Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 2 -Jahrgang 1914
Mt 27,52.53 Joh 11,43.44 - Handelt es sich bei Mt 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch?Mt 27,52.53 Joh 11,43.44 - Handelt es sich bei Mt 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeit oder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch?
Frage 2: Handelt es sich bei Mt 27,52.53 um eine Auferstehung zur Herrlichkeitoder um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch? (Vergl. Joh 11,43.44 ).
Antwort A:
Meiner Überzeugung nach handelt es sich weder um das eine noch um das andere.
Daß es sich nicht um eine Auferstehung zum Weiterleben im Fleisch handelt, wie z. B. bei Lazarus, sehen wir schon aus den Worten: „und erschienen vielen“ (V. 53 Schluß). Daß sie „erschienen“, zeigt, daß sie an sich dem leiblichen Auge nicht sichtbar waren, was auch noch daraus sich ergibt, daß sie „vielen“ erschienen, also nicht von allen gesehen wurden. Bei einem Menschen „im Fleische“ (d. h. also im Leibe) kann aber von einem „Erscheinen“ in diesem Sinne nicht die Rede sein, da er eben von allen gesehen wird, vor deren Augen er kommt. Von Lazarus lesen wir nicht, daß er „erschien“, aber wir lesen, daß viele kamen, um ihn zu sehen (Joh 12,9).
Von Herrlichkeit ist in bezug auf die nach Mt 27,52.53 Auferweckten aber auch nicht die Rede, noch davon, daß sie etwa in die Herrlichkeit aufgenommen worden wären. Das ist nur von dem Herrn Jesus gesagt, dem „Erstling der Entschlafenen“ (1Kor 15,20.23a; 1Tim 3,16 Schluß).
Nach alledem kann ich, solange ich nicht auf Grund des Wortes eines anderen belehrt werde, nur zu der Überzeugung gelangen, daß die hier behandelte Auferweckung nur eine vorübergehende war zu dem bestimmten Zwecke, die mächtige Wirkung des Todes des Herrn Jesu zu zeigen; daß die Auferweckten einen Leib hatten derselben Art wie der Herr Jesus nach Seiner Auferstehung, als Er noch nicht verherrlicht war und den Seinen erschien und mit ihnen verkehrte (s. Lk 24,15.16.30.31.34.36-43; Joh 20,14.19.20.26; Apg 1,3; 10,40.41; 1Kor 15,5-8), und daß sie dann, nach Erfüllung des Zweckes ihrer Auferweckung, zurückkehrten in ihren vorherigen Zustand, um weiter zu warten auf den wunderbaren Augenblick der Auferstehung zur Herrlichkeit.
Th. K.
Antwort B:
Daß es sich in der erstgenannten Schriftstelle um die Auferstehung zur Herrlichkeit handelt, in der zweitgenannten aber um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische, geht aus folgenden Merkmalen und Schriftworten hervor:
1. wird in Mt 27 ausdrücklich gesagt: „Sie gingen nach Seiner Auferstehung aus den Grüften.“ Christus ist der Erstling der Entschlafenen (1Kor 15,20). Demnach waren sie ihrer Leiblichkeit nach Ihm, dem Auferstandenen, gleich.
2. „Sie erschienen vielen.“ Es heißt hier nicht „allen“, was wahr sein würde, wenn sie im „Leibe der Niedrigkeit gewesen wären, sondern „vielen“; und „erschienen“ kann nur Bezug haben auf den geistigen Leib. Sie erschienen den „vielen“ deutet aber auch klar an, daß nur eine Auswahl von Menschen sie sahen. Genau so wird vom Herrnnach Seiner Auferstehung gesprochen (vergl. 1Kor 15,4-8). Ganz andere Begleitumstände finden wir, wenn es sich um die Auferstehung zum Weiterleben im Fleische handelt. Wir finden da Worte, die uns klar zeigen, daß es sich um den Leib der Niedrigkeit handelt: „Es lebte auf“ (1Kön 17,22b); „er nieste siebenmal ... schlug seine Augen auf“ (2Kön 4,35); „er erhob sich auf seine Füße“ (2Kön 13,21b); „Er hieß ihr zu essen zu geben“ (Mk 5,43); „löset ihn und lasst ihn gehen“ (Joh 11,44; vergl. noch Apg 9,40). Christus aß auch, aber nur, um zu zeigen, daß Er wirklich der auferstandene Mensch war (vergl. Lk 24,41-43). In jenem Leibe können wir essen, obwohl wir nicht essen müssen. Lazarus mußte gelöst werden, was keineswegs getan zu werden brauchte mit dem Leibe der Herrlichkeit (vergl. Joh 20,7). Der Leser möge für sich selbst die angeführten Stellen nachlesen, um den Unterschied noch klarer zu sehen.
K. O. St.
Antwort C:
Die Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt. Das waren nicht Geistererscheinungen. Es war auch keine Auferweckung für ein diesseitiges Leben wie bei Lazarus. Ebenso haben wir auch nicht den geringsten Anhalt für die Meinung, daß diese Auferstandenen wieder zu ihren Gräbern zurückkehrten. Sie gehörten mit dem Auferstandenen jetzt einer anderen Welt an. Als der Herr Sein Haupt im Tode neigt und den Geist aufgibt, öffnen sich die Grüfte, und als Er aus dem Grabe steigt, gehen auch sie in Auferstehung aus den Grüften. Nicht früher als nach Seiner Auferstehung kommen sie hervor. Es muß bleiben - und es kann nicht anders sein: Er ist der Erstling der Entschlafenen (1Kor 15,20). Er muß den
Weg öffnen. Er ist der Anfang - der Erstgeborene aus den Toten (Kol 1,18).
Nur Matthäus allein berichtet die Auferstehung dieser entschlafenen Heiligen, und es ist köstlich, zu sehen, wie durch die Verschiedenheit der Berichte jedes Evangelium die Herrlichkeit des Herrn in einem bestimmten Lichte zeigt. Der Unglaube in seiner Blindheit gebraucht die Verschiedenheit, um das Wort Gottes zu verwerfen. Für uns ist sie ein Schlüssel zum tieferen Verständnis der Evangelien. Wir wissen, jedes Evangelium gibt uns von einem besonderen Gesichtspunkte aus einen Bericht von dem Herrn.
Johannes zeichnet uns Christus den Sohn Gottes, der Sich als Brandopfer Gott darbringt. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen, wie Er die himmlische Verwandtschaft verkündigt und die himmlische Familie um Sich schart. Er ist der Sammelpunkt der zerstreuten Kinder Gottes, und der Auferstandene tritt in ihre Mitte (Joh 20,19).
Lukas zeichnet uns Christus den verheißenen Samen des Weibes, den Sohn des Menschen, den zweiten Menschen, in dem alle Vorsätze Gottes ihre Erfüllung finden und der als das Friedensopfer Frieden macht. Der Auferstehungsbericht zeigt uns den Auferstandenen im Lichte der Schrift nach den Vorsätzen Gottes. Die Jünger müssen an Hand der Schrift lernen, daß es in dem Plane Gottes war, daß also Christus leiden und auferstehen musste (Lk 24,27.32.45.46).
Markus zeichnet uns Christus, den Sohn Gottes. Der in Knechtsgestalt der Mund (Prophet) Gottes ist und in übermüdeter Geduld den Dienst und das Zeugnis der Gnade ausrichtet; der Selbst das Sühneopfer wird, als Er rief: „Eloi, Eloi ...!“ (Mk 15,34). Durch den Auferstehungsbericht geht der Ton der Gnade. Kein Niederschlagen der Hüter wie in Matthäus. - Nur hier finden wir den Zusatz „und Petrus“ (Mk 16,7). Der gefallene Petrus empfängt den Gruß der Gnade ...
Matthäus zeichnet uns Christus den König Israels; Christus in Beziehung zu den Verheißungen Gottes und der Hoffnung Israels. Seine Seele stellt das Schuldopfer, und der Wille Jehovas kommt durch Seine Hand zur Ausführung (Jes 53,10). Er ist
Jehovas Arm, durch den Er Seine Macht offenbart. Die Beweise Seiner Macht, Seiner königlichen Majestät kennzeichnen den Auferstehungsbericht: Erdbeben, Engel in der Gestalt des Blitzes, der Stein, der versiegelte, abgetan („der Herr lachet ihrer“) usw. Der König ist da. Der Starke ist besiegt. Überall Triumph. Er hat alle Gewalt (Mt 28,18). Er kommt als der große Hirte der Schafe (Heb 13,20) in Auferstehung zu Seinen irdischen „Brüdern“ (Israel). Überall tritt in Matthäus Seine Beziehung zu Israel, zu den Verheißungen und Vorbildern hervor. In der Webegarbe (3. Mose 23,10-13) hatte Gott das Vorbild der Auferstehung niedergelegt. Als das Weizenkorn (einzeln) war Er in die Erde gefallen, aber eine Webegarbe (viele entschlafene Heilige) bringt Er mit Sich in Auferstehung. In dem Auferstehungsleib „erscheinen“ sie vielen. Der „heiligen Stadt“ bringen sie den Beweis des Sieges, daß der „Hirte“ da ist (vergl. Heb 13,20 mit Hes 34,11-16).
Wer diese auferweckten Heiligen sind, sagt die Schrift nicht, und was wir darüber sagen, ist wertlos.
Von diesen Heiligen zu folgern, daß heute noch besonders treue Gläubige fortgesetzt auferweckt werden, gibt die Schrift uns nicht nur keinen Grund, sondern es hieße auch den Charakter des Matthäus-Evangeliums verkennen und das Vorbild der Webegarbe zerstören. Nach der Schrift ist die „Ordnung: Der Erstling Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft“ (1Kor 15,23). Das „sodann“ läßt keinen Raum für Auferstehungen zwischen Christus als Erstling (mit der Erstlingsgarbe) und der „Sodann“-Auferstehung bei Seiner Ankunft. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Es ist ein der Schrift gänzlich fern liegender Gedanke, daß fortgesetzt Gläubige auferstehen. Ja, er widerspricht aufs klarste den Ausführungen über die Auferstehung in 1Kor 15 und 1Thes 4 u. a. m. Wonach würde sich denn diese Bevorzugung einzelner richten? Gilt denn bei diesen ein Verdienst? Oder wenn es Gnade ist, gibt uns die Schrift Grund zu der Annahme dieser sonderbaren Begnadigung einzelner? - Wir wissen gar wohl, daß man von gewissen treuen Männern sagt, sie seien schon auferstanden; aber wir müssen diese schriftwidrige Behauptung ins Reich der „frommen Legende“ verweisen. Da übrigens in unserer Stelle deutlich steht, daß jene Auferweckten „vielen erschienen“, so müsste man füglich erwarten können, daß die jetzt so nach und nach auferweckten Heiligen das auch getan hätten; aber davon wissen die Gewährsmänner für obige Behauptungen doch nichts zu berichten! Wie wäre es auch möglich, wenn das untrügliche Wort Gottes keinen Grund dazu gibt! Es ist ein gefährlich Ding, aus einer in einem ganz bestimmtem Zusammenhang stehenden einzigartigen Stelle Folgerungen zu ziehen, die der übrigen Schrift widersprechen!
Auch wir glauben, daß die hier geschehene Auferstehung, wie die des Herrn, zur Herrlichkeit war: diese Auferweckten hatten einen Leib wie Christus. Sollten sie mit einem solchen wieder ins Grab zurückgegangen sein? Oder wurden sie in den alten Zustand zurückverwandelt? Gewiß sollte ihre Auferstehung auch die „mächtige Wirkung des Todes des Herrn“ zeigen; aber diese Wirkung, die sich hier vorbildlich an diesen „Heiligen“ zeigte, wäre doch sehr eingeschränkt gewesen, wenn jene wieder hätten ins Grab zurückkehren müssen.
Erstellt: 20.03.2024 14:01, bearbeitet: 31.10.2024 21:13
Quelle: www.clv.de.