ALLGEMEINES

Dieses Buch wurde von den Rabbinern *Hadebarim» genannt, was « Gesetzes Wiederholung» bedeutet. In der griechischen Übersetzung ist das Won durch «.Deuteronomion», in der lateinischen durch «Deuteronomium» wiedergegeben, das heisst *das zweite Gesetz».

Das Buch unterscheidet sich von den vier übrigen Büchern Mose dadurch, dass es hauptsächlich Reden Moses enthält, die letzten Ermahnungen des grossen Propheten und Gesetzgebers. Dadurch trägt das Buch den Stempel einer gewissen Feierlichkeit. Mose redet wie ein sterbender Vater zu seinen Kindern. Bevor er von ihnen geht, will er ihnen noch einmal so recht eindrücklich das Gesetz ihres Gottes in Erinnerung rufen.

ZEITABSCHNITT

Der Bericht beginnt am 1.Tag des 11. Monats des 40. Jahres in der Wüste (5. Mose 1,3) und endet am 30. Tag der Trauer um Mose (5. Mose 34,8), im 12. Monat des 40. Jahres. Das Buch erstreckt sich also über die zwei letzten Monate der Wüstenwanderung.

VERFASSER

Das 5. Buch Mose wird von der Bibelkritik stark angegriffen. Zwei Ansichten seien hier erwähnt:

1. Der Verfasser dieses Schriftstücks hat nach Mose gelebt. Von einer guten Absicht beseelt, nahm er sich vor, das Gesetz Gottes, das bisher eigentlich nur den Priestern und Schriftgelehrten bekannt war, auch dem Volk zugänglich zu machen.

Antwort: In diesem Falle hätte sich der Schreiber kein Gewissen daraus gemacht, seine Reden, um ihnen mehr Gewicht zu verleihen, Mose in den Mund zu legen. Wie ist es dann aber möglich, dass Jesus verschiedene Male dieses Buch als das Werk Moses zitiert? Die Ansichten über den Zeitpunkt der endgültigen Abfassung gehen übrigens stark auseinander.

2. Die Reden haben einen prophetischen Klang, infolgedessen kann nicht Mose, der Gesetzgeber Israels, sie gehalten haben.

Antwort: War Mose etwa kein Prophet? Lies 5. Mose 18,15-18 und das ganze 5. Mose 33, ferner die berühmte Stelle 5. Mose 34,10: «Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht.»

Wir dürfen ohne weiteres annehmen, dass das Buch von Mose geschrieben oder unter seinem Diktat aufgezeichnet wurde. Das letzte Kapitel ist als ein Zusatz zu betrachten, den vielleicht Josua beigefügt hat. Mose wird übrigens im Buche selbst als Gesetzesschreiber und Liederdichter erwähnt
(5. Mose 31,9-22.24). Josephus sagt, dass Mose den Bericht seines Todes niedergeschrieben habe, bevor er auf den Berg Nebo stieg (siehe Psalm 103,7).

Die Echtheit des Buches ist durch zahlreiche Zitate im Alten und Neuen Testament bestätigt (im Neuen Testament ungefähr 90 mal).

BOTSCHAFT

Das Buch ist nicht vor allem ein geschichtlicher Rückblick und eine Wiederholung des Gesetzes, sondern vielmehr eine «Abhandlung über den Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes». Mose betrachtet die Vergangenheit als einer, dessen Augenmerk auf die Zukunft gerichtet ist. Nachdem er erlebt hat, dass die neue Generation nicht besser ist als die alte, macht er das Volk darauf aufmerksam, dass Gehorsam der einzige Weg zum Sieg und zur Eroberung des Landes ist.

EINTEILUNG

1. Die einleitenden Reden 5. Mose 1-4

Geschichtlicher Rückblick	5. Mose 1-3
Ermahnung zum Gehorsam (Bilderdienst, Abgötterei und Freistädte)	5. Mose 4

 

2. Die grossen Gesetzesreden 5. Mose 5-26

Allgemeine Ermahnungen zur Bundestreue	5. Mose 5-11
Gottesdienstordnung	5. Mose 12-16,17

Rechtspflege	5. Mose 16,18 - 18,22
Freistädte	5. Mose 19
Kriegsführung	5. Mose 20-21,14
Nächstenliebe	5. Mose 21,15 - 26,19

               
3. Die Schlussreden 5. Mose 21-30

Die Gedenksteine	5. Mose 27,1-8
Fluch oder Segen	5. Mose 27,9 - 28,69
Bundeserneuerung	5. Mose 29-30
Moses Abschiedstage	5. Mose 31-34

Schlüsselwort: Gehorsam

SYMBOLIK

In den ersten vier Büchern sind bereits eine Reihe von Symbolen angeführt; wir erwähnen deshalb hier nur noch zwei weitere:

Mose

Die Tatsache, dass Mose nicht ins gelobte Land kam, hat symbolische Bedeutung: Mose ist die Verkörperung des Gesetzes, und das Gesetz kann uns nicht in die Erlösung bringen; «denn das Gesetz ist uns gegeben durch Mose, die Gnade aber und Wahrheit durch Jesus Christus» (Joh 1,17).

Das Land Kanaan

Land der Ruhe 5. Mose 3,20; 5. Mose 12,9-10; Jos 1,13; 21,44	Glaubensruhe Heb 4,1-3
Land des Besitzes 1. Mose 17,8; 5. Mose 6,10; Jos 1,15; 24,8	Sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Röm 8,32
Land des Überflusses 4. Mose 13,27; 5. Mose 8,8-10	Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit Kol 2,9
Land des Sieges 5. Mose 11,23-25	Siegesleben durch den Glauben 2Kor 2,14

Hierzu sei bemerkt, dass das Leben in Kanaan für die Israeliten, ebensowenig als das Siegesleben für uns, frei war von Schwierigkeiten, Versuchungen und Kampf, Mühe und Arbeit. Es war vielmehr ein Leben des Friedens inmitten der Schwierigkeiten, ein Leben des Sieges über die Versuchungen, ein Leben der Ruhe inmitten von Arbeit und Mühe.

BESONDERE MERKMALE

Die Wichtigkeit des Buches

Verschiedene Tatsachen sprechen dafür, dass dem Buch ein besonderer Wert beizumessen ist:

Die Aufforderung, zu «hören», kommt ungefähr 20 mal vor
(5. Mose 5,1; 6,4; 9,1 usw.).

Die Ermahnung, zu «gedenken», wiederholt sich ungefähr 15 mal
(5. Mose 5,15; 8,2 usw.).

Alle sieben Jahre musste das Buch dem ganzen Volk vorgelesen werden
(5. Mose 31,9-13).

Es war Gegenstand besonderer Sorgfalt, musste es doch neben der Lade aufbewahrt werden (5. Mose 31,24-26).

Jesus selbst bediente sich seiner. Als Satan ihn in der Wüste versuchte, war die Waffe, die er dem Feind entgegenhielt, jedesmal ein Wort aus diesem Buche (5. Mose 8,3; 6,13; 6,16; Mt 4,4.7.10).