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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 4 -Jahrgang 1916
Mt 22,1-14 - Bezieht sich das Gleichnis auf Israel oder auf die Gemeinde? lnwieweit kann man dasselbe auf die heutige Zeit praktisch anwenden, ohne dem Sinn der Schrift Gewalt anzutun?Mt 22,1-14 - Bezieht sich das Gleichnis auf Israel oder auf die Gemeinde? lnwieweit kann man dasselbe auf die heutige Zeit praktisch anwenden, ohne dem Sinn der Schrift Gewalt anzutun?
Frage 25: Bezieht sich das Gleichnis Mt 22,1-14 auf Israel oder auf dieGemeinde? lnwieweit kann man dasselbe auf die heutige Zeit praktischanwenden, ohne dem Sinn der Schrift Gewalt anzutun?
Antwort: A:
Mt 22,1-14 ist ein Gleichnis vom Reich der Himmel. Der Ratschluß Gottes war und ist, Seinem Sohn Hochzeit zu machen. Zuerst wurden die bereits eingeladenen Juden zur Hochzeit gerufen, sie wollten aber nicht kommen. Dieses fand statt, während der Sohn Gottes auf Erden war. Nach Seinem Tode, Seiner Auferstehung und Seinem Hingang zum Vater und nach der Ausgießung des Heiligen Geistes war alles bereit. Er sandte andere Knechte, um Israel nochmals einzuladen (Lk 24,47-49; Apg 2,36; 3,26). Wohl nahmen nun viele der Juden die Gnadenbotschaft zu ihrer Errettung an, im ganzen aber verzichtete Israel darauf; die Juden verachteten die Botschaft, sie verfolgten und töteten die Knechte Gottes, und die Folge war die Zerstörung ihrer Stadt Jerusalem und die Zerstreuung Israels bis heute. Nachdem nun Israel die königliche Einladung verachtet hat, ergeht dieselbe in ihrem ganzen Inhalt an alle Nationen außerhalb Israels, auf daß Sein Haus voll werde (Kap. 22,9.11).
In diesem Gleichnis vom Reich der Himmel befindet sich also das Gericht über die Stadt der Juden: Jerusalem, aber ebenso über das, was sich im Reich befindet (V. 11-13). Den Nationen wird das Evangelium verkündigt; auch sie werden zur Hochzeit des Sohnes Gottes, des Lammes, geladen (Off 19,9); wir hören aber im Gleichnis, daß zu dem Hochzeitsfest auch ein Hochzeitskleid gehört. Soll die Hochzeit des Lammes gefeiert werden, so muß alles der Herrlichkeit derselben entsprechen.
Im Reich der Himmel (gleichsam in der heutigen Christenheit) kann man sein, aber das hochzeitliche Kleid zu haben ist eine andere Sache! Den zur Hochzeit Geladenen liegt es nicht ob, etwas mitzubringen, also etwa in einem von ihnen selbst gefertigten Kleide zu erscheinen, auch wenn es noch so glänzend sein möchte: der König sorgt für alles, auch für das Hochzeitskleid. Off 1,5.6; 7,14; 22,14 reden von dem im Blut gewaschenen Kleide! Dies kostbare Gewand wird jedem Geladenen geschenkt (durch Glauben an den Sohn Gottes).
Es ist auf die Frage festzustellen, daß der Inhalt von Mt 22,1-14 sich nicht auf die Gemeinde als solche bezieht, sondern auf alle Menschen jeder Nation (Israel nicht ausgeschlossen), zu denen irgend die Botschaft der Gnade Gottes gelangt.
F. B.
Antwort B:
Wenn wir den ersten Vers des Gleichnisses lesen, finden wir, daß der Herr Jesus von dem Reiche der Himmel redet, das einem König gleicht, der seinem Sohne eine Hochzeit machen will. Dieses Reich der Himmel war mit dem Auftreten Jesu gekommen. Zunächst kam es in Seiner Person und wurde mit dargestellt von denen, die an Ihn glaubten (Lk 17,20.21). In dem vorausgehenden Gleichnis von den bösen Weingärtnern finden wir noch die Zeit unter dem Gesetz und der Prophetie, und in unserem vorliegenden findet das Reich der Himmel seine Fortsetzung. Zunächst war es der Ratschluß Gottes, Seinen Sohn durch eine Hochzeitsfeier zu ehren, und zu diesem Zwecke läßt Er durch den Sohn Gottes und durch die Jünger Seine Einladung an Israel ergehen. Der Erfolg ist eine Ablehnung. Israel verwirft den Herrn und überliefert Ihn in die Hände der Nationen zum Kreuzestod. - Durch diesen Tod Jesu auf dem Kreuze wurde ein weiterer
Zugang für alle geöffnet. Auf dieser Grundlage der Gnade und der Erlösung läßt der Vater eine abermalige Einladung ergehen durch die Apostel nach Pfingsten, die wiederum mit Ablehnung und mit der Tötung Seiner Zeugen beantwortet wird. Die Folge zeigt uns unser Gleichnis, die Mörder werden bestraft und ihre Stadt wird zerstört (V. 7). Die Erfüllung von Mt 22,7 ist die Zerstörung von Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. - Nun wendet Sich der Herr zu den Nationen. Die Einladung zur Hochzeit ergeht nunmehr an alle, und viele Gäste kommen, sowohl Gute wie Böse, was ein Bild von der bekennenden Christenheit darstellt. Aber teil an der Hochzeit haben nur die, welche ein hochzeitliches Kleid besitzen, d. h. solche, die als bußfertige Sünder kommen und sich in die Gerechtigkeit, die uns in Christo Jesu gegeben ist, einhüllen lassen - ein freies Gnadengeschenk des Herrn (Eph 2,8-10; Kol 1,12). So sehen wir, daß wohl Israel zunächst eingeladen war, die Einladung aber ausschlug, die Folge war die Verwerfung. Nach dem Kreuze nun wurde das Heil und die Einladung zur Hochzeit allen angeboten, und aus denen, die sich nunmehr Leben und Gerechtigkeit aus Gnaden schenken lassen, setzt sich die Hochzeit zusammen. So haben wir wohl ein Bild bis hin zum tausendjährigen Königreich Jesu. Aber im engeren Sinne gilt es für die Gemeinde, die sich aus Juden und Heiden zusammensetzt und die teil hat an der Hochzeit und der auch das Wort Off 19,7.8 gilt. Hier in Matthäus haben wir die Hochzeitsfeier und solche, die das Hochzeitsgewand tragen, während Israel zurzeit noch nicht bereitet ist. Praktisch anwenden dürfen wir das Gleichnis ohne Bedenken auf unsere Zeit, indem wir alle einladen zur Hochzeit, aber scharf scheiden zwischen bloßen Bekennern (Namenchristen) und den wahrhaft Gläubigen.
Ph. W.
Antwort C:
In den verschiedenen Gleichnissen vom Reich der Himmel zeichnet uns der Herr verschiedene Bilder von der Zeit nach Seinem Weggange von dieser Erde. Er zeigt uns in diesen Gleichnissen, was geschehen wird, wie es sein und zugehen wird, wenn Er, als König hienieden verworfen, Seinen Sitz im Himmel eingenommen hat.
Das Bild in diesem Gleichnis ist weniger das einer Hochzeit an sich, sondern mehr das der Zurüstung und Zubereitung der Hochzeit. Der Herr sagt nicht: „Das Reich der Himmel ist gleich einer Hochzeit.“ sondern: „Das Reich der Himmel ist einem Könige gleich geworden, der Seinem Sohne Hochzeit machte.“ Es zeigt uns die Gedanken und Vorsätze des Königs (Gottes) und Sein Wirken, um Seinem Sohne Hochzeit zu machen. Wie sich die Einladung zunächst an Israel wendet - wie die Juden Seine Knechte mißhandeln (Apg 5,40.41), töten (Apg 7,54-60; 12,2) - wie der König ihre Stadt in Brand steckt (Lk 19,41-44), und wie die Gnade Gottes die frohe Botschaft der Einladung dann an solche ergehen läßt, die ohne Verheißung und ohne Hoffnung sind (Eph 2,12.13) - darauf möchte ich nicht näher eingehen.
Die praktische Anwendung heute für uns finden wir in der Aufgabe der Knechte, ohne Rücksicht auf den sittlichen Charakter (ob Gute oder Böse), die Einladung auszurichten - sei es einem Weibe am Jakobsbrunnen oder einem Nikodemus, einer Magdalena oder Lydia, einem Schächer oder einem Kornelius.
Ohne Zweifel liegt dem Gleichnis die Sitte jener Zeit, daß hohe Festgeber ihren Gästen Feierkleider gaben, zugrunde (S. 1. Mose 24,53; 45,22; 2Kön 10,22 u. a). Mit der Annahme der Einladung war auch zugleich die Annahme des Feierkleides für das Fest verbunden, ohne solches hatte keiner das Recht, teilzunehmen.
Ein schönes Bild der praktischen Anwendung haben wir in Abrahams Knecht. 1. Mose 24,34-58. Des Knechtes Worte lassen Rebekka keinen Zweifel; sie weiß, er will sie für den Sohn seines Herrn werben, und bereit in ihrem Herzen, sich ihm hinzugeben, nimmt sie die silbernen und goldenen Schmuckgeräte und Kleider an. Das Hochzeitskleid, welches in unserem Gleichnis angenommen werden muß, ist „Christus“, und zwar Christus, uns gemacht von Gott zur Gerechtigkeit („Ziehet den Herrn Jesum Christum an“, Röm 13,14; Gal 3,27). So wie der Hochzeitsschmuck für Rebekka nicht aus ihrem eigenen Hause, sondern aus Abrahams Haus kam, so ist auch unser Kleid, Christus Jesus, uns von Gott geworden: „Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung“ (1.Kor.
1,30). Möchten auch wir (wie Abrahams Knecht) die Einladung so deutlich ausrichten, daß der Hörer weiß, daß er es ist, der für das Fest der Liebe Gottes gewonnen werden soll und daß er, gleich Rebekka, das Hochzeitskleid annehmen möchte. Für jeden, der in Selbstverblendung meint, ohne das Hochzeitskleid einen Platz unter den Gästen beanspruchen zu können, folgt ein Tag schrecklichen Offenbarwerdens. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Wir weisen hin auf Frg. 14 d. Js., ferner auf Frg. 6, Bd. IIl (1915), sowie auf Frg. 14, Bd. l (1913)!
Auf den ersten Teil der Frage möchten wir nicht ebenfalls noch eingehen. Die praktische Seite des Gleichnisses wird der Leser sich an Hand obiger Belehrungen leicht erweitern können. Dazu noch einige Worte.
In der Christenheit (der Zeit der Verwerfung des Königs) haben wir, Seine Knechte (gehörst du dazu? Läßt du dich von Ihm brauchen in treuem Dienst, gehorsam Seiner Stimme?), die kostbare, verantwortungsvolle Aufgabe, zu gehen (nicht zu ruhen!) und „auf den Kreuzwegen einzuladen, wen irgend wir finden“. Lade ein, Bruder, Schwester, durch persönliches Zeugnis, durch Blätter (Traktate) und auf alle mögliche Weise, so viele du kannst, ohne auf Rang, Stand, Umstände, Erfolg deiner Tätigkeit usw. zu sehen! (Pred 11,6!) Gehe an die „Kreuzwege“! Manches Herz mag sich an einem äußeren oder auch einem inneren Scheidewege befinden; suche auch solche einzuladen, die vor inneren Entscheidungen stehen und sich vielleicht sehnen nach einem Rat von oben! Lade ein Menschen, die sich für böse und solche, die sich für gut erachten, ruhe nicht, bringe mit zusammen, was du kannst! (V. 9.10; Lk 14,23).
Aber das ist nicht alles, wenn die Menschen die Einladung annehmen, sei es rein äußerlich die Einladung, unter das Wort zu kommen oder sogar die Einladung, Christus anzunehmen. Nein, sie müssen Christus, das Kleid der Gerechtigkeit, wirklich annehmen! Und daß sie dies Geschenk aus eigenem Entschluß annehmen, dahin ziele unser Dienst! Ob sie es getan haben, wenn sie auch es bekennen, das können wir nicht immer entscheiden, aber vor Beginn des Hochzeitmahles setzt die große Krisis ein, die Entscheidung, bei welcher kein Irrtum mehr möglich ist, weil der König Selbst sie vollzieht. Dies ist das Gleichnis; die Wirklichkeit ist, daß überhaupt keiner, der nicht mit Christus bekleidet ist, dorthin gelangt, wo die Hochzeit des Lammes gefeiert wird (Off 19). Die Entscheidung ist ausgesprochen für den einzelnen Menschen in dem Augenblick, wenn er den Schauplatz der Gnade, die Erde, verläßt. Wer dann nicht das echte Hochzeitskleid hat, durch Buße und Glauben an Christus das Anrecht an den Platz am Hochzeitsmahle erlangt hat, als freie Gnade des Königs, der ist in Ewigkeit „hinausgeworfen“. Wohin? in die Verdammnis. Das ist sehr ernst, und das haben wir heute durch klares Zeugnis zu verkündigen! Mancher mag die Einladung angenommen haben und äußerlich gläubig sein - aber die entscheidende Frage ist: Hast du das Kleid der Gerechtigkeit (Jes 61,10), hast du Christus, bist du gewaschen im Blute des Lammes? Das ist entscheidend für die Ewigkeit. - Das praktische Endergebnis dieser Sichtung nach Mt 22,11ff. sehen wir in Off 22,14.15! (Vgl. Off 3,15-21! Laodicea ist ein Bild der äußerlich bekennenden, toten Christenheit!)
Erstellt: 20.03.2024 14:03, bearbeitet: 31.10.2024 20:22