ALLGEMEINES
Micha ist trotz der Kürze seines Buches einer der wichtigsten Propheten. Sein Name bedeutet: «Wer ist gleich dem Herrn?» Über seine Person wissen wir nur wenig. Er war gebürtig von Moreseth-Gad, dem Ackerbaustädtchen zwischen Hebron und Gaza im Südreich. Sehr wahrscheinlich war er wie Amos ein Landwirt. Es kann sein, dass er mit anderen Flüchtlingen vor dem heranstürmenden Assyrerheer nach Jerusalem geflohen war, wo er sein Prophetenamt ausübte. Micha war ein Zeitgenosse Hoseas, der im Zehnstämmereich prophezeite, und des grossen Propheten Jesaja.
ZEITABSCHNITT
Micha hat unter den Königen Judas: Jotham, Ahas und Hiskia prophezeit (Mich 1,1), war also ein Zeitgenosse Jesajas. Er trat noch vor dem Fall Sam arias auf, das im 16. Regierungsjahr des Königs Ahas zerstört wurde (722 v. Chr.). Er könnte dann noch bis in die Zeit Manasses gewirkt haben. Micha trat zwischen 740 und 686 v. Chr. auf.
VERFASSER
Prof. F. Godet stellt fest: «Es besteht kein Zweifel darüber, dass Micha selbst sein Buch geschrieben hat. Dieses macht den Eindruck eines Ganzen, so als sei es in einem Zug geschrieben worden; folglich hält es schwer, die verschiedenen Teile in verschiedene und bestimmte Zeiten zu verlegen. Selbst wenn einige der Prophezeiungen — wie zum Beispiel Mich 3,12, durch Jeremia in die Zeit Hiskias verlegt — früher ausgesprochen worden wären, so bliebe es doch wahrscheinlich, dass das Buch in seiner Gesamtheit unter der Regierung dieses Königs verfasst wurde, und zwar gegen das Lebensende des Propheten, als Zusammenfassung seiner Tätigkeit.»
BOTSCHAFT
Die Botschaft ist in dem Namen Michas enthalten: «Wer ist wie Gott?» Neben ihm ist jeder andere Gott nur ein armseliger Götze. Jahwe ist ein gerechter und heiliger Gott. Er hasst das Böse, die Ungerechtigkeit und Unredlichkeit und besonders den frommen Formalismus; Heuchelei ist ihm ein Greuel. Die falschen Propheten, Jerusalem und Samaria sollen bestraft werden. Doch selbst wenn Gott das Böse bestrafen muss, ist er barmherzig und langmütig, bereit, dem Reuigen die Missetat zu vergeben. Vor allem aber hat Micha einen klaren Blick für das Kommen des Herrn, Israels Messias und Heiland aller Völker, dessen Geburtsort Bethlehem er nennt.
EINTEILUNG
1. Das göttliche Gericht Mich 1-3
Gericht über Samaria und Jerusalem Mich 1,1-16
Ursachen des Gerichts Mich 2,1-11
Segnung nach dem Gericht Mich 2,12-13
Schuld der Führer, Propheten und Priester Mich 3,1-12
2. Das göttliche Heil durch den Messias Mich 4-5
Zukünftige Wiederherstellung Mich 4,1-8
Jerusalems Drangsal Mich 4,9-14
Der Friedenskönig im neuen Davidsreich Mich 5,1-14
3. Der Weg zum göttlichen Heil Mich 6-7
Gottes Rechtsstreit mit Israel Mich 6,1-16
Allgemeine Verderbtheit des Volkes Mich 7,1-6
Busse, Bitte und Gnade Mich 7,7-20
Schlüsselwort: Anklage
SYMBOLIK
Micha kündet eine Reihe Gerichte an über kleine Städte, mit deren symbolischen Namen er ein Wortspiel macht (Mich 1,10-16):
Gath — «Kundstadt» | Maroth — «Bitterkeiten» |
Akko — «Wein-Au» | Lachis — «Rennstadt» |
Beth-Leaphra — «Aschheim» | Moreseth — «Brautstadt» |
Saphir — «Schmuckstadt» | Achsib — «Trugheim» |
Zaenan — «Auszug» | Maresa — «Besitzerin» |
Beth-Haezel — «Nimmhausen» | Adullam — «Herrlichkeit» |
BESONDERES MERKMAL
Das Prophetenbuch Micha ist eines der im Neuen Testament am meisten zitierten Bücher des Alten Testaments.
VERSCHIEDENES
Die Hauptursachen der Gerichte
Soziale Mißstände im Volk
Ungerechtigkeit |
Mich 2,2.8-9; 7,2 |
Lug und Trug | Mich 6,10-12 |
Treulosigkeit | Mich 7,5 |
Unredlichkeit der Führer und Fürsten | Mich 3,1-3.9-10; 7,3 |
Ungerechte Richter | Mich 7,3 |
Liederliches Familienleben | Mich 7,6 |
Religiöse Mißstände
Im Reich Israel herrscht der Götzendienst | Mich 1,7 |
Das Königreich Juda folgt dem Beispiel der schlimmsten Könige Israels: Omri und Ahab |
Mich 6,16 |
Die Propheten weissagen um Geld | Mich 3,5-8.11 |
Die Priester lehren um Gewinnes willen | Mich 3,11 |
Praktische Lehren
Gott ist ein gerechter Gott; er verabscheut die Sünde
(Mich 2,1-2; 3,1-3; 6,10-12; 7,2-6) und
hasst alle Heuchelei (Mich 3,11).
Wenn die Elite eines Volkes — seine politischen und geistigen Führer — verderbt ist, steht der Untergang vor der Tür (Mich 3).
«Gehorsam ist besser als Opfer»: Gott anerkennt keinen «Ersatz» für das Halten seiner Gebote (Mich 6,6-8).
Die demütig entgegengenommene Strafe wirkt eine «friedsame Frucht der Gerechtigkeit» (Mich 7,7-9; Heb 12,11).
Erfüllte Prophezeiungen
Niederlage und Fall Samarias | Mich 1,6 |
Die Zerstörung Jerusalems | Mich 3,12 |
Die babylonische Gefangenschaft | Mich 4,9-10 |
Die Geburt Jesu in Bethlehem | Mich 5,1 |