ALLGEMEINES
Der Name Habakuk wird von Hieronymus mit «Umarmung» wiedergegeben. Luther übersetzt mit «Herzer», andere Übersetzer mit «herzlich Liebender». Über Habakuks Person wissen wir nichts Näheres. In seinem Buch lernen wir ihn als einen leidenschaftlich bewegten Mann kennen, der sich die weltgeschichtlichen Ereignisse sehr zu Herzen nimmt und sie mit Gott bespricht. Er schüttet sein Herz, das voll Angst und Not ist, im Gebet vor Gott aus und wartet auf eine Antwort von ihm (Hab 2,1).
ZEITABSCHNITT
Der Hinweis auf die heranstürmenden Chaldäer in Hab 1,6 gibt uns den Schlüssel zum geschichtlichen Rahmen. Die Weltmacht Assyrien wurde mit dem Untergang ihrer Hauptstadt Ninive tödlich verwundet. Die Eroberer, die Chaldäer, versuchten nun mit allen Mitteln, das ganze assyrische Reich an sich zu reissen. Nebukadnezar schlug Pharao Necho, der den Chaldäern bei Karchemisch (605) widerstehen wollte, und rückte mit seiner Armee in Vorderasien ein. Jetzt war auch Syrien für die Ägypter verloren und Jerusalem hilflos in die Hände Nebukadnezars gegeben. Der König Jojakim unterwarf sich den Babyloniern und wurde ihr Untertan. Die Verse Hab 1,3-5 sind eine getreue Widerspiegelung der Verhältnisse zu Jojakims Zeiten, wie sie in 2. Könige 24 aufgezeichnet sind.
Habakuk war ein Zeit- und Leidensgenosse Jeremias.
VERFASSER
Der Verfasser ist nirgends genannt, aber wir haben keinen Grund, nicht anzunehmen, dass Habakuk selbst der Verfasser seiner Prophetenschrift ist. Wir können mit Bestimmtheit annehmen, dass sie vor der Unterwerfung des Königs Jojakim (605 v. Chr.) entstanden ist. Möglicherweise hat Habakuk seine Schrift noch vor dem Regierungsantritt Jojakims (610) oder zur Zeit Josias’ verfasst.
Das kanonische Ansehen des Büchleins ist nie bestritten worden.
Es wird durch verschiedene Zitate im Neuen Testament bestätigt:
Apg 13,41; Gal 3,11; Röm 1,17; Heb 10,37 usw.
BOTSCHAFT
Die Botschaft ist eine zwiefache:
1. Eine Gerichtsbotschaft
Die Ankündigung des unaufhaltsamen furchtbaren Einfalls der chaldäischen Reiterscharen, die wie eine Gerichtsflut über Israel hinwegfahren werden.
Habakuk kann nicht verstehen, warum Gott solches zulässt und warum das Volk Gottes scheinbar so ungerecht behandelt werden soll. Die Antwort ist:
2. Eine Trostbotschaft
«Der Gerechte wird aus Glauben leben.» Inmitten der Ungerechtigkeit, des Abfalls und des Läuterungsgerichtes ist das Vertrauen auf den Herrn die einzige Rettung.
EINTEILUNG
1. Erstes Zwiegespräch Habakuks mit Gott Hab 1,1-11
Habakuks Frage: Herr, wie lange? Hab 1,2-4
Gottes Antwort: Bis Juda bestraft ist Hab 1,5-11
2. Zweites Zwiegespräch Habakuks mit Gott Hab 1,12 - 2,20
Habakuks Frage: Hab 1,12 - 2,1
Warum muss dies geschehen?
Gottes doppelte Antwort:
Der Gerechte wird seines Glaubens leben Hab 2,1-4
Wehe dem Unterdrücker Hab 2,5-20
3. Habakuks Unterwerfung und Siegespsalm Hab 3,1-19
Die Erscheinung des Herrn zum Gericht Hab 3,1-15
Die Wirkung der Erscheinung: Vertrauen Hab 3,16-19
Schlüsselwort: Gerechtigkeit
SYMBOLIK
Die Verheissung, dass die Erde voll sein wird von der Herrlichkeit des Herrn (Hab 2,14 und 3,3), ist ein Hinweis auf das kommende Reich Jesu Christi, wo er in seiner Herrlichkeit als König der Könige regieren wird.
BESONDERE MERKMALE
Ein grosser Teil des Buches besteht aus einem Dialog zwischen Habakuk und Gott. Das Gebet in Hab 3 ist ein mehrstrophiges Lied zum Singen im Tempel. Diese Psalmform lässt einige Ausleger vermuten, dass Habakuk als Levit im Tempeldienst stand.
VERSCHIEDENES
Habakuks persönliches Verhältnis zu Gott
Herr, mein Gott | Hab 1,12 | Gott meiner Freude | Hab 3,18 |
Herr, mein Heiliger | Hab 1,12 | Gott meines Heils | Hab 3,18 |
Herr, mein Hort | Hab 1,12 | Gott, meine Kraft | Hab 3,19 |
Praktische Lehren
Der Gläubige kennt Stunden der Ungewissheit und des Zweifels; die Not, die ihm solches Erleben bereitet, rückt ihn dem Ziel seines Glaubens näher, so dass er mit neuer Kraft aus dem Kampf hervorgeht.
Gott antwortet nicht auf alle «Wie lange» und «Warum» des Gläubigen; aber er verlässt ihn nicht in den Stunden innerer Nacht, sondern schenkt ihm eine Verheissung, an die sein Glaube sich klammern kann.
Jede Ungerechtigkeit wird bestraft werden; Gottes Schweigen ist bloss vorübergehend.
Der Glaube ist eine dynamische Macht, die über die ärgsten Verhältnisse siegt.