Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 11 - Jahrgang 1926
Röm 12,11 - Was schließen die drei Ausdrücke in Röm 12,11 in sich? Stehen die ersten beiden in besonderer Beziehung zum dritten: „dem Herrn dienend“?Röm 12,11 - Was schließen die drei Ausdrücke in Röm 12,11 in sich? Stehen die ersten beiden in besonderer Beziehung zum dritten: „dem Herrn dienend“?
Frage 8: Was schließen die drei Ausdrücke in Röm 12,11 in sich? Stehen die ersten beiden in besonderer Beziehung zum dritten: „dem Herrn dienend“?
Antwort:
Auf der Grundlage, die der Apostel in den vorangehenden Kapiteln geschaffen hat, beginnt er nun in Kap. 12 mit Ermahnungen, die zum Ziele haben, daß das praktische, tägliche Leben der Kinder Gottes der ihnen zuteil gewordenen Gnade entsprechen möchte. Es gibt Schriftstellen, die beim Lesen auf das Herz wirken wie ein Spiegel, in dem man sich betrachtet und der einem zeigt, daß manches nicht ist, wie es sein sollte. Man liest die Schriftstelle und empfindet, daß es bei einem in vielen Stücken mangelt, und man wird erneut angespornt und mit dem Verlangen erfüllt, das Gelesene zu verwirklichen. Eine solche Schriftstelle ist auch Röm 12, besonders Vers 9-21. Die Ermahnungen, die wir da lesen, sind überaus kostbar und dabei so praktisch und einfach, daß sie fast kaum einer Auslegung bedürfen.
Was die drei Dinge in Vers 11 anbelangt, so sind wohl kleine Abweichungen in der Auffassung möglich, obwohl auch dann der Hauptgedanke derselbe bleibt. Das sieht man an den verschiedenen Übersetzungen. Wir wollen deren drei vergleichen. In der „Elberfelder“ Bibel heißt es: „Im Fleiße (Eifer) nicht säumig, inbrünstig im Geist; dem Herrn dienend“; Dr. Wiese übersetzt: „Seid unverdrossenen Eifers, seid glühenden Geistes, dienet dem Herrn“, und Dr. Luther übersetzt: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brünstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit.“15 Die erste der drei Ermahnungen ist hiernach ganz klar:
Wir sollen alles, was uns obliegt und zu tun zukommt und worin wir erfunden werden sollten, mit Fleiß (Eifer) tun. Aber so unerläßlich und wertvoll dies auch ist, so ist es doch nicht genug, sondern der Herr wünscht mehr: mit dem Fleiß soll sich auch Hingabe verbinden. Das ist wohl der Sinn der zweiten Ermahnung. Wir sollten mit unserem ganzen Herzen dabei sein, unser Inneres, unser Geist, sollte sich dafür erwärmen, ja, sollte dafür erglühen. So lesen wir in Apg 18,25 von Apollos: „Und brünstig im Geist, redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesu ...“, und Petrus sagt in seinem ersten Briefe in bezug auf die Liebe: „... so liebet einander mit Inbrunst“ (1,22), und: „... habet untereinander eine inbrünstige Liebe“ (4,8). Immer ist der Gedanke: Wärme, ganze Hingabe; das Gegenteil von Kälte, Gleichgültigkeit. Unser Inneres, unser Geist, soll ganz darin aufgehen. Daran schließt sich die dritte Ermahnung wunderbar passend an. Denn wenn auch alles mit Fleiß und brünstigem Geiste (ganzer Hingabe) geschieht, würde es doch des Wertes und der Wohlgefälligkeit vor dem Herrn ermangeln, wenn es nicht im Dienste für Ihn geschieht: „dem Herrn dienend“. Was irgend es auch sei - über alles soll geschrieben stehen: „Dem Herrn!“ Das stimmt auch mit Dr. Luthers „Schicket euch in die Zeit“ überein, denn das, was unser Herr uns zu tun heißt, wird auch immer den wahren Bedürfnissen der Zeit entsprechend sein.
Mit Obigem beantwortet sich auch der zweite Teil der Frage, denn wir sehen, daß die ersten beiden Dinge in Vers 11 in Beziehung zueinander und zusammen in besonderer Beziehung zu dem dritten: „dem Herrn dienend“, stehen. Wir glauben indessen, daß dieses „dem Herrn dienend“ diese besondere Beziehung nicht nur zu den vorangegangenen zwei Dingen, sondern ebenso zu den anderen vorangegangenen Dingen in Vers 9 und 10 hat, wie es ja auch, wie jede der anderen Ermahnungen, für sich betrachtet werden kann und selbständig seine Bedeutung hat. Aber auch so betrachtet, muß es immer wieder auf jede andere Sache seine Wirkung haben und zeigt uns damit seine ganz besondere Bedeutung. - Möchten wir alle gekennzeichnet sein in unserem ganzen Wandel durch dies Wort „dem Herrn dienend“! Er gebe uns Gnade dazu!
Th. K.
15 Der luth. Übersetzung liegt bei diesem dritten Gliede des V. 11 eine andere griechische Lesart zugrunde. Den ursprünglichen Text, in dem Paulus durch Tertius (16,22) den Brief an die Römer geschrieben hat, also den eigentlichen Urtext, haben wir - wie auch von allen Büchern des Neuen Testaments - bekanntlich nicht mehr. Die ältesten, weit in den Anfang des christlichen Zeitalters hinaufreichenden Handschriften - Abschriften von den damals noch vorhandenen Urtexten - wurden nun immer wieder abgeschrieben, und dabei waren trotz peinlichster Vorsicht kleine, aber im wesentlichen unbedeutende Abweichungen wohl möglich durch die Arbeit von doch nur unvollkommenen Menschen! Obwohl bei den vielen Christenverfolgungen der ersten Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung ungezählte Handschriften mitsamt den Urschriften verloren gegangen sind, hat Gott, der über Sein Wort wachte, doch Gnade gegeben, daß uns über 1100 Handschriften neutestamentlicher Bücher erhalten geblieben sind, worunter vom ganzen Neuen Testament 40 und von Pauli Briefen etwa 300. Diese Handschriften wurden später mit allen Mitteln eifrigster und treuester Forschung miteinander verglichen, damit die bestbezeugtesten, dem ersten Grundtext wohl am nächsten kommenden, gesondert würden und als Grundlage dienen konnten für die Übersetzungen in alle möglichen Sprachen. - Luther hat natürlich nicht so viele Handschriften vergleichen können, wie es später möglich war, wo mehr aufgefunden waren. - Im Griechischen ist nun zwischen dem Wort für „Herr“ und dem für „Zeit“ eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit, so daß ein Abschreiber das erstere Wort für das zweite oder umgekehrt gelesen haben kann; auch noch andere Möglichkeiten können in Betracht kommen; jedenfalls aber beruht die wirkliche Verschiedenheit der Übersetzungen hier wie oftmals auf solchen kleinen Unterschieden der Lesarten (sogen. „Varianten“), über die jedoch Gott auch gewacht hat, so daß die Hauptsachen in nichts durch diese menschlichen Unvollkommenheiten leiden konnten. - Also auch die verschiedenen Übersetzungen dürfen wir als „Sein Wort“ ansehen, das wir zu bewahren haben (Off 3,8), wenngleich weder die Abschriften noch die Übersetzungen unmittelbar göttlich inspiriert („gottgehaucht“ nach 2Tim 3,16) sind, sondern nur die Urschriften (der einzelnen Schreiber), die wir vom Neuen Testament ja nicht mehr haben. Diese letzteren aber sind im Neuen wie im Alten Testament wörtlich eingegeben (1Kor 2,13; 1Thes 2,13; 2Pet 1,21 usw)., und es ist für uns, die wir „durch das lebendige und bleibende Wort Gottes wiedergeboren“ sind (1Pet 1,23; Jak 1,18), keine Frage, daß unser Gott, der das Verschwinden der Urschriften zugelassen hat, auch dafür gesorgt hat, daß die Abschriften, die für die Übersetzungen die Grundlage bilden (und diese letzteren selbst, besonders die neueren, die sich möglichst genau an den Grundtext halten), so wortgetreu wie nötig hergestellt und überliefert sind, so daß der gläubige Christ auch von ihnen reden kann ohne Besinnen und ohne Zweifel als von „Gottes Wort, das lebendig und wirksam und schärfer ist als jedes zweischneidige Schwert usw.“ (Heb 4,12) im Neuen wie im Alten Testament, und das für uns „das Schwert des Geistes“ ist (Eph 6,17). Möchten wir nur Gnade haben, es immer fleißiger, treuer und tatkräftiger zu gebrauchen! Und möchten wir handeln nach des Herrn Jesus Wort: „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort bewahren (halten)“! (Joh 14,23). Die Schriftl. F. K.↩︎
Erstellt: 31.03.2024 20:41, bearbeitet: 29.10.2024 14:31
Quelle: www.clv.de.