ALLGEMEINES
Der Name Joel bedeutet «Der Herr ist Gott» Joel war der Sohn Pethuels und wirkte im Königreich Juda. Über die persönlichen Verhältnisse des Propheten sowie die Person seines Vaters wissen wir nichts.
Der Anlass zur Weissagung war eine Doppelplage:
Die Heuschreckenschwärme, die über das ganze Land kamen und es verwüsteten, und die anhaltende Dürre, die der Prophet als eine ernste Gottesmahnung ansah.
ZEITABSCHNITT
Mangels genauer Angaben im Buch selbst ist es nicht möglich, die Zeit der Tätigkeit Joels mit Sicherheit festzusetzen. Viele neuzeitliche Ausleger glauben, dass Joel in der nachexilischen Zeit (400 v. Chr.) gelebt und gewirkt habe. Der Grund dafür ist die Nichterwähnung des Königtums und des eigentlichen Staates und die vielen Zitate anderer Propheten wie Arnos, Jesaja, Micha, Nahum, Zephanja, Hesekiel und Obadja.
Folgende Gründe, die besonders von Credner 1831 hervorgehoben wurden, lassen uns eher an eine frühere Epoche denken:
Joel spricht nur von den alten Feinden Israels: den Philistern, Phöniziern, Edomitern und Ägyptern (Joel 4,4.19). Er erwähnt weder die Syrier (von denen dann Arnos spricht) noch die Babylonier und Assyrer. Wären diese Völker schon zu seiner Zeit eine Gefahr für Israel gewesen, so hätte er sie sicher auch genannt. Daraus kann entnommen werden, dass Joel sehr wahrscheinlich vor dem Propheten Arnos gelebt hat.
Joel erwähnt, wie schon gesagt, nirgends einen König in Israel, hingegen spricht er etliche Male von den Priestern (Joel 1,9.13; 2,17) und Ältesten (Joel 1,14; 2,16). Dies lässt vermuten, dass zu seiner Zeit die priesterliche Autorität vorherrschend war, und der Gedanke liegt nahe, dass er zur Zeit der Vormundschaft des gottesfürchtigen Priesters Jojada über den jungen König Joas, seinen Neffen, lebte.
Die oben erwähnten Zitate brauchen nicht unbedingt Anführungen aus andern Prophetenbüchern zu sein, im Gegenteil: Wir glauben eher, dass Joel das Original schrieb und die andern Propheten aus dem Joelbuch schöpften. Auf Grund dieser Feststellungen nehmen wir an, dass Joel zur Zeit der Priesterherrschaft Jojadas, also in den Knabenjahren des Königs Joas, wirkte.
VERFASSER
Das Buch ist das Werk eines geschickten Schriftstellers. Sein Stil ist überaus korrekt und die Sprache absolut rein und ohne jegliche Spur von Dekadenz, was auch ein Argument gegen die nachexilische Zeit ist. Das Buch bildet eine literarische Einheit. Die jüdische wie die christliche Überlieferung betrachtet den Propheten Joel als den Verfasser. Das Neue Testament bestätigt diese Tatsache (Apg 2,16).
BOTSCHAFT
Der Prophet Joel betrachtet die schreckliche Heuschreckenplage und die damit verbundene Teuerung als eine Heimsuchung Gottes und lässt deshalb einen Aufruf zur Busse an das Volk ergehen. Sein prophetischer Blick sieht aber weiter als das Nächstliegende und erkennt in dieser Katastrophe das 3ild eines zukünftigen, viel schrecklicheren Gottesgerichtes, das er den «Tag des Herrn» nennt. Im zweiten Teil seines Buches schildert Joel die Segnungen Gottes, die das Volk erwarten darf, wenn es Busse tut.
Die Botschaft Joels weist deutlich hin auf das Wort, das Petrus am Pfingsttag verkündigte:
«Tut Busse und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes» (Apg 2,38).
EINTEILUNG
Historischer Teil Joel 1,1 - 2,17
1. Die Tatsache der Verwüstung Joel 1,1-20
Die Lage: Joel 1,1-4
Die Aufforderung: Joel 1,5-14
Trunkenbolde Joel 1,5-7, Jungfrau Zion Joel 1,8-10,
Landwirte und Weingärtner Joel 1,11-12,
Priester Joel 1,13-14Die Fürbitte: Joel 1,15-20
Befürchtung Joel 1,15, Erwägung Joel 1,16-18,
Hoffnung Joel 1,19-20
2. Die Mittel der Verwüstung Joel 2,1-17
Die Lage: Joel 2,1-11
Der unaufhaltsame Angriff der HeuschreckenDie Aufforderung: Joel 2,12-17a
Aufruf zur Busse Joel 2,12-14,
Aufruf zum Gebet Joel 2,15-17aDie Fürbitte: Joel 2,17b
Prophetischer Teil Joel 2,18 - 4,21
1. Die Verheissung bevorstehender Segnungen Joel 2,18-27
Wendung der Verhältnisse Joel 2,18-20
Erneuerung der Freude Joel 2,21-27
2. Die Verheissung zukünftiger Segnungen Joel 3,1 - 4,21
Beginn: Joel 3,1-5
Ein mächtiges Wirken des GeistesFortsetzung: Joel 4,1-12
Völliges Niederwerfen aller FeindeVollendung: Joel 4,13-21
Ein wiederhergestelltes und befestigtes Volk
Schlüsselwort: Verheissung
SYMBOLIK
Der Tag der Verwüstung Joel 1,1-12
Ein Sinnbild vom «Tag des Herrn», der als Tag des Gerichts und der Vernichtung über die Völker kommen wird.
Die Heuschreckenschwärme
Bild der feindlichen Armeen mit ihren das Land bedeckenden und verwüstenden Kriegerscharen.
Der Tag des Segens Joel 3,1-5
Ein Hinweis auf die Ausgiessung des Heiligen Geistes an Pfingsten Apg 2,16-21.
BESONDERES MERKMAL
Als besonderes Merkmal ist die Botschaft der universalen Liebe Gottes zu nennen. Joel erkannte, dass Gottes Liebe alle Menschen umfasst und dass das Heil nicht nur für die Juden ist, sondern für alle, die den Namen Gottes anrufen (Joel 3,5). Dieser Gedanke war für die Juden ebenso neu wie unbegreiflich, hatten sie doch bisher geglaubt, die allein von Gott Auserwählten zu sein. Petrus greift in seiner Pfingstpredigt (Apg 2,39) auf diese Verheissung zurück, und Paulus führt sie in seinen Briefen weiter aus.
VERSCHIEDENES
Praktische Lehren
Gott bedient sich der Naturvorgänge, um den Menschen seine Gedanken nahezubringen.
Jedes Unglück, jedes Leid, das über uns hereinbricht, ist ein Bote Gottes mit einem bestimmten Auftrag an uns.
Unser Gott, der vergibt, kann auch das Unheil gutmachen, das durch unsere Schuld verursacht wurde (Joel 2,25).
Die Verheissungen Gottes
Vergebung Joel 2,13 | Rückerstattung Joel 2,25 |
Bewahrung Joel 2,18 | Glückseligkeit Joel 2,26-27 |
Sieg Joel 2,19-20 | Geistesfülle Joel 3,1 |
Wohlstand Joel 2,21-24 | Errettung Joel 3,5 |
Die Bedingung: Bekehrung Joel 2,12-13
Die Garantie: Gottes Barmherzigkeit Joel 2,13b