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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 8 - Jahrgang 1921/22
Mt 21,22 Mk 9,23; 11,23.24 - Woran merke ich, ob ich etwas "glaubend begehre"?Mt 21,22 Mk 9,23; 11,23.24 - Woran merke ich, ob ich etwas "glaubend begehre"?
Frage 5: Woran kann ich erkennen, ob ich etwas im Gebet „glaubend begehre“, um es empfangen zu können? (Vgl. Mt 21,22 ; Mk 9,23; 11,23.24 ).
Antwort A:
Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt - auch Berge versetzen - das ist Sein untrügliches Wort.
Das glaubende Begehren richtet sich nach dem Willen des Herrn (vgl. Joh 14,12-14; 15,7; 1Joh 3,21.22; 5,14.15; Mt 26,39; Joh 18,11; Heb 5,8). Also auch Versagen ist Erhörung, wenn der Leidenskelch nach Seinem Willen getrunken werden soll.
Daraus ergibt sich, daß man in solchen Fällen des Willens Gottes ganz gewiß sein muß und keinen eigenen Wunsch hegt, sondern durchaus will, was Gott will (Röm 12,1.2). Noch nie hat Gott den Ölberg versetzen wollen; er wird aber versetzt beim Kommen des Herrn (Sach 14,4.5).
F. Th. H.
Antwort B:
In den angeführten Schriftstellen gibt uns der Herr praktische Unterweisungen. Wir werden dabei vor persönliche Entscheidungen gestellt und haben einen Gradmesser für die persönliche Verbindung mit dem Herrn. Die Jünger waren vorher mit dem Herrn Jesus auf Tabor gewesen, und von der Höhe seliger Gefühle ging es hinab in den Alltag - in das Gewühl - und in die Not der Menschenherzen. Auf diesem Pfad sollten die Jünger erfahren, daß der Herr der Herrlichkeit immer der gleiche bleibt. Jedenfalls war es ihnen überraschend, daß sie nicht imstande waren, den Dämon auszutreiben, kurz vorher hatten sie doch die Gewalt über unreine Geister empfangen (Mk 6,7). Hieraus ersehen wir, daß die Geistesmacht, welche ein Gläubiger im Gebet auszuüben vermag, sehr von der engen und inneren Verbindung mit dem Herrn abhängig ist. Die Jünger waren an eine Aufgabe herangetreten, für welche sie nicht gerüstet waren, und die Antwort des Herrn auf ihr „warum“ ist bedeutungsvoll, auch für unsere Frage. Es gibt satanische Geistesmächte und dämonische Widerstände, die nur dem Machtgebot solcher Gläubigen weichen, die durch Gebet und Fasten in besonderem Maße von allen irdischen Einflüssen gelöst sind. Wir sehen aber auch, daß sich hier an dem Bittenden bewahrheitet, daß der Herr den glimmenden Docht des Glaubens nicht auslöscht (Jes 42,3); Er ermutigt den Glauben des Vaters und sagt ihm gewissermaßen: Du mußt nicht daran zweifeln, daß Ich retten kann; es handelt sich darum, ob du glauben kannst; wenn du das kannst, sollst du alle Wunder Gottes erleben, denn: „dem Glaubenden ist alles möglich“. So gibt der Herr den Seinigen die Macht, durch Glauben alles erfüllt zu sehen, auch das Wunderbarste, wenn es in heiliger Übereinstimmung mit dem Vaterwillen von ihnen im Gebet ausgesprochen wird. Darum ist es für unser Gebetsleben in erster Linie wichtig, daß wir unsere Bitten in demütiger und abhängiger Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters halten und dabei in Freimütigkeit im Namen Jesu beten. Der Herr hat uns mit dem Gebet einen Schlüssel in die Hand gegeben, mit dem wir die Schatzkammern der göttlichen Wunder aufschließen können. Es ist unbegrenzt, wie weit die Macht des Glaubensgebetes eines Gott völlig hingegebenen Menschen reicht. Voraussetzung ist, daß unser Wollen und Begehren völlig hingegeben ist und wir vor allem im Bitten nicht Gewinn oder eigene Ehre suchen. Die Leitlinie ist uns Joh 15,7 gegeben: „Wenn ihr in Mir bleibet und Meine Worte in euch bleiben -“, die daraus gewirkte Frucht wirkt auch das rechte Bitten (Joh 15,16 und 16,23.24.26). Johannes sagt uns in seinem Brief 1Joh 3,21.22: „Wenn uns unser Herz nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was irgend wir bitten, empfangen wir“. In dieser Zuversicht (Freimütigkeit) treten wir vor den Herrn, und in der Übereinstimmung mit Seinen Gedanken wird unser Herz auch so bitten und dann die Bestätigung des Geistes haben, daß die Bitten im Glauben geschehen. Wie Gottes Geist unserem Geist Zeugnis gibt, daß wir Gottes Kinder sind, so erkennen wir auch die im Geiste getanen Bitten, die alsdann durch den Glauben Erhörung finden.
Ph. W.
Anmerkung des Schriftleiters:
Zu diesen schönen Antworten zunächst der Hinweis auf die Fragen 6 in Jahrbuch II (über „im Namen Jesu Beten“) und 3 in Jahrbuch V!
Fragesteller(in) weiß aus der Schrift, daß zum Empfangen des Erbetenen Glaube gehört, möchte aber eine sichere innere Gewißheit oder ein Kennzeichen dafür haben, ob ihr Glaube rechter Art ist, so daß sie wirklich erhörlich betet. Offenbar handelt es sich im einzelnen Falle nicht um klar in der Schrift verheißene Dinge, bei denen ein Zweifeln an der Erhörung gleich einem Zweifel an Gottes Treue wäre (also Unrecht)! - sondern die Frage ist: Kann man, auch ohne bestimmte Verheißung der Schrift, etwas als unbedingt mit dem Willen Gottes übereinstimmend erkennen, so daß man es „glaubend begehren“ darf und auch sicher erhält? - Nun scheint es z. B. nach Mk 11,24 so, als ob wir „nur“ zu glauben brauchten, um irgend etwas uns Erwünschtes durch Gebet zu erlangen; tatsächlich haben viele Gläubige diese Stelle so aufgefaßt und - sind jämmerlich zuschanden geworden. Wenn diese Auffassung der Stelle richtig wäre, dann bedürfte man nur der Festigkeit der eigenen Überzeugung, um das gewünschte Kennzeichen zu haben. Und in diese Festigkeit kann man sich durch Einbildungskraft des Fleisches (wobei der Feind seine unheilvolle Unterstützung dem armen Opfer der Einbildung, diesem selbst natürlich unbewußt, nicht versagen würde)! künstlich hineinsteigern - und dann „glaubt“ man, ohne von Gott dazu geleitet zu sein, und die Folge ist Zuschandenwerden. Wieviel besser ist solch „hohlem“ Glauben gegenüber doch das demütig abhängige Gebet eines Paulus in 2Kor 12, der nicht durch selbst gewirkten Glauben etwas erzwingen wollte, was Gott ihm versagen mußte!
Denn was ist eigentlich Glauben? Heb 11 gibt uns mancherlei Auslegung dafür. Vor allem scheint mir wichtig zu betonen, daß der Glaube unter allen Umständen ein vertrauensvolles, gehorsames Eingehen auf eine zuvor geschehene Offenbarung Gottes ist (vergl. z. B. V. 7 u. 8-9)!. Das gibt uns ja gerade die Festigkeit des Glaubens gegenüber in der Schrift verheißenen Dingen, die, weil sie der Wille Gottes, von uns erbeten und genommen werden sollen. Handelt es sich aber um nicht verheißene Dinge, sondern nur um solche, die wir (in unserer mangelnden Einsicht) für wichtig halten, dann ist dem Selbstbetrug und der Einbildung Tor und Tür geöffnet, sobald wir nämlich unsere (vielleicht sehr ernsten) Herzenswünsche ansehen als eine an uns ergangene oder uns geschenkte Offenbarung des Willens Gottes. Grundsätzlich erscheint es selbstverständlich, daß Gott solche Offenbarung Seines Willens geben könnte - und wenn Er sie gibt, dann gibt Er sicher dazu auch die innere Überzeugung, so daß kein Zweifel Raum zu haben braucht. In der Praxis aber ist dies ein sehr gefährliches Gebiet, da wir so leicht geneigt sind, uns selbst zu betrügen. Das sogenannte „innere Licht“ (ohne Schriftgrund) hat manche schon betrogen, manche ungesunde Schwärmerei nahm hier ihren Anfang. Wenn aber, wie Antwort B ausführt, Joh 15,7 unsere Leitlinie ist, dann ist alles einfach, unser Glaubensgebet ungehindert und unsere gottgeschenkte Freimütigkeit durch Seinen Geist ein sicheres Kennzeichen, eine Gewißheit für die Berechtigung unseres Glaubensgebetes. Denn wenn Seine Worte in uns bleiben, dann ist mit ihnen gewissermaßen auch die vorausgegangene Offenbarung vorhanden, auf die hin wir glauben dürfen. Es läuft also alles immer wieder darauf hinaus: Es ist kein wahres Glaubenkönnen möglich und darum auch keine innere Gewißheit rechten Glaubens, wo keine innere Übereinstimmung mit Seinem Wort und Willen ist.
Wenn man also Mk 11,24 so auffassen will, daß man „nur“ zu glauben brauche usw., so weiß man nicht, was Glauben ist („Glauben, wie die Schrift gesagt hat“, Joh 7,38), und verwechselt den eigenen Willen mit Gottes Willen. Wissen wir aber durch Sein Wort (das uns beleuchtet wurde durch Seinen Geist): Das und das ist Sein Wille, dann können wir glauben, und unser Nicht-zu-zweifeln-brauchen (Heb 11,1ff). ist uns Kennzeichen des rechten Glaubens genug; oder umgekehrt: Können wir - wenn zwischen Gott und uns (1Joh 3,21.22) und den Menschen und uns (Mk 11,25f). von uns aus nichts steht - glauben, ohne daß irgend Zweifel aufstehen, dann wissen wir, daß wir „glaubend begehren“ (Mt 17,20), um das empfangen zu können, was wir erbitten. Die Hauptsache ist, nicht ins uferlose Blaue unserer Wünsche sich hineinzuglauben, sondern den festen Grund Seines Wortes und Willens unter den Füßen zu haben, dann kommt die innere Gewißheit rechten Glaubensgebetes von selbst. Will letztere aber nicht eintreten, so laßt uns prüfen, ob vor allem zwischen Ihm und uns und zwischen den Menschen und uns, soweit es an uns liegt, alles in Ordnung ist und ob Sein Wort und Wille unbedingt unser Wille ist, d. h. ob wir Glaubensgrund haben! - In zweifelhaften Fällen ist es ungleich besser und sicherer, statt sich in Glaubenwollen hineinzusteigern, ohne rechten Glaubensschriftgrund zu haben, in demütiger, wahrlich nicht weniger gläubiger Hingebung und Abhängigkeit von Ihm zu sprechen: „Herr, nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe mit mir!“ (Vgl. Lk 22,42). Dann ist der Friede des Herzens gewahrt, auch wenn Gott in Seiner Weisheit anders handelt, als wir für gut hielten. - Unser Gott und Vater schenke uns, Seinen Willen immer besser zu verstehen, um diesem gemäß beten zu können in Jesu Namen!
Erstellt: 29.03.2024 15:15, bearbeitet: 29.10.2024 15:05