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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 2 -Jahrgang 1914
Lk 22,19-23 Mat 26,20 Joh 13,21-30 - Ist Judas lschariot vor oder nach der Einsetzung des Abendmahlshingegangen, um den Herrn zu verraten?Lk 22,19-23 Mat 26,20 Joh 13,21-30 - Ist Judas lschariot vor oder nach der Einsetzung des Abendmahlshingegangen, um den Herrn zu verraten?
Frage 29: Ist Judas lschariot vor oder nach der Einsetzung des Abendmahlshingegangen, um den Herrnzu verraten? (Vergl. Lk 22,19-23 ;. Matth .26,20ff.; Joh 13,21-30 ).
Antwort A:
Nach Lk 22,21: „Doch siehe die Hand dessen, der Mich überliefert, ist mit Mir über Tische usw.“ könnte man zu der Annahme neigen, daß Judas noch mit bei dem Abendmahl gewesen sei und demzufolge den Verrat erst nach der Einsetzung desselben ausgeführt hätte. Aber es ist bekannt, daß Lukas die Ereignisse nicht nach der zeitlichen Reihenfolge, sondern nach den moralischen (inneren) Gesichtspunkten aufzählt.4
Nach Mt 26,20-25, Mk 14,17-21 und Joh 13,30 ist anzunehmen, daß der Verräter vorher entfernt wurde und auch vor der Einsetzung des Abendmahls den Herrnverriet. Wir lesen Mt 26,20ff., daß sich der Herr mit den Zwölfen zu Tische legte und ihnen mitteilte, daß einer von ihnen Ihn überliefern würde. Er bezeichnet den Verräter damit, daß Er sagt: „Der mit Mir die Hand in die Schüssel eintaucht, dieser wird Mich überliefern.“, und auf die direkte Frage des Judas: „Ich bin es doch nicht, Rabbi?“ lautet die Antwort des Herrn: „Du hast es gesagt.“ Nun ist uns auch bekannt, daß dem Abendmahl das Passahmahl vorausging, und da der Herr Jesus mit Seinen Jüngern gleichsam eine Familie bildete, feierte Er mit ihnen nach Gottes Wort das Passah, wobei auch Judas zugegen war. Bei dem Essen des Passahlammes nun wurde der Bissen in eine Kräuterbrühe eingetaucht, und hierum handelt es sich, wenn der Herr sagt: „Der mit Mir die Hand in die Schüssel eintaucht usw.“ In derselben Reihenfolge erzählt uns auch Markus, nur in verkürzter Form. In Joh 13,27.28 sehen wir, wie der Herr Jesus dem Judas den Bissen noch reicht. Wir lesen dann: Und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn, und Jesus spricht zu ihm: „Was du tust, tue schnell.“ Hier war für Judas sicherlich der schreckliche Moment gekommen, wo der Satan vollen Besitz von ihm nahm und er hinausging und die Tat ausführte. Nachdem Judas hinausgegangen war, sagt der Herr Jesus in V. 31: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht und Gott verherrlicht in Ihm.“ Licht und Finsternis waren voneinander geschieden. Judas ging hinaus in die Nacht der Sünde, um als Werkzeug des Feindes seinen Herrnzu verraten, und Er, der Herr, der das Licht in Seiner ganzen Person war, gibt nun Seinen Jüngern als letztes Vermächtnis die Zeichen Seiner Liebe in dem Abendmahl.
Nach Mt 26,23 und Mk 14,20 ist der Verräter ja auch schon vor dem Abendmahl bezeichnet worden, und die Jünger können nicht, wie man nach Lk 22,23 annehmen müßte, noch einmal nach dem Mahle gefragt haben, wer von ihnen der Verräter sei.
Ph. W.
Antwort B:
Eine Unterlage für die Gegenwart Judas beim Abendmahl glauben manche in Lk 22,19-23 zu finden. Wenn wir nur allein das Lukas-Evangelium hätten, so wäre solche Annahme berechtigt; ein Vergleich dieser Stelle mit den anderen Evangelien (Mt 26,20-25 und Mk 14,17-21) belehrt uns aber sofort, daß das in Lk 22,21-23 Gesagte während des Passahmahles, also vor der Einsetzung des Abendmahles, stattfand. Das „doch“ des 21. Verses bestätigt uns auch, daß Lukas, durch den Heiligen Geist geleitet, in dieser Stelle nicht die Ereignisse geschichtlich, sondern die geistlichen Gegensätze in denselben aneinander reihte, dasselbe finden wir auch in Vers 24 u. folgd., ebenso auch in Lk 23,45.46, nach welcher Stelle man annehmen könnte, daß der Vorhang des Tempels zerrissen und geöffnet wäre, bevor der Herr starb. Der Heilige Geist benutzt Lukas in dieser Stelle nicht dazu, eine geschichtliche Reihenfolge zu geben, sondern von anderen, geistlichen Gesichtspunkten aus die Ereignisse zu ordnen. Wir finden deshalb auch keinen vollen Bericht über die Vorgänge des Passahs, sondern nur kurze abgerissene Punkte über die Aufdeckung des Judas. Lukas zeichnet in einem Zuge das Passah und das Abendmahl und dann den Sohn des Verderbens (mit einem „doch“), der diesen kleinen Kreis der Liebe durch Verrat verdarb und über sich selbst das Verderben brachte.
In Übereinstimmung mit den anderen Evangelien bezeugt auch Lukas, daß die Einsetzung des Abendmahles nach Beendigung des Passahmahles stattfand. Mit dem Kelche, der zum Trinken nach beendigtem Passahmahle bestimmt war, mit diesem Kelche nach dem Passahmahle setzte der Herr den Kelch des Abendmahles ein.
Aus Joh 13 aber lernen wir, daß Judas während des Passahmahles hinausging, ehe der Herr das Mahl einsetzte. Die Vorgänge in Joh 13 beziehen sich alle auf das Passah. Der Bissen, den Er Judas gab, war nicht das Brot des Abendmahles, sondern ein Bissen vom Passahlamm, das mit bitteren Kräutern und Brühe gegessen wurde. Sofort nach diesem Bissen ging Judas hinaus (Joh 13,30). (Beim Abendmahl haben wir keine Bissen, noch findet ein Eintauchen in die Brühe statt). So ist es deutlich erwiesen, daß Judas vor der Einsetzung des Abendmahles hinausging. Der Herr hieß ihn hinausgehen, Er kannte ihn. Die Jünger hätten ihn nicht hinausweisen können, da er noch nicht offenbar geworden war. v. d. K.
Antwort C:
Den Fragenden kommt es doch wohl darauf an, zu wissen, ob Judas Ischariot an dem Abendmahl mit teilgenommen hat oder ob er vor der Einsetzung desselben sich bereits entfernt hatte.
Nach Lk 22 hat es den Anschein, als ob Judas auch mit an dem Abendmahl teilgenommen hätte, aber die anderen in Betracht kommenden Schriftstellen zeigen, daß es doch nicht so war. Daß es in Lukas seinen Anschein hat, kommt daher, daß in diesem Evangelium die Dinge nicht so sehr der Zeit nach als vielmehr ihrer inneren Zusammengehörigkeit nach geordnet sind. Darüber haben vielleicht andere Brüder sich eingehender ausgesprochen. Was ich besonders hervorheben möchte, ist ein anderer Umstand, der sehr wichtig ist und jedenfalls im Grunde den Anlaß zu der gestellten Frage gegeben hat, nämlich der, daß es gänzlich im Widerspruch zum Wesen und Zweck des Mahles des Herrnstehen würde, wenn Judas an demselben teilgenommen hätte!
Ich habe die Anschauung aussprechen gehört, die Lukasstelle zeige uns, daß - wie es ja vielfach tatsächlich der Fall ist - an dem Abendmahl auch Ungläubige teilnehmen, obwohl es gar nicht für sie bestimmt ist. Diese Auffassung entspricht aber weder jener Schriftstelle noch dem Gegenstande selbst. Der Herr Jesus hat bei Einsetzung Seines Mahles gesagt, als Er Seinen Jüngern das Brot gab: „Dies ist Mein Leib, der für euch gegeben wird, dieses tut zu Meinem Gedächtnis,“ und von dem Kelche: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19.20). Diese Worte allein - in ihrem wahren Sinne verstanden - genügen, um zu zeigen, daß nur solche, welche Ihn in Wahrheit kennen als Den, Der sie geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat, ein göttliches Anrecht haben, das Mahl des Herrnzu feiern; andere aber haben „weder Teil noch Los“ daran. Wie sollten sie auch? Wie kann ein ungläubiger Mensch ausdrücken, daß der Herr Jesus Seinen Leib für ihn gegeben und Sein Blut für ihn vergossen habe? - wie kann er dies zu Seinem Gedächtnis tun, wenn er Ihn nicht kennt? In 1Kor 11,26 heißt es: „Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis Er kommt.“ Wie kann jemand den Tod des Herrnverkündigen, wenn er nicht im Glauben sagen kann: Er starb für mich!? Die Seinen aber, und nur sie, können es! - Es ist doch wohl uns allen klar, daß es ein verderblicher - betrübenderweise unter unseren Mitmenschen viel verbreiteter - Irrtum ist, wenn jemand meint, durch das Teilnehmen am Mahl des HerrnVergebung der Sünden zu erlangen, daß vielmehr das Mahl des Herrnnur für die ist, welche Vergebung der Sünden haben! Das Mahl des Herrn oder „Abendmahl“ ist kein „Gnadenmittel“, sondern ein Zeugnis Seiner wunderbaren Gnade!
Die anderen drei Evangelien geben uns überdies auch klaren Aufschluß zu der gestellten Frage. Mt 26,20-30 und Mk 14,17-26, wo die Dinge in geschichtlicher Reihenfolge behandelt sind, zeigen uns, daß das Abendmahl sich an das Passahmahl anschloß, das der Herr mit Seinen Jüngern feierte, und Joh 13 - wiewohl da nur von Passah, nicht aber vom Abendmahl die Rede ist - zeigt uns, daß Judas „alsbald hinausging, nachdem er beim Passahmahl den Bissen vom Herrnempfangen hatte“ (V. 26-30). Dann war der Herr allein mit den Seinigen - alles Fremde ausgeschlossen aus Seiner heiligen Gegenwart, nur Herzen um Ihn, die Ihm gehörten und Seine wunderbare Liebe kannten und erwiderten!
Teure Geschwister, möchten wir mehr verstehen lernen, welch ein Vorrecht und welch eine heilige Sache es ist, Sein Mahl zu feiern - das Kostbarste, was wir hienieden haben, wenn wir durch Gnade in Seine Gedanken Seiner Liebe eingehen, und daß da nichts einen Platz hat, was nicht im Einklang steht mit Seiner herrlichen Person.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Ein Bruder suchte einst das heutige Verfahren, Gläubige und Ungläubige zusammen zum Abendmahl zuzulassen, mit etwa folgenden Worten zu rechtfertigen: „Die Schrift selbst verlangt diese Scheidung von Gläubigen und Ungläubigen gar nicht, sonst wäre die Unklarheit darüber, ob Judas beim Abendmahl gewesen sei oder nicht, gar nicht eingetreten; Lukas hätte dann anders, deutlicher geschrieben.“
Mit anderen Worten: Gott hat absichtlich unklar gesprochen, um die heutige Abendmahlspraxis zu rechtfertigen!! Ehe man dergleichen zu sagen oder zu denken wagt, gebe man sich erst einmal Mühe, den nur scheinbaren Gegensatz zwischen den sehr klar redenden anderen Evangelisten und Lukas zu überbrücken. Aber man versteht eben zu wenig das Abendmahl in seiner köstlichen Bedeutung als Mahl der Gemeinschaft solcher, die allein den Tod des Herrnverkündigen können (1Kor 11,26), da sie durch diesen Seinen Tod das Leben aus Gott bekommen haben. Das Abendmahl ist der Ausdruck der Einheit des einen Leibes (1Kor 10,17), und zu diesem gehören nur Kinder Gottes; alles was über diesen „einen Leib“ gesagt ist, ist zu Gläubigen, Kindern Gottes, gesagt (man vergl. z. B. 1Kor 10,14-17; 1Kor 12,12.13; Eph 3,6; 4,4 usw). Diese Dinge verwischen heißt die klaren Aussagen der Schrift aufgeben zugunsten ungöttlicher Vermischungen des Heiligen mit der Welt. - Geschwister im Herrn, laßt uns ängstlich darüber wachen, daß wir nicht diesem Irrtum verfallen; laßt uns treu und ehrfurchtsvoll umgehen mit dem köstlichsten Vermächtnis unseres geliebten Herrn!
Persönliche Worte an unsere Freunde!
Auf unsere Bitte, Seite 80 unten, haben bis jetzt erst wenige geantwortet. Die erste Antwort in Form einer Reihe von Adressen kam aus Rußland und erfreute uns sehr. Wenn alle Leser so bereitwillig Adressen senden würden, so würde die Abonnentenzahl auch wohl bald eine genügende Höhe erreichen. Bitte, teure Freunde, gedenken Sie unser! Und Ihnen allen herzlichen Dank für die Liebe, die uns von Ihnen zuteil wird! Es ist uns wieder so manche Ermutigung geschenkt worden, so daß wir unseren schweren Dienst tun können mit dem freudigen Bewußtsein, daß der Herr ihn segnet; und das erleichtert ihn uns sehr.
Herzlichste Segensgrüße allen Freunden und unseren teuren Mitarbeitern, deren Treue uns köstlich ist, mit Heb 13,20.21!
In Liebe der Herausgeber
Fritz Koch.
Klotzsche, Anfang Mai 1914.
4 Wie denn ja auch „die Zuverlässigkeit der Dinge“ (Lk 1,4)! nicht auf der äußeren Aneinanderreihung der Ereignisse beruht. Der Herausgeber.↩︎
Erstellt: 20.03.2024 14:01, bearbeitet: 31.10.2024 21:16