ALLGEMEINES
Das dritte Buch Mose ist vielleicht das unverstandenste Buch der Bibel. Für viele ist es ein verschlossenes Buch. Im Lichte des Neuen Testaments, durch das Opfer Jesu Christi, wird der Levitikus aber zu einem der wichtigsten und interessantesten Bücher des Alten Testaments.
In frühester Zeit nannte man dieses Buch oft «die Regeln des Priesters» oder «das Opfergesetz». Als die Übersetzer die Bibel aus dem Hebräischen ins Griechische übertrugen, nannten sie es «Levitikon» = Levitikus, weil darin wiederholt von der Priesterschaft, die ausschliesslich zur Familie der Leviten gehörte, die Rede ist.
ZEITABSCHNITT
Das Buch umfasst die kurze Zeitspanne von 50 Tagen; die Verordnungen Gottes wurden zwischen dem 1. April des 2. Jahres nach dem Auszug, als die Israeliten die Stiftshütte aufrichteten, und dem 20. Mai, als sie die Wüste Sinai verliessen, gegeben
(siehe 2. Mose 40,1-17 und 4. Mose 10,11).
VERFASSER
Die alttestamentliche sowohl als auch die Urgemeinde betrachtet Mose als den Verfasser des Buches. Mose ist aber nicht der eigentliche Autor, denn er hat einfach die Aussagen Gottes niedergeschrieben. Wie wenig wird ja auch die Person des Schreibers sichtbar! Das ganze Gewicht wird auf Gott selbst, auf seinen Dienst, seine Gebote, seine Opfer gelegt.
BOTSCHAFT
Genesis handelt vom Fall des Menschen, Exodus von der Erlösung und Levitikus von der Heiligung (völlige Hingabe).
Der Grundgedanke ist in den oft wiederholten Worten «Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig» (3. Mose 11,14) ausgedrückt. Das Buch will uns also die Heiligkeit Gottes enthüllen und uns zeigen, wie diese auf Grund der Opfer uns zuteil werden kann.
EINTEILUNG
1. Die Opfergesetze (Versöhnung) 3. Mose 1-5
Das Brandopfer 3. Mose 1
Das Speisopfer 3. Mose 2
Das Dankopfer 3. Mose 3
Das Sündopfer 3. Mose 4,1 - 5,13
Das Schuldopfer 3. Mose 5,14-26
2. Das Priesteramt (Vermittlung) 3. Mose 6-10
Pflichten und Rechte der Priester 3. Mose 6-7
Weihe Aarons und seiner Söhne 3. Mose 8
Opfer der Priester 3. Mose 9
Heiligung der Priester 3. Mose 10
3. Die Reinigkeitsgesetze (Reinheit) 3. Mose 11-16
Die Speisen 3. Mose 11
Die Wöchnerinnen 3. Mose 12
Der Aussatz 3. Mose 13-14
Das geschlechtliche Leben 3. Mose 15
Der grosse Versöhnungstag 3. Mose 16
4. Die Heiligkeitsgesetze (Heiligung) 3. Mose 17-27
Einzelpersonen 3. Mose 17
Familie 3. Mose 18
Gesellschaft 3. Mose 19-20
Priesterschaft 3. Mose 21-22
Gottesdienst 3. Mose 23-27
Schlüsselwort: Heiligkeit
SYMBOLIK
Unter den Büchern der Bibel ist das 3. Buch Mose am reichsten an Symbolen. Wir beschränken uns hier auf die allerwichtigsten Symbole.
Die Opfer
Die alttestamentlichen Opfer sind durch das einmalige Opfer des neuen Bundes abgelöst worden. Ihre Beziehung zum Erlösungsopfer Christi macht sie uns heute noch kostbar. Sie alle sind Hinweise auf das heilige Opfer am Kreuz.
Das Brandopfer (3. Mose 1) heisst so, weil dabei das ganze Tier nach Verwendung des Blutes und Abziehen der Haut auf dem grossen Altar im Vorhof (eben dem Brandopferaltar) verbrannt wurde. Das Brandopfer versinnbildlicht die völlige, ungeteilte Hingabe an Gott und ist überdies ein Hinweis auf die Vollkommenheit Christi in seinem Sterben.
Das Speisopfer (3. Mose 2) bestand immer, ausser in 1. Mose 4,4, aus Früchten der bebauten Erde. Es stellt das Opfer unserer Güter dar (1Chr 29,14-16): «Von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gespendet». Das Speisopfer hatte stets das Brandopfer zu begleiten. So können auch wir erst wahrhaft geben, wenn wir zuvor uns selbst Gott übergeben haben (2Kor 8,4-5). Das Speisopfer versinnbildlicht überdies Christus (die höchste Gabe des Vaters) in seinem vollkommenen Menschsein.
Das Dankopfer, auch Friedensopfer genannt (3. Mose 3), in mancher Hinsicht dem Brandopfer ähnlich, unterscheidet sich von diesem hauptsächlich durch das Mahl, mit welchem es schloss und an dem alle Familienglieder teilnahmen. Dadurch redet es von Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen (siehe 5. Mose 12,1-18).
Das Sündopfer (3. Mose 4,1 - 5,13) war das Opfer für versehentlich, ohne Vorbedacht begangene Übertretungen des einen oder andern Gesetzes. Die Unwissenheit verringerte die Schuld, hob sie aber nicht auf. Die Sünde musste eingestanden, bekannt werden. Das Sündopfer wurde durch die finanzielle Lage des Betreffenden bestimmt.
Das Schuldopfer (3. Mose 5,14-26) bezog sich auf Verfehlungen an gottgeweihten Dingen, auf ungewolltes Unrecht Gott gegenüber, zum Beispiel beim Bezahlen des Zehnten, dem Darbringen der Erstlingsfrüchte usw. Hier genügte nicht das Opfer allein; die Schuld musste wieder gut gemacht werden, sei es Gott oder dem Nächsten gegenüber.
Die Feste
Es gibt acht Feste: ein wöchentliches und sieben jährliche.
Der Sabbat (3. Mose 23,3): Ruhetag. Heb 4,3-11 gibt uns die geistliche Auslegung des Sabbats. Bedeutung: Ruhe.
Das Passahfest (3. Mose 23,4-5) zur Erinnerung an das «Vorübergehen Gottes» in Ägypten. Bedeutung: Erlösung.
Das Fest der ungesäuerten Brote (3. Mose 23,6-8) in Verbindung mit dem Osterfest. Es durfte gar kein Sauerteig in der Nahrung sein — ein Symbol der Trennung von der Sünde (1Kor 5,6-8; 2Kor 7,1). Bedeutung: Hingabe.
Das Fest der Erstlinge (3. Mose 23,10-14). Die Gabe der Erstlingsfrüchte, die Gott dargebracht wurde, war ein Symbol der Auferstehung aus dem Tode (Joh 12,24; 1Kor 15,20-23; 1Thes 4,13-18). Bedeutung: Auferstehungsleben.
Das Pfingstfest (2. Mose 23,15-21), ursprünglich Wochenfest genannt
(2. Mose 34,22) nach den sieben Wochen, die es von Ostern trennten; auch Erntefest genannt (4. Mose 28,26). Bedeutung: Ernte (Apg 2).
Das Neujahrsfest (3. Mose 23,23-25), ursprünglich Drommetenfest, ein Tag der allgemeinen Zusammenkunft, der in prophetischer Weise auf den Tag der Wiederkunft Christi hinweist (Joel 2,1 und 15). Bedeutung: Wiederkunft, Bereitschaft.
Das grosse Versöhnungsfest (3. Mose 23,26-32), das dem Neujahrsfest auf dem Fuss folgte. Das Opfer wurde für das gesamte Volk dargebracht (3. Mose 16,21), aber jeder einzelne musste innerlich daran teilnehmen, um seiner Wirkung teilhaftig zu werden
(3. Mose 23,29 und 3. Mose 16,29-31). Jesus — die Versöhnung für die ganze Welt (1Joh 2,2). Bedeutung: Versöhnung, Wiederherstellung.
Das Laubhüttenfest (3. Mose 23,33-43) zur Erinnerung an die Wüstenwanderung. Bedeutung: «Fremdlinge und Pilger» (1Pet 2,11).
BESONDERE MERKMALE
Beinahe die Gesamtheit des Buches besteht aus Worten, die aus dem Munde Gottes hervorgingen. Es gibt wphl kaum ein anderes Buch der Bibel, das eine solche Proportion aufzuweisen hätte.
Die häufige Wiederholung gewisser Ausdrücke:
Der Herr redete mit Mose 56 mal
Ich bin der Herr 21 mal
Ich bin der Herr, euer Gott 21 mal
Ich bin 3 mal
Das Wort «heilig», «Heiligkeit» 87 mal
Die Seltenheit der Erzählungen: Nur zwei: das fremde Feuer und der Tod der Söhne Aarons (3. Mose 10,1-7); der Tod des Lästerers
(3. Mose 24,10-12). Der ganze übrige Inhalt sind Worte Gottes oder Beschreibungen.
VERSCHIEDENES
Neben dem grossen Thema der Heiligkeit, das es in erster Linie behandelt, wirft das Buch ein helles Licht auf manche dunkle Frage.
Okkultismus
Aberglaube, Astrologie, das Deuten der Zukunft nach Sternen, Schlangen, Wolken (3. Mose 19,26; 20,27). Spiritismus, Wahrsagerei, das Befragen Verstorbener (3. Mose 19,31; 20,6); das Medium
(3. Mose 20,27).
Todesstrafe droht dem Übertreter (3. Mose 20,27; 2. Mose 22,17). Durchwegs werden nicht nur die Astrologen, Zauberer, Totenbeschwörer und Kartenleger verurteilt, sondern alle, die sich an sie um Rat wenden.
Das Tätowieren (3. Mose 19,28)
Allerdings stand dieses zur Zeit Moses in Verbindung mit Götzendienerei und Totenverehrung. Doch sollte heute unser Leib als Tempel des Heiligen Geistes weniger heilig geachtet werden? (1Kor 6,19).
Das Geld (3. Mose 25,36-37)
Das Geld, aus dem Prinzip des Tausches hervorgegangen, sollte das Leben erleichtern, ohne aber zur Knechtung der Mitmenschen und zu ungerechter Bereicherung zu führen.