ALLGEMEINES
Der Name Nahum bedeutet «Trost» oder «Tröster». Über die Person des Propheten wissen wir sozusagen nichts, ausser, dass er aus Elkos stammte (Nah 1,1). Diese Stadt konnte bisher nicht identifiziert werden. Nach Hieronymus läge Nahums Geburtsort im südlichen Judäa, nach einer anderen Überlieferung bei Ninive, eine dritte verlegt ihn nach Kapernaum, das heisst Dorf des Naum oder «Nahum».
ZEITABSCHNITT
Der einzige Anhaltspunkt, den wir besitzen, ist die Zerstörung von Theben oder No-Amon, der alten, fast uneinnehmbaren Hauptstadt Ägyptens, durch den assyrischen König Assurbanipal im Jahre 663 v. Chr. Nahum erwähnt sie als neuzeitliches Ereignis (Nah 3,8). Da er den endgültigen Fall von Ninive voraussagt, muss die Zeit seines Wirkens zwischen 663 und 612 liegen. In letzterem Jahr wurde die assyrische Hauptstadt Ninive durch Cyaxares von Medien und Nabopolassar, damals Vizekönig von Babylon, erobert.
In dieser Glanzzeit der assyrischen Macht, wo Ninive, seine uralte Hauptstadt, durch Paläste, grosse Wasserleitungen und andere prunkvolle Bauten glänzte und als die ewige, unzerstörbare Weltbeherrscherin dastand, verkündet der unerschrockene Prophet ihren Untergang.
VERFASSER
Wir haben keinen triftigen Grund, den Propheten Nahum nicht als den Verfasser der gleichnamigen Schrift anzuerkennen. Nahum ist ein sehr begabter Schriftsteller, sein Stil zeichnet sich durch Klarheit, Kraft und poetischen Gehalt aus. Das kanonische Ansehen des Buches wurde nie in Abrede gestellt.
BOTSCHAFT
Die Botschaft lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Das unaufhaltbare Gericht über die Stadt Ninive. Der Sündenkelch der assyrischen Weltmacht ist übergeflossen, das Gericht rückt heran, und das Herz der Reichen der Hauptstadt Ninive wird tödlich getroffen werden.
Die Gemeinde Gottes aber soll wissen: Gott ist ein eifriger Gott; er ist auch ein heiliger Vergelter aller Ungerechtigkeit. Gottes Volk jedoch ist geborgen in seinen ewigen Armen, und in Trübsals- und Gerichtszeiten harrt es seines Gottes.
EINTEILUNG
Einleitung Nah 1,1
1. Verkündigung des Gerichts Nah 1,2 - 3,3
Der Richter Nah 1,2-8
Das Urteil Nah 1,9-14; 2,1-3
2. Beschreibung des Gerichts Nah 2
Die Eroberung der Stadt Nah 2,4-7
Die Plünderung der Stadt Nah 2,8-14
3. Begründung des Gerichts Nah 3
Ninives Sünde Nah 3,1-7
Seine Schadenfreude über Theben Nah 3,8-11
Seine Macht und Üppigkeit Nah 3,12-17
Schluss: Totenklage über die Stadt Nah 3,18-19
Schlüsselwort: Gericht
SYMBOLIK
Der Belial (Nah 1,11), übersetzt mit Schalk, Arger oder Bösewicht, scheint Satan oder den Antichristen darzustellen.
Die Stadt Ninive weist einen etwas anderen Charakter auf als Babylon. Ninive hat eine Erweckung gekannt, aber seine Reue war oberflächlich; die Assyrer fielen bald von Gott ab und wurden zu erbitterten Feinden des Volkes Gottes. Von Ninive ging der aus, «der Böses wider den Herrn sann, der Nichtswürdiges plante»
(Nahum 1,11 Menge). Damit ist hingewiesen auf den «Menschen der Sünde», den «Sohn des Verderbens», den «Widersacher» und «Boshaften», wie Paulus ihn nennt (2Thes 2,3.8). Ninive, die Rückfällige, hat auf mancherlei Weise Böses gegen den Herrn ersonnen. Sie war es, die Ahas veranlasste, den Tempel zu schänden, und die das Volk des Herrn auszurotten suchte. Aus diesem Grunde ist der König von Ninive ein deutlicher Hinweis auf Belial, den Menschen der Sünde; Ninive selbst ist ein Sinnbild der gottwidrigen Weltmacht, die sich beständig gegen Gott auflehnt. Diese Macht ist immer wieder in neuer Form aufgetreten, sei es in Babel (Jes 13,4), im römischen Reich oder im Hitlerreich. Sie wird lebendig bleiben, bis das Reich Jesu Christi auf Erden sichtbar aufgebaut ist; dann erst wird sie endgültig ausgelöscht werden.
BESONDERE MERKMALE
Die Prophezeiung Nahums zeichnet sich durch zweierlei aus: Erstens erwähnt der Prophet weder die Sünde seines eigenen Volkes noch ein von ihm zu erwartendes Gericht, und zweitens ist sein Blick unverwandt auf die Feinde Judas geheftet.
VERSCHIEDENES
Jona und Nahum
Diese beiden prophetischen Bücher befassen sich ausschliesslich mit der Stadt Ninive. Gegen 780 v. Chr. hatte Gott den Propheten Jona zur Predigt der Busse in jene heidnische Stadt gesandt
(Jona 1,1-2; 3,1-10). Die Einwohner antworteten mit Sack und Asche auf den Ruf, verfielen aber bald wieder in ihre früheren Laster.
170 Jahre später vernichtete Gott in seinem Zorn die sündige Stadt völlig. Nahum war es, der Ninive die bevorstehende Zerstörung anzukündigen hatte.
Praktische Lehren
Oberflächliche Busse ist gefährlich, denn sie führt zur Verhärtung. Auf die Verhärtung aber folgt die Verwerfung. Nichts kann vor Gott bestehen: nicht Weltmacht, noch Reichtum, noch Grösse.
Gott vermag stets seinen Namen leuchten zu lassen, selbst unter seinen Feinden.
Wenn Gott seines Gerichtes waltet, wird die Scheidung zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen offenbar; der eine erlebt Trost, der andere einen Tag des Schreckens.
Erfüllte Prophezeiungen
Der griechische Schriftsteller Diodor, der im 5. Jahrhundert v. Chr. den Fall Ninives beschrieben hat, gibt in seinem Bericht eine Reihe von Einzelheiten, die auffallend mit der Weissagung Nahums übereinstimmen. Hier einige Beispiele:
Die Überschwemmung durch den Fluss | Nah 1,8; 2,7 |
Der Einsturz der Befestigungsanlagen | Nah 2,7; 3,14 |
Die Feuersbrunst | Nah 1,10; 3,15 |
Die Niedermetzelung der Einwohner | Nah 3,3 |
Die Plünderung der Stadt | Nah 1,14; 2,10-14 |
usw. |