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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 1 -Jahrgang 1913
1Pet 3,18-20 - Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.?1Pet 3,18-20 - Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.?
Frage 41: 1. Petrus 3,18 Schluß bis20b. - Wie ist das Wort zu verstehen: „... in welchem Er auch hinging und predigte den Geistern im Gefängnis“ usw.?
Antwort A:
Zwischen 1. Petrus 3,19 und 1. Petrus 4,6 besteht ein Kontrast, und dieser Kontrast dürfte zur Erklärung der obigen Stelle entscheidend sein. In beiden Stellen handelt es sich je um eine Botschaft, die aber jeweilig einen besonderen Charakter hatte. Der Charakter im Kapitel 4 ist „gute Botschaft“, also Evangelium. Diese gute Botschaft, dieses Evangelium wird Menschen verkündigt.
Es wäre nun festzustellen, ob es sich in 1. Petrus 3,19 auch um gute Botschaft, um Evangelium handelt, und ob diese Botschaft auch an Menschen gerichtet ist. Der Zusammenhang, vornehmlich das Wort „predigen“, führt zur Verneinung der Frage; es kann sich hier nicht um gute Botschaft handeln, es können auch hier nicht Menschen in Betracht kommen. In unserer Stelle, Kap. 3,19, handelt es sich um einen Triumph Christi, der sich in scharf abgerissenen Linien äußerte.
Dieser Triumph besteht 1. darin, daß, obschon der Sohn des Menschen nach Seinem irdischen Leib getötet wurde, so wurde er doch lebendig gemacht, was Seinen Leib der Herrlichkeit (Phil 3) betrifft. Es ward der erste Mensch, Adam zu einer lebendigen Seele; der letzte Adam wurde zu einem lebendigmachenden Geist. Sein Fleisch, in welchem Er allein leiden konnte, wurde ausgewechselt gegen einen herrlichen, geistigen, unsterblichen Leib, in dem Er nicht mehr leiden und sterben konnte. Dieser Triumph Christi als des Sohnes des Menschen ist für die Gläubigen von der weittragendsten Bedeutung (vergl. 1. Petrus 1,3 u. 4).
Der Triumph Christi äußerte sich aber noch in einer 2. Linie. Die Auferstehung war nicht das einzige Ergebnis der Tötung Jesu Christi. Es hatte noch eine weitere der „Herrlichkeiten“ zu folgen: ein Triumphzug! Der Heilige Geist fährt fort, nicht nur die Herrlichkeit der Auferstehung zu zeigen, sondern auch die Herrlichkeit des Triumphes, den Christus unmittelbar darauf hielt. Er ging hin und predigte sogar den Geistern im Gefängnis. Bei diesem Predigen, im Unterschied zu Kap. 4.6, dürfte es sich um ein „veröffentlichen“ handeln, und zwar als das eines Heroldes, jedenfalls kann es sich um keine gute Botschaft, um kein Evangelium handeln. Dieses erhellt aus V. 22 des 3. Kapitels, wobei Unterwerfung von Engeln in Betracht kommt, und zwar als Teil von Christi Triumph.
Hier haben wir den Schlüssel zu der Bedeutung des Wortes „Geister“, und wir lernen, daß die Unbotmäßigkeit der Geister in V. 20 in Wirklichkeit der Ungehorsam von Engeln war (oder der Fall der Engel). Diese Geister in V. 19 sind also für geistige oder Engelwesen zu halten, die zu einer Zeit und aus einem Grunde in das „Gefängnis“ gesetzt wurden. Die Zeit wird uns berichtet: Es war einst, als „die Langmut Gottes in den Tagen Noahs harrte“. Auch den Grund, die Ursache erfahren wir: sie waren „ungehorsam“. Was dieser Ungehorsam war, wird uns hier nicht gesagt, aber es gibt andere Schriftworte, welche Licht darauf werfen.
In Summa: der Triumph, der Sieg Christi war so vollkommen, daß Er die Gefangenschaft gefangen führte“ (Eph 4,8), so vollkommen, daß, „die Hoheiten und Gewalten“ überwältigt habend, Er sie öffentlich zur Schau führte, über sie darin triumphierend“ (Kol 2,15), so gänzlich wurden „Engel und Gewalten und Mächte Ihm untertan gemacht“, daß der Schall Seines Triumphes sogar bis zu diesen „gefangenen Geistern“ drang.
Die Schlußfolgerung dieses Triumphes und praktische Bedeutung für die Gläubigen wird dann in Kap. 4,1ff. gezeigt.
W. W.
Antwort B:
Die Übersetzung „im Gefängnis“ ist wohl wörtlich richtig, gibt aber im Deutschen bei der Eigenheit desselben den Sinn nicht richtig wieder und ist daher mißverständlich; wenn der Sinn im Deutschen richtig ausgedrückt werden soll, muß es heißen: „die im Gefängnis sind“. Denn nach dem Urtext sagt das Wort nicht, daß Er im Gefängnis den Geistern predigte - Er also in das Gefängnis ging und ihnen dort predigte -, sondern daß die Geister, denen Er gepredigt hat, im Gefängnis sind. Das ist wichtig.
Wer sind die „Geister“ in V. 19? - Das Wort
Gottes spricht voll dem Leibe des Menschen, von der Seele des Menschen und von dem Geiste des Menschen. Alle drei Dinge finden wir in 1Thes 5,23 nebeneinander genannt als den Menschen ausmachend, indem es dort heißt: „ ... und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde tadellos bewahrt ...“ Geist und Seele sind der eigentliche Mensch, und der Leib ist die Hütte, das Haus, in welchem beides wohnt (s. 2Kor 5,1-8; 2. Petrus 1,13.14). Die Trennung des Geistes und der Seele von dem Leibe, das „Ablegen der Hütte“, das „Abscheiden“, nennen wir Tod. Nach diesem ist der Mensch ohne einen Leib, der allein das Materielle an ihm ist; er ist infolgedessen dann nur noch in einem geistigen Zustande. Deshalb nennt das Wort Gottes abgeschiedene Menschen auch „Geister“ (s. Heb 12,23 Schluß). So auch hier, und aus V. 20 sehen wir, daß es Abgeschiedene sind, welche auf der Erde lebten, als Noah die Arche zurichtete. An diese Menschen geschah durch Noah, „den Prediger der Gerechtigkeit“ (2. Petrus 2,5), schon durch den Bau der Arche und gewiß auch durch sein persönliches Zeugnis eine eindringliche Predigt, und Gott harrte in großer Langmut viele Jahre hindurch, ehe Er endlich das Gericht über sie hereinbrechen ließ. Aber sie waren „ungehorsam“, d. h. sie hörten nicht auf die warnende und rufende Stimme, die Gott durch Noah an sie ergehen ließ. Deswegen sind sie nun „im Gefängnis“, um einst mit allen anderen, die nicht geglaubt haben, vor dem großen weißen Throne zu erscheinen und dort das endgültige Urteil Gottes zu empfangen, gerichtet zu werden nach ihren Werken (Off 20,11-15). Bis dahin ist ihr Zustand gleich dem eines Gefangenen, der dem Urteilsspruch entgegensieht, allen Lebensgenusses beraubt, bereits die Leiden des Gefängnisses schmeckend, in furchtvoller Erwartung des Gerichtes, welches ihm unabwendbar bevorsteht. Dieses zeigt uns das Wort Gottes an gefallenen Engeln, indem es uns sagt, daß Gott Engel, die gesündigt hatten, in den tiefsten Abgrund hinabstürzte und Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt zu werden für das Gericht, und ferner an Sodom und Gomorra, von denen es heißt, daß sie als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden (s. 2. Petrus 2,4-6; Jud 6.7). Sie „leiden des ewigen Feuers Strafe“, aber der endliche Urteilsspruch vor dem großen weißen Throne, das ewige Gericht, steht auch ihnen ebenso wie allen anderen Verlorenen noch bevor, wie aus Mt 11,24; Lk 10,12 deutlich zu sehen ist. Daß in 1. Petrus 3,19 aber nicht etwa Engel gemeint sind, die ja auch Geister sind, sieht man klar daraus, daß diesen Geistern gepredigt worden ist und die Langmut Gottes auf sie harrte, daß sie zu Gott umkehren möchten; das Wort sagt aber nirgends, daß es für Engel eine Erlösung gäbe, im Gegenteil heißt es in Heb 2,16: „denn er nimmt fürwahr sich nicht der Engel an ...“ Diesen Geistern hier aber wurde gepredigt, und die Langmut Gottes harrte auf ihre Umkehr!
Wann aber ging Er hin und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind? Es gibt eine Auslegung dahingehend, daß Er in der Zeit zwischen Seinem Tode und Seiner Auferstehung an den Ort der Abgeschiedenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe. Luther spricht das in seinem Katechismus in einem seiner „Artikel“ in den Worten aus: „... hinabgefahren in die Hölle ...“. Wenn diese Auffassung zutreffen soll, frage ich: hätte Er dann nicht allen gepredigt, die bis dahin ihren Platz „im Gefängnis“ gefunden hatten? Warum gerade nur denen aus der Zeit, während welcher Noah die Arche zurichtete, denen doch eben während jener Zeit in großer Langmut Gottes gepredigt worden war? Warum z. B. nicht auch denen, die vor dem Beginn des Baues der Arche abgeschieden waren? Die Annahme, daß Abgeschiedenen gepredigt werde, ist aber überhaupt gänzlich gegen Gottes Plan und Grundsätze, wie sie in Seinem Worte uns geoffenbart sind. Das ganze übrige Wort Gottes gibt keinen Anlaß und kein Recht zu der Annahme, daß dem Menschen nach dem Tode noch einmal gepredigt und die Gelegenheit geboten werde, die Errettung zu ergreifen, die er in diesem Leben verschmähte, sondern es sagt vielmehr das Gegenteil. In Heb 9,27 heißt es : „... es ist dem Menschen gesetzt zu sterben, danach aber das Gericht“, und die Erzählung von dem reichen Manne und dem armen Lazarus (Lk 16,19-31), wo der Herr Jesus den Schleier lüftet und uns einen Blick über den Tod hinaus tun läßt, zeigt in dem reichen Manne aufs klarste, daß der Mensch nach seinem Scheiden aus diesem Leben sich ohne jede weitere
Predigt völlig bewußt ist, was er in seinem Leben versäumte und was sein Teil ist, zugleich aber auch, daß es eine Änderung seines Loses für ihn nie mehr gibt. Wenn nun auch 1. Petrus 3,19.20 bei oberflächlichem Lesen den Anschein erweckt, als sei jenen Abgeschiedenen nochmals gepredigt und die Gelegenheit zur Errettung gegeben worden, so ist eine solche Auffassung dennoch unzutreffend, weil die Auslegung einer Schriftstelle, die dunkel erscheint, im Gegensatz zu vielen anderen klaren Schriftstellen und dem ganzen Worte überhaupt nimmermehr zutreffend sein kann. Wo eine solche Auslegung trotzdem stattfindet, ist sie eben nur die Folge von Oberflächlichkeit und die Frucht eigener Gedanken. - Das Wort sagt auch gar nicht, daß Er nach Seinem Tode hinging, sondern daß Er, nachdem Er getötet worden war nach dem Fleische, lebendig gemacht (auferweckt) worden ist nach (oder in) dem Geiste, in welchem Er auch hinging und predigte; es sagt also damit lediglich, daß der Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde, derselbe Geist war, in welchem Er auch hinging usw. Wann Er hinging, ist in V. 19 nicht gesagt, wir können es aber aus V. 20 sehen. Da wir überdies aus der Antwort des Herrn Jesu an den Räuber in Lk 23,43: „Wahrlich Ich sage dir: heute wirst du mit Mir im Paradiese sein“, deutlich sehen, daß Er vom Kreuze ins Paradies ging, welches unstreitig etwas ganz anderes ist als das „Gefängnis“, so sehen wir auch, daß Er nicht nach Seinem Tode hingegangen ist und den Geistern, die im Gefängnis sind, gepredigt hat. Es bleibt eben nur die eine mit dem ganzen Worte Gottes völlig übereinstimmende Erklärung übrig, daß der Geist Christi in Noah war (s. 1. Petrus 1,11) und Er durch Noah jenen Menschen predigte, als sie noch auf der Erde lebten und die Langmut Gottes harrte, während die Arche zugerichtet wurde. Weil sie aber „ungehorsam“ waren, d. h. die Botschaft nicht annahmen, wurden sie durch die Flut hinweggerafft und sind sie nun „im Gefängnis“, bis sie vor dem großen weißen Throne erscheinen werden. Der Geist, in welchem Er so hinging und durch Noah predigte, war derselbe Geist, nach welchem Er „lebendig gemacht“ wurde. Darum heißt es : „... lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem Er auch hinging“ usw.
Th. K.
Antwort C:
Luther und viele andere in unseren Tagen haben wohl auf Grund dieser Schriftstelle angenommen, daß Christus nach Seinem Tode in den Hades der Verlorenen gegangen sei und ihnen gepredigt habe, bezw. gute Botschaft verkündigt (1Pet 4,6).
So aufrichtig wie diese Schriftauslegung gemeint sein und so viel Wahrscheinlichkeit sie für sich beanspruchen mag, kann sie doch nicht im Lichte des Schriftganzen noch durch die im Zusammenhang einheitliche Schriftauffassung der ersten Epistel Petrus aufrecht erhalten werden.
Wenn Christus hingegangen wäre, um den im Unglauben Gestorbenen zu predigen, dann können wir wohl annehmen, daß dies im Blick auf ihre Errettung geschähe. Einen anderen Zweck könnte man sich wohl nicht vorstellen, obwohl auch jemand in letzter Zeit darlegte, daß, wenn auch Christus hingegangen sei, es nicht die Errettung dieser Geister beträfe. Letztere Auffassung ist nichtssagend und sinnlos; es muß im Gegenteil betont werden: Wenn Christus wirklich in Person hingegangen ist, den Verlorenen zu predigen, so öffnet man unwillkürlich, ob man es beabsichtigt oder nicht, eine Hintertür für die Errettung aller Menschen. Wir behaupten aber auf Grund der Schrift, daß weder im Himmel gepredigt wird, da es dort keine Sünder gibt, die der Errettung bedürfen, noch im Hades der Verlorenen, da die dem Evangelium Ungehorsamen nicht errettet werden können, sondern daß auf Erden, auf der der Sünde ergebenen Welt, sich der Mensch für oder gegen Christum entscheiden kann. Eine andere Auffassung läuft der ganzen Offenbarung Gottes schnurstracks entgegen.
1. Petrus 1,11 gibt uns in Verbindung mit 1. Mose 6,3 meines Erachtens den Schlüssel zum Verständnis dieser Stelle. Hier wird klar bezeugt, daß der Geist Christi schon in den alttestamentlichen Propheten wirkte, zur Warnung und zum Heil der damals lebenden Menschen. Nun wird Noah ausdrücklich „Prediger - in welchem er auch hinging und predigte - der Gerechtigkeit“ genannt (2. Petrus 2,5). Daraus können wir wohl schließen, ohne Gefahr zu laufen, dieser Stelle eine philosophischspekulative Färbung zu geben, daß Christus im Geiste, nicht persönlich, in und durch Noah, den Zeitgenossen dieses gerechten Mannes predigte, als die Langmut Gottes harrte, d. h. daß 120 Jahre verflossen, ehe das durch Noah im Geiste Christi angekündigte Gericht hereinbrach. Wahrlich, Zeit genug, um sich zu bekehren. Wenn nun denen, auf deren Bekehrung Gott sozusagen 120 Jahre wartete und sie mit Geduld und Langmut trug, noch gepredigt worden wäre, wie vielmehr müßte demnach anderen, welchen nicht eine so große Spanne Zeit von Gott gegeben wurde, sich zu beugen und zu bekehren, Gelegenheit gegeben werden, sich jetzt noch oder später einmal zu bekehren auf Grund einer ihnen gebrachten Predigt! Wohin kommen wir aber bei derartiger spekulativer Auslegung des Wortes Gottes, da doch jede einzelne Stelle nur im Zusammenhang der ganzen Schrift-Offenbarung verstanden und demnach ausgelegt werden darf? (vergl. 2. Petrus 1,20; 2Tim 2,15; Offb. Joh 22,18; Spr 30,6; 5. Mose 12,32).
Wir können daher annehmen, daß Christum nicht persönlich, sondern im Geiste durch Noah damals vor der Flut ihnen predigte. Stellen wie Eph 2,17; 4,21 sprechen in ähnlicher Weise, obwohl Christus niemals persönlich den „Fernen“ Frieden verkündigte noch mit den Ephesern persönlich sprach, sondern durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist bezw. durch Seine Diener.
Aber angenommen, wir könnten diese für uns etwas dunkle Stelle nicht recht verstehen, so bestimmen doch die unzähligen Stellen der Schrift eine andere Auslegung dieser Stelle als die allgemein dem ganzen Wort entgegenstehende Auffassung lautet. Bekanntlich wird von allen folgender Grundsatz anerkannt, und dies wollen wir auch hier tun: die Mehrzahl von klaren uns verständlichen Stellen muß die Auslegung und den Sinn einer uns etwas dunklen Stelle bestimmen, vielmehr diktieren! Aber nicht umgekehrt! Der Herr gebe uns allen viel Gnade in dieser gegenwärtigen, dem Irrtum ergebenen Zeit, allein dem Worte Gottes in allem unterworfen zu sein.
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers:
In der Beantwortung dieser von jeher als schwierig angesehenen Frage sind verschiedene Standpunkte gründlich beleuchtet, ohne daß wir damit den Gegenstand für völlig erschöpft halten könnten. Wir fühlen uns auch außerstande, „das letzte Wort in dieser Sache zu sprechen“. Mit unserem Herzen und Verständnis der übrigen Schrift sind wir schon seit langem der Meinung, daß die in B und C vertretene Deutung die richtige ist; aber dies als absolut sicher aussprechen können wir nicht. Obwohl diese Deutung für uns als der Wahrheit am nächsten kommend erscheint, ist uns der griechische Ausdruck zu geschraubt und künstlich - nicht leicht und frei genug -, wenn er in obigem Sinne erklärt werden soll. Wir geben hier eine möglichst wortgetreue Übersetzung der Stelle: „ ... in welchem (im Geist) Er auch hingegangen den im Gefängnis (befindlichen) Geistern predigte, (denen), die ungehorsam (gewesen) waren damals, als die Langmut Gottes harrte in Noahs Tagen, während die Arche zugerichtet wurde ...“ Hierzu ein paar Bemerkungen! Das hier stehende griechische Wort für „predigen“ bezeichnet stets im Neuen Testament mit oder ohne nähere Bestimmung „Heilsverkündigung (Gute Botschaft) ausrichten“. Es kommt ca. 50 mal vor! Warum sollte es hier eine andere Bedeutung haben? Natürlich hatte die Heilsbotschaft zur Zeit Noahs nicht denselben Inhalt wie heute; Noah predigte Buße als „Prediger der Gerechtigkeit“ (Vergl. Heb 11,7 und 2. Petrus 2,5). Mit den „Geistern“ können nur Menschengeister gemeint sein (vergl. Heb 12,9.23), denn von ungehorsamen Engeln zur Zeit Noahs berichtet uns die Schrift nichts. (Ganz unglücklich scheint uns übrigens eine bekannte Auslegung zu sein, die unter dem „Geist“, in welchem Er lebendig gemacht hinging und predigte, Christi menschlichen Geist im Gegensatz zu Seiner menschlichen Fleisch-Leiblichkeit sieht. Wenn auch der Mensch Christus Jesus aus Geist, Seele und Leib besteht, so ist doch der „Geist“ immer der Geist Christi, der Geist Gottes, der Heilige Geist. Wohin kommen wir bei einer Unterscheidung von irdisch-menschlichem Geist und göttlichem Geist in Christus)! Gezwungen scheint uns im Sinn obiger Deutungen von B und C die Zeitbestimmung „damals, als“ an der Stelle zu stehen, wo sie steht, während sie, wenn im Vordersatz stehend, die obige Bedeutung leichter stützen würde („in welchem Er auch damals ... predigte“); auch wäre es mehr im Interesse dieser Deutung gewesen, die Zustandsbestimmung „im Gefängnis“ durch das Wort „jetzt“ zu erweitern, denn der Zustand der Geister („im Gefängnis“) ist doch erst eingetreten, nachdem ihnen als Menschen gepredigt ist. Der Satzbau also, wie er im Griechischen ist, scheint uns gewissermaßen ein Hindernis für obige Meinung zu sein, die dem Schriftganzen allerdings vielleicht am meisten entspricht. Auch ein bekannter treuer Schriftforscher, der entschieden gläubige Theologe Prof. Beck, gibt dieser Meinung den Vorzug vor anderen (Basel 1770). Gewiß hat Gott etwas damit beabsichtigt, daß Er diese Stelle so und nicht anders inspirierte, und uns bleibt nur übrig, treu über ihr im Zusammenhang mit der ganzen Schrift zu forschen! In keinem Falle, mag man die Stelle auslegen, wie immer man für recht hält - und es gibt viele Auslegungen dieser Stelle! -, darf man aus ihr eine Möglichkeit der Bekehrung und Errettung nach dem Tode folgern: 1. widerspricht letztere Anschauung der ganzen Schrift („nach dem Tode das Gericht“)! und 2. ist hier nur von den Ungläubigen zur Zeit Noahs geredet, nicht von allen ungläubig Verstorbenen!
Schließlich möchten wir noch, was bei allen Antworten übersehen wurde, dazu ermuntern, die Stelle in dem ganzen Zusammenhang von Kap. 3,8-22 zu betrachten, der vielleicht auch Licht gibt über ihre Bedeutung. Doch möchten wir darüber jetzt nichts mehr sagen; wir glauben kaum, daß wir uns mit diesem ersten Male auch zum letzten Male in der „Handreichung“ mit dieser Frage beschäftigt haben.