ALLGEMEINES
Die Bücher Samuels und der Könige bildeten anfänglich ein einziges grosses Geschichtswerk. Die Septuaginta teilte das Werk in vier Bücher ein und gab ihnen den Namen «Bücher der Königsherrschaf ten». In der lateinischen Übersetzung, der «Vulgata», gab der Übersetzer Hieronymus den vier Büchern den Namen «Bücher der Könige-». Später wurden sie in die beiden Bücherpaare Samuel und Könige eingeteilt.
ZEITABSCHNITT
Die Bücher Samuel fallen in die Übergangszeit von der dunklen Epoche der Richter zur Zeit der Könige. Sie nehmen die Geschichte der Theokratie dort wieder auf, wo das Buch der Richter sie abgebrochen hatte (das heisst zur Zeit der Philisterherrschaft), und führen sie weiter bis zur Wiederherstellung dieser Theokratie unter David.
VERFASSER
Der Verfasser ist nirgends genannt. Es muss jedoch ein triftiger Grund bestanden haben, tim diese beiden Bücher nach Samuel zu benennen. Es liegt also nahe, dass Samuel der Verfasser wenigstens eines Teils dieser Bücher ist. Natürlich kann der zweite Teil nicht von ihm stammen, da ja sein Tod schon in 1Sam 25 erzählt ist. Durch 1Chr 29,29 wissen wir aber, dass Samuel, der Seher, sowie die Propheten Nathan und Gad über diese Zeit Bücher schrieben. Zu der Zeit gab es auch Schreiber und Sekretäre. Nichts ist also wahrscheinlicher, als dass solche — oder aber ein Nathan, Gad, Jeremia oder Esra — die angefangene Niederschrift Samuels weitergeführt haben.
Die Zeit der Abfassung kann auf alle Fälle nicht vor der Reichstrennung (931) angesetzt werden, ist doch die Rede von Königen Judas (1Sam 27,6). Da die «Bücher der Königsherrschaften» aber mit der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar schliessen, so ist jedenfalls erst nachher die letzte Hand an sie gelegt worden.
Die Echtheit der Bücher wird durch eine Reihe von Zitaten bestätigt: Mt 12,3-4; Apg 13,20-23; Heb 1,5 usw.
BOTSCHAFT
Das Hauptthema der Bücher ist Gottes Verheissungstreue. Diese bleibt trotz der Untreue der geistigen und politischen Führer Israels stets unerschüttert. Auf Grund dieser Treue ersetzt Gott den untreuen Priester (Eli) und König (Saul) durch einen getreuen Priester (Samuel) und König (David).
EINTEILUNG
I. Samuel
1. Samuel 1Sam 1-7
Jugendgeschichte Samuels 1Sam 1-3
Untergang des Hauses Eli 1Sam 4
Geschichte der Bundeslade 1Sam 5-6
Samuels Richteramt 1Sam 7
2. Saul 1Sam 8-15
Samuel verkündigt des Königs Rechte 1Sam 8
Sauls Berufung zum König 1Sam 9-10
Sauls Taten 1Sam 11-14
Sauls Verwerfung 1Sam 15
3. David 1Sam 16-31
Davids Erwählung und Berufung 1Sam 16
David und Goliath 1Sam 17
Am Hofe Sauls (Jonathan) 1Sam 18-20
Davids Wanderleben 1Sam 21-30
Sauls Niederlage und Tod 1Sam 31
Schlüsselwort: Samuel und Saul
II. Samuel
1. Machtentfaltung des Königtums Davids 2Sam 1-10
Davids hochherziges Verhalten beim Tod Sauls 2Sam 1
Davids Kampf um die staatliche Einheit: 2Sam 2-5
Isboseth, Abner
Davids Kampf um die religiöse Ordnung: 2Sam 6-7
Bundeslade, Pläne für den Tempelbau
Davids Kampf gegen die äusseren Feinde: 2Sam 8
Philister, Moabiter, Syrer
Davids Grosszügigkeit gegenüber Mephiboseth 2Sam 9
Davids Sieg über die Ammoniter und Syrer 2Sam 10
2. Erniedrigung des Königtums Davids 2Sam 11-20
Davids Fall und Busse 2Sam 11-12
Davids Kampf gegen Amnon und Absalom 2Sam 13-18
Davids wiedergewonnene Macht 2Sam 19-20
3. Nachträge zur Geschichte des Königtums Davids 2Sam 21-24
Davids Sühnung an den Gibeonitern 2Sam 21
Davids Dank und Siegeslied 2Sam 22-23,7
Davids Helden 2Sam 23,8-39
Davids Selbstüberhebung und Demütigung 2Sam 24
Schlüsselwort: David
TYPOLOGIE
Jonathan
Vorbild Christi (wenngleich unvollkommen), seiner Liebe, seiner göttlichen Freundschaft.
Der Königssohn schämt sich nicht, einen Hirtenjungen sich zum Freunde zu machen. Desgleichen Jesus: «Er schämte sich nicht, uns Brüder zu nennen.»
Die Seele Jonathans hing sich an die Seele Davids. Desgleichen Jesus: «Wie er die Seinen geliebt hatte..., so liebte er sie bis ans Ende.»
Jonathan machte mit David einen ewigen Bund
(1Sam 18,3; 20,42 usw.).
Desgleichen Jesus:
Er hat mit uns den Bund des Neuen Testaments geschlossen.
Jonathan zog seinen Mantel aus und gab David seine Gewänder, ja sogar Schwert, Bogen und Gürtel. Desgleichen Jesus: Er entäusserte sich seiner Herrlichkeit, hat uns mit dem Kleid der Gerechtigkeit bekleidet und uns zum Glaubenskampf gewappnet und gegürtet.
Jonathan stärkte David in seiner Schwachheit. Desgleichen Jesus: «Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.»
Jonathan vermittelte, auf eigene Gefahr hin, zwischen seinem Vater und David. Desgleichen Jesus: «Es ist ein Mittler zwischen Gott und den Menschen...»
David, der Hirtenkönig
Als Hirte und als König ist David ein Vorbild Jesu Christi.
Bethlehem: Geburtsort Davids und auch des Sohnes des Allerhöchsten. Stille Jahre der Zubereitung im Leben beider.
Mehrere Male setzte David sein Leben aufs Spiel um seiner Schafe willen. «Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.»
Vom Herrn «gesalbt», wurde David verfolgt, verachtet, verstossen. Vergleiche Jes 53.
Die Rückkehr des Königs (nach der Verfolgung durch Absalom). «Amen, ja, komm, Herr Jesus!»
BESONDERES MERKMAL
Das Erwachen der Prophetie
Seit Josua scheint es keine Visionen und Erscheinungen mehr gegeben zu haben (ausser im Falle von Gideon und Manoah). Mit Samuel tritt das wahre Prophetenamt wieder in Erscheinung, um bis zur Zeit der Verbannung (babylonische Gefangenschaft) weiterzudauern.
VERSCHIEDENES
Die Monarchie in Israel
Das vereinigte Reich |
Das geteilte Reich |
Die letzten Könige |
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120 Jahre |
209 Jahre |
136 Jahre |
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Saul 40 J. |
David 40 J. |
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JUDA |
JUDA |
1Sam 16,1 bis 1Kön 2,11 |
11 Könige 1Kön 12 bis 2Kön 18,12 |
8 Könige 2Kön 18,13 bis 2Kön 25,30 |
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2Chr 10-31 | 2Chr 32,1 bis 36,21 |
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ISRAEL |
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19 Könige 1Kön 12 – 2Kön 17,23
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Nach Salomo Trennung des Reiches 931v. Chr. |
Assyrische Gefangen- schaft 722 v. Chr. |
Babylonische Gefangen- schaft 586 v. Chr. |