ALLGEMEINES
Zephanja wird übersetzt mit «Der Herr verbirgt» oder auch «Der Herr hat bewahrt». Über die Person des Propheten wissen wir nicht viel; wir kennen bloss seinen Stammbaum, den er bis zum vierten Glied zurückführt. Zephanja ist der Urenkel eines Hiskia, und es ist nicht ausgeschlossen, dass damit der König Hiskia gemeint ist. In diesem Fall wäre er ein Prinz aus dem Königshause Juda. Jedenfalls kennt er das Leben und Treiben in Jerusalem ganz genau; er weiss, wie dem Bundesgott die Treue gebrochen und öffentlich andern Göttern nachgebuhlt wird.
Trotz seiner Kürze ist Zephanja seiner Christologie wegen einer der wichtigsten Propheten. Luther sagt in seiner Vorrede: «Wiewohl er ein kleiner Prophet ist, so redet er doch mehr von Christo denn viel andere grosse Propheten».
ZEITABSCHNITT
Nach Zeph 1,1 wirkte Zephanja unter dem König Josias (640—609). Der Inhalt seiner Prophetenschrift deutet darauf hin, dass er vor der Entdeckung des Gesetzbuches und der anschliessenden Erweckungszeit unter König Josias weissagte (2Kön 22-23). Die Zeit unter den Königen Manasse und Amon, Vorgängern Josias’, war eine unerhörte Abfallszeit. Die starke Anlehnung an das Königreich Assyrien war gefährlich für den reinen Gottesglauben Israels. Wohl sagte man nicht öffentlich dem Bundesgott ab, aber neben den Opfern im Tempel wurden Götzenopfer abgehalten und fremde Götter eingeführt, wie der assyrische Sonnengott, die Himmelsgötter und die altheidnischen Baale. Der Tempel wurde zu einem wahren Pantheon (Zeph 1,4-6).
VERFASSER
Trotzdem nirgends eine bestimmte Aufzeichnung zu finden ist, können wir annehmen, dass Zephanja selbst der Verfasser seiner Schrift ist. Verschiedene Ausleger behaupten, gewisse Teile seien dem Prophetenbuch später beigefügt worden und der Stil ermangle der Originalität. Diese Kritik scheint uns unhaltbar zu sein.
Was die Echtheit oder das kanonische Ansehen des Buches anbetrifft, bestanden nie Bedenken.
BOTSCHAFT
Mit unerhörter Wucht verkündet Zephanja dem Volk die Botschaft vom kommenden Tag des Herrn, Tag des Gerichtes und der gerechten Vergeltung. Deren Ursache, die Schäden im Volk, wird unbarmherzig aufgedeckt und beim Namen genannt. Dieser Tag ist für die Heidenvölker, aber auch für die laugewordenen und abgefallenen Gläubigen, ein Tag des Zorns; doch für die Demütigen und Bussfertigen ist er ein Tag der Hoffnung und des Heils. Ihnen kann Zephanja Zurufen: «Fürchte dich nicht ... denn der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland!» (Zeph 3,16-17).
EINTEILUNG
1. Die Tragweite des Gerichts Zeph 1,1-4
Einleitung Zeph 1,1
Vernichtung der ganzen Völkerwelt Zeph 1,2-3
Vernichtung Judas und Jerusalems Zeph 1,4
2. Die Ursachen des Gerichts Zeph 1,3-18
Götzendienst | Zeph 1,5 | Krämersinn | Zeph 1,10.11 |
Abfall | Zeph 1,6 | Spiessbürgertum | Zeph 1,12 |
Modewahn | Zeph 1,8 | Goldgier | Zeph 1,18 |
Aberglauben | Zeph 1,9 |
3. Die Ausdehnung des Gerichts Zeph 2,1 - 3,8
Einleitung: Aufruf zur Busse Zeph 2,1-3
Wehe dem Westen: Philisterland Zeph 2,4-7
Wehe dem Osten: Moab und Ammon Zeph 2,8-11
Wehe dem Süden: Äthiopien Zeph 2,12
Wehe dem Norden: Assyrien Zeph 2,13-15
Wehe Jerusalem, der unzüchtigen Stadt Zeph 3,1-8
4. Die Frucht des Gerichts Zeph 3,9-20
Heiligkeit des Gottesvolkes Zeph 3,9-13
Freude über die Gegenwart des Messias Zeph 3,14-17
Sammlung Israels Zeph 3,18-20
Schlüsselwort: Heimsuchung
SYMBOLIK
Der Tag des Herrn
Neben Joel ist Zephanja derjenige der kleinen Propheten, der den «Tag des Herrn» am eingehendsten beschreibt. Diesen Ausdruck «Tag des Herrn» gebrauchen die Seher des Alten Testaments, um die Zeit göttlicher Gerichte zu bezeichnen, die dem messianischen Friedensreich vorangehen wird.
1. Was wird der Tag des Herrn bedeuten?
Für Gott:
Den schrecklichen Tag, da seine Geduld zu Ende ist, da sein gerechter Zorn entbrennt und das «Feuer seines Eifers» sich entzündet (Zeph 1,18; 3,8), um die Gottlosen zu bestrafen
(Zeph 1,7-13).Für die Völker:
Den Tag äusserster Verzweiflung, Finsternis und Zerstörung (Zeph 1,14-18).
2. Wer wird am Tag des Herrn zu leiden haben?
Die Menschen (Zeph 1,17) auf der ganzen Erde Zeph 1,2-3; 3,8b
Jerusalem und das Volk des Herrn Zeph 3,1-8a
3. Wer wird verschont bleiben?
Einzig die Demütigen, die Gott suchen und Zeph 2,3
bestrebt sind, Gerechtigkeit zu üben
4. Was wird der Tag des Herrn bewirken?
Die Bekehrung der Völker Zeph 3,910
Die Züchtigung der Feinde des Volkes Gottes Zeph 3,14.15-19a
Die Bekehrung der Übriggebliebenen in Israel Zeph 3,12-13
Das Kommen des Messias, Quelle der Freude Zeph 3,16-17
Die Sammlung und Heimführung Israels Zeph 3,18-20
VERSCHIEDENES
Praktische Lehren
Der Gott der Heiligkeit kann den Götzendienst nicht dulden; denn er erträgt es nicht, seine Herrlichkeit mit einem anderen zu teilen. Er lässt seinen heiligen Eifer gegen die Götzendiener losbrechen.
Die Gerichte Gottes verschonen niemand (Zeph 1,8); hat das Herz sich von Gott abgewendet, so kann weder soziale Stellung, noch Reichtum, noch Gelehrsamkeit als Schutz gegen die göttliche Züchtigung dienen.
Der Hochmut zieht sich die unvermeidliche Züchtigung Gottes zu (Zeph 2,8.10.15); die wahre Demut findet Gnade vor seinen Augen (Zeph 2,3; 3,12).
Die Gerichte Gottes sind nie willkürlich; sie sind stets Ausdruck seiner vollkommenen Gerechtigkeit (Zeph 3,5).
Die Liebe Gottes umfasst alle Menschen (Joh 3,16); wenige aber sind Gegenstand seiner Freude (Zeph 3,17).