. m). Ist es etwa kleinlich, dies zu beachten? Nein! Wir denken vielmehr, daß das Wort unseres Gottes uns viel köstlicher wird, wenn wir dergleichen berücksichtigen.
Wenden wir nun diese Grundsätze auf die Verschiedenheiten vorliegender Geschichte an! Wenngleich die Kürze der Darstellung bei Matth. das Wunder auch um so mehr hervortreten läßt, so ist doch das Anführen der Vermittler zwischen dem Hauptmann und Jesus eine Ergänzung, die keinen Widerspruch in sich schließt. Andererseits wird uns die Geschichte lieblicher, wenn wir sehen, wie sehr die Juden diesen Mann schätzten, was für ein gutes Gerücht er unter ihnen hatte. Dann aber können wir auch gut begreifen, wie das Herz des Herrn in echtem Mitgefühl bewegt worden ist, als Er die Fürsprache der Juden vernahm (vgl. die Fürbitte bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus, Lk 4,38), als Er die menschliche Liebe sah, die man dem Heiden bewies um seiner Liebeswerke willen. Dieser Zug hat für Matthäus, der den König vor Augen hat, keine Bedeutung, für Lukas aber, der den Menschen schildert, eine sehr große.
Diese Gesichtspunkte und noch manche andere machen uns die Schrift lebensvoller und Christus immer herrlicher; sie sollten daher stets beachtet werden!
Erstellt: 20.03.2024 14:00, bearbeitet: 31.10.2024 21:46
Quelle: www.clv.de.