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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 15 - Jahrgang 1930
Sach 13,5-7 - Ich bitte um eine Erklärung von Sach 13,5-7.Sach 13,5-7 - Ich bitte um eine Erklärung von Sach 13,5-7.
Frage 17: Ich bitte um eine Erklärung von Sach 13,5-7.
Wir freuen uns immer, wenn Gläubige sich mit den kleinen Propheten beschäftigen. Nächst den Geschlechtsregistern von 1. Chronika sind die zwölf kleinen Propheten wohl am meisten vernachlässigt. Von ihnen wird nach unserer Erfahrung Jona wiederum bevorzugt. Daß dieses Buch mehr gelesen wird als die anderen oder mehr darüber gesprochen wird als über die anderen, geschieht nicht nur darum, weil es das einzige Fischwunder im Alten Testament enthält, sondern - gleichsam im Unterbewußtsein - weil es das einzige Buch ist, welches für die Heiden im Alten Testament geschrieben ist, indem ihre Begnadigung uns darin so wunderbar gezeigt wird. Dies ist vielleicht ein geistlicher Grund von vielen für unsere (die wir aus den Nationen sind) Vorliebe für dieses Buch unter den kleinen Propheten. Dieselbe Sache in umgekehrter Weise begegnet uns im Neuen Testament, wo wir ein Buch besonders für die Juden finden: den Brief des Jakobus, der an „die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind“, gerichtet ist. Hier zeigt sich eine Abneigung der Gläubigen aus den Nationen. Nicht weil er sehr praktisch und ermahnend ist, sondern vielmehr weil die meisten Gläubigen denken, es sei nicht für uns. Aber wir sind im Gegenteil der Überzeugung, daß gerade solche Bücher ganz besonders göttliche Werte in sich bergen, die denen erschlossen werden, die sich die Mühe nehmen, sie unter Gebet zu lesen und zu erforschen. Wer uns davon abhält, brauchen wir hier wohl nicht zu erörtern. Jeder weiß, wer ein besonderes Interesse daran hat, uns von dem ganzen Wort Gottes abzuhalten und uns dahin zu bringen, nur das zu lesen, was unserem geistlichen Gaumen wohlschmeckt. Wie unwissend viele von den Gläubigen im Worte Gottes noch sind, zeigt sich, wenn man mit ihnen sich über das Wort Gottes unterhält. Und doch hat unser Gott gerade so viele Bücher gegeben, damit ein jedes Seiner Kinder sie lesen möchte, um in Seinem ganzen wohlgefälligen Willen unterwiesen zu sein.
Um ein rechtes Verständnis des Wortes unseres Gottes zu bekommen, muß man es im Zusammenhang mit bestimmten Büchern lesen. Jedes Buch hat wieder seinen göttlichen Kommentar in einem anderen Buche der Bibel oder Bibelteil. Dies ist nach unserem Verständnis das Wichtigste mit zum Verständnis Seines Wortes. Zum Beispiel können die drei nachexlischen Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi sehr gut mit den drei - gleichsam nachexilischen - Sendschreiben Sardes, Philadelphia und Laodicäa, genau in derselben Reihenfolge, gelesen werden. Jene kamen aus der buchstäblich babylonischen Gefangenschaft, wie diese aus der geistlich babylonisch-katholischen Knechtschaft kamen. Hier nur einige Winke, die wir sehr vermehren konnten:
Haggai 1,1 wie Off 3,1 sind neue Anfänge. (Vgl. Off 2,1 mit 3,1)
In Haggai haben wir den Tempel Gottes, in Sacharja die Stadt Gottes, in Maleachi den Altar (Tisch) Gottes, in Sardes finden wir die Priester Gottes (Off 3,5), weiß gekleidet, um im Tempel den Dienst zu verrichten, in Philadelphia das himmlische Jerusalem, die Stadt Gottes, in Laodicäa das Abendbrot, gleichsam den Tisch des Herrn.
Wir fanden so viele gleichlaufende Linien, daß wir von der geistlichen Übereinstimmung dieser drei Propheten und der drei letzten Sendschreiben völlig überzeugt sind. Der Leser forsche selbst, besonders hinsichtlich der Stellung und Herrlichkeit des Herrn in diesen Büchern!
Daß die zwei Geschichtsbücher Esra und Nehemia mit diesen drei nachexilischen Propheten gelesen werden müssen, versteht sich von selbst. Eine andere rein alttestamentliche Linie ist diese:
I) der Prophet Jesaja, der Prophet des Ratschlusses Gottes in bezug auf Sein irdisches Volk und die ganze Erde. Was Epheser im Neuen Testament ist, ist Jesaja im Alten Testament.
II) die drei exilischen Propheten Jeremia, Hesekiel und Daniel.
III) die drei nachexilischen Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi.
Diese sieben Propheten müssen unbedingt zusammen gelesen werden, wenn man einen Einblick in den Ratschluß Gottes in Jesaja, in Seine Wege in Zucht, wie in Jeremia, Hesekiel und Daniel, und in Seine Treue, indem Er Sein Volk wieder herausführt, wie in Haggai, Sacharja und Maleachi, bekommen will. Die sieben Propheten ergeben eine abgeschlossene Linie und ein schönes harmonisches Bild. Dies ist auch der Grund der großen Ähnlichkeit zwischen Sacharja, dem Mittelpropheten der letzten drei, und Jeremia und Hesekiel.
Merkwürdig ist auch, daß die drei größten Propheten: Jesaja, Jeremia und Hesekiel, sowie der größte unter den zwölf kleinen Propheten, Sacharja, den Herrn uns besonders als den wahren
Hirten im Gegensatz zu den falschen Hirten zeigen. Dies ist auch ein Grund mit, warum diese Propheten so umfassend, vielseitig und mannigfaltig sind: weil der Hirtendienst eben diesen allumfassenden, vielseitigen Charakter trägt. Dies sind ganz wunderbare Gebiete! In Jes 40,11 finden wir besonders Seine Hirtenliebe in dem Tragen und Führen Seiner Lämmer; in Jer 31,10 finden wir Seine Hirtentreue in dem Sammeln der Schafe; in Hes 34,23.24 und 37,24 aber haben wir Seine besondere Hirtensorge, in der Er sie weidet und betreut. Aber in Sach 13,7, wo Er zum letzten Male im Alten Testament als Hirte uns vorgestellt wird, sehen wir besonders Seine Hirtenleiden. Wie köstlich ist dies für uns, die wir Ihn als unseren persönlichen Hirten kennenlernen durften, auf Ihn allein angewiesen zu sein! - Nach diesem hören wir nichts mehr von einem falschen Hirten im Alten Testament, und an der Schwelle des Neuen Testaments, Mt 2,6, wird Er uns wieder vorgestellt als Der, der Sein Volk weidet. Wie köstlich und tröstlich für uns! - Dies bringt uns noch auf einen anderen sehr wichtigen Gedanken, nämlich wie wir z. B. in den vier Evangelien eine besondere Herrlichkeit Christi in jedem Evangelium schauen dürfen, so ist jedes Buch in der Bibel durch eine besondere Herrlichkeit des Herrn ausgezeichnet. Wir wollen hier nur die drei nachexilischen Propheten berücksichtigen. So finden wir, daß Christus in Haggai 2,7 „das Ersehnte aller Nationen“ ist, in Sacharja 13,7 der „Genosse Jehovas“ und in Maleachi 4,2 „die Sonne der Gerechtigkeit“.
Welche Herrlichkeiten liegen in diesen Offenbarungen des Herrn verborgen! Wer will sich der Mühe unterziehen, in den anderen neun kleinen Propheten die besonderen Herrlichkeiten des Herrn zu suchen? Er wird sicherlich reichlich belohnt werden!
Nun wollen wir zur eigentlichen Frage übergehen und mit dem Beistand des Herrn versuchen, sie zu beantworten.
Wir möchten gleich hier bemerken, daß in Sach 7-14 uns die Verwerfung des Messias seitens Seines Volkes und die damit verbundenen Leiden geschildert werden, wie es wohl in keinem anderen der kleinen Propheten geschieht. Aber hier werden uns auch die großen Zuchtgerichte, die darum über Sein Volk kommen, gezeigt und die damit verbundene Buße, Reinigung und Wiederherstellung unter Seiner Herrschaft.
Es ist wichtig, zu beachten, daß Sach 13,3-6 im ursprünglichen Sinne die falschen Propheten behandelt werden, und es wird ein Tag kommen, wo sie alle Prophetenkennzeichen ablegen, um nur als einfache Leute zu erscheinen. Aber was die falschen Propheten vorgeben zu sein, war der Herr wirklich, aber dennoch war Er als einfacher Mensch und Diener erschienen und nicht als Herrscher im menschlichen Sinne, sondern als der Mensch Gottes, der nicht gekommen war, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und Sein Leben zu geben als Lösegelb für viele (Mk 10,45). Und wie falsche, götzendienerische Propheten sich selbst Wunden beibrachten, wie es uns in V. 6 geschildert wird - vgl. 1Kön 18,28 -, so ist Christus der, welcher um unserer Übertretungen willen verwundet und um unserer
Missetaten willen zerschlagen wurde (Jes 53,5), und Sach 12,10 zeigt uns Ihn als den, der durchbohrt (verwundet) wurde in dem Hause derer, die Ihn lieben. Das „Haus“ kann nur Israel sein, und die Ihn verwundeten Seine Brüder nach dem Fleische, und die Ihn lieben Seine Jünger und Getreuen, die wirklich Gläubigen (der Überrest), die wohl zum „Hause“ Israel gehören, aber keinen Teil hatten am Tode des Messias, obwohl sie in die Segnungen des Todes Christi eintreten durften. V. 5 und 6 nur auf die falschen Propheten anzuwenden, wie manche Ausleger es tun, ist in unseren Augen eine Buchstabenerkenntnis, aber keine geistliche, göttliche Erleuchtung noch Erklärung. War Christus nicht nach 2. Mose 21,2-6 von Jugend an in völligem, gottergebenem Sklavendienst der Liebe in dieser Welt „gekauft“, d. h. Gottes Eigentum? War Er nicht der einzige Mensch, der sich überhaupt in allen Lagen und Umständen des Lebens allein als Gottes Eigentum stets erwies? Wir, die wir der Sünde verkauft waren, stehen im schroffsten Gegensatz, wie auch die falschen Propheten hier, zu Dem, der allein Gott ergeben war, Ihm nur lebte und nur für Ihn da war. Christus hatte keine Prophetenschule besucht (V. 5a) noch die Weisheit der Menschen angenommen. Als Mensch lernte Er nur von Seinem Gott und Vater, wie auch Er allein die Quelle Seiner Freude und Wonne und Seines Glückes war. Wir stehen nicht an, in V. 5-7 die vier Herrlichkeiten Christi zu sehen, wie sie uns in den vier Evangelien gezeigt werden:
V. 5 ist Christus gezeigt als der wahre Prophet nach Ev. Markus und der, welcher durch Seine Erlösung der Schöpfung „das Land“, die Erde fruchtbar macht - der Neuschöpfer und Neugebauer. (Vgl. „Handreichungen“ Jahrb. 1928, Seite 186-192, wo wir ausführlicher über den besonderen Charakter des Ev. Markus geschrieben haben).
V. 6 haben wir Christus in Beziehung zu dem Volke Israel, wie es nur im Ev. Matthäus besonders gezeigt wird: Israel „das Haus“ Seiner Freunde, wie man V. 6b auch übersetzen kann.
V. 7: Als Hirte und „Mann“ (der Mensch der Gnade) wird Er uns besonders in Lukas gezeigt. Man kann dieses besondere Wort auch mit „Held“ oder „starker Mann“ übersetzen; es ist ein besonderes Wort, das nicht immer im Hebräischen gebraucht wird! Zum ersten Male finden wir es in 1. Mose 6,4b, wo es mit „Helden“ übersetzt wird. Es kommt nur 71mal im ganzen Alten Testament vor. David wird einige Male so genannt (1Sam 16,18; 2Sam 23,1). Aber das Merkwürdige ist, daß in Esra 4,21; 5,4.10; 6,8 die Zurückgekehrten, die Bauenden, so genannt werden. Zeigt dies hier nicht geistliche Übereinstimmung? Ein Handeln und Tun im Geiste des „Mannes“ Jesus Christus, des kommenden Messias?
Aber das Eigenartige zeigt sich auch hier wieder: Christus wird als Letzter im Alten Testament mit diesem besonderen Namen belegt. Zeigt uns dies nicht auch, daß der Gewaltmensch der Sünde nach 1. Mose 6,4b beseitigt wird, zu Ende gebracht wurde am Kreuze durch den Menschen Jesus Christus, damit vor Gott nur der eine wahre Machtmensch göttlicher Gnade stehe, und wir in Ihm?
Das ist die besondere Belehrung und Darstellung des Menschen Christus nach Ev. Lukas. Ja, im Neuen Testament finden wir Ihn allein, den Menschen Gottes. Kann es eine vollkommenere Harmonie geben als zwischen V. 7a und Ev. Lukas?
Wir kommen jetzt zu dem wunderbarsten Ausdruck und Namen des Herrn: „mein Genosse“. Jehova der Heerscharen nennt Ihn Seinen „Genossen“, Seinesgleichen! Spricht dieser Name nicht von Seiner Gottheit, Gottgleichheit und allüberragenden, ewigen Persönlichkeit zu uns? Welches Evangelium zeigt uns im besonderen Seine Gleichheit mit Gott? nicht das Ev. Johannes? Hier gibt es so viele Vergleichsmomente, daß wir wirklich nicht wissen, wo wir anfangen und aufhören sollen. Es wird dem Leser leicht sein, für sich selbst Vergleiche anzustellen.
Das hebräische Wort „Amith“ wird in 3. Mose 11mal gebraucht und fast durchweg mit „Nächster“ übersetzt (vgl. 3. Mose 18,20; 19,15.17; 24,19 usw)., aber es wird nirgends weiter im Alten Testament gebraucht als zum zwölften und letzten Male hier, wo es auf den Herrn angewandt wird. Dies zeigt Seine besondere Herrlichkeit in diesem Buche. Mit der vierten und größten Herrlichkeit enden die Bezeichnungen des Herrn in den Versen 5-7. Alle hier genannten Herrlichkeiten finden in Ihm den Urglanz, die Erfüllung und die höchste Wesensherrlichkeit. Er ist der, welcher alles erfüllt, alle Schattenbilder; darum wird sowohl „Hirte“, „Mann“, als auch „Genosse“ zum letzten Male im Alten Testament auf Ihn bezogen. Warum? Weil auch das Schwert zum letzten Male im Alten Testament in Verbindung mit Ihm hier genannt wird. Das Schwert ist das Symbol des Gerichtes und des Todes. Dieses Schwert, welches einst zuerst von dem heiligen Gott gezückt wurde (1. Mose 3,24), fand in Ihm eine Scheide, einen Ruheort. Darum verkündigte Er nach Seiner Auferstehung aus den Toten Frieden (Ev. Joh 20,19). Gott ist verherrlicht und befriedigt. Der Schwertträger ist jetzt unser Herr, der uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben hat (vgl. Off 1,16; 2,12 und 19,15).
Der Hirt wurde geschlagen, die Herde (das Volk Israel) wurde zerstreut bis auf den heutigen Tag, aber die „Kleinen“ (Hebr.: „tsoarim“; das hebräische Wort kommt in dieser Wortform im Alten Testament einzig in vorliegender Schriftstelle Sach 13,7 vor) - sind die Seinen, die unter Seinem mächtigen Schutze stehen. Es ist der Überrest, dessen Segnungen stets auf uns, die Gläubigen dieser Zeit, angewandt werden dürfen. Das Wort bedeutet: „die klein erscheinen“, die sich selbst niedrig („gering“) machen und demütig sind. Es ist der Schutz (dasselbe Wort wird auch für Gericht gebraucht), den Seine Hand uns angedeihen läßt. Gepriesen sei Sein Name! Vgl. Mt 26,31.32 und Mk 14,27, wo wir diese Stelle angeführt finden. So wird V. 7b mit Mt 26,31 und V. 7c mit Mt 26,32 in der Auferstehung, in der Macht des Lebens, in Verbindung zu bringen sein. (Vgl. Ev. Joh 18,8)
Wo immer wir Ihn sehen in der Schrift, finden wir einen Strahlenkranz von Seinen Herrlichkeiten, die uns Trost, Ermunterung, Stärkung, Mut und Hoffnung einflößen, weil Er es ist. Er allein, der dies alles nun wirken kann - unser Herr und Gebieter, aber auch Hirte und großer Hohepriester, der einzige vollkommene Mensch! Ihm sei Lob und Preis allezeit!
K. O. St.
Bemerkungen des Schriftleiters:
Zu dieser wahrhaft kostbaren Antwort noch etwas Wesentliches, Lehrhaftes hinzuzufügen vermag ich nicht, erübrigt sich auch bei deren Reichhaltigkeit. Aber ich möchte die langjährigen Bezieher der „Handreichung“ und die, welche sonst noch ältere Jahrbücher haben, bitten, die mehrfachen Beantwortungen über Stellen aus Sacharja nachzulesen, vor allem Frage 21 in Jahrbuch 4 und andere (vgl. die Schriftstellenverzeichnisse)!, sie werden dann, wenn sie es noch nicht wußten, sehen, daß dieser Prophet in ganz besonderer Weise (was ja auch oben gesagt ist) berufen ist, die Herrlichkeit des Herrn , auch die Leidens-Herrlichkeit, prophetisch darzustellen. Es ist mir stets ein wirklicher geistlicher Genuß und Gewinn, Sacharja zu lesen, so schwierig auch manches darin scheint, und ich glaube, wir Gläubigen sollten uns viel mehr mit ihm wie auch mit anderen „kleinen Propheten“ beschäftigen, wozu unser lieber Mitarbeiter ja ebenfalls mahnt.
Nun noch einige praktisch ergänzende Hinweise!
Der Ausdruck die „Kleinen“, die „Geringen“, auch mit dem gleichen hebräischen Wort, aber nicht der gleichen Wortform, kommt gerade in Verbindung mit „Herde“ auch zweimal in der Schrift vor im Blick auf die Strafgerichte über Edom und über Babel: Jer 49,20 und 50,45, wobei sehr bemerkenswert ist, daß einige Übersetzungen „die Geringen der Herde“ nicht als die Fortgeschleppten, also die Gerichteten, ansehen, sondern als die, welche fortschleppen, d. h. also als die Vollstrecker des Gerichts! Und würde dies nicht sehr wohl passen zu unserer Sacharjastelle? Werden Seine Geringen, denen sich Seine Hand zuwendet, nicht dereinst an Seinem Tage die sein, die in Herrlichkeit glänzen und über Seine Feinde triumphieren werden? (Vgl. u. a. auch Jes 60,22, wo jenes hebräische Wort auch zu finden ist)! O, zu Seinen „Geringen“ zu gehören - wie kostbar ist das schon jetzt - weil Er Sich mit uns beschäftigt; wenn wir der Menschheit auch nichts bedeuten - so doch Ihm so viel! - und was wird das einst für uns sein! Freuen wir uns, Geliebte, dies Wort (wie in obiger Antwort gesagt), das dem Überrest gilt, auf uns anwenden zu dürfen? Oder ist es uns schwer, zu den „Niedriggestellten“ zu gehören? Hoffentlich nicht! Um Seinetwillen niedriggestellt, um Seinetwillen, der der Allerverachtetste war, „niedriggestellt“ zu sein, ist doch Herrlichkeit, und uns gelten die Zuwendungen Seiner Hand! Möchten wir dies gerade heute recht schätzen!
Wunderbar, sehen zu dürfen, wie der heilige Gott dem Schwert ruft, auf daß es den „Mann“, „der Sein Genosse“ ist, schlage! „In Seine Hand nahm Er das Feuer und das Messer“ wie einst Abraham (1. Mose 22,6), aber zu Seiner Zeit mußte „Sein Genosse“ das Messer, das Schwert kosten, ja, auskosten das ganze
Gericht bis zum Verlassensein von dem Gott, der „Mein Gott“ - auch Seinerseits Sein Genosse, wenngleich hinter der Wolke - blieb! Dank sei Dir, teurer Herr, daß Du das gegen Dich erweckte Schwert nicht abgewiesen hast; Du hast es für uns erduldet! Du treuster aller Hirten, o so treu, daß keiner je mit Dir verglichen werden kann, Du hast Dich schlagen lassen für Deine Herde, auch für uns aus dem anderen Schafhof (Joh 10,16), Du ließest das Gericht an Dir vollziehen, um „die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln“ (Joh 11,52). Preis und Dank sei Dir in Ewigkeit!
Ich habe manchmal beim Herrenmahl im Anschluß an dies Wort V. 7 in Verbindung mit Jes 53,4 (ja, Er war „von Gott geschlagen!“) gesagt: „Wenn ein Mensch einen wahrhaft treuen, guten Hirten hat, so wird er - denn Hirtentum ist Vertrauenssache! - doch alles tun, um ihn zu halten, zu stützen - aber dieser Herr - unser Gott - Er schlägt, Er läßt schlagen Seinen Hirten, diesen Treuesten, und die Herde? - natürlich, sie wird zerstreut! Ja, so ist es, aber so mußte es auch sein, und allein so ward die Möglichkeit geschaffen, daß Der, Der Sich, von Gott dahingegeben, „die Wunden schlagen ließ“ (V. 6), auch dereinst von uns gepriesen werden würde als Der, Der in Seiner Hirtentreue Sich Selbst für uns dahingegeben hat (Eph 5,25; Gal 2,20) und dessen Liebe uns für immer überwunden und an Sein Herz und das Herz des Vaters gebracht hat. Wir werden so nie aufhören, Ihn zu preisen, und das größte Glück unserer Herzen wird es sein, Ihn bald zu sehen, der „soviel Schmerzen an uns gewandt“ hat. Wie wird das sein! O komme bald, Herr Jesus! O, daß wir heut Dich sähen!
Wir können die überaus köstliche Stelle der Frage gewiß nie und nimmer ausschöpfen, aber es lag mir hier daran, sie noch ein wenig praktisch auf unsere Herzen wirken zu lassen. Möge das gelungen sein, damit der Preis und die Anbetung Seiner herrlichen Person uns ein wenig lieber werden möchte! Er ist dessen wert!
F. K.