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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Fragen und Antworten
Fragen und Antworten Band 1 -Jahrgang 1913
Röm 7,25 - „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?Röm 7,25 - „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn. Also nun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aber der Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?
Frage 25: Röm 7,25 . „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn. Alsonun diene ich selbst mit dem Sinne Gottes Gesetz, mit dem Fleische aberder Sünde Gesetz.“ Wie ist dieser Doppeldienst zu verstehen?
Antwort A:
Voraussetzung für das Verständnis des angeführten Verses ist natürlich das Verständnis des im betreffenden Kapitel vorher Gesagten. Besonders hinweisen möchte ich auf die Verse 5, 6, 18, 22, 23.
In der Frage ist von einem Doppeldienst die Rede. Damit soll doch nicht gesagt sein, daß das in Vers 25 bezeichnete verschiedene Dienen zu gleicher Zeit ausgeübt werde? Denn das ist in dem erwähnten Verse auch gar nicht gesagt und überdies - nach meiner Überzeugung - auch überhaupt nicht möglich. Ich kann zu einer Zeit nur das eine oder das andere tun - entweder Gottes Gesetz dienen oder der Sünde Gesetz, nicht beides auf einmal. Es kommt eben darauf an, womit ich diene: diene ich mit dem Sinne, so diene ich Gottes Gesetz, diene ich aber mit dem Fleische, so diene ich der Sünde Gesetz. Hierzu bitte ich Gal 5,16.17.24 zu lesen.
Th. K.
Antwort B:
In diesem Verse wie auch in Vers 22.23 finden wir zwei sich einander entgegenstehende Gesetze, Naturgesetze, Naturnotwendigkeiten.
Das göttliche Leben in dem Gläubigen begehrt nach Heiligkeit im täglichen Leben, nach einem Wandel im Geiste, welcher der göttlichen Natur entspricht. - Fleisch und Geist sind einander entgegensetzt, und solange wir hienieden pilgern, wird der Geist wider das Fleisch und das Fleisch wider den Geist gelüsten. Aber wir haben die Zusicherung, daß, wenn wir im Geiste wandeln, wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen werden (Gal 5,16-18). In dem Gläubigen muß das Fleisch dem Geiste unterworfen sein, damit wir das nicht tun, was wir wollen.
Wohl müssen wir die niederdrückende Erfahrung machen, daß ebensowenig, wie wir aus eigener Kraft uns erretten können, wir auch ebensowenig aus eigener Kraft im Geiste wandeln können. Sobald der Gläubige seine eigene Kraftlosigkeit erkannt hat, wird er sich und sein Vertrauen auf Fleisch aufgeben, und dann erst macht er die Erfahrung, daß seine Kraft in einem anderen ist, an den geklammert und mit dem verbunden er den Sieg hat; aber nicht durch Christi und eigene Kraft, sondern nur durch Christi Kraft, die in dem Schwachen wirkt!
B. B.
Antwort C:
Das ganze 7. Kapitel des Römerbriefes handelt vom Gesetz, und „zu denen redend, die Gesetz kennen“ (V. 1), d. i. den Judenchristen unter den Gläubigen zu Rom (beachte Apg 28,17-24; Röm 2,17), beschreibt Paulus aus der Tiefe seiner eigenen, als Pharisäer gemachten Erfahrung heraus deren vormaligen Seelenzustand unter der Herrschaft des Gesetzes zu der Zeit, „als sie im Fleische waren“ (V. 5). Von diesen also, die unter dem jüdischen Gesetze und nach dem Fleische lebten, gilt das in Vers 25 gesagte, aber nicht von Gotteskindern, die nach dem Geiste wandeln (8,4) und so nicht unter Gesetz (Gal 5,18), sondern dem Gesetz gestorben, von demselben losgemacht sind, so daß sie dienen in dem Neuen des Geistes und nicht in dem Alten des Buchstabens (V. 6). Sie sind auch nach Röm 8,2 durch das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu frei gemacht von dem in unserem Vers 25 genannten Gesetz der Sünde. Angesichts dieser klaren, unzweideutigen Schriftstellen kann auch daraus, daß Vers 22 von einem „inneren“ Menschen spricht, der „Wohlgefallen hat an Gottes Gesetz“, nicht gefolgert werden, daß mit dem Doppeldienst von Vers 25 wohl doch die Stellung eines Gotteskindes bezeichnet sei; denn unter diesem „inneren“
Menschen ist nicht der „Christus in uns“ oder die „neue Kreatur“ zu verstehen, sondern ganz allgemein der Geist des Menschen im Gegensatz zum Fleisch im Sinne von Mt 26,41, wo der Herr zu Seinen Jüngern sagt: „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“. Aber der „innere“ Mensch ist machtlos gegenüber dem „Gesetz der Sünde in unseren Gliedern“, und so ist der ganze seelische Organismus ein „Leib des Todes“ (V. 24), „tot in Vergehungen und Sünden“ (Eph 2,1). Gotteskinder aber werden durch Gottes Geist mit Kraft gestärkt an dem „inneren“ Menschen (Eph 3,16) und vermögen so „die Handlungen des Leibes zutöten“ (Röm 8,13). - Die Worte: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn", obwohl der Satzeinteilung nach zu Röm 7,25 gehörig, greifen über auf die drei Eingangsverse des 8. Kapitels und folgen auf den Notschrei von 7,24 als der unmittelbare Ausbruch des tiefsten Dankgefühls angesichts der durch Christum vollbrachten Erlösung, durch die erfüllt ist, was der Herr Selbst nach Joh 8,36 gesagt hat: „Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.“
M. Fr.
Antwort D:
In Röm 7 und 8 finden wir zwei Abschnitte im Christenleben Pauli. Den vergangenen in Röm 7,14-24 und den gegenwärtigen in Röm 8,2. Der vergangene schließt mit der Gefangenschaft (Knechtschaft) unter dem Gesetz der Sünde in seinen Gliedern, der gegenwärtige beginnt mit: „... hat mich freigemacht“ und dem „in Christo sein“.
Jedes aufrichtige Kind Gottes durchlebt in seiner Seele mehr oder weniger, was in Röm 7 gesagt ist. Dieser Kampf mit dem Fleische ist so schmerzlich, daß er ausruft: „Ich elender Mensch“ - ein Ausruf, den ihm seine vielen Leiden und Verfolgungen nicht abringen konnten. Er sieht sich in Gefangenschaft unter dem Gesetz der Sünde und des Todes und schreit nach Rettung vom Leib des Todes. Es ist der Augenblick, wo die Seele in der eigenen Erfahrung das längst ausgesprochene Todesurteil Gottes über das Fleisch für sich selbst unterzeichnet. Dies ist ein bedeutsamer Tag in der Geschichte jedes Gläubigen. Man ist zu Ende gekommen mit dem Fleische und seiner Gesinnung (auch der „guten“), die dem Gesetz Gottes nicht untertan zu sein „vermag“ (Röm 8,7) (Das Fleisch in Röm 7 und 8 ist die gefallene Adamsnatur mit ihrem Willen, ihren Gedanken, Gefühlen und Vorsätzen, auch guten). Wie lange dauert es oft, bis wir dahin gelangen, fertig mit uns zu sein, uns nicht mehr mit dem Menschen zu beschäftigen, mit dem Gott Sich nicht mehr beschäftigt - den Er endgültig am Kreuze in den Tod gegeben hat.
Woher kommt Paulus die Rettung? Sie kann nur durch den Tod geschehen, aber wie? „Durch Jesum Christum ...“, Vers 24. Sein Tod ist nicht nur die Sühnung meiner Sünden, sondern auch zugleich das Ende für mich als Menschen im Fleische. Ich selbst bin mitgestorben. An dem Manne Paulus im Fleische wurde am Kreuze gerichtlich das Todesurteil vollzogen, er hat dort vor Gott für immer sein Ende gefunden. „Ich bin mit Christo gekreuzigt“ (Gal 2,20). Dies muß zur Wahrheit in der Seele jedes Gläubigen werden. Die Rettung vom Leibe des Todes ist: Er starb, und ich mit Ihm.
Was geschieht nun? Die Herrschaft wechselt! Nicht mehr herrscht das Fleisch. Es ist zwar noch da, aber der Geist übernimmt das Regiment. Eine andere Macht ist da, unter der ich stehe: „Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu (nicht in mir) hat mich freigemacht“ (Röm 8,2).
Es ist durchaus nicht an einen Doppeldienst bei Paulus zu denken (wie es in der Frage heißt). Paulus stellt noch einmal am Schluß von Röm 7 die beiden Prinzipien fest. Das Fleisch (die gefallene Natur) ist da und bleibt in uns, solange wir hier sind, aber es ist verurteilt. Wird ihr aber Raum gegeben, so kann die Folge nur ein Dienst des Todes sein. Möchten wir täglich, stündlich in unserem Herzen die Wahrheit tragen: „Nicht mehr lebe ich“. v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers:
Es ist gut, daß in dieser Stelle nicht ein „Doppeldienst“ gefunden wird, sondern daß sie gleichsam ein „Entweder - Oder“ enthält. Das traurige „Entweder“ ist beschrieben in Röm 7, das herrliche „Oder“ in Röm 8. Gal 5,17 spricht auch von dem traurigen Zustand eines Kindes Gottes, das noch nicht zur Freiheit gekommen ist
(d. i. nicht sogen. Sündlosigkeit) und noch mit dem am Kreuze zunichte gemachten Fleische rechnet. Aber Röm 8 wie Gal 5,22-25 reden von einer praktischen Freiheit, die eine Tatsache ist, eine Wirklichkeit. Es ist eine Kraft da (durch den Geist), die aber nicht durch Lehre empfangen wird, auch nicht durch ein „Du mußt!“, sondern durch den Wandel im Glauben; die Kraft kommt, wenn wir den Pfad des Glaubens gehen (vgl. Mt 14,28-32).
Wir, die wir das Evangelium verkünden, sollten diese herrliche Tatsache mehr betonen, aber auch beweisen, daß wir selbst sie fortgesetzt erfahren! Der Herr gebe uns Gnade dazu!
Erstellt: 20.03.2024 14:00, bearbeitet: 31.10.2024 21:53