ALLGEMEINES
Auf hebräisch heisst dieses Buch «Bemmidban, das heisst «in der Wüste». Der lateinische Name «Numeri» = Zahlen weist auf die darin vorkommenden Listen und Volkszählungen hin. Das Buch hat aber nicht vor allem chronologischen Charakter, sondern ist eine Zusammenstellung von geschichtlichen Tatsachen. Es ist die Fortsetzung des 2. Buches Mose, ein Bericht, der oft durch Gesetze und Verordnungen unterbrochen wird.
ZEITABSCHNITT
Das Buch nimmt den Faden der Geschichte Israels dort auf, wo das
2. Buch Mose ihn fallen liess, nämlich am Fusse des Sinai. Dazwischen, das heisst von 2. Mose 19,1-2 bis 4. Mose 10,11-12, wird berichtet, was sich während des Aufenthalts am Sinai (zirka ein Jahr) zutrug.
Um einen besseren Überblick über die Wüstenwanderung des Volkes Israel zu gewinnen, teilen wir die 40 Jahre wie folgt auf:
Von Ägypten bis Sinai 2 Monate 2. Mose 12,37 - 19,2
Im Lager am Berg Sinai zirka 1 Jahr 2. Mose 19,3-4. Mose 10,10
Vom Sinai bis zu den 38 Jahre und 4. Mose 10,11 bis
Steppen Moabs 10 Monate 5. Mose 34
Diese 38 Jahre und 10 Monate der Wüstenwanderung stellen mit der ägyptischen Knechtschaft und der babylonischen Gefangenschaft die traurigste Zeit in der Geschichte des Volkes Israel dar.
VERFASSER
Dem Verfasser standen sicher genaue schriftliche Aufzeichnungen zur Verfügung, die er seinem Schreiben zugrunde legte. Es ist undenkbar, dass die Listen der beiden Volkszählungen sowie die sehr genauen, bis in die Einzelheiten gehenden Angaben über die Wüstenwanderung erst nachträglich zusammengestellt worden wären, besonders nach Ablauf einer längeren Zeitspanne. Im übrigen trägt die ganze Schilderungsweise den Stempel eines Menschen, der selbst die Mühsale der Wüstenwanderung miterlebt hat. Wer anders könnte angesichts dieser Überlegungen als Verfasser in Betracht kommen als Mose?
«Die Ungläubigen haben natürlich versucht, dieses Buch zu zerstückeln; sie haben darin alles mögliche gesehen: Sagen, Fabeln, Übertreibungen usw.; der Christ sieht darin das Werk Moses und göttliche Wahrheit.» (J. A. Bost, Pfr.)
Zudem sei noch erwähnt, dass das 4. Buch Mose ausdrücklich feststellt: «Und Mose beschrieb ihren Auszug, wie sie zogen nach dem Befehl des Herrn ...» usw. (4. Mose 33,2).
BOTSCHAFT
Die Botschaft des Buches ist eine dreifache:
Dienst
Gött erwartet von seinem Bundesvolk einen willigen Dienst. Dieser reiht sich ganz folgerichtig in den Heilsplan ein: Fall (1.Mose), Erlösung (2. Mose), Heiligung (3. Mose), Dienst (4. Mose).
Ordnung
Diese zweite Botschaft geht Hand in Hand mit der ersten: Ordnung im Lager, in der Familie, auf dem Schlachtfeld, im Heiligtum.
Ernste Warnung vor Unglauben
Gott hebt warnend den Finger:
«Wie lange lästert mich dies Volk?
Wie lange wollen sie nicht an mich glauben?» (4. Mose 14,11).
EINTEILUNG
1. Vorbereitungen (am Sinai) 4. Mose 1-10,10
Erste Volkszählung 4. Mose 1-4
Reinhaltung des Lagers 4. Mose 5-6
Weihegeschenke der Stammesfürsten 4. Mose 7
Weihung der Leviten 4. Mose 8
Passah und Nachpassah 4. Mose 9-10,10
2. Vormarsch (vom Sinai bis Kades) 4. Mose 10,11 - 21,35
Aufbruch 4. Mose 10,11-36
Murren zu Thabeera und Strafe 4. Mose 11
Mirjams und Aarons Auflehnung 4. Mose 12
Aussendung und Bericht der Kundschafter 4. Mose 13-14
Verschiedene Verordnungen 4. Mose 15
Aufruhr der Rotte Korahs 4. Mose 16-17
Amtspflichten der Priester 4. Mose 18-19
Kades: Moses Versündigung; 4. Mose 20
Mirjams und Aarons Tod
Die eherne Schlange 4. Mose 21
3. Rückzug (Wüstenwanderung in den Steppen Moabs)
4. Mose 22-36
Bileam und seine Weissagungen 4. Mose 22-24
Sittim: Hurerei und Abgötterei 4. Mose 25
Zweite Volkszählung 4. Mose 26
Erbrechte und Josuas Berufung 4. Mose 27
Wiederholung verschiedener Gesetze 4. Mose 28-30
Sieg über die Midianiter und Beute 4. Mose 31
Verteilung des Ostjordanlandes 4. Mose 32
Liste aller Lagerstätten 4. Mose 33
Verordnungen betreffs des Landes 4. Mose 34-36
Schlüsselwort: Wüstenwanderung
SYMBOLIK
Der Fels in der Wüste, 4. Mose 20; vgl. 1Kor 10,4. Der Fels war schon einmal geschlagen worden (2. Mose 17,6); diesmal handelte es sich darum, zum Felsen zu sprechen, und das Wasser wäre herausgesprudelt. Christus, unser geistlicher Fels, ist ein für allemal geschlagen worden. Wehe dem, der wie Mose den Felsen ein zweites Mal schlagen wollte; das hiesse das Opfer auf Golgatha wiederholen! Es genügt heute, sich bittend an Jesus zu wenden, um durch den Glauben aller Segnungen seines Opfers teilhaftig zu werden.
Die eherne Schlange, 4. Mose 21, versinnbildlicht das Evangelium. Die Schlangenbisse stellen die Wunden dar, welche die Sünde uns geschlagen hat. Die eherne Schlange stellt Jesus dar, für uns zur Sünde gemacht. Der Glaubensblick auf die erhöhte Schlange vermittelte die Heilung; das Heil für unsere Seele wird uns zuteil durch den gläubigen Aufblick zum Kreuz (Joh 3,14). Die Heilung war für alle, die auf die Schlange blickten; das Heil ist da für alle, ohne Ausnahme; aber nur wer glaubt, wird gerettet. Die Heilung war persönlich, jeder musste für sich selbst hinschauen; das Heil ist persönlich, der Glaube der andern kann uns nicht retten.
Das Volk Israel ist in diesem Buch beständig unterwegs. Das erinnert uns daran, dass unser Leben auf Erden einer Wanderung gleicht. Wir sind Fremdlinge und Pilger nach der obern Heimat (1Pet 2,11). Dieses Wüstenleben kann auch mit dem Leben eines fleischlich gesinnten Christen verglichen werden (1Kor 3,1-3). Dem Machtbereich Pharaos (Fürst dieser Welt) entronnen, irrt er umher, um ins Land der Verheissung (des Sieges) zu gelangen. Aber sein Unglaube stösst sich an den Schwierigkeiten und Hindernissen und lässt ihn nicht zu innerer Ruhe und froher Abhängigkeit von Gott kommen
(Heb 4,1-10).
BESONDERE MERKMALE
Ordnung in allen Dingen
Gott liebt die Ordnung. Jeder Stamm hat seinen bestimmten Platz und seine bestimmte Aufgabe im Lager. Nicht alle können einen Ehrenplatz einnehmen; aber jeder kann den Platz, den Gott ihm zugewiesen hat, treu und ehrenhaft ausfüllen (4. Mose 2-3).
Im Mittelpunkt: die Wohnung des Höchsten.
Um das Heiligtum herum: die Diener Gottes, die Leviten.
Aussen herum: die streitbaren Männer der zwölf Stämme.
Das Murren
Achtmal hat das Volk Israel gemurrt:
4. Mose 11,1-3; 11,4-10; 12,1-16; 13,30; und
4. Mose 14,1-4; 16,1 - 17,5; 17,6-15; 20,1-13; 21,4-9
Das Murren ist keine leicht zu nehmende Sache; es bedeutet Auflehnung gegen Gott. Beim Volk Israel zog es jedesmal Gottes Gericht nach sich. Das Neue Testament ermahnt uns, «alles ohne Murren zu tun» (Phil 2,14; siehe auch Judas 16).