Schriften von Charles Henry Mackintosh
Mt 24,45-51 - Eine Anmaßung der Autorität in der Christenheit
Der Zweck des DienstesDer Zweck des Dienstes
Ebenso klar ist auch der in diesem Gleichnis angedeutete und in den Briefen sorgfältig entwickelte Zweck dieses Dienstes: „um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit“ – „für die Auferbauung des Leibes Christi“. Wie sehr wünscht das liebende Herz Jesu die Auferbauung seiner Versammlung! Er wünscht, dass seine Glieder wachsen, dass seine Versammlung erbaut, sein Leib genährt und gepflegt wird. Aus diesem Grund reicht Er Gaben dar, unterhält sie in der Versammlung und wird sie unterhalten, bis die Versammlung ihrer nicht mehr bedarf.
Mt 24,48-51: Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr bleibt noch aus, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und isst und trinkt mit den Betrunkenen, so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil geben mit den Heuchlern: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.
Aber ach!, es gibt eine dunkle Seite bei diesem Bild – eine Seite, auf deren Anblick wir vorbereitet sein müssen, solange wir das Bild der Christenheit vor uns haben. Es ist nicht nur von einem „getreuen und klugen Knecht“ die Rede, sondern auch von einem „bösen Knecht“, der „in seinem Herzen sagt: Mein Herr verzieht zu kommen“. In seinem Herzen entspringt dieser Gedanke an die Verzögerung des Kommens seines Herrn. Er hört auf, Ihn zu erwarten; er verschiebt seine Ankunft in weite Ferne. Und was ist die Folge? „Er fängt an, seine Mitknechte zu schlagen und isst und trinkt mit den Trunkenen.“ Welch traurige Beispiele die Geschichte des Christentums in dieser Beziehung aufzuweisen hat, braucht nicht näher berichtet zu werden. Anstatt des wahren Dienstes, der in dem auferstandenen und verherrlichten Haupt seine Quelle hat, anstatt der Auferbauung des Leibes, der Segnung der Seelen und der Speisung des Gesindes, sehen wir eine falsche klerikale Autorität, eine eigenmächtige Ordnung, ein Herrschen über die Erbgüter Gottes, ein Haschen nach dem Wohlstand und der Macht der Welt, eine fleischliche Gemächlichkeit, Selbstzufriedenheit, persönliche Erhebung und priesterliche Tyrannei mit ihren vielfachen Formen und praktischen Folgen.
Der Unterschied zwischen dem klerikalen System und dem wahren Dienst ist denkbar groß. Jenes ist eine rein menschliche Anmaßung und hat seine Quelle in dem Herzen des Menschen; dieser beruht auf einem auferstandenen und verherrlichten Erretter, der, auferweckt aus den Toten, Gaben empfangen hat, um sie zu geben, wem Er will. Das ist sehr ernst und sollte einen entscheidenden Einfluss auf uns ausüben; denn es kommt ein Tag, wo der Herr zu Gericht sitzen wird über alles, was der Mensch in seinem Haus gewagt hat aufzubauen. Es geht hierbei nicht um Personen – wiewohl es sehr ernst für einen Menschen ist, Hand an Dinge zu legen, über die ein so schreckliches Gericht ergehen wird –, sondern um ein bestimmtes klerikales System in all seinen Formen und Verzweigungen.
Vor diesem Übel warnen wir eindringlich. Der Herr Jesus allein verleiht dem Menschen Gaben zum Dienst, und in seiner wundervollen Gnade will Er die treue und sorgfältige Ausübung dieser Gaben reichlich belohnen, während Er das, was der Mensch aufgerichtet hat, mit den ernsten Worten beurteilt: „Der Herr jenes Knechtes wird kommen an einem Tage, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil setzen mit den Heuchlern: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen.“
Möge der Herr seine Diener und sein Volk vor jeder Teilnahme an diesem großen Übel, das leider bis in den Schoß der Versammlung Gottes eingedrungen ist, bewahren und sie zugleich leiten, jenen wahren, kostbaren und göttlichen Dienst, der von Ihm ausgeht und in seiner unendlichen Liebe zum Segen und Gedeihen der seinem Herzen so teuren Kirche bestimmt ist, zu verstehen, zu schätzen und auszuüben! Der Dienst in der Versammlung ist von Gott, seine Quelle ist göttlich, seine Natur himmlisch und geistlich, sein Zweck die Berufung und Auferbauung der Versammlung Gottes. Der Herr Jesus teilt die Gaben an die Evangelisten, Hirten und Lehrer aus. Er verfügt über die geistlichen Gaben, und Er hat diese Verfügungsgewalt niemals preisgegeben und wird sie niemals preisgeben. Trotz allem, was Satan in der bekennenden Kirche abträglich gewirkt hat, trotz aller Handlungen jenes „bösen Knechts“, trotz aller Anmaßungen einer Autorität, die dem Menschen nicht gebührt, hält unser auferstandener und verherrlichter Herr die „sieben Sterne in seiner Hand“. Er verfügt über jede Gabe, jede Macht und Autorität für den Dienst. Nur Er kann jemanden zu einem Diener machen. Wenn Er nicht eine Gabe mitgeteilt hat, so kann kein wahrer, göttlicher Dienst ausgeübt werden. Es bleibt dann bei hohler Anmaßung, strafbarem Eingriff, eitler Geziertheit und unnützem Geschwätz. Wo aber der Herr eine Gabe verleiht, muss diese „angefacht“ und sorgfältig gepflegt werden, damit die „Fortschritte allen offenbar seien“. Die Gabe muss in der Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt werden; sonst wird sie nicht dem göttlich bestimmten Zweck entsprechen.
Abschließend hierzu und zu dem kurz berührten Gleichnis von den Talenten sei noch einmal daran erinnert, dass jeder wahre Dienst in unmittelbarer Beziehung zu der Ankunft des Herrn im Blick auf jenes große und herrliche Ereignis ausgeübt wird. Alles, was nachgebildet, falsch, verderbt und böse ist, wird gerichtet, wenn der Herr Jesus in seiner Herrlichkeit erscheint.