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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 4 -Jahrgang 1916
Hes 28,14.15 1Joh 3,8 - Wie sind die Stellen in Einklang zu bringen („der Teufel sündigt von Anfang“)?Hes 28,14.15 1Joh 3,8 - Wie sind die Stellen in Einklang zu bringen („der Teufel sündigt von Anfang“)?
Frage 17: Wie ist Hes 28,14.15 in Einklang zu bringen mit 1Joh 3,8 („derTeufel sündigt von Anfang“)?
Antwort A:
Nach dem Bericht der Schrift in Hes 28 war der Teufel vor seinem Fall wohl einer der vornehmsten Engel, vielleicht ein Engelfürst. Die Schrift berichtet uns die Tatsache seines Falles, bezw. seines Sündigens, den Zeitpunkt nicht. Jesus Christus, der Mund der Wahrheit, sagt: „Der Teufel sündigt von Anfang,“ und dem Glauben genügt dieses; ob vor Grundlegung der Welt oder nach Grundlegung der Welt, sagt die Schrift nicht; als Gott die Grundfesten der Erde einsenkte nach Hiob 38,4-7, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten - darüber berichtet die Schrift nichts, ob der Teufel damals schon gesündigt hatte oder nicht. - Eines belehrt uns die Schrift, daß, als Gott die Erde gegründet hatte und sie bewohnbar dastand und Gott das erste Menschenpaar erschaffen und in den Garten Eden gestellt hatte, den Menschen auch zum Herrscher über die Erde eingesetzt hatte, da erschien Satan, der Teufel, und brachte die ersten zwei
Menschen durch seine Lüge zum Sündigen. Mit Bezug auf diese Tatsache können auch wir sagen: Der Teufel sündigt von Anfang, also von Anfang des Menschengeschlechts; selbstredend ist dieser Tatsache zu entnehmen, daß des Teufels eigenes Sündigen vorausgegangen ist.
Wichtig ist aber, daß durch das Sündigen der ersten Menschen die ganze nachfolgende Menschheit nach Leib, Seele, Geist, sowie auch die ganze materielle Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen wurde, mit in den Sündenfall hineingezogen wurde; die ganze Menschheit kam in die Knechtschaft und Gewalt des Satans, des Teufels, unter die Obrigkeit der Finsternis. Der Teufel wird „der Gott dieser Welt“, „der Fürst dieser Welt“ genannt (vergl. z. B. Joh 14,30 und 2Kor 4,4)!
Niemals kommt ein Mensch aus Gott geboren zur Welt, ohne Ausnahme sind und werden alle in Sünde geboren; weshalb die Wiedergeburt des Menschen unbedingt notwendig ist (Ev. Joh 3,5.6), ohne welche der Mensch in der Gewalt und Knechtschaft des Teufels bleibt und endlich das Los des Satans im Feuersee teilt. „Gott will, daß allen Menschen geholfen werde,“ - zu diesem Zweck hat Gott Seinen Sohn gesandt, um die Werke des Teufels zu zerstören, und wer an den Sohn glaubt, wird errettet werden und ewiges Leben haben.
F. B.
Antwort B:
Der Teufel ist nicht als solcher aus der Hand Gottes hervorgegangen, sondern war erst ein reines, makelloses Geschöpf, und zwar, wie man aus verschiedenen Schriftstellen annehmen darf, ein mächtiger Engelfürst (Hiob 1,6-19; 2,1-7; Hes 28,12-19; Sach 3,1.2; Lk 4,5.6; Jud. Schluß d. V. 8 und V. 9; Off 12,7-9). Später erhob er sich und sündigte, indem er sich gegen Gott auflehnte; das war sein Anfang als Teufel, als Satan (Widersacher), und von da an „sündigt“ er, ist er in dem beständigen Zustande der Auflehnung gegen Gott. „Der Teufel sündigt von Anfang“ bedeutet also nicht, daß er von Anfang seines Bestehens überhaupt, von seiner Erschaffung an sündigt, sondern von da an, wo er seinen ursprünglichen Zustand aufgab und als Widersacher, als Teufel, in Erscheinung trat und als solcher seinen Anfang nahm. Damit steht die erwähnte Hesekielstelle, auf den Satan bezogen, völlig im Einklang.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Zu dieser Frage weisen wir zunächst hin auf Frage 15 in diesem Jahrgang, Frage 10, Band IlI (1915) und 19, Band lI (1914)!
Ferner haben wir in Band Il (1914), Frage 4 in unserer „Anmerkung“ auf den bei Johannes häufig vorkommenden Ausdruck „im Anfang“ hingewiesen und auf seine verschiedenen Beziehungen, besonders was 1Joh 3,8 angeht.
Satans Verhalten ist von Anfang an ein sündiges. Die Stellen, die hiervon reden, also 1Joh 3,8 und besonders noch Joh 8,44, können nun einen verschiedenen Sinn in sich schließen. Zunächst den rein äußerlichen, daß der Teufel sündigt vom Anfang an seines Bestehens überhaupt. Aber damit wäre vorausgesetzt, daß der Satan als sündig, also widergöttlich erschaffen sei, und somit schon von Anfang aller Welt an eine gottfeindliche Macht bestanden hätte. Viele ungläubige Weltweise haben diese schriftwidrige Anschauung. Denn schriftwidrig ist sie, und darum von vornherein abzulehnen. Die Schrift, die die aus Gottes Hand hervorgegangene Schöpfung als „gut“ bezeichnet nach Gottes eigenem untrüglichen Urteil (1. Mose 1), läßt keinen Zweifel darüber, daß auch die Welt der Engel mit ihren Fürsten „sehr gut“ war, denn auch sie gehörten zum Geschaffenen (Hes 28), und dieses war alles „sehr gut“ (1. Mose 1,31); und nach Hiob 38,7 jauchzten einst alle Söhne Gottes (vergl. auch Hes 28,15)! - Genug von dieser schriftwidrigen Lehre, deren Scheußlichkeit freilich noch unendlich von der aus dem Heidentum entnommenen Lehre übertroffen wird, wonach das Böse schon von Ewigkeit her neben dem Guten als Grundsatz in der Welt gewesen sein soll. Wohin kommt man, wenn man die Schrift nicht kennt und anerkennt! „Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden“ - diese Weltweisen!
Demgegenüber steht obige in Antwort B ausgesprochene Meinung, als deute das „von Anfang“ auf die Zeit, seitdem der Teufel als Teufel, Satan, Widersacher auftritt, also seit seinem Falle. Diese Anschauung hat gerade im Hinblick auf Hes 28,15 viel für sich. Dennoch möchten wir uns unten noch für eine andere aussprechen.
Eine besondere ist noch möglich, nämlich daß der Teufel der Anfänger und Verführer zur Sünde sei, weil er vor ihr schon dagewesen sei, und die Sünde doch in ihm ihre Quelle gehabt habe (vergl. „Vater der Lüge“). Diese Anschauung hat viel innere Berechtigung. Aber sie gibt keine ausreichende Erklärung für die schriftgemäße Tatsache, daß, „wer Sünde tut, aus dem Teufel ist“.
Wie wir glauben, ist die folgende Anschauung, der wir den Vorzug geben, diejenige, die allen Stellen am meisten gerecht wird (vergl. auch Antwort A!): Seitdem es eine Geschichte des Verhältnisses zwischen Gott und den Menschen gibt, also seitdem Menschen auf Erden wohnen, seitdem sündigt der Teufel. Von Anfang an tritt er sündigend auf; er sündigt und er verführt zur Sünde, um die Menschen aus ihrer Verbindung mit Gott herauszubringen. Das beweisen seine Worte: „Hat Gott wirklich gesagt?“ und: „ihr werdet mit nichten des Todes sterben.“ Mit dieser Lüge von Anfang wurde er zum Menschenmörder, zum Mörder des Menschengeschlechts vom Anfang dieses Geschlechtes an. Der Teufel hat also von Anfang an, seitdem Menschen auf Erden wohnen, sich offenbart als einer, dessen Wesen im Sündigen zum Ausdruck kommt. Wer also „die Sünde tut“, erweist sich dadurch als ein Kind des Teufels, das die Natur des Teufels zeigt. Der Sohn Gottes aber ist dazu geoffenbart worden, die Werke des Teufels zu vernichten, d. h. die Sünden (1Joh 3,8). Mit dieser Anschauung steht Hes 28 natürlich nicht im mindesten im Widerspruch. Dort wird uns durch den Heiligen Geist etwas gezeigt aus der Vorgeschichte Satans, und daß sein Sündenfall stattfand lange, ehe Menschen geschaffen waren, also lange, bevor Gott zu Menschen in Beziehung trat. Durch Satans Schuld fand das Verhältnis zwischen ihm und Gott ein jähes Ende und endete mit seiner „Entweihung vom Berge Gottes hinweg“ (V. 16). Diese ist die Ursache der furchtbaren
Gehässigkeit dieses einstigen „gesalbten Cherubs“ gegen Gott. Satans Haß zeigt sich darin, daß er die seinem wahrscheinlich ursprünglichen Herrschaftsgebiet (vergl. „Fürst der Welt“) angehörenden neugeschaffenen Menschen, welche die Erde sich untertan machen sollten (1. Mose 1,28), zur Auflehnung gegen Gott verleitet, um sie zu verderben. Und wie erreicht er sein Ziel? Dadurch, daß er sie belügt und betrügt über Gottes Absichten und ihnen Mißtrauen gegen Gott ins Herz legt.3
Noch eins! Die Wahrheit der Schrift, daß, „wer Sünde tut“ - der also die Gerechtigkeit und das Tun derselben noch gar nicht kennt - „aus dem Teufel ist“ (1Joh 3,8) und nach Vers 10 als ein „Kind des Teufels“ offenbar wird, diese Wahrheit bleibt bestehen, auch wenn Gläubige aus Furcht, daß durch das Betonen derselben „Menschen abgestoßen werden könnten“, es vermeiden, diese Lehre der Schrift auszusprechen. Freilich dient das Wort hier zunächst zur Belehrung der Gläubigen (vergl. 1Joh 2,26; 4,1)! Darum treten hier so scharfe Gegensätze hervor ähnlich wie in 2Kor 6,14-16 u. a. Wir Gläubigen sollen klar sehen: einerseits, was wir waren und durch Gottes Gnade geworden sind, andererseits, mit wem wir es zu tun haben, damit wir uns absondern von denen, welche „die Sünde tun“. Aber wir haben bei bestimmten Gelegenheiten, wie sie der Herr manchmal gibt, auch eine heilige Verantwortung, diese Schriftwahrheit zu bezeugen, wie der Herr Selbst es bei gewissen Leuten zur bestimmten, rechten Zeit getan hat (Joh 3,44). Das ist nicht Schroffheit, sondern echte Liebe zum Sünder. Gewiß wird der Erfolg solchen vom Geiste Gottes hervorgerufenen Zeugnisses oft derselbe sein wie damals bei den Juden: eine Gesinnung wird offenbar werden, die sich Gott und Seiner Wahrheit nicht beugen will! Doch wie oft ist dies besser als das Verharren in Unentschiedenheit! Aus offenen Feinden können manchmal um so entschiedenere Freunde werden (Paulus)! Zuweilen mag uns solches Zeugnis Mißverstandenwerden und Abneigung (sogar) seitens der Gläubigen - Haß und Verfolgung seitens der Ungläubigen einbringen, aber unsere Liebe zu den Sündern muß uns dringen, ihnen mit den klaren Worten der Schrift zu zeigen, wie Gott über sie denkt. Gegenüber diesem ernsten Urteil die Liebe Gottes im Sohn in das hellste Licht zu stellen, der gekommen ist, uns völlig aus dem Machtbereich und der Gefolgschaft Satans zu befreien und uns aus Kindern des Teufels zu Kindern Gottes zu machen, ist dann unsere herrlichste Aufgabe, die in vollkommenstem gottgeschenkten Maße zu erfüllen Er uns Gnade gebe zum Heil der Verlorenen und zur Ehre Seines Namens ! (2Kor 4.1-6).
3 Mißtrauen ist eine der widerlichsten, verderblichsten Satanspflanzen, d. h. Mißtrauen gegen die Gedanken eines anderen. Die Gedanken zu kennen, hat Gott Sich vorbehalten (1Kor 4,1-5)! Möchten wir nie die unausgesprochenen Gedanken eines anderen zu beurteilen wagen! Der Herausgeber.↩︎
Erstellt: 20.03.2024 14:03, bearbeitet: 31.10.2024 20:22