Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Mo 20 - Welche Bedeutung hat das Gesetz für den Christen?
Ist das Gesetz nicht vollkommen?Ist das Gesetz nicht vollkommen?
Aber ist das Gesetz nicht vollkommen? Und wenn es vollkommen ist, was will man dann mehr? Das Gesetz ist göttlich vollkommen. Ja, gerade wegen seiner Vollkommenheit verflucht und tötet es jeden, der meint, vor ihm bestehen zu können, und doch nicht vollkommen ist. „Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich“ (Röm 7,14). Es ist unmöglich, sich von der Vollkommenheit und Geistlichkeit des Gesetzes eine angemessene Vorstellung zu machen. Aber sobald dieses vollkommene Gesetz mit der gefallenen Menschheit in Berührung kommt, sobald dieses geistliche Gesetz der „Gesinnung des Fleisches“ begegnet, kann es nur Zorn bewirken und die Feindschaft des Menschen ans Licht bringen (Röm 4,15; 8,7). Warum? Etwa deshalb, weil das Gesetz nicht vollkommen ist? Nein, sondern weil es vollkommen ist und weil der Mensch ein Sünder ist. Wenn der Mensch vollkommen wäre, würde er das Gesetz in all seiner geistlichen Vollkommenheit erfüllen; und der Apostel Paulus belehrt uns, dass selbst in den wahren Gläubigen, obwohl sie noch eine sündige Natur in sich tragen, „das Recht des Gesetzes erfüllt“ wird – in denen nämlich, „die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln“ (Röm 8,4). „Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt … Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes“ (Röm 13,8-10; vgl. Gal 5,4.22.23). Wenn ich jemanden liebe, werde ich ihm wohl nichts stehlen, vielmehr werde ich ihm Gutes tun, so viel ich kann. Dies alles ist für einen geistlich gesinnten Christen leicht verständlich, aber es lässt die Frage des Gesetzes, sei es als Grundlage des Lebens für den Sünder oder als Lebensregel für den Gläubigen, völlig unberührt.