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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 2 -Jahrgang 1914
Mt 19,12 - Wie ist die Stelle zu verstehen?Mt 19,12 - Wie ist die Stelle zu verstehen?
Frage 44: Wie ist Mt 19,12 zu verstehen?
Antwort A:
Wenn es ganz wörtlich genommen wird, so: Es hat je und je Menschen gegeben, die waren nicht veranlagt, Verkehr mit anderem Geschlecht zu haben. Dann gab es welche, wie die Eunuchen, die von anderen verstümmelt wurden und die darum in keine eheliche Gemeinschaft eintreten konnten. Drittens gibt es solche, die um des Herrn, Seiner Sache und ihrer persönlichen Stellung dazu sich absolut rein und auch dazu ehelos halten. Sie wollen nur für das Himmelreich, für des HerrnSache da sein. Man kann es aber auch erweitert verstehen. Die ersten sind eben infolge irgendwelcher körperlicher oder geistiger Gebrachen, die sie mit auf die Welt bringen, ohne weiteres genötigt, ehelos zu bleiben. Die zweiten sind durch irgend menschliche (auch familiäre) Verhältnisse einfach gezwungen, ehelos zu bleiben. Die dritten tun es, um ganz sich Gottes herrlicher Reichssache widmen zu können. Gott hat es ihnen klar gemacht. Da sind sie bereit. - Keinesfalls aber darf aus diesem Vers geschlossen werden, daß der ehelose Stand an sich vor Gott ein wohlgefälligerer Stand wäre und die Ehe nur für Christen zweiter Klasse sei. Jedenfalls sollte jeder vor Gott sich seines Weges klar werden. Gott aber hat Gnade und Kraft für jeden Weg, wenn er ein Gehorsamsweg ist.
K. E.
Antwort B:
Die Pharisäer bringen die Frage der Ehe vor den Herrn. Der Herr zeigt ihnen, daß Gott Mann und Weib zu einem Fleische zusammengefügt habe, und ein Fleisch soll nicht geschieden werden. Sofort kommen die Pharisäer mit dem Einwurf: „Warum hat denn Moses geboten, ... sie zu entlassen?“ Der Herr sagt, daß Moses es ihrer Herzenshärtigkeit wegen gestattet, aber nicht geboten hätte. Der Herr kehrt zur Schöpfungs-, zur Anfangsordnung zurück. Das, was Moses wegen ihrer Herzenshärtigkeit dem Menschen im Fleische gestatten durfte, konnte jetzt in dem Lichte, das mit Christo in die Welt gekommen war, nicht länger erlaubt sein. Er führt sie zu dem Lichte des Anfanges zurück.
Nur einen Scheidungsgrund gab es, und dieser war Ehebruch. Damit war das Band des einen Fleisches gelöst. Es war damit vor Gott dahin. Die formelle Scheidung war nur noch die Veröffentlichung des bereits vor Gott gebrochenen Bandes.
Die Jünger meinten, als sie die Ehe in diesem heiligen, unlösbaren Bande sahen, daß es gut sei, nicht zu heiraten. Der Herr aber hält voll aufrecht, was Gott im Anfang sagte: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei,“ und daß das „nicht heiraten tut besser“ (1Kor 7,38) eine Ausnahme ist, und zwar nur für solche, die es als eine Gabe empfangen haben. Ein Beispiel haben wir in Paulus. Er war vom Herrnbegnadigt, treu zu sein. In dem Werke, zu dem er berufen, würden ihm die Pflichten einer Familie gegenüber Hindernisse gewesen sein. Es war kein Gebot, auch kann es sich niemand selbst geben, sondern es muß ihm als eine Segnung von Gott gegeben sein, unverheiratet zu sein um des Reiches der Himmel willen, für die Ehre Gottes. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Wie vielfach in der Christenheit diese Stelle dazu mißbraucht wird, um den oft geradezu gesetzlich-ehelosen Stand hoch über den Stand der Ehe zu erheben, das wissen wir alle. Wir sehen die großen Institutionen, in denen Männer wie Frauen, zur Ehelosigkeit mehr oder weniger gezwungen oder freiwillig darin, glauben, Gott damit einen Dienst zu tun, daß sie Seine Schöpferordnung mißachten, um freier für Ihn zu sein. Wir sind überzeugt, daß auch in unseren Tagen dieses Wort in seiner dreifachen Beziehung seine Geltung hat, und wir danken dem Herrnfür solche Arbeiter, die von Ihm die Gnadengabe haben, also zu leben ganz für Ihn. Zweifellos sind solche für den Dienst des Herrnin mancher Hinsicht freier als verheiratete Arbeiter (1Kor 7,26-38), aber wir bezweifeln, daß die, welche 1Kor 7,7-9 übersehen und doch nach Mt 19,12c handeln, göttliche Wege gehen! Wir glauben, daß Ungezählte, die „sich selbst verschnitten haben“, in diesem Stande unendliche Leiden durchzumachen haben, geschlechtlicher wie anderer Art, und zwar nur, weil sie Gottes Ordnungen nicht beachteten und sich zwingen wollten, etwas zu tun, wozu Gott ihnen keine Gnadengabe gegeben hatte. Wenn diese sich dann auch noch über die Ehe und solche, welche sie eingingen, erheben, so ist das sehr betrübend und zeigt nur, wie wenig sie die wunderbare göttliche Institution der Ehe verstehen (Eph 5,22-33). Man beachte auch 1Tim 4,3a! Gesegneter im Dienst, glücklicher im Herrnwerden gewiß die sein, die in Demut erkannt haben, wozu Gott ihnen eine Gnadengabe geschenkt hat, statt etwas zu übernehmen, was Gott nicht von ihnen erwartet. Auch kann in vieler Beziehung der Dienst von Verheirateten fruchtbringender sein als der von Unverheirateten! Laßt uns darum in bezug auf Mt 19,12 nie vergessen, wie schon in voriger Antwort gezeigt: „Ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so“ (1Kor 7,7).
Erstellt: 20.03.2024 14:01, bearbeitet: 31.10.2024 21:12