Ernst Aebi
Kurze Einführung in die Bibel
ZWEITER UND DRITTERJOHANNESBRIEFZWEITER UND DRITTERJOHANNESBRIEF
ALLGEMEINES
Mit Recht nennt man diese zwei Privatbriefe die «Zwillingsbriefe». Sie scheinen untrennbar; deshalb werden sie auch stets zusammen betrachtet.
Es handelt sich um »zwei einfache Briefchen, die anscheinend ihre Gegenwart im Neuen Testament nur der Tatsache verdanken, dass sie vom Apostel Johannes stammen. Trotz ihrer Kürze sind sie so voll evangelischen Geistes, dass man sie nicht lesen kann, ohne von neuer Liebe zur Wahrheit und zu dem, der die Wahrheit ist, erfüllt zu werden» (Rochedieu).
VERFASSER
Er nennt sich selbst den «Ältesten» (griechisch «Presbyteros»), und das jedenfalls im doppelten Sinn eines alten Mannes und eines Vorstehers der Gemeinde. Doch kann hier nicht ein lokales Presbyteramt gemeint sein; es handelt sich vielmehr um einen Ehrentitel, der auf hohem Alter und allgemeinem Ansehen beruht. Das entspricht ganz der Stellung, die der Apostel Johannes in den Gemeinden Kleinasiens innehatte. Ausserdem sind der Stil und die Gedanken denen des 1. Briefes so sehr verwandt, dass kein anderer Verfasser in Betracht kommen kann.
EMPFÄNGER
Des 2. Briefes: Eine gewisse «Kyria», die Erwählte, eine uns unbekannte Frau, und ihre Kinder. Uber ihre Identität ist viel diskutiert worden. Die einen glauben, es handle sich um eine hervorragende Christin; die anderen sehen in dieser Anrede den symbolischen Namen einer Gemeinde (oder der Gemeinde Jesu Christi im allgemeinen), was aber nach 2Joh 10.13 kaum anzunehmen ist.
Des 3. Briefes: Ein gewisser, sonst unbekannter «Gajus». Dieser Name kommt im Neuen Testament fünfmal vor und bezieht sich auf verschiedene Personen:
Apg 19,29; 20,4; Röm 16,23; 1Kor 1,14; 3Joh 1.
ABFASSUNG
Uber Ort und Zeit der Abfassung ist uns nichts bekannt, doch dürften die beiden Briefe ungefähr um dieselbe Zeit wie der erste Brief entstanden sein, das heisst gegen das Ende des 1. Jahrhunderts.
ECHTHEIT
Es versteht sich von selbst, dass diese zwei Briefe nicht von ihrem Erscheinen an dieselbe Aufmerksamkeit auf sich zogen wie andere, grössere Schreiben. Aber Clemens von Alexandrien kennt sie und führt sie an, und vom Kirchenvater Eusebius an ist ihre Echtheit allgemein anerkannt.
ZWECK UND ZIEL
Als Privatbriefchen verfolgen diese Schriften kein besonderes Ziel, es sei denn, vor gewissen Irrlehrern und (im 3. Brief) einem herrschsüchtigen Gemeindeglied zu warnen (3Joh 9.10). Im übrigen hören wir einfach das Herz des greisen Apostels der Liebe schlagen, dem es Freude bereitet, seinen Freunden in Christo etwas Liebes zu sagen.
EINTEILUNG
2. Brief
Anschrift und Anrede 2Joh 1-3
Lieben heisst gehorchen 2Joh 4-6
Verführer 2Joh 7-11
Ein letztes Wort 2Joh 12-13
3. Brief
Wünsche und Glückwünsche 3Joh 1-8
Der ehrgeizige Diotrephes 3Joh 9-11
Schluss 3Joh 12-15
2. Brief: Schlüsselwort: Wahrheit
Schlüsselvers: «Deine Kinder, die in der Wahrheit wandeln»
(2Joh 4).
3. Brief: Schlüsselwort: Treue
Schlüsselvers: «Du handelst treu in dem, was du an den Brüdern
tust» (3Joh 5).
VERSCHIEDENES
Die Wahrheit
2. Johannesbrief
Liebe in der Wahrheit 2Joh 1a
Erkenntnis der Wahrheit 2Joh 1b
Erfahrung der Wahrheit 2Joh 2-3
Wandeln in der Wahrheit 2Joh 4-6
Kampf um die Wahrheit 2Joh 7-11
3. Johannesbrief
Natur der Wahrheit: Liebe 3Joh 1
Das Zeugnis von dem Wirken der Wahrheit 3Joh 2
Der Wandel in der Wahrheit 3Joh 3-4
Mitarbeiter für die Sache der Wahrheit 3Joh 8
Das Zeugnis der Wahrheit 3Joh 12