Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Inhaltsverzeichnis
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 1 -Jahrgang 1913
2Mo 20,8-11 Kol 2,16-17 - Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol 2,16-17 ?2Mo 20,8-11 Kol 2,16-17 - Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol 2,16-17 ?
Frage 39: Ist 2. Mose 20,8-11 auch auf den Sonntag zu beziehen? Wie steht es im Verhältnis zu Kol 2,16-17 ?
Antwort A:
Die Worte: „Und Gott hatte am siebenten Tage Sein Werk vollendet, das Er gemacht hatte; und Er ruhte am siebenten Tage von all Seinem Werk, das Er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn“ (2. Mose 2,2-3), wodurch dieser Tag von den Wochentagen unterschieden, von ihnen ausgesondert, ja ihnen entgegengesetzt wurde, stehen im Widerspruch mit dem Wesen und Begriff des Paradieses, ebenso wie der Tod dem Wesen des Paradieses widerspricht.
Das dem Menschen gesteckte hohe Ziel hat er nicht erreicht, ja, er hat nicht einmal danach gestrebt. Wenn er seiner himmlischen Berufung, seiner gottesbildlichen Bestimmung entsprochen hätte, so würde mit dem siebenten Tage oder mit der siebenten Periode ein ewiger Sabbat in der Festfeier der göttlichen Liebe und eine Friedensruhe in Gott über ihm ausgegangen sein. Er hat aber diesen Sabbat nicht gefeiert und statt dessen durch die Barmherzigkeit Gottes ein sehr armes, schwaches Nachbild außerhalb des Paradieses, auf der Erde, dem Orte der Verbannung, empfangen, deren Acker verflucht wurde.
Am Schlusse der Schöpfung (1. Mose 2,2.3) wird wiederholt bezeugt, daß Gott am siebenten Tage ruhte von allen Seinen Werken, und aus dieser Ruhe die Segnung und Heiligung des siebenten Tages abgeleitet. Inwiefern konnte von Gott gesagt werden, daß Er ruhte von allen Seinen Werken, oder wie konnte die Ruhe Gottes unterbrochen werden? Die Rückkehr Gottes in die Ruhe setzt voraus, daß die Wiederherstellung der Erde mit Mühe und Arbeit verbunden war. Wenn Gott zu Seinem Volke sagt (Jes 43,24): Aber du hast Mir zu schaffen gemacht mit deinen Sünden, du hast Mich ermüdet mit deinen Missetaten,“ so ist das etwas Wirkliches und Tatsächliches für Gott Selbst, ein Kampf Gottes mit diesem Volke, mit seiner Untreue, mit seinem hartnäckigen, widerstrebenden Herzen. Um einen ebensolchen Kampf Gottes durch Seinen Geist handelte es sich bei der Wiederherstellung der Erde, weil Gott auch im Satan das Recht der Persönlichkeit anerkennt.
Das Sechstagewerk bezieht sich auf die Erde, was dagegen Gott am siebenten Tage tut, auf das ganze Universum, denn Seine Wirksamkeit hört am siebenten Tage nicht auf, sie ist nur anderer Art, entsprechend Seiner heiligen Liebe, in der Er ruht. Diese Vollendung am siebenten Tage steht in der engsten Verbindung mit der Wiederherstellung der Erde. Der gottesbildliche Mensch ist im göttlichen Ratschluß zum Höhepunkt der Schöpfung ersehen, und für die Wiederherstellung des durch seinen Ungehorsam gestörten Verhältnisses zwischen Gott und der Welt tritt der eingeborene Sohn als Bürge und Mittler ein (Eph 1,4.5). Die Versöhnung des Menschen ist mithin ewig durch den Sohn vermittelt und durch den Tod am Kreuze vollzogen und verwirklicht. Indem nun Gott Sich in die Ruhe Seines seligen Lebens zurückbegibt, steht Sein Ratschluß als ein ewig vollendeter vor Seinem Geistesauge, denn Ihm sind alle Seine Werke von „jeher bekannt“ (Apg 15,18); Er begibt Sich aber nur in diese Ruhe, um in Seiner erbarmenden Liebe die Welt nach Sich zu ziehen und sie ihrem im göttlichen Ratschluß gesetzten und durch den Sohn der Liebe vermittelten Ziele entgegenzuführen. Sein Sabbat wird schließlich zum Sabbat des Universums. Er stiftet ihn als den Reflex Seines Sabbats in der Zeit, damit Er einmünde in den Sabbat der Ewigkeit, in den Sabbat der göttlichen seligen Liebe. Er muß demgemäß, wenn auch seiner Form nach ein zeitlicher, seinem Wesen und Inhalt nach ein ewiger sein. Der Sabbat ist somit das Symbol der Einkehr in Gott, der Friedensgemeinschaft mit Ihm, des Eingangs in die Festfeier Seiner ewigen Liebe, was in 2. Mose 20 zum Ausdruck gebracht ist im Schattenbilde, im Gesetz.
Die Grundsätze der Gnade sind nun ganz andere und dürfen mit den Grundsätzen des Gesetzes nicht vermengt werden, sonst würde das Gesetz seiner strengen und unbeugsamen Majestät und die Gnade ihrer göttlichen Reize beraubt werden.
In dem Herzen Gottes gibt es weit mehr, als die auf dem rauchenden Berge gesprochenen Gebote je auszudrücken vermochten, und dies ist in Christo zum Ausdruck gebracht; „denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). „Das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden“ (Joh 1,17). In Ihm ist der Gläubige zur Ruhe gekommen und Gott auch. „Er schweigt in Seiner Liebe“; „Er frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph 3,17). Gott sieht die Heiligen jetzt in Christo und in dessen Vollkommenheit und ist befriedigt.
Das sind Grundsätze und Verwirklichungen der Gnade, im Gegensatz zum Gesetz, zum Schaltenbilde. Demgemäß ist durch das Wesen der Gnade jegliches Gesetz und jegliches Schattenbild aufgehoben und damit auch der Sabbat, und mit Recht wird in Kol 2,17 von den Schatten auf den Körper (Christus) hingewiesen.
2. Mose 20,8-11 ist also nicht auf den Sonntag zu beziehen.
W. W.
Antwort B:
Die erste Frage ist unbedingt zu verneinen, da Sabbat im Worte Gottes nie mit Sonntag - dem ersten Tag der Woche“ - verwechselt wird.
Die zweite Frage ist durch Beantwortung der ersten eigentlich schon erledigt. Der Apostel spricht von diesen Tagen und Festen als von Schatten; im Gegensatz zu diesen ist Christus die Fülle, der Körper. Wer nun Christus, den Körper, das Wesen, die Fülle aller Schatten und Vorbilder, hat, sollte auf keinen Fall auf Dinge, welche durch Christum erfüllt sind, zurückgreifen; dies würde bedeuten, Christum aufgeben, und diejenigen, welche dies tun, sind schrecklich nahe daran, unter das Urteil von Heb 10,26-31; Gal 2,18 zu kommen. Übrigens urteile man selbst, welches mehr Wert und Gehalt hat, der Schatten einer Person oder die Person selbst?
Der Apostel Paulus erwähnt, soviel ich wahrgenommen habe, den Sabbat - vielmehr Sabbate (Mehrzahl) - nur ein einziges Mal in seinen Briefen, und wo er dies tut, steht er ihm ablehnend gegenüber. Sollte jemand sich darauf berufen, daß der Apostel Paulus am Sabbattag öfter in die Synagoge ging (vergl. Apg 13,14.27.42.44 u. a)., und daraus schließen wollen, daß das Halten des Sabbats doch eine biblische apostolische Berechtigung habe, dem möchte ich nur erwidern, daß der Apostel Paulus nur die Gelegenheit wahrnahm, den Juden und Proselyten das Evangelium der Gnade zu bringen, weil er sie an dem bestimmten Tage dort in großer Anzahl antraf, wie auch wir jetzt bei bestimmten Festen und Tagen die Freiheit haben, den Menschen das Evangelium von Christo zu bringen, ohne nur daran zu denken, religiöse, weltliche Feste feiern zu wollen, da wir doch mehr haben, als was Religion und Welt uns zu geben vermögen: „Christus!“
Nichts ist verwirrender, als klare Ausdrücke und Bestimmungen des Wortes Gottes unbeachtet zu lassen oder zu verwechseln. Wenn wir den Sabbat mit dem ersten Tag der Woche als eins betrachten, dann sind wir notwendigerweise auch gezwungen, Israel, das irdische Volk Gottes, und die Gemeinde Gottes, das himmlische Volk, als eins zu betrachten. In Wirklichkeit tun dies diese Leute, welche obigen Unterschied verwischen, indem sie einfach sagen: „Die Gemeinde sei das geistliche Israel!“
Wo aber steht so etwas im Worte Gottes?
Der Sabbat gründet sich auf die Schöpfung Gottes, wurde dem irdischen Volke Gottes als Bundeszeichen gegeben, sie sollten Zeugen Dessen sein, der Himmel und Erde gemacht hat. Der erste Tag der Woche (vergl. Ev. Joh 20,1.19.26; Apg 20,7; 1Kor 16,2) gründet sich auf die neue Schöpfung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.
Wer nun die Jünger Christi mit dem Joch „des Sabbathaltens“ belasten will, bringt den Gläubigen unter das Gesetz und bürdet ihm das Halten des ganzen Gesetzes auf (vergl. Gal 3,10 und Jak 2,10). Weil nun letzteres von uns unmöglich erfüllt werden kann, ist auch ersteres für uns hinfällig, denn „Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit!“ (Röm 10,4).
Ganz anders verhält es sich mit dem ersten Tag der Woche, welchen der Herr nicht zum Halten gebot oder gar zum Gesetz erhob (dies würde dem Geiste der Gnade nicht entsprechen), aber ihn nichtsdestoweniger auszeichnete durch Seine jeweilige Erscheinung inmitten Seiner Jünger nach Seiner Auferstehung.
Dies wird jeder geistlich Gläubige beachten sowie zu schätzen wissen.
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers:
Wir freuen uns dessen, daß im Vorigen in klarer Weise gesagt wird, daß die Kinder Gottes los sind vom Sabbatgebot, weil sie frei sind vom Gesetz. In unseren Tagen macht die Irrlehre der „Adventisten vom siebenten Tage“ (Sabbatarier) rapide Fortschritte, und ungezählte wirkliche Kinder Gottes fallen wieder unters Gesetz, machen praktisch (natürlich ohne es zu wollen) das Werk Christi und die Gnade ungültig (vergl. Gal 2,2). und suchen Gott durch Halten des Sabbats zu befriedigen - und wie schwer hält es, sie von diesem Irrtum zu überzeugen! Woher kommt es, daß außer vielen Unbekehrten so viele Kinder Gottes verführt werden? Satan ist da und sein Werk ist, das Werk der Gnade zu entkräften. Das Gesetz richtet sich an den Menschen im Fleisch, und es ist dem Feinde eine Freude, die Christen im Fleische wandeln zu sehen, wird dadurch doch am besten sein Ziel erreicht, daß Christus entwertet wird! Das ist die tiefere Ursache dieser traurigen Erscheinung der Gegenwart; die menschliche Seite der Frage ist die Unkenntnis der Schrift in den weitesten Kreisen der Gläubigen. Möchte jeder Bruder, jede Schwester es sich zur Aufgabe machen, sich durch das Lesen der Schrift mit dem Schwert zu wappnen (Eph 6,17) gegen alle Verführungsmacht Satans. Und dazu noch ein praktischer Wink: Lieber Bruder, liebe Schwester, wird durch irgend etwas, was man dir als Schriftwahrheit auftischt, Christus beiseite gesetzt und der Mensch in den Vordergrund gerückt, so weise es ab! Bitte lies und nimm's in dich auf, was Gal 2,20 steht! Und dann, lies und durchforsche immer wieder den Galaterbrief! Wer diesen kennt auswendig und inwendig, der ist gerüstet gegen die Irrlehre von der Notwendigkeit der Sabbatbeobachtung! Und bist du veranlaßt - suche es nicht! -, dich mit Sabbatariern auseinanderzusetzen, so mach's, wie Nehem. 2,4b steht: „Da betete ich“, und laß dir schenken Lehrfähigkeit und Sanftmut nach 2Tim 2,23-26! Und noch eins: Möge niemand den schriftwidrigen Gedanken verteidigen, wonach das Sabbatgesetz auf den Sonntag zu übertragen sei! (Gal 4,10-11). Wenn auch dieser Tag in der Schrift ausgezeichnet ist - ein Sonntagsgesetzt gibt es nicht! „Laßt niemanden euch um den Kampfpreis bringen!“ Kol 2,18.
Erstellt: 20.03.2024 14:00, bearbeitet: 22.08.2025 20:35
Quelle: www.clv.de.