Schriften von Charles Henry Mackintosh
2Chr 34-35 - Josia und seine Zeit
2Chr 34,23-28 - Teil 32Chr 34,23-28 - Teil 3
Die verschiedenen Abschnitte im Leben Josias sind scharf bezeichnet. „Im achten Jahr seiner Regierung … fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen.“ – „Im zwölften Jahr fing er an, Juda und Jerusalem von den Höhen … zu reinigen.“ – „Und im achtzehnten Jahr seiner Regierung, als er das Land und das Haus reinigte, sandte er Schaphan, den Sohn Azaljas, und Maaseja, den Obersten der Stadt, und Joach, den Sohn Joachas, den Geschichtschreiber, um das Haus des HERRN, seines Gottes, auszubessern.“
Aus diesem allem können wir nun jenen Fortschritt wahrnehmen, der immer auf eine wirkliche Herzensabsicht, dem Herrn zu dienen, folgt. „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ [Spr 4,18]. Solch ein Pfad war der Weg Josias, und so kann auch der Pfad des Lesers sein, wenn er denselben Herzensentschluss hat. Es spielt keine Rolle, wie die Umstände beschaffen sind. Wir können von den feindseligsten Einflüssen umgeben ein, wie es Josia in seiner Zeit war, aber ein Herz voll Hingabe, ein ernstlicher Wille und Entschlossenheit werden uns durch die Gnade über alles erheben und uns befähigen, von Stufe zu Stufe auf dem Pfad der Jüngerschaft vorwärtszukommen.
Wenn wir die ersten zwölf Kapitel des Buches Jeremia durchgehen, können wir uns eine Vorstellung von dem Zustand in den Tagen Josias machen. Dort lesen wir: „Ich werde meine Gerichte über sie aussprechen wegen all ihrer Bosheit, dass sie mich verlassen undanderen Göttern geräuchert und sich vor den Werken ihrer Hände niedergebeugt haben . Du aber gürte deine Lenden und mach dich auf und rede zu ihnen alles, was ich dir gebieten werde.
Verzage nicht vor ihnen, damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache“ [Jer 1,16.17]. – „Darum werde ich weiter mit euch rechten, spricht der HERR; und mit euren Kindeskindern werde ich rechten. Denn geht hinüber zu den Inseln der Kittäer und seht, und sendet nach Kedar und hört aufmerksam zu; und seht, ob so etwas geschehen ist! Hat irgendeine Nation die Götter vertauscht? Und doch sind sie nicht Götter; aber mein Volk hat seine Herrlichkeit vertauscht gegen das, was nichts nützt“ [Jer 2,9-11]. – So finden wir auch zu Beginn von Jeremia 3 ein schreckliches Bild gebraucht, um den bösen Wandel des abtrünnigen Israel und des verstockten Juda darzustellen, und im vierten Kapitel lesen wir die Worte: „Dein Weg und deine Handlungen haben dir dies bewirkt; dies ist deine Bosheit; ja, es ist bitter, ja, es dringt bis an dein Herz. Meine Eingeweide, meine Eingeweide! Mir ist angst! Die Wände meines Herzens! Es tobt in mir mein Herz! Ich kann nicht schweigen! Denn du, meine Seele, hörst den Schall der Posaune, Kriegsgeschrei: Zerstörung über Zerstörung wird ausgerufen. Denn das ganze Land ist verwüstet; plötzlich sind meine Zelte zerstört, meine Zeltbehänge in einem Augenblick. Wie lange soll ich das Banner sehen, den Schall der Posaune hören? Denn mein Volk ist närrisch, mich kennen sie nicht; törichte Kinder sind sie und unverständig. Weise sind sie, Böses zu tun; aber Gutes zu tun verstehen sie nicht. Ich schaue die Erde an, und siehe, sie ist wüst und leer; und zum Himmel, und sein Licht ist nicht da. Ich schaue die Berge an, und siehe, sie beben; und alle Hügel schwanken. Ich schaue, und siehe, kein Mensch ist da, der Karmel ist eine Wüste; und alle seine Städte sind niedergerissen vor dem HERRN, vor der Glut seines Zorns“ [Jer 4,18-28].
Welch eine lebendige Sprache! Für den Blick des Propheten ist der ganze Schauplatz in den ursprünglichen chaotischen Zustand und die Finsternis zurückgefallen. Nichts konnte trüber sein als der hier geschilderte Anblick. Alle diese Kapitel müssen sorgfältig betrachtet werden, wenn wir ein richtiges Urteil über die Zeit Josias erhalten wollen. Es war offenkundig eine Zeit tiefsitzender und allgemein verbreiteter Verderbnisse jeder Art. Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, Gelehrte und Ungelehrte, Propheten, Priester und Volk, alle stellten ein abschreckendes Bild von Falschheit, Betrug und herzloser Bosheit dar, das nur von einer inspirierten Feder treu dargestellt werden konnte.
Warum verweilen wir hierbei? Warum führen wir Beweise an von dem moralischen Zustand Israels und Judas in den Tagen des Königs Josia? Hauptsächlich, um zu zeigen, dass wir persönlich dem Herrn dienen können, wenn nur das Herz die Absicht hat, es zu tun; denn in den dunkelsten Zeiten strahlt das Licht treuer Hingebung am hellsten, es sticht von der Dunkelheit ringsumher umso mehr ab. Gerade die Umstände, die Gleichgültigkeit und Untreue als Vorwand für die Nachgiebigkeit, dem Strom zu folgen, gebrauchen wollen, liefern einem ergebenen Herzen einen Grund, sich dagegenzustemmen. Wenn Josia um sich schaut, was sah er? Verrat, Betrug, Verderbtheit und Gewalttat. So war der Zustand der öffentlichen Moral. Und wie stand es um die Religion? Verkehrtes und Böses in jeder nur denkbaren Form. Einiges davon stammte aus sehr alter Zeit. Es wurde von Salomo eingeführt, und selbst Hiskia hatte es bestehen lassen. Der Grund dazu wurde schon in der glänzenden Regierung des weisesten und reichsten Königs von Israel gelegt, und der frömmste und der ergebenste unter den Vorfahren Josias hatte es bestehen lassen, wo er es vorfand.
Wer war denn Josia, dass er sich anmaßte, so ehrwürdige Einrichtungen umzustoßen? Welches Recht hatte er, der noch so junge, unerfahrene Mann, sich in Widerspruch zu setzen mit Männern, die ihn an Weisheit, Einsicht und reifem Urteil weit übertrafen? Warum ließ er die Dinge nicht, wie er sie fand? Warum erlaubte er dem Strom nicht, ruhig in dem Bett weiterzufließen, das ihm seit Generationen gegeben worden war? Eingriffe sind gewagt; es ist ein großes Wagnis, allen Vorurteilen entgegenzutreten.
Diese und tausend ähnliche Fragen hätten das Herz Josias bewegen können, aber die Antwort war einfach, klar und entschieden. Es war nicht das Urteil Josias gegenüber dem Urteil seiner Vorfahren, sondern das Urteil Gottes gegen alles. Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz für jedes Kind Gottes und für jeden Diener Christi. Ohne ihn können wir uns nie dem Strom des Bösen, der um uns her fließt, entgegenstellen. Dieser Grundsatz hielt Luther aufrecht in dem harten Kampf, den er mit der ganzen Christenheit zu führen hatte. Auch er musste, wie Josia, die Axt an die Wurzel alter Vorurteile legen und gerade an der Grundlage der Meinungen und Lehren rütteln, die seit mehr als tausend Jahren allgemeine Geltung in der Kirche hatten. Wie konnte das geschehen? Etwa dadurch, dass man das Urteil Martin Luthers gegen das Urteil der Päpste und Kardinale, der Konzilien, Bischöfe und Lehrer stellte? Gewiss nicht; das hätte die Reformation sicher nicht herbeigeführt. Es war nicht Luther gegen die Christenheit, sondern die Heilige Schrift gegen den Irrtum.
Möchten wir das wohl bedenken! Dies ist für unsere Zeit eine ebenso wichtige Lektion wie für die Tage Luthers und Josias. Wir fordern die Oberherrschaft der Heiligen Schrift, die oberste Autorität des Wortes Gottes, die unumschränkte Herrschaft der göttlichen Offenbarung, ehrfurchtsvoll von der Kirche Gottes in ihrer ganzen Ausdehnung anerkannt. Wir sind überzeugt, dass man allerorts und durch alle Mittel fleißig bestrebt ist, die Autorität des Wortes zu untergraben und seinen Einfluss auf das menschliche Gewissen zu schwächen. Und weil wir dies fühlen, suchen wir immer wieder den Ruf einer ernsten Warnung zu erheben und nach unserer Fähigkeit hervorzuheben, wie wichtig es ist, sich in allen Dingen der inspirierten Schrift zu unterwerfen, der Stimme Gottes in der Schrift. Es ist notwendig, dass wir in allen Dingen unbedingt von der Autorität der Schrift begleitet werden – nicht von der Auslegung der Schrift durch sterbliche Männer, sondern von der Schrift selbst. Es ist notwendig, dass wir der Lehre des Wortes Gottes zu allen Zeiten und in jeder Lage den ersten und letzten Platz einräumen.
Dies finden wir in sehr lebendiger Weise dargestellt im Leben und in den Zeiten Josias und besonders in den Vorgängen des achtzehnten Jahres seiner Regierung, auf die wir jetzt die Aufmerksamkeit des Lesers richten wollen. Dies Jahr war eines der denkwürdigsten, nicht nur in der Geschichte Josias, sondern auch in den Annalen Israels. Es zeichnete sich durch zwei große Tatsachen aus: die Entdeckung des Gesetzbuches und die Feier des Passah. Wunderbare Ereignisse! Ereignisse, die ihren Eindruck auf diesem sehr wichtigen Zeitabschnitt hinterlassen haben und ihn in Bezug auf die Belehrung für das Volk Gottes zu allen Zeiten überaus fruchtbar gemacht haben.
Es ist erwähnenswert, dass die Entdeckung des Gesetzbuches gerade in der Zeit gemacht wurde, als die reformatorischen Maßnahmen Josias ihren Fortgang nahmen. Dies liefert einen der Tausende von Beweisen des großen praktischen Grundsatzes, dass „jedem, der hat, gegeben werden wird, und er wird Überfluss haben“ [Mt 25,29]. – Und: „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist“ [Joh 7,17].
2Chr 34,8-19: Im achtzehnten Jahr seiner Regierung, als er das Land und das Haus reinigte, sandte er Schaphan, den Sohn Azaljas, und Masseja, den Obersten der Stadt, und Joach, den Sohn Joachas, den Geschichtsschreiber, um das Haus des HERRN, seines Gottes, auszubessern. Und sie kamen zu Hilkija, dem Hohenpriester, und gaben das Geld, das in das Haus Gottes gebracht worden war … Und als sie das Geld herausnahmen, das in das Haus des HERRN gebracht worden war, fand der Priester Hilkija das Buch des Gesetzes des HERRN durch Mose. Da hob Hilkija an und sprach zu Schaphan, dem Schreiber: Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des HERRN gefunden. Und Hilkija gab das Buch Schaphan. Und Schaphan brachte das Buch zum König. … Und Schaphan las darin vor dem König. Und es geschah, als der König die Worte des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Kleider.
Hier haben wir ein zartes Gewissen, das sich unter die Wirkung des Wortes Gottes beugt. Das war ein besonderer Zug im Charakter Josias. Er war in der Tat ein Mann mit einem demütigen und zerschlagenen Geist, der bei dem Wort Gottes zitterte. Möchten wir alle mehr davon kennen! Es ist ein sehr beachtenswerter Zug des christlichen Charakters. Wir haben sicher nötig, das Gewicht, die Autorität und den Ernst der Schrift weit tiefer zu fühlen. Josia hatte in seinem Herzen keine Frage über die Echtheit und Glaubwürdigkeit der Worte, die Schaphan ihm vorgelesen hatte. Wir lesen nicht, dass er gesagt hat: „Wie kann ich wissen, dass dies das Wort Gottes ist?“ Nein, er zitterte davor. Er beugte sich vor ihm. Er wurde dadurch niedergeschlagen. Er zerriss seine Kleider. Er maßte sich nicht an, über das Wort Gottes zu Gericht zu sitzen, sondern er ließ zu, dass das Wort Gottes ihn richtete, wie es geziemend und recht war.
So sollte es stets sein. Wenn der Mensch die Schrift beurteilen kann, dann ist die Schrift keineswegs das Wort Gottes. Aber wenn die Schrift in Wahrheit Gottes Wort ist, dann muss sie den Menschen beurteilen. Und das tut sie. Die Schrift ist das Wort Gottes und beurteilt den Menschen gründlich. Sie legt die Wurzeln seiner Natur bloß, sie schließt die Grundlagen seines moralischen Wandels auf, sie hält ihm den einzigen wahren Spiegel vor, in dem er sich in seiner wirklichen Gestalt sehen kann. Das ist der Grund, warum der Mensch die Schrift nicht liebt, sie nicht ertragen kann, sie beiseitesetzen will, seine Freude darin findet, sie mit Geringschätzung zu betrachten, und es wagt, über sie zu Gericht zu sitzen. Er macht es nicht so mit anderen Büchern. Aber das ist erklärlich. Denn die Schrift beurteilt ihn, richtet seine Wege, seine Lüste. Daher kommt die Feindschaft des natürlichen Herzens gegen dies so kostbare und wunderbare Buch, das, wie wir bereits bemerkt haben, für jedes göttlich zubereitete Herz seine eigene Beglaubigung bei sich führt. Es ist eine Macht in der Schrift, die alles vor ihr niederdrücken muss. Alles muss sich früher oder später vor ihr beugen. „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,12.13).
Josia fand, dass es gerade so sein müsse. Das Wort Gottes durchbohrte ihn durch und durch:
2Chr 34,19-21: Und es geschah, als der König die Worte des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Kleider. Und der König gebot Hilkija und Achikam, dem Sohn Schaphans, und Abdon, dem Sohn Michas, und Schaphan, dem Schreiber, und Asaja, dem Knecht des Königs, und sprach: Geht hin, befragt den HERRN für mich und für die Übriggebliebenen in Israel und in Juda wegen der Worte des aufgefundenen Buches. Denn groß ist der Grimm des HERRN, der sich über uns ergossen hat, weil unsere Väter das Wort des HERRN nicht gehalten haben, um nach allem zu tun, was in diesem Buch geschrieben steht.
Welch ein auffallender Gegensatz zwischen Josia, der mit betrübtem Herzen, erwachtem Gewissen und zerrissenen Kleidern sich unter die gewaltige Wirkung des Wortes Gottes niederbeugte, und unseren Zweiflern und Ungläubigen, die mit erschreckender Kühnheit es wagen, über dasselbe Wort zu Gericht zu sitzen. O dass die Menschen doch beizeiten weise sein und ihre Herzen und Gewissen in ehrfurchtsvoller Unterwerfung unter das Wort des lebendigen Gottes bringen möchten, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn kommt, an dem sie unter Weinen, Wehklagen und Zähneknirschen genötigt sein werden, sich unter das Wort Gottes zu beugen!
Das Wort Gottes wird immer bestehen bleiben, und es hilft dem Menschen nicht, sich ihm zu widersetzen oder durch seine überlegenen und zweifelnden Spekulationen Irrtümer und Widersprüche darin ausfindig machen zu wollen. „In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln“ [Ps 119,89]. – „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ [Mt 24,35; Mk 13,31; Lk 21,33]. – „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit“ [1Pet 1,25]. – Was kann es daher dem Menschen nützen, dem Wort Gottes zu widerstehen? Er kann nichts gewinnen; aber ach, wie viel kann er verlieren! Wenn ein Mensch die Unechtheit der Bibel beweisen könnte, was hätte er dabei gewonnen? Aber wenn sie doch wahr ist, was verliert er? Welch eine ernste Wahrheit! Möchte ihr Ernst doch von jedem gefühlt werden, dessen Herz unter dem Einfluss von Schlussfolgerungen oder ungläubiger Einwendungen steht! Fahren wir jedoch in unserer Geschichte fort:
2Chr 34,22: Da gingen Hilkija und diejenigen, der der König gesandt hatte, zur Prophetin Hulda, der Frau Schallums, des Sohnes Tokhats, des Sohnes Hasras, des Hüters der Kleider; sie wohnte aber in Jerusalem im zweiten Stadtteil; und sie redeten auf diese Weise zu ihr.
Beim Beginn unserer Betrachtung bemerkten wir die Tatsache, dass als Kennzeichen des Zustands im Volk Gottes ein achtjähriges Kind auf dem Thron Davids saß. Hier stehen wir vor der Tatsache, dass der prophetische Dienst von einer Frau ausgeübt wird. Sicher soll damit etwas gesagt werden. Der Zustand des Volkes hatte einen Tiefpunkt erreicht, aber die Gnade Gottes war unerschöpflich und überströmend, und Josia war so völlig gebrochen, dass er bereit war, die Mitteilung des Herzens Gottes anzunehmen, durch welchen Mund sie auch zu ihm gelangen mochte. Das ist in der Tat beachtenswert. Nach Ansicht der Natur mag es für den König Judas sehr demütigend gewesen sein, zu den Ratschlägen einer Frau seine Zuflucht nehmen zu müssen. Aber damals war diese Frau die Verwalterin der Geheimnisse des Herzens Gottes, und dies war völlig genug für einen zerschlagenen und betrübten Geist. Er hatte bis dahin den Beweis abgelegt, dass sein größtes Verlangen darin bestand, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun; und daher bekümmerte es ihn nicht, durch welches Mittel dieser Wille an sein Ohr drang. Er war bereit, zu hören und zu gehorchen.
Hierin liegt zu allen Zeiten das wahre Geheimnis einer göttlichen Leitung. „Er leitet die Sanftmütigen im Recht, und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg“ (Ps 25,9). Wäre diese gesegnete Gesinnung der Demut mehr unter uns vorhanden, dann würde weniger Verwirrung und Widerspruch, weniger Streit und Hader um Worte sein, die keinen Nutzen schaffen. Wenn wir alle demütig wären, würden wir alle göttlich geleitet und göttlich belehrt werden, eines Sinnes zu sein, ein und dasselbe zu reden und die Zersplitterungen und gegenseitigen Anfeindungen entschieden zu vermeiden.
Welch eine deutliche Antwort empfängt der demütige und betrübte König aus dem Mund der Prophetin Hulda – sowohl für sein Volk als auch für sich selbst:
2Chr 34,23-25: Und sie sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und über seine Bewohner: alle Flüche, die in dem Buch geschrieben sind, das man vor dem König von Juda gelesen hat. Weil sie mich verlassen und anderen Göttern geräuchert haben, um mich zu reizen mit all den Machwerken ihrer Hände, so hat mein Grimm sich über diesen Ort ergossen, und er wird nicht erlöschen.
Dies alles war nur die feierliche Wiederholung dessen, was das offene und aufmerksame Ohr des Königs schon gehört hatte, aber es kam mit Gewalt, Nachdruck und Gewicht, frisch und als eine direkt und persönlich an ihn gerichtete Mitteilung. Es kam verstärkt und gesteigert durch den ernsten Ausspruch: „Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat.“
Aber hier fand sich noch mehr: Auch eine Gnadenbotschaft, die Josia selbst betraf, war noch vorhanden:
2Chr 34,26-28: Zum König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den HERRN zu befragen, zu ihm sollt ihr so sprechen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Die Worte betreffend, die du gehört hast –weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor Gott gedemütigt hast, als du seine Worte über diesen Ort und über seine Bewohner hörtest, und du dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe ich es auch gehört, spricht der HERR. Siehe, ich werde dich zu deinen Vätern versammeln, und du wirst zu deinen Gräbern versammelt werden in Frieden; und deine Augen sollen all das Unglück nicht ansehen, das ich über diesen Ort und über seine Bewohner bringen werde. – Und sie brachten dem König Antwort.
Dies alles ist voll Belehrung und Ermutigung für uns in diesen dunklen und bösen Tagen. Wir lernen hier den Wert einer tiefen persönlichen Betrübnis des Herzens nach göttlicher Wertschätzung kennen. Josia hätte den Fall als hoffnungslos betrachten und denken können, dass nichts den gewaltigen Strom des Zornes und des Gerichts, der über die Stadt Jerusalem und das Land Israel herabstürzen würde, aufhalten könnte; dass jede Anstrengung, ihn aufzuhalten, sich als vollkommen nutzlos erweisen würde; dass es der Vorsatz Gottes sei, das Gericht auszuführen – kurz, dass er nur dabeizustehen und den Dingen ihren Lauf zu lassen habe. Aber Josia urteilte nicht so. Er beugte sich vor dem göttlichen Zeugnis. Er demütigte sich, zerriss seine Kleider und weinte. Gott nahm Kenntnis davon. Josias Bußtränen waren köstlich für den HERRN, und obwohl das schreckliche Gericht seinen Lauf nehmen musste, so entkam doch der Bußfertige. Und nicht nur entkam er selbst, sondern er wurde in der Hand des HERRN zu einem gesegneten Werkzeug, um auch andere zu retten. Er überließ sich nicht dem Einfluss eines gefährlichen Verhängnisglaubens, sondern er warf sich mit gebrochenem Geist und zerknirschtem Herzen vor Gott, indem er seine eigene Sünde und die Sünde des Volkes bekannte. Und als er von seiner eigenen Rettung überzeugt war, suchte er auch die Rettung seiner Brüder zu bewirken. Das ist eine herrliche Belehrung für das Herz.