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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 2 -Jahrgang 1914
Mt 25,14-30 Joh 3,36 - Wer ist der unnütze Knecht? Warum die harte Strafe in V. 30?Mt 25,14-30 Joh 3,36 - Wer ist der unnütze Knecht? Warum die harte Strafe in V. 30?
Frage 55: Wer ist der unnütze Knecht in Mt 25,14ff. ? Warum die harte Strafe inV. 30, da doch auch für ihn Joh 3,36 gilt? Ist das Verbergen des Talentes gleich Nichtbeteiligung an Reichsgottesarbeit? und was gehört alles zum Wuchern?
Antwort A:
Beide Gleichnisse, das von den zehn Jungfrauen und das von den anvertrauten Talenten, stehen im engsten Zusammenhang. Im ersteren handelt es sich um den Seelenzustand und im nächsten um den Dienst. Nach Seiner Verwerfung und nach vollbrachter Erlösung ging der Herr Jesus außer Landes. Bei diesem Weggang hinterließ Er Seine Habe den Knechten. Es sind dies Menschen, welche den Herrn Jesus als ihren Herrnanerkennen, „bekennende Christen“. Der Herr rechnet damit, daß Seine Knechte die Talente, d. h. die Gaben, die der Gnade und der Erkenntnis, welche von Ihm geschenkt sind, in Treue verwalten. Es handelt sich nun darum, ob wir uns leichtfertig über den Herrnund Sein Wort hinwegsetzen und menschliches Handeln an dessen Stelle setzen, oder ob wir als Wartende handeln, bis Er kommt. Es ist hier also die persönliche Treue im Dienst gemeint, und es tritt dann in Erscheinung für den einzelnen, was der Herr in Lk 12,47 sagt. Die harte Strafe ergibt sich daraus, weil wir für jede neue Erkenntnis und für jede neu anvertraute Gabe, was mit „Talenten“ gleichbedeutend ist, verantwortlich sind, und weil ein Nicht-Wuchern gleichbedeutend mit Untreue, ja mit Unglauben ist. Wir sehen, daß der ungetreue Knecht gar nicht an die Güte und Liebe seines Herrnglaubt, deshalb kann für ihn, was Joh 3,36 in der ersten Hälfte gesagt wird, nicht gelten. Sein Handeln ist ein Verharren im Unglauben und eine Verunehrung seines Herrn, und ihm geschieht demgemäß. So sehen wir, wie Gaben Aufgaben in sich schließen und wie uns Erkenntnis verantwortlich macht.
Natürlich ist nicht alles, was unter der Flagge Reichsgottesarbeit segelt, unter das Werk des Herrnzu rechnen, vielmehr gibt es auch hier eine scharfe Scheidung und ein Ausgehen aus dem sogenannten religiösen System. Hier ist das Wuchern gleichbedeutend mit dem Aufrechterhalten des Zeugnisses, das uns von dem Herrnüberliefert ist, und dieses Zeugnis wurde von den ersten Christen Apg 2,42 zum Ausdruck gebracht. Dort haben wir die Grundpfeiler der Wahrheit. - Wir sehen also: der unnütze Knecht hatte Erkenntnis, handelte aber in Untreue und bekam Strafe für seine Untreue. Möge für uns alle einst gelten, was der Herr Mt 25,23 sagt! Darum laßt uns treu sein, bis Er kommt!
Ph. W.
Antwort B:
Der Herr spricht vom Reiche der Himmel und hat eben vorher an den zehn Jungfrauen gezeigt, daß es im Reiche der Himmel auch solche geben werde, die nicht den Geist Gottes - und somit auch nicht Leben aus Gott -, sondern nur das äußere Bekenntnis haben. Nun zeigt Er in dem Gleichnis von den Knechten, daß alle, die das Bekenntnis haben (auch wenn dieses nur ein äußerliches ist), infolge desselben in ein Verhältnis der Verantwortlichkeit Ihm gegenüber getreten sind: sie sollen Ihm dienen, für Ihn wirken, und haben darüber einst Rechenschaft zu geben. In dem Gleichnis haben wir Knechte, die für ihren Herrntätig sind, und zwar zwei, um die Verschiedenheit in dem Anvertrauten und den Fähigkeiten zu zeigen, und einen Knecht, der nichts für seinen Herrntut. Die, welche tätig waren, bewiesen durch ihre Tätigkeit, daß sie ihren Herrnkannten: sie wußten, daß dies Seinem Willen entsprach, und wußten auch, daß Er ein gütiger Herr war, der die Treue schätzte und belohnte. Sie stellen die Gläubigen dar. Anders ist es mit dem unnützen Knechte. Er kannte seinen Herrnnicht, wie die V. 24 und 25 deutlich zeigen - er wußte weder Seinen Willen, noch kannte er Seine Güte - und war nicht tätig für Ihn, obgleich auch Ihm etwas anvertraut war. Das ist der bloße Bekenner, der den Herrnnicht kennt, also nicht „an den Sohn glaubt“ und daher auch nicht „ewiges Leben hat“ (Joh 3,36). Daraus erklärt sich auch die Strafe in V. 30.
Das Verbergen des Talentes in der Erde ist das Beiseitestellen des Wirkens für den Herrnum des Irdischen willen. Das „Wuchern“ (Handeln mit den Talenten) ist das Wirken für den Herrnmit den Gaben und Fähigkeiten, die Er einem jeden anvertraut hat.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Der Satz des Fragenden „da doch auch für ihn Joh 3,36 gilt“ läßt darauf schließen, daß derselbe gemeint habe, weil von „Knechten“ die Rede ist, so seien nur Gläubige, wahrhaft Bekehrte gemeint, etwa weil z. B. Paulus oft von sich als Knecht rede. Aber es kommt stets auf den Zusammenhang an, in dem solch Wort gebraucht ist. Das Wort „Knecht“ besagt im Grunde nichts weiter, als daß der, der diese Bezeichnung trägt, sich in einem Abhängigkeits- und Verantwortlichkeitsverhältnis befindet, und der jeweilige Zusammenhang zeigt, ob Gläubige oder Ungläubige gemeint sind. In diesem Gleichnis Mt 25 sowie in dem verwandten Gleichnis in Lk 19 sind zweierlei Klassen von Knechten beschrieben: treue und untreue. Die treuen kennzeichnen sich durch ihr Verhalten ohne weiteres als Gläubige, der untreue wird bei der Arbeitsberichterstattung der Knechte und der Abrechnung offenbar als ein leerer Bekenner ohne Leben und ohne Kraft. Sein Wort: „ich kannte dich, Herr, daß du ein harter Mann bist,“ zeigt zur Genüge, wes Geistes Kind er ist! Kann ein wahrhaft Bekehrter von seinem Herrnals von einem harten Mann sprechen?! Aber er wird offenbar! Wohl ist ihm etwas anvertraut, wie den heutigen Namenschristen allen, aber diese Menschen gehen nicht damit um, als wären sie dafür verantwortlich, sondern verschleudern das Anvertraute oder mißachten es und stützen sich dabei auf ihr menschliches Wissen über Gott. Schrecklich wird einst das Gericht über die selbstgefällige, Gott und Sein Wort verachtende Christenheit sein, der so viel anvertraut ist, z. B. in Deutschland schon seit so langer Zeit die Bibel in der Muttersprache. Mußte es erst zu der Heimsuchung eines Krieges kommen, um wenigstens bei etlichen Deutschen die Sehnsucht nach dem Worte Gottes wieder zu erwecken? -Herrlich aber auch wird der Lohn der scheinbar geringfügigsten wirklich für den Herrngetanen Arbeit sein, das schwächste Wuchern mit den anvertrauten Talenten der Erkenntnis und der geistigen und leiblichen Arbeitskräfte. Daß wir nur wirklich arbeiten für Ihn, wir Gläubigen! Im Dienst für Ihn verwerten, was Er uns gab! Treu im Kleinen, hingebend im Großen!
Was alles zum Wuchern gehört? Bruder, Schwester, alles in unserem Leben, was hervorgerufen durch Seinen Geist und Seine Gnade (vergl. Gal 5,25 und 2Kor 9,8) uns befähigt, Ihm und Seinem Werke in uneigennütziger Liebe - ein rechter Knecht arbeitet nicht für sich, sondern für seinen Herrn! - zu dienen um Seiner Ehre willen. Und nicht auf das äußerliche „Wieviel“ kommt es an, sondern auf das innere „Wie“ der Tätigkeit für Ihn. Und das Urteil über unsere Arbeit und die anderer gebührt nicht uns, sondern Ihm an Seinem Tage (1Kor 4,1-5).
Längst nicht alle sogen. Reichsgottesarbeit ist Wuchern im Sinne der Schrift! Vieles geschieht leider aus Menschengefälligkeit, nach menschlichen Plänen, in mehr oder weniger bewußtem Widerspruch gegen das Wort der Wahrheit und aus anderen unklaren oder schriftwidrigen Beweggründen heraus. Es ist aber nicht unsere, der Knechte, Sache, andere, deren Erkenntnis hierin mangelhaft ist, richtend zu verurteilen, doch sollte jeder Gläubige „beurteilen“, „prüfen, was der gute, wohlgefällige und volkommene Wille Gottes“ (Röm 12,2) mit ihm ist, damit er mit den ihm anvertrauen Talenten - und jedem sind solche anvertraut! - so wuchert, daß es zu des HerrnFreude ist! Und Er verleugnet nie Seine Grundsätze, die Grundsätze Seines Wortes (vergl. Off 3,8). Andererseits weiß auch nur Er, welches Wuchern rein für Ihn gewesen ist nach der Maßgabe der Erkenntnis des Handelnden, und da „Seine Augen auf die Treue gerichtet sind“ (Jer 5,3a), so wird Er keinen wirklich für Ihn gewirkten Dienst je vergessen. Gelobt sei Er dafür! „Handelt, bis Ich kommen (Lk 19,13).
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Wir danken zunächst von ganzem Herzen für die freundlichen, überaus ermutigenden Zuschriften, die wir erhielten, und wünschen den Schreibern eine reiche Belohnung vom Herrnfür die uns erwiesene Liebe. Auch mit Antworten für die „Handreichung“ wurden wir so ausgiebig bedacht, daß wir auf mehrere Monate hinaus Stoff haben. Dank und Segenswunsch allen Helfern! Wahrlich, was die Beteiligung an dem Inhalt des Blattes angeht, da merken wir in keiner Weise, daß Krieg ist! Der Eifer im Beantworten der gestellen Fragen hat keineswegs nachgelassen; möchte aber auch der Eifer im Lesen des Blattes und in dem dadurch hervorgerufenen Forschen in der Schrift niemals erlahmen, sondern vielmehr wachsen! Ist nicht überhaupt dieser Weltkrieg auch ein Mittel in des HerrnHand, um Seinem Volk das Wort kostbarer zu machen?! Mancher Brief von Brüdern aus dem Felde bezeugt es, wieviel köstlicher ihnen draußen das Wort Gottes wird; der Herr gebe Gnade, daß es auch in der Heimat so sei und noch viel mehr werde! Welch ein Segen wäre das, vor allem, wenn wir Gläubigen in dieser Zeit auch mehr denn je „Täter des Worts“ würden! (Jak 1,22).
Mit der nächsten Nummer wird der Jahrgang 1914 abgeschlossen. Wenn der Herr, der uns soweit brachte, Gnade schenkt, so wird mit Heft 12 wieder wie 1913 ein vollständiges Schriftstellenverzeichnis - in diesem Jahre ein weit umfangreicheres als im vorigen - sowie das Inhaltsverzeichnis veröffentlicht werden. Das
Heft, das ohnehin stärker sein muß als die übrigen Hefte, wird dann doch wohl nur noch 1-2 Fragen enthalten können.
Gleichzeitig müssen wir unseren teuren Beziehern mitteilen, daß wir im nächsten Jahre den Bezugspreis der „Handreichung“ auf 2 Mark (ohne Porto) zu erhöhen uns gezwungen sehen. Die Kosten der Herausgabe sind bisher bei weitem nicht durch die eingegangenen Beträge gedeckt worden; dazu hätte die Leserzahl noch mehr als 1/2 mal höher sein müssen, als sie war. Leider sind nun auch infolge des Krieges manche Abbestellungen eingetroffen. Wenn wir uns nicht außerstande sähen, noch ein Jahr mit pekuniärem Verlust zu arbeiten, so würden wir nicht - noch dazu gerade in dieser Zeit - den Bezugspreis erhöhen! Wenn es uns bei höherer Leserzahl ermöglicht werden sollte, so werden wir, unserem eigenen und dem Wunsche mancher Freunde folgend, später den Umfang des Inhalts unseres Blattes noch ein wenig erweitern, wodurch der höhere Bezugspreis weniger fühlbar werden würde, auch für solche, denen er jetzt wesentlich erscheint. Wir fordern somit alle diejenigen, denen das Blatt bisher zum Segen war, auf, vor dem Herrnzu überlegen, ob sie nicht in Zukunft den Betrag von 80 Pfennigen mehr anlegen können und dürfen, um das Werk der „Gegenseitigen Handreichung aus dem Worte Gottes“ weiter erhalten und unterstützen zu helfen, zum eigenen inneren Gewinn und zum Segen anderer! Ja, wir bitten unsere bis heute treuen Leser herzlich, uns ihre Geneigtheit und Mithilfe, wenn es ihnen möglich ist, zu bewahren um des Herrnwillen!
Wer das Blatt nicht bis Mitte Dezember abbestellt hat, erhält es, so der Herr will, 1915 weiter zugesandt.
Seien Sie alle in dieser ernsten Zeit in besonderer Weise der Gnade unseres Gottes und Vaters befohlen und von Herzen gegrüßt mit 1. Petrus 5,6-11 von dem Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Ende Oktober 1914.
Erstellt: 20.03.2024 14:01, bearbeitet: 31.10.2024 21:13