ALLGEMEINES
Das Buch Josua ist die Fortsetzung des 5. Buches Mose, auf welches es häufig Bezug nimmt. Es bildet eine solche Einheit mit den fünf Büchern Mose, dass die ersten sechs Bücher der Bibel der Hexateuch (= das sechsteilige Buch) genannt worden sind.
ZEITABSCHNITT
Das Buch enthält Israels Geschichte während einer Periode von zirka 25 Jahren, das heisst vom Tod Moses bis zum Tod Josuas (5. Mose 34; Jos 24,29).
Der geschichtliche Hintergrund des Buches wird bestätigt durch die in Tel el Amarna gefundene Keilschrifttafel, welche die Verhältnisse der kanaanitischen Völker zur Zeit Josuas schildert
VERFASSER
Der Verfasser ist nirgends mit Namen genannt. Einige Stellen des Buches scheinen zu beweisen, dass die Abfassung nicht später als zur Zeit Davids stattgefunden hat. Als der Verfasser schrieb, wohnten nämlich die Jebusiter noch in Jerusalem (Jos 15,63). Erst David gelang es aber im siebenten Jahr seiner Regierung, sie zu vertreiben (2Sam 5,6-9). Nach 6,25 war sogar Rahab noch am Leben, was die Abfassung in eine noch frühere Zeit verlegt. Wir kennen keinen triftigen Grund, um das Buch nicht Josua zuzuschreiben. Jos 24,26 betont ausdrücklich, dass Josua «ins Gesetzbuch Gottes schrieb». Verschiedene Stellen mit eingehenden Beschreibungen weisen darauf hin, dass der Verfasser das Erzählte miterlebt hat. Auf alle Fälle hat Josua sicher Aufzeichnungen gemacht von den wichtigsten Geschehnissen, deren Zeuge er war. Es sei auch erwähnt, dass der Talmud (Sammlung jüdischer Gesetze und Überlieferungen) als Verfasser des Buches Josua angibt; bloss die letzten fünf Verse seien von Pinehas hinzugefügt worden.
Die Echtheit des Buches wird durch andere biblische Bücher bestätigt So der Übergang über den Jordan (Jos 3) durch Ps 114,3-5; der Fall Jerichos und die Errettung Rahabs (Jos 6) durch Heb 11,30; der Fluch über Jericho (Jos 6,26) durch 1. Könige 16,34; das Bündnis der Israeliten mit den Gibeonitern (Jos 9,15) durch 2Sam 21,1 usw.
BOTSCHAFT
Das Generalthema des Buches ist die Eroberung des verheissenen Landes. Israel hat diese Eroberung allein dem Bund und der Treue Gottes zu verdanken. Gott ist es, der die Verheissung Wirklichkeit werden liess und seinem Volk eine Heimat schenkte. Um diese Tatsache hervorzuheben, behandelt der Verfasser nur jene Ereignisse mit grösserer Ausführlichkeit, in denen das ausserordentliche Eingreifen Gottes zugunsten Israels klar zutage tritt.
EINTEILUNG
1. Vorbereitungen zur Eroberung Jos 1-5
Auftrag und Marschbefehl Jos 1
Auskundschaftung von Jericho Jos 2
Übergang über den Jordan Jos 3-4
Beschneidung, Passahfeier und Vision Jos 5
2. Eroberung des Landes Jos 6-12
Jerichos Fall Jos 6
Erstes Hindernis (Achan) Jos 7
Einnahme von Ai Jos 8
List der Gibeoniter Jos 9
Unterwerfung des Südens Jos 10
Unterwerfung des Norden Jos 11
Die besiegten Könige Jos 12
3. Verteilung und Organisierung des Landes Jos 13-24
Verteilung des Ostjordanlandes Jos 13
Verteilung des Westjordanlandes Jos 14-19
Errichtung von Zufluchts- und Levitenstädten Jos 20-21
Entlassung der ostjordanischen Stämme Jos 22
Josuas Abschiedsreden und Tod Jos 23-24
Schlüsselwort: Eroberung
SYMBOLIK
Die Geschichte Israels ist nicht nur in heilsgeschichtlicher Beziehung wichtig — weil der Messias aus dem erwählten Volke hervorging —, sondern auch als Anschauungsunterricht für uns neutestamentliche Gläubige. Nach 1Kor 10,5-11 sollen wir in der Geschichte Israels in bildlicher Form die grossen Wahrheiten des Glaubenslebens erkennen. Betrachten wir einige der auffallendsten Bilder in diesem «Bilderbuch Gottes»:
Die Durchquerung des Jordans (Jos 3)
Wenn die Kinder Israel nicht ungläubig und widerspenstig gewesen wären, hätten sie gar nicht durch den Jordan hindurchmüssen. Sie wären direkt von Kades-Barnea ins Gelobte Land eingezogen. Von Gott her betrachtet stellen also der Durchgang durchs Rote Meer und die Überschreitung des Jordans ein und dieselbe geistliche Wahrheit dar: den Tod.
Die Durchquerung des Jordans bedeutet für Israel das Ende seines Wüstenlebens. Von diesem Tag an wurde das schwache, ungehorsame und ungläubige Volk stark, die Feinde Gottes zu bekämpfen.
Römer 6,6-11; Eph 2,4-6; Kol 3,1-3: Auch der Christ hat seinen Jordan zu durchqueren, das heisst mit Chrisms in den Tod zu gehen, den «alten Menschen», das «Ich» ans Kreuz zu schlagen. Wie viele Christen bleiben nach ihrer Erlösung aus Ägypten in der Wüste stecken, statt geradewegs ins Land des Sieges einzugehen, und das vielfach aus Mangel an Erkenntnis oder aus persönlichem Unglauben. Da wird dann ein bestimmter Glaubensakt notwendig (wie der Durchgang durch den Jordan), um ein Siegesleben zu beginnen. Der gekreuzigte Christus ist als Urheber des Heils erkannt worden; nun geht es darum, sich im Glauben als mit ihm gekreuzigt zu halten — der Sünde abgestorben, lebend für Gott!
Das Leben im verheissenen Land
ist ein grossartiges Gleichnis von einem Leben der Fülle in Christus Jesus. Dieses Leben ist im Glauben zu empfangen. Das ganze Land war ein Geschenk Gottes an Israel (Jos 1,2), doch musste jeder Stamm sein Teil selbst in Besitz nehmen (Jos 1,3) Ebenso erleben wir die Fülle Christi nur in dem Mass, als wir sie uns gläubig aneignen.
Dieses Leben ist ein Glaubenskampf. Nach der Durchquerung des Jordans musste Jericho eingenommen werden, obwohl der Sieg grundsätzlich schon auf Israels Seite war (Jos 6,2). Ebenso hat Gott uns in seinem Sohn den Sieg zugesichert; unser Teil besteht darin, das zu glauben und im täglichen Kampf gegen die Sünde zu beweisen.
Es ist nicht ein Leben ohne Versuchungen — denken wir an Achan! —, aber ein Leben der unbeschränkten Siegesmöglichkeit durch beharrlichen Glauben und Gehorsam.
Es ist ein Leben der fortschreitenden Entwicklung. Nie können wir den Reichtum Christi erschöpfen; immer wird noch «viel Land zu erobern» bleiben (Jos 13,1; siehe Joh 1,16).
Es ist ein Leben, in dem keinerlei Sünde geduldet werden kann. Israel hatte klaren Befehl, die Einwohner Kanaans zu vertreiben und zu vernichten, nicht bloss zu unterwerfen. Ihre Gegenwart dulden hiess Gott ungehorsam sein und sich eine Unmenge von Schwierigkeiten bereiten (die Geschichte Israels sollte das beweisen). Das Gotteskind hat die Sünde zu hassen und «durch den Geist die Handlungen des Leibes zu töten» (Röm 8,13).
TYPOLOGIE
Joshua | Jesus |
---|---|
Dieser hebräische Name bedeutet: «Jahwe rettet» |
Gleicher Name auf griechisch; gleiche Bedeutung |
Vertreter der Gnade, folgte auf Mose, Vertreter des Gesetzes | Eröffnete die Gnadenzeit, welche auf die Herrschaft des Gesetzes folgte (Joh 1,17; Röm 8,3.4; Heb 7,18.19; Gal 3,23-25) |
Führte das Volk zum Sieg | Macht uns zu Überwindern (Röm 8,37; 1Kor 15,57; 2Kor 2,14) |
Fürsprecher Israels bei Gott (Jos 7,5-9) |
Fürsprecher der Gläubigen bei Gott (1Joh 2,1) |
Teilte jedem Stamm sein Erbe zu | Teilt geistliche Gaben aus, wie es ihm gefällt (Eph 1,11; 4,7-11) |
VERSCHIEDENES
Josua in der Erziehungsschule Gottes
Wir sehen Josua in der Schule
des Kampfes | 2. Mose 17,8-16 |
des Gebets | 2. Mose 24,12-18 |
der Enttäuschung | 2. Mose 32,15-20 |
des Dienstes | 2. Mose 33,11 |
der Demütigung | 4. Mose 11,26-29 |
des Glaubens | 4. Mose 13,8.16; 14,6-9 |
des Gehorsams | 4. Mose 27,12-23 |
der Verantwortung | 4. Mose 32,28-30 |
des Vertrauens | 5. Mose 31,1-23 |
Josua im Dienst Gottes
Josua 1 | Auftrag und Unterweisung | — Verheissung |
Josua 2 | Aussendung der zwei Spione | — Vorsicht |
Josua 3-4 | Übergang über den Jordan | — Glaubensmut |
Josua 5 | Beschneidung und Passahfest | — Reinigung |
Josua 6 | Einnahme Jerichos | — Gottvertrauen |
Josua 7-8 | Achan und Ai | — Gericht |
Josua 9 | Bündnis mit den Gibeoniten | — List |
Josua 10-12 | Unterwerfung des Landes | — Sieg |
Josua 13-22 | Teilung des Landes | — Erbe |
Josua 23-24 | Josuas letzte Worte an Israel | — Ermahnung |